Die UHD bzw. 4K Auflösung ist in aller Munde. Dank Texas Instruments XPR Technologie ist sie im Jahre 2018 auch in bezahlbaren Preiskategorien deutlich unter €2000.- angekommen. Dank des starken und omnipräsenten Marketings machen gerade viele Einsteiger die Auflösung zu ihrer höchsten Priorität bei der Auswahl ihres Projektors.

4K

Die höhere Auflösung macht dabei einen nicht unerheblichen Kostenfaktor aus: Leistungsfähige UHD Projektoren beginnen erst mit der €1500.- Preisklasse: Sie bieten zwar keinesfalls die native 4K Auflösung, sondern erhöhen ihre Auflösung durch sequentielles Spiegeln ihres FullHD Chips. Und auch wenn das Ergebnis nicht mit pixelgenauem, „echten“ UHD vergleichbar ist. Dennoch zeigen sie bei entsprechender Zuspielung Vorteile in der Detailauflösung gegenüber den FullHD Modellen.

UHD

Sind mit der neuen Beamer-Generation Mit „UHD Schrittmacher“ aber wirklich die FullHD Beamer obsolet geworden, oder gibt es noch qualitative Argumente, die dem preisbewussten Käufer eventuell Geld sparen können? Welche Bildkriterien sind fernab der Auflösung noch relevant und wie gut schlägt sich die erste UHD Generation hier im Vergleich?

All diese Fragen wollen wir in einem kombinierten Test / KnowHow Special beantworten und so dem Heimkino-Neueinsteiger einen kompakten Leitfaden zur Verfügung stellen. Dazu nehmen wir einen die bisher leistungsfähigsten Heimkino-Projektoren der €1000,- Preisklasse und vergleichen ihren „Status Quo“ mit der aktuellen UHD Einstiegsklasse selber Technik (DLP). Wer bietet das beste Gesamtpaket und für wen ist welche Kategorie die beste Wahl?

Bild

Der Vivitek H1188 „Black Thunder“ ist bereits seit Frühling 2017 ein erfolgreicher Einstiegsbeamer, der im Herbst einen optimierten Beamer Kollegen, den H1189 „Bianco“ bekam: Mit etwas mehr Helligkeit und weißem Kleid wird letzterer der Wohnzimmernutzung noch gerechter.

Bianco

Dem gegenüber stehen zahlreiche UHD Einstiegsmodelle diverser Hersteller, die sich technisch nicht selten ähneln und untereinander entsprechend ähnliche Ergebnis in entscheidenden Bildaspekten bieten. Wie die „Faktenlage“ im Detail aussieht, zeigen wir in entsprechenden Kategorien:

Helligkeit

Die wohl seit Jahrzehnten bekannteste Eigenschaft von Projektoren ist die Helligkeit, die in keinem technischen Datenblatt fehlen darf. Sie wird in „Lumen“ angegeben und soll die Lichtleistung von Projektoren objektiv vergleichbar machen.

Data

Als Einsteiger ist der Vergleich entsprechend nahe liegend einfach: Der Projektor mit der höchsten Lumen-Angabe gewinnt und wird in dieser Kategorie der Beste sein! Oder nicht? Leider sieht die Wahrheit anders aus: Gerade weil die Lumenangabe eines Projektors mit die stärkste Vermarktungs-Variable ist, tun die Hersteller alles, um sie möglichst in die Höher zu treiben. So fehlt bei allen Herstellern der Bezug zur richtigen Farbdarstellung, die maximale Lichtleistung wird stets mit einem massiven Grünstich „erkauft“, die eine farblich akzeptable Projektion unmöglich macht.

MM1

Hell aber hässlich:
Die maximale Lichtleistung wird bei Beamern mit
katastrophalen Farben „erkauft“ (oben)

MM2

Entscheidend ist also, wieviel Helligkeit nach farblich richtiger Einstellung „netto“ verbleibt. Je nach Modell kann dies bis zu 50% Lichtverlust gegenüber der Werksangabe bedeuten.

