Special Part 3: Vivitek H9080FD
Der komplette Test mit allen Details...
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Full HD erfordert hochwertige Kabel:

AL-Kabelshop



Das Interesse an der neuen LED-Technik ist groß, wie ein reges Feedback zu unserem dreiteiligen Megaspecial zum weltersten FullHD-LED-Projektor der Welt, dem Vivitek H6080HD / H9080FD, zeigt. In den ersten zwei Teilen haben wir bereits erste Ergebnisse und den technischen Aufbau der LED-Lichtquellen detailliert aufgezeigt:

 

Preview Special Part 1:
Vivitek H9080FD: Der welterste FullHD DLP Heimkino-Projektor mit LED-Lichtquellen -
Gimmick oder zukunftsweisende Technologie?

Preview Special Part 2:
Vivitek H6080HD / H9080FD: Nur bei Cine4Home -
Die technische Realisation der LED-Beleuchtung im Detail...

 

In diesen ersten beiden Teilen wird bereits klar, dass LEDs eine zukunftsweisende Beleuchtungstechnologie darstellen, die auch im Heimkino viele Vorteile bieten und sicherlich mittelfristig die herkömmliche UHP-Lampe ablösen kann.



Doch wie sieht es mit den sonstigen Aspekten des Vivitek H6080 / H9080 aus? Kann er neben seinen innovativen LEDs auch tatsächlich mit anderen Bildqualitäten überzeugen? Mit einem Verkaufspreis von ca. €15,000.- richtet er sich an den versierten High-End Käufer, dementsprechend hoch sind die Maßstäbe zu setzen. Ob es sich bei dem ersten LED-Beamer nur um eine kostspielige Technik-Studie handelt, oder tatsächlich um einen aktuellen Referenz-Projektor, beantworten wir gewohnt detailliert in diesem Komplett-Test.

 

Wir verweisen im Voraus auf unsere Testkriterien, die ausführlich in unserem Know How Special: "Projektoren / PlasmaTVs - Qualitätsmerkmale - Die Testkriterien von Cine4Home" beschrieben werden.


An dieser Stelle wollen wir ausdrücklich betonen, dass alle hier veröffentlichten Ergebnisse sich auf ein Vorserienmodell beziehen. Laut Hersteller sollen manche Aspekte des Projektors zur Serie weiter verbessert und signifikante Mängel behoben werden. An entsprechenden Stellen wird in diesem Test darauf hingewiesen.

 


1. Ausstattung und Technik (Know How Link hier)

Wenn man den Vivitek H9080FD zum ersten Mal zu Gesicht bekommt, stellt man fest, dass er so gar nicht äußerlich dem LED-Image entspricht. Statt eines kompakten Beamers im Taschenformat handelt es sich eher um einen Riesen in wahrem Dinosaurierformat:



Mit Abmessungen von 520mm x 244mm x 560mm und einem Gewicht von rund 20kg ist er nicht unauffällig im Raum zu platzieren und daher nicht wirklich für die Wohnraumintegration geeignet. Doch seine Verarbeitung ist technisch auf höchstem Niveau: Das gesamte Chassis besteht aus Metall und vermittelt wahres High-End Feeling. Für spezielle Heimkinoräume ist der Vivitek durchaus geeignet. Wer sein Wohnzimmer hingegen nicht verschandeln will, muss auf kompaktere Generationen warten.

 

1.1 Technik

Nimmt man den großen Vollmetalldeckel ab, so erhält man einen ersten Ausblick auf die Komponenten. Schnell wird deutlich, dass der modulare Aufbau dem eines PCs ähnelt und daher großzügig mit vielen Lufträumen dimensioniert ist. Im vorderen Teil befindet sich der gesamte Lichtweg, im oberen hinteren Teil die Signalelektronik und Steuerplatinen:



Unten rechts im Bild sehen wir die teilweise verkapselte Signalelektronik, die sich durch einen hochwertigen Prozessor auszeichnet: Der "Gennum GF9450" hat schon in diversen Heimkino-Projektoren seine Stärken in der Skalierung und im De-Interlacing gezeigt.

Besonders auffällig ist die linke Platine mit drei separaten Kühlkörpern. Hierbei handelt es sich um den elektronischen Treiber der LEDs, gleichsam der Steuereinheit. Sie stammt nicht aus dem Hause Vivitek, sondern ist eine Entwicklung von Osram:



Der Osram Rapcur LED-Treiber


Genauer ist es das Osram "Rapcur F9030A" Modul: Ein erstmals von Osram eingesetztes FPGA (Field Programmable Gate-Array) ermöglicht die präzise und äußerst schnelle Signalverarbeitung. Die hohen LED-Ströme von bis zu 30A und die sehr kurzen Schaltzyklen verlangen hohe Schaltgeschwindigkeiten. Der Rapcur-Treiber ermöglicht bei Strömen von 30A Ein- und Ausschaltzeiten von unter 1µs. Darüber hinaus kann der LED-Treiber Ströme in 255 Stufen liefern, dies entspricht 8 Bit. Durch diese schnellen Schaltzeiten ist ein "Pulsen" der LEDs technisch kein Problem.


Im vorderen Teil des Projektors befindet sich der gesamte Lichtweg. Er ist komplett aus schwerem Metall gefertigt und staubdicht verkapselt, so dass er ganz ohne Staubfiltersystem auskommt. Auch ohne Filterreinigung ist so eine lange Lebensdauer gewährleistet. Hier profitiert die DLP-Technologie von der Tatsache, dass der DMD-Chip von hinten, außerhalb des Lichtweges, gekühlt werden kann.

Der Ausbau der optischen Komponenten bringt die erste Überraschung: Wider Erwarten wurde für den weltersten LED Projektor kein komplett neuer Lichtweg konstruiert, sondern eine herkömmliche Single-Chip Lightengine verwendet. Dabei handelt es sich um ein bekanntes Modell: Der Lichtweg ist nahezu identisch zu dem eines Planar PD8130 / 8150. Wahrscheinlich stammt er aus dem Hause Delta, dem Mutterkonzern von Vivitek, der viele OEM Produkte für Markenunternehmen liefert.



Lichtweg (links) und LED Lichtmodul (rechts)

An den herkömmlichen Lichtweg (im Bild oben links) wird das Herz des Projektors, das LED-Modul, angeflanscht (Bild oben rechts). Es wirkt auf den ersten Blick wie ein überdimensionales Lampenmodul. Tatsächlich ist es aber eine aufwändige Konstruktion, die einen eigenen kleinen Lichtweg beinhaltet. Im folgenden Bild sieht man, dass in diesem Modul, ähnlich wie bei einem 3LCD-Projektor, drei verschiedene LEDs gegenüber gestellt sind, für jede Grundfarbe eine eigene LED.



