Viele langjährige Heimkinofans bemängeln, dass es in den letzten Jahren keine großen Neuentwicklungen bei Frontprojektoren der gehobenen Klasse gegeben hat. Dies ist sicherlich richtig, denn viele Hersteller konzentrieren sich in dieser Preisklasse mehr auf „LaserTV“ alias Ultrakurzdistanzprjektor, da sie bei „Umsteigern“ eine wesentlich bessere Akzeptanz im Wohnzimmer erhalten, als herkömmliche Beamer mit der bekannten, eher aufwändigen Deckenmontage. So gab es bei den „üblichen“ Marken dieses Jahr bestenfalls nur „Updates“ bei den klassischen Modellen.

Doch mit dem neuen Jahr ist die Durststrecke endlich vorbei, zumindest für alle Heimkinofreunde mit entsprechend gut gefülltem Geldbeutel. Der legendäre Sony VPL-VW5000 bekommt einen noch größeren Bruder, den GTZ380, der schon im Januar auf den Markt kommen soll.

GTZ380_Chassis

Er soll die bisherigen Superlativen des VW5000 laut Sony noch einmal in vielen Belangen schlagen:

– Eine überarbeitete Lightengine mit neu konstruierter Laserlichtquelle soll bis zu 10,000 Lumen bei voller Abdeckung des Kinofarbraumes (DCI P3) erlauben.

– Eine komplett neue Signalverarbeitung mit  HDCP2.3 Unterstützung

– Eine verbesserte HDR-Dynamik Steuerung

– Unterstützung von 120Hz Eingangssignalen (z.B. Gaming) gegen Aufpreis

– X1 Ultimate Prozessor

– uvm.

Dies alles hat seinen Preis: Mit einer Unverbindlichen Preisempfehlung von ca. €80,000 + Objektiv kostet der GTZ380 soviel wie ein Luxusauto oder eine kleine Eigentumswohnung. Damit ist er fast doppelt so teuer wie der bisherige Spitzenreiter VW5000 der nach einer Preissenkung nur noch die Hälfte (ca. €48,000) kosten wird. Dafür soll der GTZ380 aber auch die doppelte Leistung bieten, was in Anbetracht der grandiosen Leistung des VW5000 fast schon utopisch klingt. Hat Sony hier vielleicht zu viel versprochen?

Glücklicherweise hat schon das erste Vorseriengerät Deutschland erreicht und steht derzeit bei dem wohl erfolgreichsten VW5000 Händler in Deutschland: Die Fairland Studios in Bochum. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn die Fairland Studios sind nach unserem Ermessen die mit Abstand kompetentesten und seriösesten HighEnd Kino Bauer in Deutschland. Während viele andere nach dem Prinzip „mehr Schein als Sein“ nur „klappern“,  liefern die Fairlandstudios ohne große Selbstdarstellung eine in Bild und Ton perfekte Qualität.

Fairland

Dies zeigt sich auch in ihrem Atmos zertifizierten Demo-Studio, in dem ein Trinnov gesteuertes 32 Kanalsystem die meisten Großkinos in Sachen Klangqualität in ihre Schranken verweist. Doch diesmal sind wir hier für das Bild und das kommt Dank 6m breiter HighEnd StudioTek 130 aus dem Hause Stewart auch alles andere als zu kurz.

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Hier bietet sich die optimale Spielwiese für einen UltraHighEnd Projektor wie dem GTZ380 und wir haben es uns selbstredend nicht nehmen lassen, ihn einer eingehenden ersten Untersuchung, sowohl messtechnisch, als auch subjektiv mit Filmmaterial, zu unterziehen. Mit dabei war der Heimkino-Enthusiast Cornelius auf der Heiden, der sich zunehmend in der Projektoren Szene durch kompetente Kalibrierungen und Reviews (AV-Reviews.de) engagiert. Viele Grüße an dieser Stelle!

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Das Trio:
Cornelius Heiden (links), Ekki Schmitt und der Sony GTZ380

Zu zweit hat es doppelt so viel Spaß gemacht und wir haben uns 12 Stunden am Stück mit dem GTZ380 beschäftigt und seine Geheimnise gelüftet, soweit es das leider noch nicht finale Vorseriengerät zuließ. Hier also die Antwort zur Frage, wie gut ist der Sony GTZ380 wirklich? Alle Messungen haben wir dabei „doppelt gemoppelt“, sind gleichsam notariell beglaubigt.

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Vielen Dank auch an Christian Rinner (Fairland)
für die tolle Unterstützung!

