Es beginnt die Heimkinojahreszeit: Während es draußen dunkel, kalt und unfreundlich ist, kann man bequem im warmen Heimkino Platz nehmen und gemütlich Filme und Lieblingsserien genießen. Alles, was man dafür braucht ist ein Heimkino, idR im Wohnzimmer integriert.

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Heimkino…made by Fairland Studios

Doch hier beginnt die Qual der Wahl: Inzwischen gibt es nicht nur Beamer verschiedener Marken und Projektionstechnologien (DLP, LCD, LCOS), hinzugekommen sind nun auch noch verschiedene Lichtquellen: Laser, LED und (die gute alte) UHP Lampe.

Beamer_Technologien

Die Frage, was, wie und warum zu den besten Ergebnissen führt, ist (wie immer) nicht trivial zu beantworten. Aus diesem Grund vergleichen wir in diesem Special die drei besten Mittelklasse-Heimkinobeamer (€2400 bis €3200.-) mit grundlegend unterschiedlichen Technologien. Die einzige Ausnahme bildet LCOS, denn beide Hersteller (JVC und Sony) haben leider alle Modelle in dieser Preisklasse eingestellt.

1. Die Kandidaten / Technik

Epson EH-TW9400 (ca. €2600.-) / UHP Lampe
Ja, er wird immernoch produziert, ja er ist immernoch einer der meisten verkauften Beamer am Markt. Seit über vier Jahren behauptet sich Epsons Wohnzimmer-Allrounder in der gehobenen Beamerklasse, was an sich schon ein Beleg seiner Qualität ist.

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Und auch nach heutigen Maßstäben muss er sich nicht verstecken. 2600 ANSI Lumen, 4K per Pixelshift, HDR Unterstützung, spezielle Kontrastfilter, DCI P3 Farbraum, auf das Bild bezogen liest sich der Epson Evergreen immernoch wie ein Beamer neuester Generation.

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Hinzu kommt eine außergewöhnliche Aufstellungsflexibilität und ein wohnzimmerfreundliches Design, auch wenn nur noch das schwarze Gerät erhältich ist (das weiße Modell 9400W wurde schon vor Jahren eingestellt).

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Für die eigentliche Bilderzeugung sorgt die Epson-Eigene 3LCD Technologie, die einen besonders ruhigen und harmonischen Bildeindruck erzeugt. Allerdings hat sie den Nachteil, aufgrund der aktiven Luftkühlung empfindlich gegen Staub zu sein. Regelmäßiges Reinigen der Luftfilter ist unerlässlich.

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Von 2MP auf 4MP per Pixelshift

Bei genauem Hinsehen erkennt man aber auch schon den Zahn der Zeit, der an der Ausstattung genagt hat: Sein Pixelshift ist nur zweifach, verdoppelt also die native FullHD-Auflösug nur auf 4MP (statt sie auf 8MP / UHD zu vervierfachen), seine 120Hz Zwischenbildberechnung funktioniert nur bei FullHD Zuspielung und seine HDR Darstellung muss ohne dynamische Anpassung auskommen. Wir sehr das ins Gewicht fällt, werden wir im Bildteil untersuchen. Dafür verdankt er seinem Alter aber auch noch ein Ausstellungsmerkmal, das es heute kaumnoch gibt: Als einer der wenigen Modelle seiner Preisklasse unterstützt der TW9400 noch 3D per Shutterbrille!

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Sein aus heutiger Sicht aber größtes Manko ist seine Lichtquelle: Der TW9400 ist ein klasssicher Vertreter des UHP-Lampe mit ihren Vorteilen (einfacher Tausch), aber auch Nachteilen (kürzere Lebensdauer). Epson hat hierfür aber eine sehr elegante Lösung gefunden: Die originale Ersatzlampe kostet nur rund €150.- im Handel und macht so den Verschleiß nicht wirklich teurer, als bei Laser-Projektoren. Dies ist möglich, weil Epson die E-Torl Lampen selbst herstellt und nicht teuer zukaufen muss, wie die Konkurrenz.

Optoma UHZ65LV (ca. €3200.-) / Laser
Auch schon knapp drei Jahre alt ist der Optoma UHZ65LV und trotzdem gehört er immernoch zu den besten Wohnzimmer-Beamern, die man derzeit im mittleren Preisbereich bekommt.