Die direkte Draufsicht von oben gibt einen weiteren Aufschluss über den Aufbau: Jede der drei Grundfarb-LEDs hat ihr eigenes Linsensystem und strahlt auf ein Kreuz aus halbdurchlässigen Spiegeln. Diese lenken das Licht in einen kleinen Spiegelkanal, der in seiner Größe und seinem Format genau so konstruiert ist, dass er passgenau mit dem herkömmlichen Lichtweg abschließt. Besonders anschaulich wird das Ganze, wenn man es unter Strom setzt:



Im Bild oben kann man gut erkennen, wie das Licht der einzelnen farbigen LEDs durch die Spiegel überlagert und durch den schmalen Spiegelkanal geleitet wird, bis es als Lichtschein in den "normalen" Lichtweg gelangt.

Jede der drei LEDs muss aufgrund ihrer enormen Leistungsaufnahme (bis zu 30A bei 4V) ausreichend gekühlt werden. Aus diesem Grund wurde jede LED auf einen sehr großen, passiven Kühlkörper geschraubt.



Zusätzlich werden diese passiven Kühlkörper durch aktive Lüfter gleicher Größe im Chassis unterstützt. Hier erklärt sich auch die Größe des Projektors. Da man auf eine Flüssigkeitskühlung (leider) verzichtet hat, musste man der geringen Lautstärke zuliebe die Maße vergrößern. Die kleinen Maße der LEDs selbst zeigen aber, wie viel Potenzial zum Verkleinern zukünftiger Modelle besteht:



Das eigentliche LED-Modul besteht aus einer Kupferplatine mit nur wenigen Quadratzentimetern Fläche. Es wird wie ein Prozessor auf den gewünschten Kühlkörper geschraubt. Grundsätzlich ergeben sich durch diesen Aufbau dieselben Kühlmöglichkeiten, wie in der Prozessortechnik. Es ist schon jetzt abzusehen, dass "Tweaker" ihre helle Freude haben werden, wie bei PCs die Kühlung in Leistung und Lautstärke zu optimieren. In der Praxis wird man sogar auf herkömmliche PC-Komponenten zurückgreifen können. Doch zurück zu unseren LEDs: Die eigentliche Leuchtfläche ist nur wenige Millimeter groß und im Foto oben als silbernes Viereck zu erkennen. Es entspricht dem klassischen 16:9 Format und ist somit in seiner Ausleuchtung auf das native Bildformat moderner Projektoren abgestimmt. Die Dicke der Kabel liegt in der großen Stromstärke begründet: Bis zu 30A müssen sie vertragen.

 

1.2 Lautstärke

Wir kommen zu einem ersten Problemfeld des Vivitek 9080, der Lautstärke. Der etwas grobschlächtige Aufbau ohne konsequente Optimierung der Luftwege ist von sich aus nicht genug auf leise getrimmt. Die großen Lüfter verhindern mit viel Umluft bei moderaten Umdrehung zwar Krach, doch den derzeitigen High-End Ansprüchen genügt der LED-Projektor keinesfalls, denn er kann in ruhigen Filmszenen deutlich wahrgenommen werden.

Doch damit nicht genug, seine schlechten Noten in Sachen Lautstärke handelt er sich nicht durch sein Kühlsystem ein, sondern durch den bereits oben angesprochenen LED-Treiber von Osram.



Bei Ausnutzung der vollen LED-Leistung erzeugt der Treiber ein hochfrequentes, lautes Summen, ähnlich einem Hochspannungsmasten oder starker Leuchtreklame. Diese Tonlage ist nicht nur subtil störend, sondern im Heimkinobereich als absolut unzumutbar anzusehen, erstrecht in der hohen Preisklasse des Vivitek 9080FD.

Leider scheint es dem Hersteller nicht gelungen zu sein, das störende Summen bis zur Serie durch eine Neukonstruktion der Elektronik zu beseitigen. Auf Rückfrage teilte man uns mit, dass man das Geräusch durch schallmindernden Schaumstoff reduzieren will. In Anbetracht der großen und Resonanzfreudigen Konstruktion des Chassis und der Lautstärke der Treiberplatine, stehen wir dieser angedachten Lösung kritisch gegenüber. Auch bei verminderter Lautstärke ist das störende Surren als nicht akzeptabel anzusehen. In einem Update zu finalen Seriengerät werden wir diesen Aspekt noch einmal gesondert untersuchen.

 

1.3 Anschlüsse

Hohe Ansprüche werden bei den Anschlüssen erfüllt, die sich elegant hinter einer Klappe verstecken lassen:



HDMI (1.3) x2, Component x1, BNC x1, VGA x1, S-Video x1 und Composite x1 werden zur Verfügung gestellt, womit der Projektor zu allen gängigen Signalübertragungsstandards kompatibel ist. Und auch hier sind alle Buchsen hochwertig verarbeitet und entsprechen Profistandards.

 

1.4 Aufstellung

Für einen DLP-Projektor vorbildlich flexibel zeigt sich die Aufstellungscharakteristik des Vivitek H6080 / 9080, sowohl im Zoom als auch der einstellbaren Bildlage:

Um eine Integration möglichst flexibel zu gestalten, werden gleich zwei verschiedene Linsenoptionen geboten: Die Standard-Optik bietet einen Zoombereich von 1,85 bis 2,4:1. Gängige Bildbreiten wie 2,5m lassen sich mit ihr ab Abständen von 4,6m realisieren, damit ist diese Optik klar für große Räume mit weiten Abständen zu der Leinwand konzipiert. Mit der speziellen Short-Throw-Optik können hingegen auch große Bildbreiten aus geringen Projektionsabständen realisiert werden. Mit einem Zoombereich von 1.56 bis 1.86:1 lassen sich 2,5m Bildbreite bereits ab 3,9m projizieren.

Dazu bietet der Vivitek einen für DLP Projektoren nach wie vor seltenen horizontalen und vertikalen Lensshift. Damit lässt sich das Bild vertikal von -50% bis +120% und horizontal jeweils 15% in beide Richtungen verschieben. Die Bedienung des Lensshifts gestaltet sich dabei aber als sehr umständlich: Zunächst muss man die gesamte Rückenabdeckung des Projektors abnehmen:

Danach muss man die obere, zentrierte Metallplatte nach hinten schieben, bis darunter zwei Inbusschrauben für den Lensshift sichtbar werden. Mit dem beiliegenden Inbussschlüssel kann man dann den Lensshift wie gewünscht einstellen.


Der Lensshift wird mit Hilfe eines Inbusschlüssels verstellt

Diese Konstruktion ist stabil und hält auf Dauer die gemachten Einstellungen, doch ist die obige Prozedur als zu umständlich zu bewerten.


Das System aus Lensshift und verschiedenen Optik-Varianten macht eine Installation unter fast allen Raumbegebenheiten möglich. In dieser Ultra-HighEnd-Preisklasse wäre aber ein motorisierter Lensshift und Zoom Pflicht, weshalb sich der Projektor dennoch Punktabzug einhandelt.

