26. April 2022, Ekki Schmitt
Heimkino-HighEnder, die auch auf ihr Budget achten müssen, äußerten jedes Jahr aufs Neue die Hoffnung auf einen „bezahlbaren“ nativen 4K-Projektor mit moderner Laserlichtquelle, denn dieses Vergnügen blieb bis dato ausschließlich der Preisklasse über €10,000.- vorbehalten. Aber auch in dieser hohen Preisklasse bemängelten viele Heimkinofans wegweisende Innovationen, denn die verfügbaren Modelle wie ein Sony VW760/790 waren zweifelsohne in die Jahre gekommen. Immerhin hat JVC hier im Dezember den Markt ein wenig mit seinem tollen DLA-NZ7 aufgemischt, doch Nachschub lässt leider auf sich warten, die Geräte sind quasi nicht zu bekommen.
Sonys VW790 ist langsam in die Jahre gekommen
Nun scheint Sony die Wünsche der Heimkino-Szene weltweit endlich erhört zu haben und meldet sich überraschend im Frühling mit zwei neuen Modellen, die nicht nur sehr kurzfristig ihre Vorgänger ablösen sollen, sondern mit teilweise kompletten Neuentwicklungen die native UHD-Projektion bezahlbarer (XW5000) bzw. noch leistungsfähiger (XW7000) machen sollen:
Sonys neuen VPL-XW5000ES gibt wahlweise
in Schwarz oder Weiß
Der XW5000 ist ein waschechter Laser-Projektor mit nativer UHD Auflösung. Mit seinen offiziellen technischen Daten von 2000 Lumen und >90%iger DCI P3 Abdeckung klingt er wie ein direkter Konkurrent zum VW790 aus selbigem Hause, allerdings zum halben Preis von lediglich €6000.-. Natürlich wurde in der Ausstattung hier und da gegenüber etwas gespart und wir werden in diesem Special die Auswirkungen untersuchen, tatsächlich gibt es aber auch Verbesserungen. Nicht nur aus dieser neuen Konkurrenz aus eigenem Haus heraus hat man sich bei Sony wohl entschieden, den VW790 aus dem Programm zu nehmen und stattdessen eine Weiterentwicklung einzuführen.
Erstmals gibt es auch das Topmodell VPL-XW7000ES
in Wohnzimmer-Weiß
Der XW7000 bietet laut technischen Daten die gleiche Grundperformance wie ein VW790, hat aber vor allem in einer Domäne erheblich zugelegt: Die Lichtleistung liegt laut Hersteller nun bei 3200 Lumen und damit sage und schreibe 50% höher, ohne dass mehr Strom verbraucht wird. Ermöglicht werden soll dies durch eine effektivere Gestaltung der Lichtquelle und der LightEngine. Dieses Mehr an Lumen ist natürlich gerade für HDR-Inhalte sehr willkommen, um hier in Grundhelligkeit und Highlights weiter auf die TV-Modelle aufschließen zu können. Und auch im Wohnzimmereinsatz kann ein Beamer quasi nie hell genug sein, weshalb es den XW7000 nun auch in wohnraumfreundlichem weißen Gewand gibt.
Beide Geräte wirken schon auf den ersten Blick sehr interessant und wecken den Eindruck, dass Sony eine neue Generation der 4K Generation einläutet. Doch bestätigt sich das auch in der Praxis? Hier unsere ersten ersten Ergebnisse…
Ausstattung und Technik
In den beiden neuen Boliden steckt nicht nur neue Technik, sondern auch die „Verpackung“ wurde neu gestaltet. Die Form des neuen Chassis orientiert sich deutlich an der des VW790, doch die Maße sind wesentlich kompakter:
Sony VPL-XW5000 und XW7000 (unten) sehen sich nun sehr ähnlich,
unterscheiden sich aber erheblich in der Länge
Der XW5000 ist ein wenig niedriger und kürzer, als seine Verwandten VW2x0 und VW5x0, der XW7000 ist zwar ähnlich lang wie der 7x0er, dafür aber deutlich schmaler.
Alle Maße und Gewichte im Überblick
Mehr Lichtleistung, kleineres Chassis, da liegt der Verdacht einer lauteren Belüftung nahe. Doch das Gegenteil ist der Fall, sowohl der XW5000 als auch der XW7000 sind deutlich leiser als ihre Vorgänger, besonderes wenn man ihre deutlich höhere Lichtleistung mit in Betracht zieht.