In der Werksangabe werden alle von uns betrachteten Projektoren zwischen 2000 Lumen und 2500 Lumen beworben, sollten also in der Helligkeit vergleichbar sein. Den konservativsten Wert liefert der Vivitek H1188 mit einer Angabe von „2000 Lumen“.

Unter dem Gesichtspunkt der natürlichen Farbdarstellung haben wir die „echten“ Helligkeiten ermittelt und stellen fest: Manche Modelle haben mehr „Netto vom Brutto“: So bewegen sich alle Modelle trotz unterschiedlicher Werkangaben um die 1300 bis 1400 Lumen, der H1188 verliert also nur 600 Lumen durch die Kalibrierung der Farben, während bei den  UHD Modellen 800 bis 900 Lumen abzuziehen sind. Der hellste im Bunde ist tatsächlich der Bianco (H1189) mit bis zu 1550 Lumen bei guter Farbgebung.

Alles in allem sind die Geräte aber zu nahe beieinander um einen echten Sieger zu küren, hier gibt es keinen Generationensieger, aber auch keinen Verlierer.

Farbdarstellung

„Schön bunt“ können alle Projektoren und der Anfänger wird sich fragen, wie man die Farbdarstellung eines Projektors objektiv bewerten kann. Tatsächlich ist dies einfach als gedacht, denn wie bei Fotokameras ist die Natürlichkeit und Authentizität des Bildes das wichtigste Qualitätsmerkmal. Um diese zu gewährleisten gibt es Videonormen für die Grundfarben und den Weißabgleich. Je besser ein Projektor diese Videonormen einhält, desto neutraler projiziert er, desto näher liegt er am (Film-) Original. Diese kann man messtechnisch ermitteln und vergleichen:

RGB

Obiges Diagramm zeigt den „Weißabgleich“ der Vivitek H1188/89, genauer deren Abweichung vom Ideal. Ab Werk zeigen beide Modelle einen kleinen Blauüberschuss von 15%, der aber für den Laien weitgehend unbemerkt bleibt. Mit Bordmitteln kann er leicht korrigiert werden, es verbleibt eine hervorragende Neutralität in Sachen Farbmischung.

RGB2

Dieser Ergebnisse sind aber auch stellvertretend für die gängigen UHD Modelle (Optoma UHD51, BenQ W1700 usw.). Auch hier gibt es keinen Sieger.

Neben der Farbtemperatur (Weißabgleich) sind die Grundfarben eines Projektors entscheidend: Da der Beamer alle Bilder aus Rot, Grün und Blau mischt, müssen diese ebenfalls auf von der Norm vorgegebene Tönungen abgeglichen. Je präziser die Abstimmung der drei Grundfarben, desto genauer die Farbdarstellung. Auch sie kann man grafisch leicht verständlich messen:

CIe1

Im Bild oben sehen wir den Farbraum (alle darstellbaren Farben) des Vivitek H1188/89 im Vergleich zur Norm: Nur in Grün zeigen sich minimale Abweichungen, die in dieser Preisklasse vernachlässigbar sind. Auch hier sind die Ergebnisse stellvertretend für alle Modelle zu verstehen.

DCI

Anders sieht es aus, wenn man die UHD Modelle mit dem Kinofarbraum (DCI P3) vergleicht, der bei UHD-Blurays Verwendung findet: Keiner der am Markt befindlichen Einstiegsmodelle erreicht diesen Farbraum, sondern skaliert auf den herkömmlichen FullHD (SDR) Farbraum. Ein farblicher Vorteil bei UHD Premium Zuspielung ergibt sich so mit den 4K-Modellen nicht.

In Sachen Farben liegen demnach alle Probanten so nahe beieinander, dass auch in dieser Kategorie kein Sieger gekürt werden kann. Bei UHD Zuspielung mut originalem Kinofarbraum bieten die Projektoren allerdings auch keinen Vorteil.