Die Lichtausbeute

Für größtes Aufsehen hat die angekündigte Lichtleistung des GTZ380 gesorgt: Schon der VW5000 war mit 5000 Lumen einer der hellsten heimkinooptimierten Projektoren und in Kombination mit seinem fünfstelligen nativen Kontrast lange Zeit konkurrenzlos. Doch auch er hatte Limitationen vor allem in Bezug auf den originalen Kinofarbraum DCI-P3: Er wird nur mit einem zusätzlichen Farbfilter erreicht, der die kalibrierte Netto Lichtleistung auf rund 3000 Lumen drückte. Andere Marken aus dem DLP Lager bieten hier inzwischen starke Konkurrenz. Die Lichtleistung mit DCIP3 soll sich mit dem GTZ380 nun aufgrund einer neuen Laserlichtquelle grundlegend ändern:

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Der neue rote Laser ergänzt das Phosphor-Rot

Während der VW5000 ausschließlich mit blauen Laserdioden und gelbes Licht emittierendem Phosphorrad arbeitet, wurden beim GTZ 380 auch rote Laserdioden hinzugefügt, die ein reineres Rot-Spektrum (DCI P3) erreichen sollen. Der gelbe Phosphor kann dadurch anders ausfallen und hauptsächlich Grün bedienen, was wiederum eine bessere Grundfarboptimierung auf DCI P3 Grün ermöglicht. Durch diese Maßnahmen entfällt der DCI-Farbfilter komplett, so dass der GTZ380 grundsätzlich mit voller Lichtleistung agieren kann. Und diese haben wir schließlich gemessen:

Wie meistens sind die Werksangaben des Herstellers lobenswert ehrlich. Der GTZ380 erreicht bei Ausreizen aller Gains und nativer Farbtemperatur eine Lichtleistung von 9900 Lumen und „kratzt“ somit genau an den versprochenen 10,000 Lumen. Noch erfreulicher ist der geringe Lichtverlust durch die Kalibrierung,  der nur bei rund 8% liegt. So verblieben bei unserem Testgerät sage und schreibe 9100 Lumen bei korrekten Farben.

Damit ist der GTZ380 unter normaler SDR / BT709 Zuspielung rund doppelt so hell wie der VW5000 und bei HDR / DCI P3 Zuspielung sogar dreimal(!) so hell. Das sind neue Dimensionen der Lichtleistung, hier setzt Sony im Heimkinosegment Maßstäbe.

Die Farbdarstellung

Nicht minder spannend war die Frage, ob tatsächlich der volle DCI P3 Farbraum abgedeckt wird, denn in nicht wenigen Fällen der Vergangenheit haben Hersteller in dieser Hinsicht schon mehr versprochen, als die Wirklichkeit dann hielt. Eine einzige Messung gibt in Bezug zum GTZ380 die Antwort.

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Wie man sieht wird der DCI P3 Farbraum nicht nur erreicht, sondern maximal auch leicht übertroffen. Das alleine ist schon erfreulich, doch ein Aspekt, der oft unerwähnt bleibt, aber in der Farbtreue viel ausmacht, ist dass diese genaue Einhaltung der Farbkoordinaten ohne Einsatz des Color-Managements erreich werden, also optisch durch die Wahl der Laserpektren und eventuelle farbkorrigierende Gläser direkt bei der Lichtquelle erzielt werden, was bei einer Laser + Laser + Phosphor Engine alles andere als einfach ist. In der Praxis sieht das so aus.

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Laser-Rot…

Hier sehen wir grob den nativen Spektralanteil der Grundfarbe Rot, die beim Sony GTZ380 durch rote Laserdioden erzeugt wird. Wie zu erwarten, zeigt sich ein sehr reiner Peak um im Tiefrotbereich, was für die starke Intensivität sorgt, die mit Phosphor oder UHP Lampe in dieser Lichtausbeute (1900 Lumen) nicht möglich wäre.

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…zum Laser-Rot kommt noch Phosphor-Rot…

Sehr überraschend ist aber die Beobachtung, dass auch „blassere“ Spektralanteile mit längerer Wellenlänge ins Rot gemischt wurden, emittiert von der Phosphorschicht aus dem Lichtweg. Mit diesem Anteil hat man gleichsam das native Beamer-Rot auf DCI-P3 rein optisch kalibriert. So eine aufwändige native Rotoptimierung ist uns noch bei keinem laserbasiertem Heimkinoprojektor begegnet.

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…Phosphor-Grün…

Im starken Kontrast hierzu steht die Grundfarbe Grün, die nicht direkt durch Laser, sondern durch grünes Licht aus gelb emittierenden Phosphor erzeugt wird. Hier zeigt sich ein durchgängiges breites Spektrum ohne expliziten Peak, „“Breitband“ statt „Schmalband“. Und auch dieser Spektralanteil ergibt ohne Nachkorrektur nahezu punktgenau die DCIP3-Zielkordinate bei passender D65 Helligkeit (rund 6300 Lumen). Dies wird möglich, weil die weitere Lichtaufspaltung aus Gelb das Rot nicht mehr komplett abdecken muss.