Ermöglicht wird dieser Fortschritt aus einer Kombination aus passiver Kühlung, Flüssigkeitskühlung und aktiver Luftkühlung. Die Lüfter können langsamer drehen und die Lautstärke nimmt ab. Und nicht nur die Lautstärke ist geringer, auch die Stromaufnahme, was laut Sony durch einen vollkommen neu konstruierten und effektiveren Lichtweg erreicht haben will.
Sonys neue SXRD Panels sind auf 0,61Zoll geschrumpft
und wurden auf UHD Auflösung reduziert
Allem voran steht dabei die neue SXRD-Panelgeneration die von 0,74 Zoll Diagonale auf 0,61 Zoll verkleinert wurde. Je kleiner die Panels, desto kompakter kann die Lightengine ausfallen, desto günstiger wird der Aufbau.
Der Aufbau des Lichtweges ist vertikal zur Bildausrichtung
Doch die kleineren Panels haben laut Sony auch eine ebenere Oberfläche und damit bessere Reflektionseigenschaften, was wiederum zu einer besseren Lichtausbeute führt. Ein Tribut, das zur Schrumpfung der Panels gezollt werden musste, betrifft die native Auflösung: Entsprach sie bislang der originalen Kinoauflösung von 4096 horizontalen Pixeln, entspricht sie nun genau den 3840 Pixeln des offiziellen UHD Standards. Da ausnahmslos alle erhältlichen Blurays und Streamingangebote nach dem UHD Standard gemastert sind, ist diese Entscheidung sinnvoll in Hinblick auf Skalierung und Bildformat.
Kleinere Panels erfordern auch eine komplette Neuentwicklung aller optischen Komponenten des Lichtweges und des Projektionsobjektives, bei dem sich die beiden neuen Modelle auch am deutlichsten unterscheiden:
Das Objektiv des XW7000 erscheint ein wenig kleiner, als das der VW-Serie, was in Abstimmung zum neuen Lichtweg erfolgt ist. Verbessert wurde laut Sony die Schärfestabilität in Bezug zum Bildzoom, vor allem bei telelastiger Projektion hatten die Vorgänger Schwächen.
Neue Linsengruppen sollen das Objektiv des XW7000
weniger empfindlich gegen den Zoom machen
Das neue Objektiv ist weiterhin voll motorisiert inkl. Lens-Memory Funktion zur Abspeicherung verschiedener Bildformate bei Verwendung von 21:9 Leinwänden. Weiterhin handelt es sich um eine Mischung aus Glas und Kunststoffelementen, was keinen qualitativen Nachteil bedeuten muss, aber mit einer sehr hohen Kratzempfindlichkeit einhergeht, unter der schon das Vorgängerobjektiv gelitten hat.
Das Objektiv des XW5000 ist äußerlich identisch
zu dem der alten HW Serie
Das Objektiv des XW5000 erschien uns auf den ersten Blick bekannt, es gleicht in Durchmesser, Größe und Form dem Objektiv der Sony HW-Serie wie ein Ei dem anderen. Sony leugnet dies nicht, gibt aber an, das Objektiv in seiner Abbildschärfe für die native 4K Auflösung des XW5000 aufgerüstet zu haben (was wir im Bildteil dieses Tests ausführlich untersuchen). Weitere Einsparmaßnahmen betreffen die Motorisierung: Zoom, Fokus und Lensshift werden „klassisch“ manuell eingestellt, eine Lens-Memory Funktion ist damit nicht möglich, die die VW2x0 Serie aber eh nie hatte. Die Drehknöpfe des Lensshifts werden unter einem magnetischen Deckel getarnt.
Das kleinere manuelle Objektiv des XW5000 bietet auch
weniger Aufstellungsflexibilität
Die Haptik wirkt insgesamt schwammig (wie bei der HW Serie) und ist der hohen Preisklasse des XW5000 eher nicht angemessen. Immerhin: In den meisten Heimkinos stellt man Objektiv und Schärfe nur einmal ein, somit sind die diese Sparmaßnahmen weitgehend zu verschmerzen.