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Überraschenderweise ist er der einzige Beamer im Feld, der im wohnzimmerfreundlichem Weiß daher kommt, international liegt Schwarz anscheinend mehr im Trend.

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Er hat seinem Alter tatsächlich auch einige Vorteile zu verdanken: Er gehört noch zu den 4K/DLP Projektoren mit der ersten Pixelshift „XPR1“ Technologie. Hierbei kommt der größere und teurere DLP-Chip mit nativer 4MP Auflösung zum Einsatz, die durch Shift nur noch auf 8MP UHD verdoppelt werden muss.

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Aus 4MP mach 8MP

Zudem ist die Lichtausbeute höher, die der Hersteller mit 5000 Lumen beziffert. Diese extreme Helligkeit wird von einer modernen Laser-/ Phosphor Lichtquelle erzeugt und bleibt so über viele Jahre der Nutzung erhalten. Selbst nach 20,000 Stunden wäre der UHZ65LV immernoch ein überdurchschnittlich heller Beamer.

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Wie der Epson kommt auch der Optoma noch aus der 3D-Ära und bietet dieses Feature, wobei die hohe Lichtleistung auch hier ihm zugute kommt. Eine 4K 120Hz Zwischenbildberechnung ist ebenso an Bord wie HDR Unterstützung. Fehlen tut ihm altersbedingt lediglich eine dynamische HDR Anpassung, wie der Epson arbeitet er hier rein statisch.

BenQ W4000i (ca. €2999.-) / LED
Der neuste im Bund ist zweifelsohne der BenQ W4000i, der erst im Frühling 2023 auf den Markt kam.

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Seine Aktualität bringt ihm einige Neuerungen und Allernstellungsmerkmale gegenüber seinen beiden Konkurrenten ein, allem voran die Lichtquelle: Als einer der ersten reinen Heimkinobeamer nutzt er eine LED-Lichtquelle, die einige Vorteile mit sich bringt. So kommt für jede Grundfarbe eine eigene LED zum Einsatz, die ein besonders ansprechendes Farbspektrum aufweist. Es ist noch so ungleichmäßig wie bei UHP Lampe und nicht so schmalbandig wie bei Laser. Es trifft sozusagen die „goldene Mitte“. Außerdem braucht es bei LED nicht so viele EIzeldioden wie bei Laser, was de Aufbau des Lichtweges sehr viel kompakter macht.

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LED hatte bisher allerdings immer den entscheidenden Nachteil der geringeren Lichtausbeute, die BenQ mit einer speziellen 4LED Technologie ausgeglichen hat, bei der eine zusätzliche LED in Kombination mit Phosphor die Lichtleistung auf 3200 Lumen steigern soll, was für einen Heimkinobeamer einen hervorragenden Wert darstellt.

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Seine neue Generation merkt man dem W4000i auch seinem smarten Betriebssystem an, das mit einem Dongle aktiviert wird: Damit verfügt er über Streaming-Apps und kann vollkommen autark ohne externe Zuspieler auskommen, AndroidTV sei dank.

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Für die Bilderzeugung sorgt die Kombination aus FullHD DLP Chip mit Vierfach.Shift (XPR2) auf 8MP, wie bei allen derzeitigen 4K Heimkino-DLP-Beamern. Eine 120Hz Zwischenbildberechnung für 4K ist bei ihm selbstverständlich und wie alle aktuellen Beamer ist auch er auf einen niedrigen InputLag für Gaming optimiert: nur 17,8ms braucht er vom Signaleingang zum Bild auf der Leinwand, schneller, als die beiden Konkurrenten (Optoma 58ms / Epson 25ms). Als einziger im Feld verfügt er auch über eine dynamische HDR Anpassung, mehr dazu im Bildteil. Last but not least: Trotz seines jungen Alter verfügt auch der BenQ W4000i über 3D!

Soweit die Auswahl der drei Kandidaten, die uns übrigens gar nicht so einfach fiel, denn die „gesunde“ Mittelklasse, die die beste Balance aus Preis und Leistung bietet, ist derzeit leider am Markt unterrepräsentiert. Viele neue Modelle reihen sich in der Einstiegsklasse ein, die aber in Bezug zu Heimkino und HDR zu viele Kompromisse einfordert, oder sie liegen preislich bei €5000.- und mehr, wie z.B. der große Bruder EpsonLS12000 des Epson TW9400. Auch zu diesen Preisklassen werden wir aber noch entsprechende Vergleichsspecials veröffentlichen.