 


2. Bedienung

Von dem Bedienkonzept sollte man trotz neuer Beleuchtungstechnik keine Revolution erwarten. Im Gegenteil, auch die Steuerung des H9080FD erinnert stark an die schon auf dem Markt befindlichen Modelle aus dem Hause Planar...

 

2.1 Fernbedienung

Die Fernbedienung ist uns schon öfter begegnet, zuletzt bei dem Viewsonic LCD-Projektor. Sie ist schlicht, gut strukturiert und erlaubt eine praktische Bedienung des Projektors. Im Falle des Vivitek H6080HD / H9080FD gilt aber erneut: Der hohen Preisklasse ist sie keinesfalls angemessen.


Die Fernbedienung entspricht nicht der Preisklasse,
ist aber funktionell


Ihre Reichweite ist sehr gut und gewährleistet eine zuverlässige Bedienung auch in größeren Räumen. Bei absoluter Dunkelheit ist sie zu dem elektrisch beleuchtbar.

 

2.2 Menüs

Das Menüsystem zeigt eine typische Kombination aus Symbolen und Text. In vier Hauptkategorien sind alle gebotenen Funktionen eingeteilt, dazu gesellt sich ein Infoscreen mit Details zu den Einstellungen und dem eingespeisten Videosignal.



Die Strukturierung der Funktionen ist im Falle des Vivitek H6080HD / H9080FD sehr willkürlich geraten und erschwert eine intuitiv schnelle Bedienung. So befinden sich in der Rubrik "Allgemein" teils Funktionen zur Signalsteuerung und Menüdarstellung, aber auch für die Kalibrierung wichtige Bildoptionen.



Praktisch ist die Möglichkeit, gezielt die Quellen vorzuselektieren, die tatsächlich auch im individuellen Setup verkabelt wurden. So erspart sich umständliches Durchschalten von Quellen, die eh nicht belegt sind.



Unspektakulär erscheint zunächst das Bildmenü, denn hier finden sich nur die üblichen Standardfunktionen wie Helligkeit, Kontrast, usw.. Interessant wird es erst, wenn man die unscheinbare Funktion "HSG" aufruft, denn hierhinter verbirgt sich ein komplettes Colormanagement, mehr dazu im Laufe unseres Bildtests.



Im "erweiterten" Menü befinden sich detaillierte Kalibrierungsmöglichkeiten für Experten. Die teilweise undurchdachte Struktur der Menüs zeigt sich z.B. daran, dass das Color-Management nicht in diese Rubrik eingegliedert wurde. Auf die weiteren Funktionen gehen wir ebenfalls im Bildtest noch genauer ein.



In der Kategorie "Einstellungen" befinden sich schließlich weitere Funktionen zur Projektoreninstallation. Hat man sich "verkalibriert", kann das Gerät hier auch in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden.



In der "Info"-Rubrik kann man nichts einstellen, aber viele nützliche Informationen zum Projektor ablesen. Auch das eingespeiste Signal wird ausführlich dokumentiert. Warum man die LED-Betriebszeit zurücksetzen kann, ist uns unverständlich, denn erstens sollte ein Wechsel der LEDs in den nächsten zehn Jahren nicht notwenig sein und zweitens kann der Wechsel nur durch den Service durchgeführt werden.

 


3. Bildtest

Nun kommen wir zu dem wirklich spannenden Teil dieses Tests, der Bildqualität. Bringt die LED-Beleuchtungstechnik der DLP-Projektion tatsächlich Vorteile und wenn ja, welche? Wird eine neue Ära eingeleitet, oder sind LEDs nur ein teures Gimmick, das niemand braucht? Wir haben die Bilddarstellung des neuen Vivitek H9080FD sorgfältig analysiert...

 


3.1 Screendoor / Raster (Know How Link hier)

Nicht im Einflussbereich der LEDs liegt die Pixelstruktur des Projektors. Sie hängt vielmehr von der optischen Schärfe, der nativen Auflösung und dem DMD-Chip ab. Als FullHD-Projektor hat der Vivitek hier gute Karten.



Obiges Foto zeigt ein paar der rund zwei Millionen Pixel in vielfacher Vergrößerung. Durch die hohe Auflösung ist die Pixelstruktur aus normalen Betrachtungsabständen nicht wahrzunehmen, auch größere Bildbreiten mit geringeren Sichtabständen lassen sich realisieren. Auffällig sind allerdings die roten Zwischenräume, die auf eine mangelnde Konvergenz schließen lassen, die durch die Projektionsoptik provoziert wird.

 


3.2 Farbumfang (Know How Link hier)

LEDs stehen durch ihr schmaleres Frequenzband im Ruf, besonders reine und kräftige Farben und damit einen besonders großen Farbraum erzeugen zu können. Auch wenn die derzeitige Spielfilm-Kaufsoftware bislang keine großen Farbräume unterstützt, ist dies dennoch ein zunehmend wichtiges Thema, weil im Computer- und Multimediabereich vermehrt große Farbräume genutzt werden können. Bisherige Referenz in diesem Bereich waren die Xenon-basierenden SXRD-Heimkinobeamer von Sony.

Der LED Projektor von Vivitek unterscheidet sich insofern stark von herkömmlichen UHP-basierenden Projektoren, als dass hier kein weißes Licht aufwändig durch Spiegel in seine Spektralanteile zerlegt werden muss, sondern für jede Grundfarbe eine eigene LED zur Verfügung steht. Jede dieser LEDs kann in ihrem Frequenzbereich optimiert hergestellt werden und so besonders schmalbandig und rein leuchten. Ob dies auch auf die Phlatlight LEDs im Vivitek zutrifft, haben wir mittels Spektroradiometer untersucht:



Obiges Diagramm zeigt die Spektralanalyse von Grün. Tatsächlich zeigt sich hier eine enorm große Ausbeute im reingrünen Bereich zwischen 500nm und 550nm. Die LEDs sind also in der Lage, ein starkes Grün mit hoher Lichtausbeute zu realisieren. Der Unterschied wird im Vergleich deutlich:



Links UHP Lampe, rechts LED

Links sehen wir den Grünanteil einer typischen UHP-Lampe, rechts den der LED. Man erkennt, dass die UHP Lampe ihren Peak mehr im gelbgrünen Bereich hat, wodurch die Farbreinheit leidet. Im eigentlichen grünen Bereich hingegen emittiert die Lampe nur wenig Licht.



LED-Rot

Ein ähnlicher Vorteil zeigt sich auch in Rot: Die LEDs erzeugen ein unglaublich reines und dabei dennoch sehr lichtstarkes Rot. Nimmt man eine Analyse des Gesamtspektrums, sprich Weiß, vor, sieht man den deutlichen Vorteil den LEDs im Vergleich zur herkömmlichen UHP-Lampe bieten:


Spektrum einer herkömmlichen UHP-Lampe

Obiges Diagramm zeigt ein typisches UHP-Spektrum von Weiß: Die blauen Spektralanteile sind stark ausgeprägt, während Grün eher gelblich erscheint. Die roten Anteile sind in der Intensität deutlich geringer und erstrecken sich zudem auch über den Orangebereich.