Den XW7000 erkennt man auch am zusätzlichen Anschluss
für den 3D-Emitter
Die Anschlüsse befinden sich Sony-typisch auf der rechten Seite und sind nach innen versetzt, um eine unauffällige Kabelführung zu ermöglichen. Bei den Anschlussmöglichkeiten hat sich wenig getan, die Geräte nehmen bildtechnisch ausschließlich über die HDMI-Buchsen mit der Außenwelt Kontakt auf. Sie arbeiten weiterhin nach dem HDMI2.0b Standard mit 18Gbps Bandbreite, was HighEndern jetzt ein Stirnrunzeln ins Gesicht bringen wird. Sony argumentiert, dass HDMI2.1 hauptsächlich für 8K gedacht ist, mangels 8K-Material und nativer Auflösung dies noch kein Thema für ihre Beamer sei und die XW-Serie auch jetzt schon Gaming-optimiert wäre mit einem Inputlag von nur 13ms bei 2K/120Hz Zuspielung bis 21ms bei 4k/60HZ Zuspielung. Das ist sicherlich richtig, aber noch besser wäre natürlich eine 4K/120Hz Zuspielung gewesen.
Input Lag im Überblick
Nichtsdestotrotz sind Sony SXRD Beamer Dank des niedrigen Inputlags, der schnellen Ansprechzeit der Panels und der sich hieraus ergebenden hohen Bewegungsschärfe mit die besten Gaming-Beamer, die man derzeit bekommen kann.
Trotz der konservativen Haltung bzgl. HDMI haben die Ingenieure den XW5000/7000 eine neue Signalverarbeitung mittels des Prozessors „X1 Ultimate für Projectors“ gegönnt, der von dem derzeitigen Topmodell GTZ380 (Cine4Home Test hier) übernommen wurde.
Für die TV-Fraktion ist der Prozessor natürlich ein alter Hut, doch es dauert immer eine Generation, bis die Chips von den Fernsehern ihren Weg bis in die Beamer finden, da aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen und Bilderzeugung stets Adaptionen erfolgen müssen, die das kleinere Ingenieurteam nicht so schnell aus dem Ärmel zaubern kann. Wie immer, soll der X1 Ultimate alles noch etwas besser machen: Schärfere Skalierung, bessere Farbtreue, mehr Farbtiefe, bessere HDR Reproduktion. Was davon auf der Leinwand tatsächlich zu sehen ist (und was nicht), werden wir im Bildtest aufzeigen.
In der Menüführung und in den gebotenen Optionen hat sich so gut wie gar nichts geändert, auch die Fernbedienung ist dieselbe geblieben. Lediglich ein paar Funktionen / Modi sind hinzu gekommen.
Das „Imax Enhanced“ Preset des Bildmenüs soll speziell nach Vorgaben von IMAX abgestimmt sein und entsprechend eine authentischere Bildreproduktion gewährleisten. Ob es sich hierbei um eine echte Verbesserung oder eher um Marketing handelt, bleibt noch zu untersuchen. Imax Enhanced Titel gibt es als Streaming über Disney+.
Wie man schon an diesem ersten technischen Überblick sieht, ist bei Sonys neuen Beamer fast kein Stein auf dem anderen geblieben, spannend ist es da natürlich, ob sich die Bilddarstellung ebenfalls entsprechend verändert hat. Der folgende Bildtest beruht auf zwei von Sony zur Verfügung gestellten Testgeräten, die zwar Serienstatus haben, aber noch zwei kleine Software-Bugs aufwiesen. Die Ergebnisse sind daher noch unter Vorbehalt eines Software-Updates und selbstverständlich der Serienstreuung, denn erfahrene Heimkinofans wissen schon lange: Presse-Samples sind das eine, ausgelieferte Massenware das andere!
Helligkeit / Lichtleistung
Wir gehen direkt in „medias res“ mit der Domäne, in der Sony am meisten Punkten will: Helligkeit! Sowohl der XW5000 gegenüber dem VW290 als auch der XW7000 gegenüber dem VW790 sollen bis zu 50% mehr Helligkeit auf die Leinwand bringen, bei gleichzeitig geringerem Stromverbrauch und Belüftung. Dass die Angabe zur Belüftung stimmt, haben wir schon nach wenigen Minuten bestätigen können, vor allem der XW5000 gehört mit Abstand zu den leisesten seiner Helligkeitsklasse. Auch der XW7000 ist in Anbetracht seiner Lichtleistung vorbildlich akustisch zurückhaltend, aber in den helleren Modi durchaus noch hörbar.
