In den letzten Monaten stand Sonys SXRD-Projektorreihe öffentlich schwer in der Kritik: Unsere wieder aufgenommenen Recherchen in Sachen Kontrastverlust zeigten, dass auch die Lasermodelle (VW7x0/ VW8x0) von dem Kontrastverlust betroffen sein können. Einige von uns getestete Geräte weisen einen Verlust von bis zu 80% auf, was sich in stark aufgehelltem Schwarz und Artefakten äußert. Tritt ein solcher Schaden auf, ist er leider unreparabel, es muss die Lightengine getauscht werden, was außerhalb der Garantie einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeutet. Aber auch innerhalb der Garantie ist die Reparatur ungewiss. In manchen Fällen hat Sony betroffene Geräte getauscht oder repariert, andere Fälle wurden mit dem Verweis, dass sich das Gerät noch in den Sony Spezifikationen befände, abgelehnt, ohne dass Sony diese Spezifikationen genau beziffert. Diese Intransparenz ist nach unserer Meinung schwer zu vermitteln und schadet dem Image des japanischen Traditionsunternehmen immens.

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Aufgrund dieser Intransparenz haben wir uns entschlossen, selbst genügend Daten zu ermitteln, wie viele SXRD-Projektoren von der Drift und Kontrastproblematik betroffen sind:

Imax

In unserer offenen Redaktion „IMAX“ überprüfen wir ab sofort gemeinsam mit
unseren 
Lesern den eventuellen Drift & Kontrastverlust von SXRD Beamern

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Jeder, der einen Sony HW oder VW sein Eigen nennt, kann uns unter info@cine4home.de kontaktieren und nach voriger Terminierung in unserer offenen Redaktion bei Bonn mit uns gemeinsam seinen Projektor kostenlos(!) vermessen lassen. Die entsprechenden Ergebnisse werden wir sukzessive hier veröffentlichen, bis wir genügend Daten zusammen haben, um die Serientoleranz zu belegen.

Und die XW-Serie?

Vor einigen Wochen hat Sony seine neue XW-Serie (XW5000/7000) auf den Markt gebracht. Mit Laserlichtquelle und gutem Preispunkt sollte vor allem das Modell XW5000 für Furore sorgen. Doch bisher ist die Resonanz vielerorts eher verhalten.

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Die neue XW Serie (links) löst 
die VW Serie (rechts) ab

Denn obige Vorgeschichte ist auch der Grund dafür, dass viele erfahrene Heimkinofans bei Sonys neuer Gerätegeneration skeptisch geworden sind. Sony äußert sich weiter nicht zu der Drift- / Kontrastproblematik, hat aber die Anleitung um eine kryptische Passage ergänzt, die Langzeitschäden der Geräte nicht ausschließt, wiederum ohne Zeiträume oder Schäden zu konkretisieren.

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Auszug aus der Bedienungsanleitung
des Sony XW5000 / X7000

Auf Anfragen vieler Händler, die schließlich dem Kunden gegenüber in der Gewährleistungspflicht stehen und daher natürlich über eventuelle Probleme informiert sein müssen, blieb Sony weiterhin unpräzise, so dass bis dato niemand weiß, was der Hersteller mit dieser Passage überhaupt bezweckt. Das Misstrauen wächst, dass auch die XW-Serie von einem möglichen Kontrastverlust bedroht sein könnte und der Hersteller sich mit diesem Verweis aus der Verantwortung stehlen könnte.  Einigen Händlern wurde das Eisen zu heiß, sie nahmen Sony aus dem Programm oder weisen die Kunden auf mögliche Probleme hin.

Fernab von der Driftproblematik unterliegen viele ausgelieferte XW-Geräte aber auch anderen Problemen in der Bilddarstellung, so dass auch renommierte Händler wie Grobi aus Kaarst die Geräte aus dem Programm genommen haben und dies auch öffentlich begründet haben. Sony hat daraufhin mit einer ersten Stellungnahme reagiert, doch weiterhin bleiben die XW-Modelle vielen Kunden und Händlern „suspekt“.


Und daher haben wir uns auch in diesem Fall entschlossen, eigene Recherchen durchzuführen. In den letzten Wochen haben wir diverse XW5000-Geräte in ihren Grundparametern vermessen, um einen Überblick über Serienstreuung und Ausgangslage zu erhalten. Es folgen die ersten Ergebnisse:

Lichtleistung

Moderne Laserlichtquellen sind bei Projektoren effektiv und langzeitstabil. Und sie zeigen in der Regel auch eine geringere Serienstreuung, als UHP-Lampen. Diese Vorteile scheinen sich bei Sony zu bestätigen. Alle von uns getesteten XW5000 erreichten brutto der Werksangabe von 2000 Lumen, lagen im Serienschnitt mit 2050 Lumen sogar leicht darüber. Auch netto verbleibt eine gute stabile Marke von 1600 bis 1700 Lumen.