Weiß-Spektrum des LED-Beamers

Ganz anders sieht es bei den LEDs aus: Hier ist der Rotanteil sehr schmalbandig, dafür in seiner Intensität sehr ausgeprägt. Der typische Rotmangel ist nicht vorhanden, weshalb der Projektor durch eine Kalibrierung auf die von der Videonorm erforderte Farbtemperatur von 6500K / D65 keine Helligkeit bzw. Kontrast verliert, wie bei einer UHP-Lampe, die von Haus aus ein zu kühles Weißlicht produziert.

Betreibt man den Vivitek H6080HD / H9080FD ohne Farbkorrektur mit seinem nativen Farbraum, so wird das Potenzial dieser Spektralverteilung deutlich:


Nativer Farbraum des
Vivitek H9080FD


Die Theorie hat nicht zuviel versprochen. Die obige Messung zeigt den maximal nativen Farbraum des H9080FD. Jeder Heimkinofan erkennt sofort, dass es sich hierbei um einen einmalig großen Farbraum handelt, den kein UHP-basierender Projektor erreicht.


Oben: Xenon Farbraum (links) und durchschnittlicher UHP Farbraum (rechts)
Unten: Deutlich größerer LED-Farbraum


Der direkte Vergleich zeigt, dass nicht einmal ein Xenon-Projektor zu so einem großen Farbraum in der Lage ist. Diesen Unterschied kann man nicht nur im Diagramm sehen, sondern auch mit den eigenen Augen auf der Leinwand: Kein UHP-basierender Projektor, egal welcher Technik oder Preisklasse, ist zu so einer kräftigen und dennoch leuchtstarken, strahlenden Farberzeugung in der Lage, wie dieser LED-Projektor.

"Ein so großer Farbraum bringt nichts, da er nicht unserer Videonorm entspricht", wird jetzt so mancher Hobbyist denken, was auch für viele Spielfilme stimmt: Da unsere DVDs auf einen viel kleineren Farbraum geeicht sind, ergeben sich bei der Wiedergabe mit einem vergrößerten Farbraum teilweise stark übersättigte Farben, die dem Bild Natürlichkeit rauben. Die mangelhafte Software hinkt dem technischen Stand des Projektors also hinterher. Eine permanente Nutzung des großen Farbraumes ist bei Spielfilmen demnach nicht zu empfehlen.

Aber dennoch: Was viele "Videopuristen" ignorieren, ist die Tatsache, dass die Videonorm in keiner Weise dem Kinostandard entspricht. Denn die Xenon-basierenden Filmprojektoren sind ebenfalls zu einem sehr großen Farbraum in der Lage, der vom Zelluloid auch ausgenutzt wird. Mit anderen Worten: Das Kino-Original bietet, wo gewünscht, wesentlich kräftigere und reinere Farben, als dies unsere Videostandards daheim zulassen. Sobald im Kino ein besonders kräftiger Farbton dargestellt wird, wird er von der Videonorm auf einen schwächeren, blasseren Farbton reduziert. Besonders gut kann man dies bei Animations-Filmen beobachten, die im Kino wesentlich bunter und ansprechender wirken, als auf Videonorm-getrimmten Bildschirmen. Hier ist auch die Gefahr der Farbverfälschung geringer, weshalb der große Farbraum des LED-Projektors für Animationsfilme durchaus empfehlenswert ist!


Unstrittig ist die Tatsache, dass ein moderner Heimkinoprojektor ungeachtet seines nativen Farbraumes auf die Videonorm kalibrierbar sein muss. Hierfür bietet der Vivitek H9080 verschiedene Presets, auch für die HD-Norm:


Rec709 Preset des Vivitek Beamers

Unsere Messung zeigt, dass der Videostandard mit diesem Preset bereits gut angenähert, wenn auch nicht perfekt erreicht wird. Wer noch mehr Präzision wünscht, kann auf das integrierte Color-Management (HSG) zugreifen, das gut strukturiert ist und angemessen reagiert.


Jede Primär- und Sekundärfarbe kann separat in Helligkeit, Sättigung und Farbton justiert werden, bis alle Zielwerte der Videonorm punktgenau getroffen werden.


Nachträglich kalibrierter Farbraum

Ein Fehler ist uns bei dem Test jedoch leider im Speicherabruf aufgefallen: Der kalibrierte Farbraum ist stets nur aktiv, wenn man ihn direkt durch das Color-Management reaktiviert, die automatische Erkennung arbeitet nicht. Ein Projektor einer so hohen Preisklasse sollte so einen Fehler nicht aufweisen. In unserem Update zum finalen Seriengerät werden wir über eine eventuelle Korrektur berichten.

 

Insgesamt zeigt der Vivitek 9080 beeindruckend, zu was für einer Farbdarstellung die neue Technik in der Lage ist. Sein großer Farbraum ist theoretisch zu einer absolut akkuraten Farbreproduktion des Kinooriginals fähig, allein unser Softwarestandard macht derzeit leider einen Strich durch die Rechnung. Es bleibt zu hoffen, dass die Filmstudios in nicht allzu ferner Zukunft Gebrauch von dem "xvYCC" Standard machen, damit ein großer Farbraum auch adäquat genutzt werden kann. Bis dahin ist es mit dem Vivitek H9080FD dank Presets und gutem Color-Management möglich, perfekt gemäß der Videonorm Filme zu schauen. Bei bunten Animations- oder Mangafilmen ist die Nutzung des vollen Farbraumes bereits jetzt schon sinnvoll...

 


3.3 Farbtemperatur (Know How Link hier)

Vorbildlich ist die Abstimmung der Farbtemperatur auf die von der Videonorm geforderten 6500K / D65 bereits ab Werk.

Lediglich ein kleiner Blauüberschuss lässt die Bilddarstellung leicht zu kühl ausfallen, was aber im Filmbetrieb nur minimal auffällt. Wer es noch perfekter will kann mittels Messinstrumenten und des präzise arbeitenden RGB-Menüs nachhelfen.

Die einzelnen Parameter arbeiten sehr feinfühlig, so dass eine präzise Nachkorrektur kein Problem darstellt. Dementsprechend perfekt sind die möglichen Endergebnisse:


Farbtemperatur nach Kalibrierung

Ab einer Signalstärke von 10% ist der Vivitek H9080FD zu einer perfekten Farbdarstellung in der Lage, wie es sich für einen Projektor dieser Preisklasse gehört.


Der Projektor bietet insgesamt flexible Farbeigenschaften, wie kein anderes Modell auf dem Markt. Von einer absolut akkuraten Darstellung gemäß der Videonorm bis hin zu einen Kinoähnlichen Farbraum, der übrigens auch mit modernen Camcordern oder Bildkameras genutzt werden kann, ist er zu allem in der Lage und erfüllt so alle möglichen Ansprüche des Nutzers. Lediglich die Werkspresets sollten genauer ausfallen, man muss sie mittels Messinstrumenten nachkorrigieren.