Zur Ermittlung der maximalen Lichtleistung aktivieren wir die native Farbtemperatur, reizen die RGB-Gains bis zur Clipping Grenze aus, maximieren den Zoom und messen schließlich die Helligkeit über die Fläche der Leinwand mit einem geeichten Messgerät: Das XW5000 Testsample erreichte unter diesen Vorsausetzungen 2150 Lumen und damit sogar mehr als die Werksangabe. Der XW7000 erreichte 3140 Lumen, fast eine Punktlandung. Bei Ausreizung aller Lichtreserven zeigt sich ein leichter Grünüberschuss, der bei TV-Projektionen tagsüber durchaus noch in Kauf genommen werden kann. Sobald perfekte Farben gefordert werden, muss ins D65-Preset gewechselt werden, das vom Sony-Werk besser kalibriert wird, als von manchem „Profi“ nachträglich. Der sich durch die Kalibrierung ergebende Lichtverlust beläuft sich dabei auf die typischen 20%, so dass netto rund 1700 Lumen beim XW5000 und 2600 Lumen beim XW7000 verbleiben.
Vergleichen wir dies zu den Vorgängern: Der XW5000 liefert mit diesem soliden Wert beinahe 50% mehr Lichtleistung, als ein Sony VW290, was man bei einem Direktvergleich auch deutlich sieht. Im Vergleich zu einem VW590 wird ca. dieselbe Helligkeit geboten mit dem Unterschied, dass diese beim XW5000 über viele Tausend Stunden ohne signifikanten Verlust erhalten bleibt. Und im Vergleich zum VW790 ist das Ergebnis nahezu identisch, der XW5000 aber leiser und günstiger. Der XW7000 wiederum ist rund 50% heller als der VW790 und heller als alle anderen Modelle seiner Preisklasse, hier setzt Sonys neuer Maßstäbe und nimmt eine Referenzposition ein.
Wie bei allen Heimkinoprojektoren kann man die Leistung bei Bedarf drosseln und so eine individuelle Balance aus Helligkeit und Schwarzwert erzielen. Im Falle der Sony steht dabei ein rund 100-stufiger Regler zur Verfügung, der eine genaue Anpassung ermöglicht. Je weiter man die Helligkeit drosselt, desto leiser wird zudem die Belüftung.
Auch der eingestellte Zoom des Objektives hat einen Einfluss, hier haben wir die Testreihen aber noch nicht ganz abgeschlossen. Entsprechende Ergebnisse werden wir nachreichen, sobald wir genügend Daten gesammelt haben.
Kontrast / Dynamikumfang
In der absoluten Lichtleistung wissen die neuen Sony-Boliden also zu überzeugen, doch wie sieht es mit dem Kontrast aus? Gleich drei Aspekte sind hier zu berücksichtigen: Nativer On / Off Kontrast (Panelkontrast), dynamischer Kontrast (Dynamikumfang) und Inbildkontrast (z.B. ANSI Kontrastmessung). All diese Aspekte haben wir bei beiden Modellen untersucht, mit teils identischen, teils unterschiedlichen Ergebnissen:
Wir beginnen mit dem VPL-XW7000, an den wir aufgrund seiner Preisklasse besonders hohe Erwatungen stellen: Mit obiger Konfiguration bei gleichzeitig adäquater Farbtemperatur (D65/6500K) erreicht der 7000er einen On/Off Kontrast von 12,500:1 bei maximalem Zoom, 17,000:1 bei minimalem Zoom. Ungeachtet der Farbtemperatur, also bei nativem, leicht grünlichem Weißabgleich liegt er rund 30% höher zwischen 15,000:1 und 20,000:1. Dies sind ansich schon gute Werte, die für eine ansprechende Bildtiefe sorgen. Kombiniert werden sie mit einem Schachbrettkontrast von 380:1, was ebenfalls ein hervorragendes Ergebnis darstellt. Diese Ergebnisse sind uns aber nur allzu bekannt, denn schon seit mehreren Generationen erreichen alle VW-Modelle genau diese Werte. Mit anderen Worten: Die neue Panelgeneration hat sich in Sachen Kontrast nicht verändert und auch das etwas kleinere Objektiv des XW7000 erzeugt nicht mehr Streulicht, als das des VW790. Dies bedeutet aber auch, dass der native Schwarzwert aufgrund des Lichtgewinns bei Ausreizung der 3200 Lumen (2600 Lumen kalibriert) heller ausfällt, als beim VW790. Theoretisch lässt sich dies durch das implementierte dynamische Dimming ausgleichen, zu dem wir an dieser Stelle aber keine Ergebnisse liefern können, da die Funktion zwar im Menü aktiviert werden konnte, in der Praxis aber nicht arbeitete. Hier steht noch ein Firmware-Update aus, erfahrungsgemäß rechnen wir aber mit einer Dynamiksteigerung um 250%, so dass der Dynamikumfang zwischen 30,000:1 und 50,000:1 liegen sollte. (Auch die nativen Werte stehen noch unter Vorbehalt, da evtl. ein nicht zu deaktivierendes Dimming implementiert wurde).