Farbdarstellung

Auch in der Kombination aus hoher Helligkeit und dennoch großem Farbraum konnten Sony SXRD Projektoren bisher überzeugen. Zu unterscheiden sind hier SDR und HDR mit DCI-P3 Kinofarbraum.

Farbraum_HD

Der herkömmliche SDR/HDTV Farbraum wurde von allen von uns vermessenen XW5000 abgedeckt, bei den meisten sogar ab Werk nahezu perfekt. Nur bei einem mussten wir einiges nachkorrigieren, um Grün auf seinen Sollwert zu eichen.

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Der Umfang des DCI Farbraums
variiert in der Serie

Bei HDR zeigte sich hingegen eine gewisse Serienstreuung in Grün, nicht alle XW5000 bieten somit die gleiche Abdeckung des originalen Kinofarbraumes. Interessenten sollten hierauf achten!

 

Nativer Kontrast On / Off

Hier kommen wir jetzt zu einem etwas heiklen Thema: Entscheidend für die Bildplastizität eines Projektors ist vor allem der native On / Off Kontrast, das Verhältnis vom hellsten Weiß zum dunkelsten Schwarz. Er lag bei der Sony VW-Serie im Schnitt bei 12,000:1, was im Heimkinobereich ein absolut hervorragendes Ergebnis darstellt.

Misst man etwas „unbedarft“ einen neuen XW5000 mit der Standard-Prozedur „Schwarzbild -> Weißbild“, so wird man fast punktgenau als Ergebnis eben diesen Kontrastumfang von ca. 12500:1 erhalten und so den Eindruck gewinnen, dass der Kontrastumfang der neuen, kleineren SXRD-Generation identisch zu der älteren der VW-Serie ist. Doch leider ist dem in den meisten Fällen nicht so, denn Sony hat heimlich ein „Zwangsdimming“ bei Schwarz implementiert, das auch dann aktiv bleibt, wenn man das Laser-Dimming im Menü komplett deaktiviert. Dadurch wird ein akkurates Messen des wirklichen, nativen Kontrastes erschwert.

Menu
Täuschungsversuch?
Selbst mit deaktiviertem Laserdimming dimmt der XW5000 bei Schwarzbildern

Wir haben das Zwangsdimmung mit entsprechenden Testbildern umgangen und haben die „echten“ Werte in Sachen nativer Kontrast ermittelt. Die meisten Geräte liegen hierbei zwischen 7000:1 und 8000:1, was merklich weniger ist, als bei den direkten Vorgängern. Gleichzeitig gibt es aber auch eine große Serienstreuung: Der Spitzen-Kandidat knackte die 10,000:1 Marke in der Bildmitte, das „Montagsgerät“ erzielte nur 6000:1. Auch hier sollte man sich verbindlich die Leistungsdaten vom Händler vor dem Kauf ermitteln lassen. Unserer Meinung nach ist diese Serienstreuung von bis zu 60% für diese Preisklasse zu hoch.

 

Inbild-Kontrast

Wichtig für die Plastizität in hellen Szenen ist der Inbildkontrast, also das Kontrastverhältnis, das ein Beamer gleichzeitig innerhalb eines Bildes erzielt. Es wird idR. mit einem Schachbrett-Testbild nach ANSI-Methode gemessen.

ANSI

Doch vorab ein paar Hintergrundinformationen zur LCOS-Technologie: Ihre Arbeitsweise (reflektives LCD) erzielt stets Referenzwerte in Sachen On / Off Kontrast (vor allem bei der aktuellen JVC Reihe), aber hat meist Schwächen im Inbildkontrast. Grund sind Streulichterscheinungen im Lichtweg, die sich als „Halos“ um helle Objekte setzen. Daher gehören LCOS-Projektoren in Sachen ANSI Kontrast meist nicht zur Referenz, doch Sonys VW Geräte waren mit durchschschnittlich 350:1 durchaus solide. Die XW7000 Modelle sind es immernoch, was beweist, dass die neue SXRD Panelgeneration hier sich nicht verändert hat, doch beim XW5000 bestätigen sich die guten Ergebnisse nicht.

XW5000_Halos

Das Objektiv des XW5000 verursacht je nach Serienstreuung Halos,
teilweise auch außerhalb des Bildes

Das einfache und günstige Objektiv, das weitgehend von der Sony HW-Einstiegsklasse übernommen wurde, erzeugt Halo-Erscheinungen, wie im Foto oben dokumentiert. Diese sind aber je nach Bildposition unterschiedlich, so dass der Inbildkontrast in der Mitte zum Beispiel höher ausfallen kann, als am Bildrand. Und das Objektiv zeigt im Serienschnitt eine großer Streuung: Der Ausreißer nach unten zeigte einen ANSI-Kontrast von lediglich 160:1, der Ausreißer nach oben immerhin 280:1 (wobei die obere Bildhälfte 320:1 erreichte, die untere hingegen nur 230:1). Die meisten Geräte erreichen durchschnittlich 240:1 wodurch sie den Vorteil gegenüber JVC (250:1) verlieren.