Schwarzwert & Kontrast

Einer der wohl wichtigsten Bildaspekte ist der Kontrast: Er umschreibt die maximale Bildhelligkeit im Verhältnis zum Schwarzwert: Ein Kontrast von 1500:1 bedeutet demnach, dass der Projektor das hellste Weiß 1500 Mal heller darstellen kann, als das dunkelste Schwarz. Kein(!) digitaler Heimkinoprojektor erreicht dabei das perfekte Schwarz. Der Sieger in der Kategorie Schwarzwert und Kontrast ist also das Modell mit dem „dunkelsten“ Grau und dem hellsten Messwert.

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Auch der Kontrast eines Projektors ist schnelle erfasst: Man misst die absolute Helligkeit von Schwarz und Weiß und bildet den Quotienten. Da alle Testkandidaten ein ähnliche Maximalhelligkeit bieten, ist ihr Schwarzwert direkt vergleichbar.

In dieser Disziplin zeigen sich bei den UHD-Einstiegsmodellen die größten Schwächen: Ihr nativer Kontrast überscheitet nr knapp die 1000:1 Marke, was in einem störenden Grau als Schwarz mündet, das dunklen Filmszenen die Plastizität raubt. Durch eine dynamische Lichtsteuerung, die sich dem Bildinhalt anpasst (Dimming), wird der Schwarzwert abgesenkt auf ein Kontrastpotenzial von durchschnittlich 2500:1, was aber das „Grauschleier“-Problem von dunklen Szenen nicht beseitigt.

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Der Schwarzwert der günstigen Einstiegs-UHD Beamer
ist schwach

In dieser Disziplin punkten die Vivitek H1188 / 1189 deutlich: Sie erreichen bereits nativ höhere Kontrastwerte, als die UHD-Modelle dynamisch: Ihre Ausgangsbasis liegt je nach Zoom und Modus zwischen 2000:1 und 4000:1. Dies sorgt bereits für eine gute Bildplastizität mit noch sichtbaren Defiziten im Schwarzwert. Durch das Lampendimming wird der Kontrat auf 4000:1 bis 5000:1 gesteigert, was sich in dunklen Szenen deutlich bemerkbar macht.

Dark_Gut
Die größere Panelgeneration der Vivitek H1188 / 89
sorgt für mehr Kontrast und dunkleres Schwarz

Auch im ANSI Kontrast sind die Viviteks eine Klasse für sich: Während die UHD Modelle lediglich einen ANSI Kontrast (ermittelt mit obigem Schachbrett-Testbild) von um die 300:1 erzielen, durchbrechen die Vivitek-Modelle die 500:1 Marke. In der Praxis bedeutet dies, dass sie dunkle Partien von hellen viel besser abgrenzen können, was der Bildplastizität von Tageslichtaufnahmen zugute kommt.

Schlecht2

Kombination aus Schwarzwert und Inbild-Kontrast
(Unten Vivitek)

Gut2

 

In der Diszipilin Kontrast sind die „herkömmlichen“ FullHD Modelle tatsächlich die klaren Sieger. Dies ist auf ihre größere Panelgenration zurückzuführen, die sich besser auf Schwazwert und Kontrast optimieren lässt, als die „Pico Panels“ der UHD Geräte. Auch die Pixelshift Technologe kostet Kontrast, so dass die hohe Auflösung mit einem hohen Preis (Bildplastizität) erkauft wird.

Detailauflösung

Nun kommen wir zum „Steckenpferd“ der UHD-Projektoren, der Auflösung. Durch ein Vervierfachen den nativen FullHD Auflösung kommen diese auf rechnerisch 8 Millionen Bildpixel, weshalb sie den Namen „UHD“ tragen dürfen.

XPR

In der Praxis liegt die Auflösung durch die vielen Überlappungen deutlich unter der eines nativen 4K Projektors (z.B. Sony VPL-VW270), aber dennoch über der eines herkömmlichen FullHD Gerätes. Tatsächlich können die Projektoren diesen Vorteil auch bei entsprechend hochauflösende Zuspielung zeigen.