 


3.4 Schwarzwert, Kontrast, Helligkeit (Know How Link hier)

Auch wenn es sich bei LEDs um eine neue Beleuchtungsquelle handelt, so können auch sie keine Wunder bewirken. Der native Kontrast wird nach wie vor von der eigentlichen DLP-Lightengine beeinflusst, und diese ist überraschend konservativ und baugleich zu der eines UHP-Projektors. Dementsprechend "normal" verhält sich der native Kontrast des Vivitek H6080HD, auf ca. 2800:1 Kontrast kommt er bei perfekt kalibrierter Farbtemperatur.

Und dennoch gibt es auch hier spannende Neuerungen. Den meisten Lesern wird das Thema "dynamischer" Kontrast bekannt sein: Durch so genannte adaptive Lichtblenden passen viele Beamermodelle den Lichtstrom auf die durchschnittliche Helligkeit der Bildszene an und können so den Kontrastumfang signifikant steigern. Gute Systeme arbeiten dabei ohne störende Nebeneffekte, schlecht umgesetzte Systeme hingegen (und das ist leider die große Mehrheit) bewirken Helligkeitspumpen, starke Dimmeffekte, Überstrahlungen, etc.. Aus diesem Grund sind adaptive Blendensysteme nicht unumstritten.

Die LED Technik bringt neue Möglichkeiten: Im Gegensatz zu herkömmlichen UHP-Lampen können sie nämlich in Echtzeit "gedimmt" werden. Sprich, es ist möglich, ihre Helligkeit in Echtzeit auf das jeweilige Filmbild anzupassen. Und dies nicht nur für Weiß, sondern für jede Grundfarbe einzeln! Diese Technik ersetzt die umständliche Blendenmechanik, die adaptiven Irisblenden weichen einer Echtzeit-Lichtdimmung. Das System bietet ungeahnte neue Möglichkeiten, die aber eine komplexe Programmierung erforderlich machen.

Im Vivitek H9080FD ist eine solche adaptive LED-Steuerung integriert: Je kürzer man die Lichtimpulse gestaltet und gleichzeitig die Ausschaltzeiten verlängert, desto weniger Licht kommt an die Leinwand. Der Vivitek bedient sich genau dieser Technik zur Lichtmodulation.



Pulsweitenmodulation bei abnehmender Bildhelligkeit


Je geringer die durchschnittliche Signalstärke eines Bildes, sprich je dunkler der allgemeine Helligkeitslevel, desto kürzer werden die LEDs angeschaltet, desto länger sind sie ausgeschaltet. Das geht so weit, bis kaum noch Ausschläge von dem Oszilloskop registriert werden. Diese "Pulsweitenmodulation" bleibt aber von unserem Auge unbemerkt, da sie sich in sehr hohen Frequenzen abspielt. Die kurzen Anschaltzeiten werden von uns einfach als dunkler wahrgenommen.

Parallel zu der Pulsweitenmodulation wird ein zweites System der adaptiven Lichtregelung eingesetzt: In ebenso hoher Geschwindigkeit können die LEDs nämlich auch gedimmt werden. Mit anderen Worten: Je geringer die geforderte Bildhelligkeit, desto schwächer der Treiberstrom, desto weniger Licht emmitieren die LEDs.



Die LEDs werden parallel auch gedimmt


Mit dem Oszilloskop kann man dieses Echtzeit-Dimmen anhand der Größe der einzelnen Amplituden ablesen. Je höher die Amplitude, desto mehr Licht wird ausgegeben.

Diese zwei adaptiven Lichtsysteme bieten einen sehr großen Spielraum von komplett aus (schwarz) bis zur maximal möglichen Lichtausbeute. Durch die schnellen Reaktionszeiten der LEDs ersetzt dieses System im Falle des Vivitek Projektors die herkömmliche "Dynamische Iris" komplett. Der technische Vorteil der neuen Variante ist eine höhere Schnelligkeit / Echtzeit (durch Wegfallen der Mechanik) und eine präzisere Ansteuerung. Positive Nebeneffekte herkömmlicher Blenden, wie etwa die Erhöhung des nativen Kontrastes, entfallen aber ebenso.

Die Leistungsfähigkeit der adaptiven Lichtsteuerung hängt vornehmlich von der Programmierung ab. Je präziser das obige System gesteuert wird, desto eher kann man Nebeneffekte wie Bildpumpen oder Farbreduktionen vermeiden. Wer aber nun denkt, dass dieses System den adaptiven Kontrast eines Projektors in unermessliche Höhen schnellen lässt, der irrt. Nach wie vor hängt der maximal mögliche Dynamikumfang von dem nativen Kontrast des Lichtweges ab, zumindest wenn man kein störendes Helligkeitspumpen in Kauf nehmen will.

Wie bei herkömmlichen Blendensystemen kann die Aggressivität der adaptiven LED-Steuerung in drei Stufen gewählt werden: Im schwachen Modus erreicht der Vivitek Beamer einen Dynamikumfang von ca. 10,000:1, im stärkeren Modus ca. 23,000:1 und im besonders starken Modus einen nicht messbaren "Endloskontrast", da hier bei vollem Schwarzbild die LEDs einfach komplett abgeschaltet werden. Dies ist natürlich reine "Trickserei", denn bei abgeschalteten LEDs kann nicht ein einziger Bildpixel dargestellt werden. Insofern ist die Kontrastangabe als reines Marketing anzusehen und hat nichts mit der Praxis zu tun.

 

Messergebnisse Vivitek H9080FD

Dynamik Modus
Lampe
Kontrast nativ
Kontrast dynamisch
Lichtleistung max
(Lumen)
Aus Hi 2800:1 - 570
1 Hi 2800:1 10500:1 570
2 Hi 2800:1 23,100:1 570
Infinity Hi 2800:1 > 100,000:1 570



Die adaptive Lichtsteuerung arbeitete bei unserem Testgerät effektiv, aber nicht frei von Fehlern. Besonders in überwiegend dunklen Bildern war stellenweise ein Farbpumpen ins Rötliche zu erkennen, was wahrscheinlich auf eine nicht perfekt justierte RGB-Korrektur zurückzuführen ist. In der ersten Stufe ist die adaptive Lichtsteuerung weitgehend zuverlässig, in den Modi 2 und "Infinity" allerdings sind die provozierten Artefakte zu groß. Hier hoffen wir auf eine weitere Verbesserung des Seriengerätes, denn so sind die Modi der Preisklasse nicht angemessen. Wir werden in einem Update berichten.