Soweit, so bekannt, jetzt kommen wir zum XW5000, bei dem ein modifiziertes HW-Objektiv zum Einsatz kommt. Ein Objektiv hat wenig Einfluss auf den On/Off Kontrast, so dass hier unsere Messungen ebenfalls den typischen Bereich von 13,000:1 bis 17,000:1 beim nativen Kontrast belegen. Dies ist identisch zum Vorgänger VW290 oder VW590, je nachdem, zu welchem Modell man den XW5000 vergleichen möchte. Im Dynamikbereich ist der XW5000 dem VW290 überlegen, da er nun über ein Laser-Dimming verfügt. Auch hier war die Funktion bei dem Testmuster schon implementiert, aber noch ohne Funktion. Im Ergebnis wird der Schwarzwert gegenüber dem VW290 besser sein bei gleichzeitig 50% mehr Helligkeit. Im Vergleich zum VW590 erwarten wir hingegen keinen Vorteil, da dieser über eine sehr effektive dynamische Blende verfügt. Bleibt der Inbild-Kontrast und hier zeigt das vereinfachte Objektiv des XW5000 seine eigene Charakteristik. Gegenüber den größeren Objektiven des VW290/590 erzeugt es mehr Streulicht, die sich in Halos und Streaking äußern und so keine so starke Kontrastübergänge erlauben, wie bei den Vorgängern. Dies äußert sich auch in den Messwerten beim Schachbrettkontrast, rund 180:1 (200:1) erreichte hier unser Testmuster. Die von uns beobachtete Situation verhält sich ähnlich wie bei der JVC N-Serie, bei der wir ebenfalls damals als unabhängige Plattform trotz Drucks seitens des Herstellers und seiner externen Promoter dieses Phänomen aufdeckten und bemängelten. Zu welchen Inbild-Kontrastwerten der XW5000 bei verschiedenen Bildkonstellationen in der Lage ist, muss noch mit ausgiebigen Testreihen bei verschiedenen ADL-Leveln analysiert werden, ein erster Sichtvergleich machte aber schon deutlich, dass der VW-Serie eine höhere Bildtiefe innerhalb eines Bildes erlaubt, als der XW5000. An dieser Stelle muss aber auch bemerkt werden, dass solche Unterschiede erst bei sehr optimierten Räumen (dunkle Wände, Decke, Boden) bzw. in Verbindung mit höchstwertigen Kontrastleinwänden auffallen, in den meisten Wohnzimmerkinos fällt der Unterschied geringer aus.
Farbdarstellung
Viel Helligkeit und Kontrast sind wichtig, aber müssen auch noch mit einer adäquaten Farbdarstellung einhergehen. „Adäquat“ wird unterschieden zwischen SDR/HD Inhalten und HDR/UHD Premium Inhalten mit unterschiedlichen Farbräumen.
Kein moderner Heimkinoprojektor sollte den herkömmlichen SDR/HDTV Farbraum verfehlen, handelt es sich hier ja um einen Jahrzehnte alten Standard. Dementsprechend haben die neuen XW Modelle keinerlei Probleme mit der 100%-igen Einhaltung der Norm, wie der Graph oben zeigt.