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…und Laser Blau

Bleibt das blaue Spektrum, bei dem die Ingenieure einen etwas anderen Weg eingeschlagen haben: Auch hier zeigt sich ein lasertypisches schmales Spektrum mit hohem Peak, allerdings ohne zusätzliche Korrektur. Im Ergebnis wird in der Sättigung der DCI-P3 Zielpunkt übertroffen und muss über das Color-Management leicht korrigiert werden.

Der Ansatz des „optisch-nativen“ DCIP3 Farbraumes sorgt für eine außergewöhnlich akkurate Farbredproduktion auch ohne aufwändige Kalibrierung: Die Farbanalyse zeigt, dass in tausenden von Farbnuancen keine sichtbare Abweichung vom Ausgangsfarbton zu verzeichnen ist. Hier lässt der GTZ380 die viel Konkurrenz hinter sich, streng genommen verdient der GTZ380 den Titel „Kinoprojektor“:

Kontrast

Erfahrene Heimkinofans wissen: Je heller ein Beamer, desto schwerer ist es, einen hohen Kontrast (Dynamikumfang) zu erzeugen, denn für ein ideales „Schwarz“ muss das gesamte Licht im Beamer verbleiben und absorbiert, genauer in Wärme umgesetzt, werden. Bei 10,000 Lumen brutto ist leicht einzusehen, um was für Energiemengen es sich hier handelt.

In Sachen Kontrast des GTZ380 gibt es von Sony zwei offiziell veröffentlichte Angaben: In den technischen Daten wird der Dynamikumfang mit „ ∞:1 “ angegeben, was praktisch wertlos ist, weil er einfach durch eine komplette Laserabschaltung bei Schwarzbild erzeugt wird. Wesentlich präziser (und ehrlicher) zeigt sich die deutsche Sony Professional Seite, dort wir ein spezifischer Wert von „16,000:1“ angegeben, was wie eine Angabe des nativen Kontrastes erscheint. Kleine Gedankenstütze: Der typische native Kontrast von Sony SXRD Heimkinoprojektoren beläuft sich zwischen 13,000:1 und 20,000:1, je nach Zoom und Kompetenz des Kalibrierers (richtig getunete Geräte entsprechend mehr).

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Den nativen Kontrast des GTZ380 zu ermitteln, gestaltet sich in der Praxis als gar nicht so einfach: Zwar lässt sich das dynamische Laserdimming im Bildmenü deaktivieren, doch komplett abgeschaltet ist es dadurch nicht: Bei vollem Schwarzbild schaltet die Laserengine nach ca. einer Sekunde in einen dunkleren Modus und lässt so den Messwert auf ca. 20,000:1 hochschnellen. Ein kleine weiße Fläche in einer äußeren Ecke des Testbildes hebelt diese Schaltung jedoch effektiv aus und der native Kontrast lässt sich messen. Er belief sich bei unserem Testgerät auf rund 12,000:1 bei stark ausgereiztem Zoom. Ein derart hoher nativer Kontrast in Verbindung mit einem fünfstelligen Lumenleistung gab es bislang als LCOS-Heimkinobeamer nicht, hier setzt Sony Maßstäbe.

Der dynamische Kontrast ließ sich aufgrund der nicht finalisierten Firmware nicht zuverlässig ermitteln: Bei Vollschwarz wird die Laserengine komplett ausgeschaltet (und so der Marketingwert des „endlosen“ Dynamikumfanges) erreicht. Zum Inbild (Schachbrett) Kontrast können wir derzeit auch einen vorläufigen Wert angeben, da wir hier nur eine erste rudimentäre Messung durchführen konnten.

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Lcos-typische Halos, bei 9000 Lumen sichtbar

Je nach Zoom / Gains liegt er zwischen 250:1 und 320:1, aufgrund seiner hohen Helligkeit sind helle Objekte auf schwarzem Grund von einem Halo (LCOS typisch) umgeben. Unter gravierendem Streaking leidet der GTZ380 hingegen nicht.

Schärfe

Sony liefert den GTZ380 in der Grundausstattung ohne Objektiv aus, dieses kostet noch einmal ca. 10% des Gerätepreises zusätzlich. Bei unserem Test im Einsatz war das „Standard-Zoomobjektiv“. Auf der 6m breiten Leinwand waren deutliche Konvergenzabweichungen sichtbar, die sich aufgrund der Beta-Firnware nicht korrigieren ließen (Konvergenzkorrektur deaktiviert).