2. Aufstellung

Vor dem Großbildspaß steht immer die Installation, die meist im Wohnzimmer erfolgt. Je flexibler ein Projektor sich hier verhält, desto einfacher ist diese Installation.

In dieser Hinsicht gibt es einen eindeutigen Gewinner: Den Epson TW9400, denn er hat diesbezüglich so gut wie keine Schwächen: Mit seinem großen, 2,1-fachen Zoom ermöglicht er große Bilder sowohl aus kurzen, als auch langen Abständen.

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Abstandstabelle Epson EH-TW9400

Hinzu kommt ein vertikaler Lensshift von vertikal 96% (einer Bildhöhe) und horizontal 47% (halbe Bildbreite), so dass der Projektor auch außerhalb der optischen Mittelachsen positioniert werden kann.

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Riesiger Lensshift-Spielraum des TW9400

Zudem ist das Objektiv komplett motorisiert, so dass alle Einstellungen bequem per Fernbedienung erfolgen und sogar abgespeichert werden können (Lens Memory).

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Abstandstabelle Optoma UHZ65LV

Die beiden DLP-Kontrahenten sind bei weitem nicht so flexibel: Der Optoma UHZ65LV bietet noch einen recht großzügigen 1,6-fachen Zoom, kann aber nicht ganz so weit von der Leinwand stehen, wie der Epson. Ein Lensshift ist bei ihm so gut wie nicht existent, lediglich 15% vertikal können ausgeglichen werden. Alle Einstellungen erfolgen manuell, teilweise umständlich unter einer Klappe.

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Lensshift des BenQ W4000i

Der BenQ W4000i bietet einen doppelten Lensshift mit guten Spielräumen (vertikal 60%, horizontal 15%), dafür ist sein 1,3-facher Zoom sehr eingeschränkt und auf kurze Abstände optimiert.

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Abstandstabelle BenQ W4000i

Auch bei ihm sind alle Einstellungen manuell am Objektiv durchzuführen. Sein Chassis ist das kompakteste im Feld, dafür (wie beim Epson TW9400) nur in schwarzer Farbe erhältlich, was den Beamer im Wohnzimmer auffälliger macht.

3. Bedienung / Funktionen

Ist der Beamer installiert, muss er noch eingestellt werden. Einerseits braucht er genügend Funktionen für eine optimale Bildjustage, andererseits sollte die Bedienung sich auch übersichtlich und einfach gestalten.

Diese Disziplin entscheidet der BenQ W4000i für sich: Zur normalen Bildkalibrierung bietet er alle relevanten Funktionen wie Color Management, Gamma, Farbtemperatur und vieles mehr.

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Das neue Layout ist dabei übersichtlich und vielseitig, die Funktionen selbsterklärend. Soweit die Grundfunktionen, beim W4000i kommt aber noch das smarte Betriebssystem hinzu, das zum ersten Mal vollständig ist, sprich alle relevanten Streamingdienste inkl. Netflix beinhaltet.

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Das System arbeitet gut und macht externe Streaming-Sticks überflüssig. Dem W4000i liegen gleich zwei Fernbedienung bei, die beide zuverlässig arbeiten und optisch ansprechend sind, notwendig ist aber nur eine, mit der alles gesteuert werden kann.

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Doppelt gemoppelt hält besser

So etwas wie SmartApps kennt der Epson TW9400 nicht, dafür hat er ein ausgesprochen vollständiges und schnell zu bedienendes Bildmenü.

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Alle wichtigen Kalibrierparameter sind mit an Bord und werden durch eine besonders umfangreiche Fernbedienung unterstützt.

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Hier findet sich sowohl der Anfänger als auch der erfahrene Kalibrator schnell zurecht. Auch der Optoma UHZ65LV ist ein Beamer „alter Schule“ ohne smarte Ambitionen.

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Sein Bildmenu ist ausreichend, bietet aber nicht so präzise Einstellmöglichkeiten wie BenQ oder Epson. Vor allem auf Signalebene wurden zu viele Optionen wegrationalisiert und sein Color Management ist nicht ohne Fehler.