 

Schärfe

Nach wie vor sind wir jedes Mal aufs Neue überrascht, was für eine hervorragende Bildschärfe das HW-Objektiv des XW5000 erzielt. Alle von uns gesichteten XW5000 zeigten ein optisch sehr scharfes Bild bis in den Randbereich. Nur ein Gerät zeigte einen leichten Abfall in einer Ecke, lag aber immernoch auf einem hohen Niveau. Der XW5000 ist zweifelsohne einer der schärfsten 4K Heimkinobeamer am Markt und schlägt hier viele teurere Modelle.

 

Color Uniformity / Shading

Sehr zu unserer Verwunderung zeigten einige XW5000 Verfärbungen in gewissen Bildbereichen, die aber anscheinend nicht auf die optischen Komponenten zurückzuführen sind, sondern auf digitaler Ebene entstehen, wie man an der Klötzchenbildung / Rauschen erkennen kann. Wir vermuten, dass das Phänomen auf die werksseitige Shading-Korrektur, die bei jedem Gerät individuell in der Fabrik erfolgt, zurückzuführen ist: Sie scheint nicht optimal auf das regional unterschiedliche Ansprechverhalten der volldigital angesteuerten Flüssigkeitskristalle angepasst zu sein.

Shading
Shading:
Keine einheitliche Farbtemperatur in Grau

Ob dieses „Shading“ durch ein Software-Update behoben werden kann, ist fraglich. Zumindest bei neu produzierten Geräten sollte es aber vermeidbar sein. Auch hier gilt: Augen auf beim Beamerkauf!

 

Langzeitstabilität

Wie schon eingangs erwähnt, zeigen die obigen Ergebnisse die Ausgangsbasis bei Neugeräten, viele Kunden und Händler sind aber skeptisch, wie lange man in den Genuss der tollen Bildqualität kommt, bis evtl. ein Drift oder gar Kontrastverlust einsetzt. Da man das bei einer neuen Gerätegeneration nicht voraussagen kann, haben wir diesmal von Anfang an diverse XW5000 unter Beobachtung, die wir alle zwei Monate messtechnisch überprüfen. Im Dezember werden wir hier die ersten Zwischenergebnisse liefern, in spätestens 6 bis 8 Monaten werden sich Aussagen treffen lassen, ob und wie langzeitstabil die XW-Serie ist.

 

Fazit

Sonys neue XW5000 stellen in der Ausgangsleistung in der Summe eine sehr leistungsfähige Heimkino-Beamer-Generation dar, die eine hervorragende 4K Schärfe mit hoher Helligkeit, kräftigen Farben und gute Bildplastizität verknüpft. Allerdings liegt nach unseren bisherigen Serien-Analysen die Serienstreuung in vielen Teilbereichen über den Toleranzen, die in dieser gehobenen Preisklasse üblich sein sollten. Entsprechend sollte der Kunde beim Kauf darauf achten, keinen „Ausreißer“ nach unten zu bekommen. Immerhin hat Sony in einer ersten Stellungnahme Probleme eingeräumt und verspricht hier Besserung.

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Auf Wunsch überprüfen wir individuell Neugeräte bei
https://www.beamer24.de/

Im Rahmen unserer Cine4Home Limited Edition, die wir in Kooperation mit Beamer24.de anbieten, vermessen wir jedes Gerät auf obige Grundparameter (Helligkeit / Kontrast / Farben / Schärfe) und dokumentieren die Messwerte schriftlich, so dass der Kunde genau weiß, „was Sache“ ist. Wir sortieren dabei alle XW5000 aus, die ein natives Kontrastverhältnis von 7000:1 unterschreiten, eine Helligkeit von 2000 Lumen brutto nicht erreichen, einen zu eingeschränkten DCI P3 Farbraum haben oder einen ANSI Kontrast von <200:1 aufweisen. Dies gibt deutlich mehr Sicherheit als die oft verbreitete, lapidare Prüf-Zusage ohne konkrete Messwerte.

Aber auch für die Cine4Home- Edition gilt: Eine Aussage, wie langzeitstabil die neue XW5000 Serie ist, können wir derzeit nicht treffen. Wir sammeln aber dazu fleißig Daten und melden uns mit ersten Zwischenergebnissen wieder.

21.10.2022
Ekki Schmitt