Die 100%-iger Abdeckung des Kinofarbraumes DCI-P3, wie er von UHD-Premium Titeln auch daheim unterstützt wird, ist für Beamer schon schwerer. Kaum ein Modell, dass ihn komplett erreicht und wenn, dann nur mit lichtschluckenden, dichroitischen Filtern, bei denen die Nachteile überwiegen. Idealerweise gelingt einem Beamer eine möglichst hohe Abdeckung auch ohne Filter und bei voller kalibrierter Helligkeit.
Diesen Ansatz verfolgt Sony bei allen nativen 4K Modellen (mit Ausnahme des VW5000) und behält diesen auch bei der neuen XW-Serie bei: Sie sollen eine 95%-ige Abdeckung des DCI P3 Farbraumes laut Hersteller erreichen, was wir natürlich überprüft haben.
Der Farbraum zeigt sich nahezu identisch zu dem des VW790: Rot und Grün werden nicht ganz erreicht, doch in der Sättigung liegt der Farbraum „auf Achse“ und deckt den DCI Farbraum in allen relevanten Bereichen angemessen ab. Vor allem in Kombination mit der extrem hohen Lichtleistung des XW7000 erreichen die Farben eine Intensität für das Auge, die schlichtweg beeindruckend ist und mit „dunkleren“ Beamern auch nicht so erreicht wird (trotz messtechnischer identischen Farbkoordinaten). „UHD Premium“ tauglich sind beide Modell zweifelsohne.
Auch in der Farbtemperatur zeigen beide Modelle einen sehr guten Werksabgleich, der keine aufwändige Nachkorrekur erfordert. Ob dies für die final ausgelieferten Seriengeräte auch gilt, können wir aber erst nach unserer Serienanalyse nach Markteinführung bewerten.
Rein optisch sind die XW5000/7000 zweifelsohne zu einer adäquaten Farbreproduktion von HDR / DCI Inhalten in der Lage, allerdings ist dafür auch eine entsprechende Signalverarbeitung notwendig. Da Beamer die normrelevanten Lichtleistungen von HDR nicht erreichen, ist eine dynamische Anpassung sinnvoll, aber gleichzeitig auch schwierig. Laut Sony soll der X1 Ultimate Prozessor eine „objektbasierende“ HDR Anpassung haben, die mittels des Contrast Enhancers (HDR Dynamic Enhancer) aktiviert wird. Er kann in drei Stufen geregelt werden (Low / Mittel / Hoch), die Clipping Grenze wird mit dem HDR-Kontrastregler beinflusst, alles wie gehabt.
Leider hat unsere Zeit mit den Projektoren nicht für aufwändige Farbraumanalysen gereicht, so dass wir mit Praxisvergleichen zu Vorgängern und anderen Systemen vorlieb nahmen. Unsere Beobachtungen zeigen, dass der HDR Contrast Enhancer wie gewohnt eine gute framebasierende Pegelanpassung vornimmt, mit ausreichender Durchzeichnung nahe an Schwarz und ohne starke Überstrahlungen. Es wurde allerdings auch schnell deutlich, dass nach wie vor nicht der gesamte HDR-Dynamikraum dynamisch abgedeckt wird, sondern im Falle des XW5000 zu Gunsten der Bildhelligkeit ein Clipping zwischen 700 und 1000nits empfehlenswert ist. Aufgrund seiner enormen Lichtleistung kann die Grenze beim XW7000 auch höher gewählt werden, was mit einer sehr hohen Inbild-Plastizität einhergeht, im absoluten Schwarzwert aber ein wenig den Hang zum Grau hat, was aber bei funktionierendem Laserdimming durch FW-Update sicherlich noch sichtlich besser wird (wir werden den Test dann entsprechend aktualisieren).