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Die Fernbedienung ist zweckmäßig, sieht aber ein wenig aus, wie ein Relikt aus den 80er Jahren (was kein Nachteil sein muss).

4. Bildqualität

Nun kommen wir zur Bildqualität, dem Hauptteil dieses Tests. Bringen die neuen Beleuchtungsmethoden nur Vorteile, oder auch Nachteile mit sich? Wie immer untersuchen wir die wichtigsten Bildparameter einzeln.

4.1 Lichtleistung
Schon die technischen Daten verraten in Sachen Helligkeit die Reihenfolge, auch wenn die Netto-Werte von den den offiziellen Angaben unterschiedlich abweichen.

Deutlich absetzen kann sich der Optoma UHZ65LV: Er startet „brutto“ mit 5000 Lumen, ein für Heimkinobeamer sagenhaft hoher Wert. Im hellsten Modus erreicht er diese auch, allerdings nicht bei korrekten Farben. Kalibriert man die Farbtemperatur auf Norm verbleiben rund 4100 Lumen, was immernoch einen fantastisch hohen Wert darstellt. Noch einmal zu differenzieren ist dabei die Helligkeit der Farben an sich die Grundfarben addieren sich hierbei zu 2500 Lumen, noch einmal 1500 Lumen kommen durch die Sekundärfarben hinzu, die im Lichtweg getrennt gefiltert werden. Für die Praxis bedeutet das, dass die Helligkeit des UHZ65LV tatsächlich auch in farbigen Bildern erreicht wird.

Der BenQ W4000i startet mit 3200 Lumen brutto, allerdings nicht bei korrekter Farbtempeatur, sondern mit einem massiven Grünstich, hier scheint sich LED von Laser und UHP-Lampe nicht zu unterscheiden. Bei korrekter Farbgebung bleiben etwas über 2000 Lumen übrig, was den W4000i auf den zweiten Platz bringt. Er beweist damit, dass LED keinesfalls dunkler sein muss.

Epson bescheinigt dem EH-TW9400 in den Werksangaben eine Lichtleistung von 2600 Lumen, die im Dynamikmodus mit 2530 Lumen nur knapp verfehlt werden. Auch der Epson verliert durch die Kalibrierung einiges an Helligkeit, kalibriert erzeugt er noch ca. 1800 Lumen. Mit diesem sehr guten Wert war er auch jahrelang der Primus seiner Preisklasse, doch hier reicht es jetzt nur noch zum dritten Platz, zumal seine UHP Lampe auch viel schneller dunkler wird, als Laser oder LED.

4.2 Kontrast
Helligkeit ist wichtig für große Bilder, Glaubwürdigkeit von Tageslichtaufnahmen, Projektionen bei Restlicht und Highlights für HDR Inhalte. Der Kontrast wiederum sorgt für eine gute Bildtiefe und einen guten Schwarzwert. In dieser Disziplin geht es weniger um die Beleuchtungstechnik, sondern um die Projektionstechnik. Hier ist DLP naturgemäß etwas schwächer, also besteht die Chance für den Epson zum Ausgleich.

Tatsächlich hat der Epson TW9400 den besten nativen Schwarzwert im Feld und den höchsten nativen Kontrast, der mit 5500:1 hervorragend noch ist. Dabei sollte man es auch belassen, denn die adaptive Lichtblende ist mit zuviel Kompromissen behaftet. Zu dem hohen Dynamikumfang gesellt sich auch ein hoher ANSI (Schachbreetkontrast) von 380:1 im Serienschnitt. Klarer erster Platz für den Epson!

Der native Kontrast des Optoma UHZ65LV ist für einen DLP Projektor überraschend hoch, er erreich bei guten Farben ca. 1800:1. Bei voller Lichtausbeute führt dies allerdings zu einem recht mäßigen Schwarzwert von 2,3 Lumen, der nur durch Dimmen der Lichtquelle verbessert werden kann. Dies wiederum lässt sich mit dem dynamischen Dimming nicht kombinieren, was durch eine sehr breite Spreizung auf 8000:1 auch nicht ohne störende Nebenffekte wie Bildpumpen auskommt. Der Inbildkontrast liegt mit 360:1 auf ähnlich hohem Niveau, wie beim Epson TW9400.