Trotz der Mängel in der adaptiven Lichtsteuerung ist der Vivitek 9080FD zu einer sehr plastischen Bilddarstellung in der Lage, vor allem Dank seines DLP-typisch hohen Inbildkontrastes. Im absoluten Schwarzwert kann er aber mit so manchem Modell weitaus geringerer Preisklasse (JVC HD750 / Epson TW5000) nicht mithalten. Auch sein nativer Kontrast ist in Anbetracht der Preisklasse nur mit befriedigend zu bewerten. Wir empfehlen den schwachen adaptiven Lichtmodus, da hier der Projektor einen sehr guten Dynamikumfang mit einem guten Inbild-Kontrast kombiniert und alle möglichen Bildinhalte angemessen abbildet.

 


3.4 Gammaverteilung / Homogenität (Know How Link hier)

Nur wenn der Helligkeitsanstieg genau der Videonorm angepasst ist, erscheinen im Bild alle Elemente genau so hell zueinander, wie es bei der Aufnahme der Fall war. Für die Filmwiedergabe von DVDs ist der „vorgeschriebene“ Helligkeitsanstieg eine Kurve mit einem Wert zwischen 2,2 und 2,5. Innerhalb dieses Spielraums kann der Anwender das Bild auf seinen persönlichen Geschmack und die Raumbedingungen anpassen: Je dunkler der Raum und je weniger Streulicht, desto höher der machbare Gammaanstieg.

Für die Kalibrierung des Gammas bietet der Vivitek Projektor leider keinerlei Einstelloptionen, außer diversen Werkpresets. Man ist daher auf die Genauigkeit dieser Modi angewiesen:

 

"CRT"
Das erste Preset des Gammamenüs ist CRT. Diese Abkürzung steht für die guten alten Röhrenprojektoren, es ist also nahe liegend, dass eine Art Röhrengamma simuliert werden soll.

Unsere Messung ergibt einen Anstieg von 2.5, was nahe an der machbaren Obergrenze liegt. Dadurch wird der Kontrast zwischen hellen und dunklen Bildinhalten besonders betont, je nach Bildinhalt steigt der Plastizitätseindruck. Ein derart steiles Gamma lässt sich aber nur in optimiert dunklen und schwarzen Räumen sinnvoll realisieren, da die Durchzeichnung vor allem in dunklen Bereichen sehr subtil ausfällt.


"Film"
Dem Namen nach bietet sich dieses Preset an, um Spielfilme von DVD oder Blu-ray zu schauen. Auch die Messungen belegen, dass dieses Preset für diesen Zweck sehr gut geeignet ist.

Mit einem Anstieg von 2.26 hält sich der Projektor perfekt an die Norm, die beim Mastering von Spielfilmen derzeit zu Grunde gelegt wird. Besonders in dunklen Bereichen wird eine gute Durchzeichnung gewährleistet, so dass dieses Preset für nahezu jeden Raum zu empfehlen ist. Hier entspricht die Bildkomposition dem, was die Filmemacher beabsichtigen.

 

"Hell"
Dieses Preset ist für nicht komplett abgedunkelte Räume gedacht. Mit einem relativ flachen Anstieg von 2.06 werden viele Bildelemente in helle Bereiche verlagert.

Somit wird auch bei Restlicht gewährleistet, dass das Bild nicht von Streulicht überlagert wird. Eine Projektion mit Restlicht ist aber dennoch grundsätzlich nicht zu empfehlen.


"GFX"
Für Präsentationen unter Restlichtbedingungen ist der "Grafik"-Modus gedacht.

Hier wird ein Großteil der Signale ins Helle verschoben, allerdings tendiert der Projektor nun zum Übersteuern (Clipping). Auch dieses Preset ist für die Filmprojektion nicht zu empfehlen.

 

Mit den fünf verschiedenen Gamma-Presets deckt der Vivitek alle gängigen Einsatzmöglichkeiten ab. Ohne große Kalibrierung kommt man hier in den Genuss einer akkuraten Bilddarstellung, wie schon bei den Farben. Mit der gewissenhaften Helligkeitsverteilung wirkt die Bildkomposition realistisch und verzerrt das Ergebnis nicht. Subtile Nuancen sowohl in hellen als auch dunklen Bereichen werden akkurat herausgearbeitet und machen vollen Gebrauch von dem hohen Kontrastumfang. Auch die adaptive Gammaanpassung "übertreibt" nicht, sondern gewährleistet eine präzise Bilddarstellung.

Allerdings gibt es darüber hinaus keine weiteren Einflussmöglichkeiten auf das Gamma, so dass Perfektionisten nicht ohne weiteres die Helligkeitskomposition beeinflussen können. Für die mangelnden nachträglichen Einstellmöglichkeiten gibt es Punktabzug, erstrecht in dieser hohen Preisklasse!

 


3.6 Schärfe, Ausleuchtung, Konvergenz (Know How Link hier)

Durch die schmalbandigen Frequenzeigenschaften der LEDs in den Grundfarben, ergeben sich gegenüber herkömmlich gefiltertem UHP-Licht andere Brechungseigenschaften. Durch die Verwendung eines herkömmlichen DLP-Lichtweges ohne große Modifikationen wurde dieser Aspekt zumindest in der Vorserie anscheinend nicht beachtet. In der Folge zeigt der Projektor je nach Zoom und Lensshift beachtliche Konvergenzverschiebungen (Chromatic Abberation):

Rot ist über das gesamte Bild um einen Pixel verschoben, so dass die Schärfe auch aus normalen Betrachtungsabständen beeinträchtigt wird.


Das HD Testbild oben zeigt, wie die Schärfe bei voller Auflösungsnutzung leidet. Derartige Konvergenzverschiebungen sind weder der Single Chip DLP-Technologie noch der Preisklasse angemessen. Bei Rücksprache mit dem Hersteller wurde uns mitgeteilt, dass die Optik bis zur Serie noch verbessert werden soll. Wir werden in unserem Update berichten.


Gut sieht es hingegen bei der Ausleuchtung aus: Das Bild ist bis in die Ecken homogen ausgeleuchtet, was sich auch bei Nutzung des dynamischen Kontrastes nicht ändert, da in dem Projektor keine mechanische Blende arbeitet, die Abschattungen provozieren könnte.

 


3.7 Detailtreue / Skalierung / Schärfe (Know How Link hier)

Wir kommen zu der Signalverarbeitung, die der Vivitek unverändert von seinem Verwandten Planar PD8150 geerbt hat, dementsprechend gleich sind die Ergebnisse. Übernommen wird die Arbeit von einem Sigma Design / Gennum VXP Prozessor. Er ist für seine hochwertige Skalierung bekannt, die wir mit den üblichen PAL-Testbildern überprüfen:


3.7.1 Signalverarbeitung
Ab Werk tendiert der Projektor zu leichten Doppelkonturen, die sich vor allem bei starken Kontrastübergängen von dunkel nach hell bemerkbar machen. Die Aufgabe einer guten Signalverarbeitung ist es aber gerade, Doppelkonturen zu vermeiden, ohne dabei die Bildschärfe zu beeinträchtigen. Ruft man das detaillierte Schärfemenü auf, so wird man regelrecht von der Funktionsvielfalt erschlagen.