Ähnliche Ergebnisse auch bei der Farbanpassung: Alles in allem erscheint die HDR / DCI Darstellung farblich intensiv und dennoch natürlich, bei gleichzeitig starken Luminanz-Pegeln tendiert sie aber nach wie vor in Richtung „zu bunt“. Zu einer Revolution des Contrast Enhancers hat der X1 Ultimate Prozessor sicherlich nicht beigetragen. Nach aktuellem Stand führt die Echtzeit-HDR-Anpassung der JVC Serie zu besseren Ergebnissen, ist aber auch schwieriger zu konfigurieren als Sonys einfache „3 Stufen Automatik“. Für beste Ergebnisse ist man nach wie vor auf externe Prozessoren wir einen madVR Envy angewiesen. Davon abgesehen profitiert die HDR Darstellung von der Lichtleistung des XW7000 derart, dass von einem großen Schritt gesprochen werden kann. Auch der XW5000 überzeugt, sein niedrigerer Inbildkontrast lässt im optimierten Raum aber ein wenig den „WOW-Effekt“ vermissen, bei einem Preisunterschied von €9000.- ist dies aber verschmerzbar.
Schärfe
Ein nativer UHD/4K Projektor muss vor allem eines sein, um seinem Ruf gerecht zu werden: Scharf! Genau dieses Thema ist bei Sony VW Modellen seit Jahren ein Streitthema unter Heimkino-Enthusiasten, das verschiedene Ursachen hat: Die ersten Generationen der VW2x0,3×0 und 5×0 hatten teilweise eine große Serienschwankung in der Randschärfe, die meistens durch einen kleinen Zoom (großer Porjektionsabstand) in Kombination mit Lensshift zusätzlich verringert wurde. Schnell hat sich der Ruf verfestigt, dass das Objektiv, das teilweise auch Kunststoff-Elemente beinhaltet, generell nicht gut genug wäre. Auch wir mussten damals im Rahmen unsere „Cine4Home Edition“ so manchen VW mangels Randschärfe aussortieren. Sony hatte aber relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit reagiert und die Serienstreuung soweit reduziert, dass der weitaus größte Teil der ausgelieferten VW2x0 und 5×0 eine sehr gute Schärfe erzielen.
Linsengruppen des XW7000-Objektivs
Nahezu identische Ergebnisse konnten wir beim XW7000 beobachten: Die Schärfe in der Bildmitte ist hervorragend und der Schärfeabfall zu den Rändern und Ecken hin so gering, dass er von der Sitzposition aus nicht wahrgenommen wird. Die Nachricht, dass das neue Objektiv bei kleineren Zoom-Größen weniger bzw. keine Schärfe mehr verlieren soll, erhielten wir leider erst nach unserer „Test-Session“, so dass diese Überprüfung noch aussteht.
Weiter geht es mit der optischen Schärfe des XW5000 und wir geben zu: Wir waren sehr skeptisch, als wir das kleine Objektiv erblickten, das äußerlich identisch zu dem der HW-Serie erscheint, die ja lediglich eine FullHD Einstiegsklasse darstellt.
Das HW-Objektiv des XW5000 wurde laut Sony
auf 4K / UHD angepasst
Eines Besseren belehrt wurden wir, nachdem wir den Projektor eingeschaltet und die Schärfe justiert haben: Kaum ein anderer Projektor zeigte auf unseren Testscreens eine so gleich bleibend hohe Schärfe über das gesamte Bild, wie der XW5000 mit seiner „kleinen“ Linse. Dieser gute Eindruck setzte sich bei laufendem Filmmaterial fort, hier muss sich Sonys Einstiegsgerät weder vor den größeren Modellen noch der Konkurrenz verstecken. An dieser Stelle verweisen wir aber wieder darauf, dass für eine finale Beurteilung erst noch die Serienstreuung untersucht werden muss.
Sonys schärfeoptimierende Signalverarbeitung, bekannt geworden durch die Begriffe „Reality Creation“ und „Super Resolution“, ist allgemein für ihre Leistungsfähigkeit bekannt: Ohne eine künstliche Überschärfung werden kleine Details sauber, fein und pixelgenau herausgearbeitet und Dank der scharfen Objektive auf die Leinwand gebracht. Selbstverständlich verspricht Sony mit dem X1 Ultimate Prozessor noch bessere Ergebnisse, aber das Niveau ist hier schon seit Jahren so hoch, dass in dieser Hinsicht kaum noch „Luft nach oben ist“. Sehr gut funktioniert auch die Zwischenbildberechnung „Motionflow“, im niedrigen Modus gelingt ihr eine sehr gute Verbesserung der Bewegungsschärfe, ohne den Filmlook zu sehr zu stören oder Artefakte zu provozieren. Hier würden wir uns aber weitere Einflussmöglichkeiten oder mehr Stufen wünschen, wie dies z.B. bei LG Geräten schon lange der Fall ist.