Der BenQ W4000I zeigt in Sachen Kontrast die DLP typischen Ergebnisse: Sein nativer Kontrast von 1100:1 ermöglicht einen Schwarzwert von 1,8 Lumen, was in dunklen Szenen einen Grauschleier erzeugt. Im Gegensatz zum Optoma übertreibt es das dynamische Dimming aber nicht und bringt den Dynamikumfang auf rund 3000:1, was einen besseren Schwarzwert erlaubt. Der Inbildkontrast liegt mit 360:1 ebenfalls auf hohem Niveau. Insgesamt ist die Leistung in Sachen Kontrast mit der des UHZ65LVs zu vergleichen, auch wenn sie etwas anders zustande kommt (nativer Kontrast vs. besseres Dimming).

 

4.3 Farbdarstellung
Erfahrene Heimkinoenthusiasten wissen, dass die UHP Lampe farbtechnisch ihre Schwächen hat, trotzdem landet der Epson TW9400 in dieser Disziplin auf dem zweiten Platz: Bei dem Preset „Natürlich“ hält er nahezu punktgenau die BT709 Norm für HDTV / SDR ein, ohne dass man aufwändig nachträglich Hand anlegen muss.

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Sehr gute Farbgenauigkeit des TW9400 bei HD/SDR

Epson legt zudem viel Wert darauf, dass die Bildhelligkeit auch komplett in Farben umgesetzt wird, was durch die 3LCD Technologie möglich gemacht wird. Für die normgerechte Wiedergabe von UHD-Premium Filmen stellt der TW9400 einen zuschaltbaren DCI Filter zur Verfügung, der die Grundfarben noch „reiner“ filtert und so eine Abdeckung des Kinofarbraumes ermöglicht.

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Der DCI P3 Kinofarbraum wird beim TW9400
mit sehr viel Licht erkauft

Allerdings kostet diese Fiterung auch viel Licht, genauer über 1000 Lumen: Mit DCI Farbraum bleiben dem TW9400 nur noch 750 Lumen im Schnitt, wodurch der Vorteil der intensiveren Farben wieder zunichte gemacht wird. Wir empfehlen daher, den normalen SDR Raum zu „tweaken“, was zu einem wesentlich helleren Bild auch bei DCI Bildinhalten führt.

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SDR Farbraum des W4000i

Ebenfalls keine Probleme für den BenQ W4000i in Sachen BT709, die farbintensiven LEDs erreichen eine gute Farbraumabdeckung ohne Nachkalllibrierung. Für viele überraschend dürfte es sein, dass auch der BenQ W4000i für den DCI-P3 Farbraum einen zuschaltbaren Farbfilter benötigt.

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BenQ W4000i Der DCI P3 Farbraum wird sogar 
leicht übertroffen.

Dies liegt an seiner phosphorunterstützten 4LED Technologie, die den Farbraum im Grün etwas einschränkt. Die Farbintensität in Rot bleibt allerdings auch ohne Filter durch das reine LED Licht erhalten. Auch der DCI Filter des W4000i kostet rund 1000 Lumen, es verbleiben 1100 Lumen. Das ist merklich heller, als beim TW9400.

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Der BenQ W4000i ist übrigens der einzige im Feld, der ab Werk „offiziell“ kalibriert wird und diese Kalibrierung mit einem beiliegenden Protokoll belegt wird. Natürlich werden auch die anderen beiden Modelle im Werk geeicht, aber nicht so transparent, wie bei BenQ.

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Der Optoma UHZ65 hat auch bei SDR
eine merkliche Rotschwäche

Schlusslicht in Sachen Farben stellt der Optoma UHZ65LV. Sein nativer Farbraum deckt den HD / SDR / BT709 nicht ganz ab (Rotschwäche), weitere Reserven für DCI P3 gibt es ebenfalls nicht. Durch seine extreme Lichtleistung wirkt er dennoch sehr farbintensiv, auch bei Zuspielung von UHD Premium.

4.4 Schärfe / Detaildarstellung
Über die Schärfe und Detaildarstellung entscheidet nicht nur die Auflösung, sondern auch die optische Schärfe und die Signalverarbeitung.