FullHD
UHD vs. FullHD

Feine Details werden besser herausgearbeitet und die Bildschärfe damit erhöht. Der FullHD Projektor kann hier nicht mithalten. Anders sieht es wieder bei herkömmlicher FulHD Auflösung aus, wie sie derzeit 90% des Materials in TV, Internet und Blurays ausmacht.

Pixelgenau

Hier zeigen die H1188 / 89 das eingehende Signal pixelgenau an und lösen perfekt auf.

Bewegungsschärfe

Die Detailauflösung ist nur „die halbe Miete“ in Sachen Bildschärfe eines Projektors. Denn fernab von Fotografien hat man es stets mit bewegten Bildern zu tun, die im Idealfall ebenfalls möglichst scharf abgebildet werden sollen.  Ist die Diskrepanz in der Schärfe von stehenden Bildern zu Bewegtbildern zu hoch, geht Glaubwürdigkeit der Darstellung verloren.

Besonders hoch ist die Gefahr bei UHD-Inhalten, da hier stehende Bildinhalte besonders scharf erscheinen und Bewegungsunschärfen dazu noch auffälliger werden. Für optimale Ergebnisse ist hier eine Zwischenbildberechnung schon nahezu Plicht.

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Die 120Hz Zwischenbildberechnung erhöht die Bewegungsschärfe, indem sie in hoher Frequenz Bilder einfügt und so fehlende Bewegungsinformationen der Quelle ergänzt. Die entsprechenden Algorithmen sind sehr rechenintensiv und benötigen leistungsfähige Bildprozessoren. Aus diesem Grund sind sie bei den günstigsten UHD-Einstiegsmodelle nicht vorhanden, was diese mit einer schlechten Bewegungsschärfe quittieren. Erst ab ca. €1500.- (Optoma UHD51) wird eine solche „Frame Interpolation“ angeboten, was zu einer ebenfalls hervorragenden Bewegungsschäre führt.

Die H1188 / 1189 verfügen ebenfall über so eine Zwischenbildberechnung, bei Vivitek passen „ViviMotion“ genannt. Und hier ist weniger tatsächlich mehr: Da hier nur Bilder in FullHD Auflösung berechnet werden müssen, entstehen bei komplexen Bewegungen weniger Bildartefakte bei gleicher Bewegungsschärfe. Tatsächlich können die FullHD Modelle die Disziplien Bewegungsschärfe für Filme und Sport für sich entscheiden.

Fazit

Diese kleine KnowHow / Test Special zeigt: Nicht immer ist es zielführend, sich bei der Geräteauswahl auf einen einzigen Bildaspekt zu konzentrieren. Wie bei Digitalkameras ist nicht nur der bloße „Pixelcount“ entscheidend für die Bildqualität, sondern auch andere Bildaspekte wie Helligkeit, Kontrast, Scwarzwert, Farben und Bewegungsschärfe.

H1188Der Günstigste hat den
besten Schwarzwert / Kontrast im Testfeld

Und zieht man diese in Betracht und vergleicht objektiv, so stellt man fest, dass die FullHD Projektoren, die zu Unrecht vorschnell zum „alten Eisen“ gezählt werden, in nahezu allen Disziplinen mithalten oder sogar führen können. Und dies alles zu einem viel günstigeren Preis: Unsere beiden Testkandidaten kosten mit rund €1000.- 40% bis 60% weniger, als ihre UHD-Brüder!

H1189
Am ausgewogensten für das Wohnzimmer:
Bianco!

Unser Tipp an Einsteiger: Lassen Sie sich nicht zu sehr vom „Marketing-Hype“ beeinflussen, sondern ermitteln Sie ihre persönlichen Präferenzen und Anwendungsschwerpunkte. Bei einem Live-Vergleich bei einem Fachhändler in Ihrer Näher werden Sie dann schnell erkennen, welcher Projektor in seiner Gesamtheit das für Sie beste Bild projiziert. Und nicht selten sparen Sie dabei bares Geld…