Mit sage und schreibe neun verschiedenen Schärfefunktionen, von denen jeden einzelne in endlos kleinen Schritten beeinflusst werden kann, ist es möglich, die Signalverarbeitung auf die eigenen Schärfeansprüche zu trimmen. Derart viele Einflussmöglichkeiten bietet kaum ein anderer Projektor am Markt (abgesehen von dem gleichen Planar).

 

3.7.2 Skalierung
Auch in der Skalierung kommt der VXP Prozessor gut mit unserem hiesigen TV-Standard zurecht. Die eingehende Auflösung von 720 x 576 Pixeln (rund 400,000) wird verfünffacht auf 1920x1080, ohne dass störende Interferenzen auch in schwierigen Auflösungsfrequenzen auftreten.


Präzise, horizontale Skalierung

Auch die Farbinformationen bleiben voll erhalten, was der Schärfe von bunten Details ohne große Helligkeits-Kontraste zu gute kommt. Bei der vertikalen Skalierung sieht es ähnlich gut aus, die Auflösung wird bis hin zu einzeiligen Elementen ohne Linearitätsschwankungen umgerechnet.


Vertikale Skalierung erhält Proportionen
und Schärfe bei

Zumindest in der Signalverarbeitung wird der Projektor der Preisklasse und Technik gerecht. Der VXP Prozessor verrichtet wie gewohnt zuverlässig seine Arbeiten und bildet auch eingehende FullHD-Signal angemessen ab. Leider kommt die Schärfe dank der nicht optimierten Optiken nicht auf der Leinwand im vollen Umfang an. Dennoch projiziert der Vivitek H9080FD ein scharfes und ansprechendes Bild.

 


3.8 De-Interlacing
(Know How Link hier)

Die Umwandlung von Halbbildern in progressive Vollbilder (De-Interlacing) fällt ebenfalls in das Aufgabengebiet der VXP Signalverarbeitung. Auch hier wird der Prozessor seinem guten Ruf gerecht.


Videomaterial
Für Videomaterial aus dem Fernsehen kommt das "Motion Adaptive" Verfahren zum Einsatz, das stehende Bildelemente aus zwei aufeinander folgenden Halbbildern verflechtet, während es bewegte Elemente interpoliert. Die VXP-Signalverarbeitung meistert dieses Verfahren ohne Probleme. Damit ist der Projektor auch als großer Bildwerfer für TV-Übertragungen (Shows, Sport etc.) geeignet und gewährleistet eine maximale Schärfe.


Filmmaterial
Bei nativem Kinomaterial, das auf 24 Bildern pro Sekunde basiert, muss der De-Interlacer stets zwei aufeinander folgende Bilder zu einem Vollbild verflechten und so das originale Kinobild rekonstruieren. Das Schwierige an dieser Aufgabe ist es, stets die richtigen zwei Halbbilder zu einem Vollbild zu verflechten. Diese Aufgabe gelingt dem VXP absolut vorbildlich. Alle unsere Testsequenzen hat der Projektor ohne Kantenflimmern oder Detailverlust gemeistert. Das De-Interlacing bewegt sich auf dem Niveau guter Progressive-Scan Player.


Die soliden Leistungsdaten in Sachen De-Interlacing waren zu erwarten, der Vivitek überzeugt wie schon die Planar Modelle mit einer stabilen Umwandlung in Vollbilder für Video- als auch Filmmaterial.

 


3.9 DLP-Artefakte: Regenbogeneffekt, False Contour, Rauschen

Aufatmen können alle Heimkinofans mit empfindlichen Augen. Nicht zuletzt wegen des störenden Regenbogeneffektes haben DLP-Projektoren in den letzten Jahren immer mehr Marktanteile verloren. Die Rede ist von der sequentiellen Farberzeugung, die bei schnellen Bewegungen für das Aufblitzen einzelner Grundfarben verantwortlich ist. Je größer der Kontrast der Projektoren mit jeder Generationsstufe wurde, desto auffälliger wurde dieser störende Effekt.

Abhilfe schafft nur eine Erhöhung der Farbwiederholfrequenz in so hohe Bereiche, dass unser Auge zu träge wird. Bei UHP-basierenden Projektoren wird das technische Maximum durch das Farbrad bestimmt, man kann es nicht beliebig schnell drehen lassen. Besonders gut optimierte Modelle erreichen eine Farbwiederholfrequenz von 300Hz (6x Farbradgeschwindigkeit), das heißt, pro Videobild wird die RGB-Folge sechsmal durchlaufen. Mehr war bislang nicht möglich, ohne sonstige Artefakte (Farbreduktionen) zu fördern.

Die schnellen Ansprechzeiten der LEDs im Millisekundenbereich und die 3-LED Technik bieten hier entscheidende Vorteile. Das mechanische Farbrad fällt weg und die LEDs können in enormer Geschwindigkeit wie eine Ampel durchgeschaltet werden. Die Übergangszeit zwischen den einzelnen Grundfarben entfällt ebenfalls und so ist eine Wiederholfrequenz von 900Hz(!) pro Grundfarbe möglich. Dies entspricht umgerechnet einer 18-fachen Farbradgeschwindigkeit und ist dreimal schneller, als die besten UHP-Konkurrenten.

Mit dieser hohen Farbfrequenz ist das Thema Regenbogeneffekt bei Single-Chip DLP Projektoren beseitigt. Auch mit empfindlichen Augen sind keine störenden Farbblitzer mehr auszumachen. Ebenfalls von der LED Technik profitieren das Rauschen und der False Contour Effekt, aber diese sind nach wie vor nicht komplett beseitigt. Dennoch: Beim Vivitek H9080FD handelt es sich um den artefaktärmsten SingleChip DLP Projektor am Markt.

 


4. Fazit

Schon als welterstes Modell am Markt zeigt der Vivitek H9080FD beeindruckend auf, was für ein großes Potenzial in der neuen LED-Technik als Lampenersatz steckt. Mit leichterer Kühlung, weniger Verschleiß, längerer Lebensdauer, höherer Farbreinheit, kompakteren Abmessungen, weniger Stromverbrauch etc, etc, bieten sie gegenüber der UHP-Lampentechnik entscheidende Vorteile, die die letzten Schwächen der Großbildprojektion beseitigen.

Doch all das soll nicht heißen, dass man hier schon am Ziel wäre. Zwar beweist der Vivitek H9080, dass LEDs mittlerweile schon eine gute Helligkeit für das Heimkino erreichen, doch wirkliche Lichtkanonen sind nach wie vor nicht möglich. Zudem lässt der Projektor in seiner jetzigen Form viele Ressourcen ungenutzt. Besonders ist dabei das Betriebsgeräusch zu kritisieren: Schon von der Lüftung her gehört der Vivitek Projektor nicht zu den leisesten seiner Klasse, doch durch das störende Surren und Knistern der LED-Treiberplatine disqualifiziert sich das Gerät für alle lärmempfindliche Heimkinofans. Wir hoffen diesbezüglich, dass bis zur Serie deutlich nachgebessert wird.