Das beste Gesamtpaket bietet hier der Optoma UHZ65LV, er profitiert vor allem von seinem besonders großen DLP-Chip mit 4MP Auflösung, die per XPR1 Shift lediglich verdoppelt werden müssen. Zusammen mit der guten optischen Schärfe zeigt sich eine Detailauflösung auf der Leinwand, die von nativem 4K kaum zu unterscheiden ist. Auf Signalebene gesellt sich eine ebenfalls gute Zwischenbildberechnung hinzu, der Optoma kommt aber auch puristisch mit 24p Kinofrequenz zurecht. Insgesamt zeigt der Optoma UHZ65LV eine sehr gute Leistung, in seiner Preisklasse Referenz.

Auch der BenQ W4000i profitiert von seiner guten DLP Schärfe, verwendet aber eine geringere native Auflösung (2MP), die per Pixelshift auf 8MP vervierfacht wird. Das Ergebnis auf der Leinwand zeigt eine sehr gute Auflösung und ein sehr analog wirkendes Bild. Das Objektiv gewährt eine gute Schärfe bis an die Ränder. Die Zwischenbildberechnung verbessert zudem die Bewegungsschärfe und der W4000i ist in der Lage, Spielfilme in originaler 24Hz Bewegungsfrequenz wiederzugeben.

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Der Optoma ist (oben) ist nahe am 4K-Original.
Der Benq (unten links) liefert auch gutes 4K
Der Epson (unten rechts) fällt deutlich ab

Der Epson TW9400 landet in Sachen Schärfe gleich aus mehreren Gründen auf dem dritten Platz: Von den drei Modellen hat er „netto“ am wenigsten Auflösung, denn seine Auflösung wird durch Pixelshift lediglich auf 4MP verdoppelt. Zwar passen die zusätzlichen Pixel in die Lücken (weil die Pixelabstände bei LCD größer sind), aber die Detailauflösung ist dennoch sichtbar geringer, als bei den DLP-Konkurrenten. Auch der Signalverarbeitung gelingt es trotz „SuperResolution“-Funktion nicht, den Pixelkontrast zu erhöhen. „Last but not least“ ist eine Zwischenbildberechnung bei 4K nicht vorhanden und bei FullHD mehr schlecht als recht. Alles in allem ist der TW9400 sicherlich nicht unscharf, aber sichtbar hinter BenQ und Optoma.

4.5 HDR Wiedergabe
„High Dynamic Range“ lebt vom Kontrast, sowohl beim Schwarzwert, als auch bei der Maximalhelligkeit von Highlights. Beamer (egal welcher Bauart und Lichtquelle) können hier mit HighEnd TVs nicht mithalten, weshalb eine besonders gute Ausbalancierung der HDR Darstellung besonders wichtig ist.

Der Optoma UHZ65LV verfügt über eine hohe Lichtleistung und ist damit hell genug für HDR, das bei ihm (aufgrund seines Alters) rein statisch verarbeitet wird. Zwei Regler im Bildmenü erlauben es dem Anwender, die Mischung zwischen Helligkeit und Inbildkontrast selbst zu gewichten. Im Ergebnis ist das HDR Bild des Optoma nie zu dunkel, aber dunkle Szenen wirken weniger kontrastreich, als beabsichtigt.

Der  Epson EH-TW9400 ist zwar nicht so hell wie der Optoma, dafür hat er mehr Kontrast und Schwarzwert, das hilft ihm bei dunklen Szenen, die plastischer aussehen. Aber auch er verfügt nur über eine statische HDR Verarbeitung, die vom Anwender justiert werden kann. Richtig eingestellt, erscheint die Wiedergabe stimmig, aber ein echter HDR Look (besonders kontrastreich) stellt sich nicht ein. Eine HDR Wiedergabe in Kombination mit dem DCI P3 Filter ist aufgrund der zu geringen Lichtleistung nicht zu empfehlen.

Der BenQ W4000i profitiert in Sachen HDR von seinem neuen Baujahr: Inzwischen wurden Algorithmen zur dynamischen Anpassung von HDR Inhalten entwickelt, die in die Signalverarbeitung des W4000i eingeflossen sind: Bild für Bild werden die Pegel im Bild analysiert und intelligent auf den nativen Kontrastumfang des Projektors in Echtzeit gespreizt.

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Der BenQ W4000i analysiert für HDR
das Bild nach diversen Zonen und passt die Pegel an

So wirkt nichts unterbelichtet und eine ausreichende Durchzeichnung in dunklen Bereichen ist gewährleistet. Das funktioniert sowohl mit, als auch ohne den DCI P3 Farbfilter.