Durch das enorm schnelle Ansprechverhalten der SXRD Panels profitieren diese besonders von der Zwischenbildberechnung, was man auch bei Sportübertragungen schneller Sportarten beobachten kann. In der Summe gehören Sony SXRD-Projektoren aller Modellreihen mit zur derzeitigen Schärfereferenz.
Fazit
Überraschend im Frühling und kurzfristig war Sonys Modellwechsel von der altbekannten VW-Serie auf die neue XW-Serie. Noch überraschender war es dabei, dass es sich nicht nur um ein kleineres Produkt-Update handelt, sondern um eine weitgehende Neuentwicklung mit neuen Panels, neuem Lichtweg, neuer Lichtquelle, neuen Objektiven und modernisierter Signalverarbeitung.
Im Falle des VPL-XW7000 ist dabei ein Projektor entstanden, der tatsächlich in nahezu jeder Hinsicht besser ist, als sein Vorgänger VW790: Er ist heller, das Objektiv optisch stabiler, der Kontrast ebenbürtig und die Signalverarbeitung verbessert. Die Anpassung der Auflösung auf die UHD Norm ist folgerichtig und nur für diejenigen schmerzlich, die den Beamer „auf den letzten Zentimeter“ aufstellen wollen. Bei allem Lob muss aber auch dazu gesagt werden, dass Sony sich die verbesserte Leistung mit einer Preisempfehlung von €15,000.- auch fürstlich entlohnen lässt, absolut unverständlich ist es dabei, dass in dieser Preisklasse Zubehör wie ein 3D-Transmitter noch zusätzlich bezahlt werden soll und nicht im Lieferumfang enthalten ist.
Beim VPL-XW5000 geht Sony einen anderen Weg: Das Modell ersetzt gleich zwei Modelle unterschiedlicher Preisklassen (VW290 / VW590), liegt preislich fair genau in der Mitte dazwischen (€6000.-) und beinhaltet eine moderne und helle Laserlichtquelle mit effektiver, leiser Kühlung. Mit dieser Ausstattung steht der 5000er derzeit nahezu konkurrenzlos da und bietet für seinen Preis eine faszinierende Bildqualität. Allerdings wurden beim Objektiv ein paar Einsparungen vorgenommen, die für manche HighEnd-Interessenten zum K.O.-Kriterium werden könnten: Durch das manuelle Objektiv fällt die Lens-Memory Funktion gegenüber dem VW590 weg, so dass der XW5000 nicht einfach mit einer 21:9 Leinwand betrieben werden kann. Für alle, die auf diese Funktion angewiesen sind, gibt es bei Sony nun kein Modell mehr unter €15,000.-. Und auch der geringere Inbildkontrast ist für Eigner von „schwarzen Höhlen“, sprich optimierten Kinoräumen, schmerzlich. Zwar liegt der Inbildkontrast hier nach jetzigem Analyse-Stand noch auf dem Niveau der aktuellen JVC-Konkurrenten, doch war es gerade der hohe Inbild-Kontrast, der Sonys VW-Serie hier besonders bei HDR Inhalten nocheinmal qualitativ abhob. Auch dies ist nun erst ab dem XW7000 zu haben.
„Altes Eisen“ oder „früher war alles besser“?
Die Vorgängergeneration (rechts) hat nach wie vor ihre Vorteile
und ein Kauf kann sich noch lohnen
Je nach Priorität sollte man vielleicht daher jetzt die Gunst der Stunde nutzen, und einen der beiden Vorgänger VW290 und VW590 käuflich im Fachhandel erwerben. Noch sind dort einige Neugeräte auf Lager, aber die Produktion wurde eingestellt und es werden keine weiteren mehr ausgeliefert. Da sich die neuen XW-Modelle wiederum aufgrund der Corona-Probleme in China ebenfalls verzögern und wahrscheinlich frühestens im Juli eintreffen werden, gibt es eine Lücke von ein paar Monaten….
Sehen Sie hierzu auch unsere Testvideos:
Technische Daten im Überblick