Die großen Abmessungen des Projektors entsprechen auch noch nicht dem, was man sich unter einem kompakten LED-Beamer vorstellt. Grund für die monströse Größe ist erneut das nicht zu Ende konstruierte Kühlsystem, das statt auf Luftwegoptimierung lediglich auf große Passivkühler und Lüfter setzt.

Ebenfalls überarbeiten muss man das optische System, denn für einen Projektor dieser Preisklasse sollten Farbsäume nicht nur gering, sondern gar nicht erscheinen, erstrecht nicht bei einem Single-Chip Design wie dem des Vivitek H9080FD.

Die restlichen Mängel sind auf noch nicht fertig gestellte Software zurückzuführen: Die adaptive Lichtsteuerung muss noch von dem störenden Farb- und Lichtpumpen befreit und der Speicher des Color-Managements überarbeitet werden.



Doch neben all diesen Kinderkrankheiten des ersten Modells ist der Vivitek H9080FD auch ein beeindruckender Blick in die Zukunft: Kein anderer Heimkinoprojektor ist zu so einer kräftigen und dabei lichtstarken Farbdarstellung in der Lage, kein anderer Single-Chip-DLP hat keinen sichtbaren Regenbogeneffekt und bei keinem anderen Projektor muss man sich für die nächsten 20 Jahre keine Gedanken um einen Ausfall der Lichtquelle machen. Denn wenn auch LEDs noch keine Lichtleistung über 600 Lumen ermöglichen, so muss man ausdrücklich anmerken, dass sie diese Ausbeute aufgrund ihrer langen Lebensdauer dafür über einen wesentlich längeren Zeitraum beibehalten. Nach 1500 Stunden, bei denen die meisten UHP-Lampen bereits ihrem Lebensende entgegen gehen und mit bis zu 40% Verlust ihrer Helligkeit kaum noch 300Lumen bei den meisten Beamern erlauben, strahlt eine LED-Beamer noch mit fast voller Helligkeit.




Kommen wir abschließend zum Preis: Mit ca. €15,000.- gehört der Vivitek H9080FD mit Abstand zu den derzeit teuersten Heimkinoprojektoren am Markt. Sicherlich muss man als "Early Adopter" stets bereit sein, einen besonderen Obulus für neue, wegweisende Technik zu entlohnen, doch wenn man in Betracht zieht, dass sich das Modell viele Anleihen bei seinen Verwandten aus dem Hause Planar holt (Lichtweg, Optik, DMD, Signalelektronik) und diese für derzeit um die €5000.- käuflich zu erwerben sind, muss sich Vivitek schon die Frage gefallen lassen, warum man allein für die alternative Lichtquelle einen fünfstelligen Aufpreis zahlen soll, längere Lebensdauer hin oder her...


Doch auch wenn wir den Kauf nur Heimkinofans empfehlen können, bei denen Geld keine Rolle spielt, so sollte man den weltersten LED-Heimkinobeamer auf jeden Fall mit eigenen Augen gesehen haben. Wenn sich für Sie also eine Möglichkeit ergeben sollte, den Projektor "live in Action" bei einem Fachhändler oder auf einer Messe zu sehen, sollten Sie sich diese Chance nicht entgehen lassen! Der Vivitek H9080FD ist ein Blick in die Zukunft, der Spaß macht...

 

Bewertung Bild gesamt : 1,7 (Gut +)

Schwarzwert & Kontrast

1,7 (Gut ) / 1,8 (Gut)

Helligkeit

2,3 (Gut -)

Optische Schärfe

2,8 (Befr.+)

Schärfe & Interpolation

1,7 (Gut +)

Farbumfang / -temperatur

1,2 / 1,3

De-Interlacing

1,6 (Gut +)

Sonstige Aspekte

1,4 (Sehr Gut -)


(Alle Bewertungen beziehen sich auf die jeweilige Projektionsart und den aktuellen Stand der Technik. Ein direkter systemübergreifender Vergleich ist daher nur bedingt möglich!)

 

An dieser Stelle wollen wir ausdrücklich betonen, dass alle hier veröffentlichten Ergebnisse sich auf ein Vorserienmodell beziehen. Laut Hersteller sollen manche Aspekte des Projektors zur Serie weiter verbessert und signifikante Mängel behoben werden. In einem Update werden wir eventuelle Verbesserungen nachreichen...

 


5. Bewertung

+ Sehr großer Farbraum
+ Kein Regenbogeneffekt
+ Lange Lebensdauer der LEDs
+ Hochwertige Verarbeitung
+ Gute Werkseinstellung in Farben und Gamma
+ Kaum DLP-Artefakte
+ Wechselobjektiv


- Störende Geräusche / Lautstärke
- Schlechte Konvergenz
- Adaptive Lichtmodulation mit störenden Nebeneffekten
- Unübersichtliche Menüstruktur
- Kein Gamma-Manager
- Fernbedienung der Preisklasse nicht angemessen
- Keinen elektrischen Zoom / Fokus oder Lensshift
- Lensshift nur mit Werkzeug bedienbar
- Große Abmessungen / hohes Gewicht

 

Bewertung gesamt : 1,8 (Gut+)

Ausstattung

2 (Gut -)

Bedienung

2,3 (Gut -)

Technik

1,4 (Sehr Gut / Gut)

Bild

1,7 (Sehr Gut / Gut)

Preis / Leistung

???

(Alle Bewertungen beziehen sich auf die jeweilige Projektionsart und den aktuellen Stand der Technik. Ein direkter systemübergreifender Vergleich ist daher nur bedingt möglich!)


28. August 2009, Cine4Home

 

 

6. Technische Daten (Herstellerangaben)

 

Display Technology

0,95" 1-Chip DMD

Resolution

1,920 x 1,080 pixels

Brightness

800 Lumens

Contrast Ratio

100,000:1

Zoom & Focus

Manual Zoom & Manual Focus

Lens Throw Ratio

1.85 - 2.4

Zoom Ratio

1.3:1

Projection Screen Size

22.5" - 300"

Light Source

Phlat Light PT-120

LED Life

20,000 h

Aspect Ratio

16:9 native

PC Compatibility

VGA, SVGA, XGA, SXGA, Macintosh

Video Compatibility

NTSC / NTSC 4.43, PAL B/G/M/N,SECAM
480i/480p/720p/1080i/1080p

PC Input Terminals

HDMI (1.3) x2, Component x1, BNC x1, VGA x1, S-Video x1, Composite x1

Communication Terminals

RS-232X x1, Screen Trigger x2, Wired Remote Mini Jack x1

Lens Shift

Vertical (+/- 120%), Horizontal (+/- 30%)

Fan Noise Level

28dBA

Dimensions (WxHxD)

20,5" x 9,5" x 22" (520mmx244mmx560mm)

Weight

20kg (44lbs)

Power Consumption

175W (STD)