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HDR-Vergleich:
Epson TW9400 links, BenQ W4000i rechts

Vor allem die Durchzeichnung ist hervorragend und hebt sich gut vom (nicht perfekten) Schwarzwert ab. Zudem ist der W4000i auch zu HDR+ (aufgezeichnetes, dynamisches HDR) kompatibel.

5. Fazit: Welcher Beamer für was?

Soweit unser detaillierter Vergleich, bei dem jedes Modell seine eigenen Stärken und Schwächen offen legte. In unserer Tabelle haben wir alle Stärken und Schwächen noch einmal übersichtlicht gelistet.

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Doch welche praktischen Eigenschaften kann man aber daraus ableiten? Wir helfen bei der Einordnung:

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Der Epson TW9400 ist nicht umsonst ein Klassiker unter den Heimkinobeamern. Sein größter Vorteil ist zweifelsohne seine unglaubliche Aufstellungsflexibilität, die ihn in fast jedem Wohnzimmer installierbar macht. Seine Bildqualität ist ebenfalls recht flexibel und gut abgestimmt zwischen Farben, Helligkeit und Kontrast. Mittlerweile merkt man ihm aber sein Alter an, vor allem in Bezug zu 4K, Schärfe, Signalverarbeitung, Zwischenbildberechnung und HDR zeigt er Schwächen. Und auch seine Lampen-Lichttechnik ist nicht mehr State of the Art, auch wenn Epson hier preislich entgegensteuert. Der Epson TW9400 ist für alle zu empfehlen, die einen unkomplizierten Beamer für den Alltag suchen und nicht den Schwerpunkt auf 4K/ UHD Heimkino setzen.

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Der Optoma UHZ65LV ist zweifelsohne die „Lichtmaschine“ unter den Himkinobeamern. Er produziert so viel Licht, dass er auch tagsüber unter Restlichtbedingungen eingesetzt werden kann. Dabei gelingt ihm eine hervorragende Schärfe und solide Farben. Abends wird seine Lichtleistung aber schnell zum Bumerang, weil hier der Schwarzwert zu wünschen übrig lässt. Den Kinofarbraum unterstützt er nicht. Bei der Aufstellung zeigt er einen guten Zoombereich, eine nachträgliche Korrektur der Bildlage ist aber per Lensshift kaum möglich. Der Optoma UHZ65LV ist für alle zu empfehlen, die über ein besonders helles Wohnzimmer verfügen und das Gerät vor allem auch tagsüber nutzen wollen.

 

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Bleibt schließlich der Neueste im Bunde, der BenQ W4000i: Schon seine schwarze Farbe verrät, dass es sich hier um einen Heimkinobeamer im klassischen Sinne handelt. Der Hersteller setzt die Schwerpunkte auf perfekte Farben, eine möglichst optimierte Filmwiedergabe, auch von HDR und DCI-P3 Kinofarbraum und eine leistungsfähige Signalverarbeitung. Bei Kinoabenden macht er in der Summe so die beste Figur. Aber mit über 2000 Lumen kalibriert ist er durchaus auch stellenweise als TV Ersatz nutzbar, wofür er zudem ein eigenes smartes Betriebssystem bietet.  Und auch Gamer kommen auf ihre Kosten, seinem niedrigen Input Lag sei Dank. In der Aufstellung liegt seine Schwäche vor allem in seinem kleinen Zoombereich, der den Schwerpunkt auf kurze Projektionsabstände setzt. Dies kann bei großen Wohnzimmern zum Problem werden, da der Beamer dann zu sehr in die Deckenmitte rücken muss. Alles in allem ist der W4000i allen zu empfehlen, bei denen er von der Aufstellung her passt und die den Beamer häufig für Filme, Serien und Spiele nutzen wollen. Seine neuartige LED-Lichtquelle beweist, dass sie Lampe und Laser in nichts nachsteht.

Shopping

Egal, wie man sich entscheidet, mit keinem der drei Beamer macht man einen Fehler. Wir raten aber grundsätzlich, sich vor dem Kauf noch ein eigenes Bild bei einem unserer zahlreichen ShopptingMall Partner in ganz Deutschland zu machen nach dem Motto „Seeing is Believing!“