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Die optische Konvergenz des Vorseriengerätes war schlecht,
weil sie sich nicht korrigieren ließ. Leider ist uns dies bei der VW5000 Serie öfter begegnet,
weshalb wir diesbezüglich keine Verbesserung ab Werk erwarten. Selbstverständlich lässt sie sich in der Serie aber per Digital-Korrektur nachbessern.

In den ersten zwei Stunden war zudem ein Schärfedrift sichtbar, der per Fernbedienung korrigiert werden musste. Abgesehen davon gelang dem Objektiv eine sehr gute optische Schärfe bis in den Randbereich. An dieser Stelle ist das GTZ360 Vorseriengerät noch zu „beta“, um eine Bewertung vorzunehmen. In der finalen Serie erwarten wir diesselben Ergebnisse wie bei dem Vorgänger VPL-VW5000, die sich auch meist durch gute optische Schärfe aber eher mäßige Konvergenz, die digital nachkorrigiert werden muss, auszeichnet.

Unterstützt wird die native 4K Auflösung durch eine 120Hz Zwischenbildberechnung, die effektiv die Bewegungsschärfe verbessert. Je schneller die Bewegung, desto mehr profitiert das Bild von den besonders reaktionsschnellen SXRD-Panels. Auch in der Bewegungsschärfe setzt der Projektor damit Maßstäbe.

Aufgrund der neuen Signalverarbeitung sollte der GTZ380 auch von einer direkten 120Hz Zuspielung profitieren, wie sie von Hochleistungs PCs und Spielekonsolen ausgegeben werden kann. Diese Option gibt es aber nicht umsonst, entsprechende „Lizenzen“ müssen gegen Aufpreis freigeschaltet werden. Ein Umstand, den wir in dieser ohnehin schon höchsten aller Heimkinopreisklassen nicht nachvollziehen können.

Dynamisches HDR

Die dynamische Echtzeitanpassung von HDR-Inhalten auf die bei Projektoren naturgemäß geringere Lichtstärke (selbst bei einem 10000 Lumen Modell wie dem GTZ380) sorgt bei vielen HDR Filmen für in Helligkeit und Kontrast stimmigere Abbildung der Bildkomposition. Hier soll der GTz380 vom „X1 Ultimate“ Prozessor profitieren, den er von der HighEnd TV Serie aus selbigem Haus geerbt hat. Tatsächlich sieht man im Bildmenü nun gleich zwei Optionen zur Dynamikkontrolle bei HDR Inhalten.

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Die Arbeitsweise konnten wir leider aufgrund der nicht finalisierten Firmware nicht überprüfen, denn die enstprechenden Funktionen waren noch nicht integriert, hier bleibt also noch Spannung bis zur finalen Serie. Um aber schon jetzt in den maximalen HDR-Genuss kommen zu können, bemühten wir den derzeit mit weitem Abstand besten HDR-Prozessor am Markt, den madVR Envy Extreme, der sich bei Fairland in der ständigen Ausstellung befindet:

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Der madVR Envy Extreme hat bei unserem Test
die Sony eigene HDR Signalaufbereitung ersetzt

Wir machen es kurz: Das Ergebnis auf der Leinwand war derart hell und gleichzeitig kontraststark, dass man (abgesehen von Dolby Cinemas) eine solch plastische HDR Abbildung in einer 6m breiten „Kino“-LCOS-Projektion noch nicht zu Gesicht bekam. Das Faszinierende ist dabei nicht nur die Abbildung von hellen Szenen mit starkem Inbildkontrast (das können einige „Lichtkanonen“), sondern der gleichzeitig sehr gute Schwarzwert in kontrastarmen Nachtszenen.

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Beim Sichttest gelang dem GTZ380 auf derm 6m breiten Screen
eine hervorragende Balance aus 
Inbildkontrast, Farbdarstellung, Highlights und Schattenzeichnung.

Dies alles bei gleichzeitig absolut stimmigen Farben in vollem Kinofarbraum (vgl. oben). Der Sony GTZ380 bildet im Team mit dem madVR Envy ein wahres Traumduo. Wenn die Sony eigene dynamische HDR Aufbereitung in der finalen Serie eine annähernd gute Leistung erbringt, handelt es sich zweifelsohne um den besten HDR Beamer am Heimkinomarkt. Und wenn nicht: Mit entsprechendem Verhandlungsgeschick müsste ein „Paketpreis“ mit dem madVR beim Händler durchzusetzen sein.

Banding

Ein oft diskutiertes Manko der SXRD Projektoren ist die teilweise reduzierte Farbtiefe mit sichtbaren Abstufungen (Banding / Posterization). Auch der GTZ380 ist hiervon nicht frei, zeigte aber in unseren Sehtests bei schwierigen Szenen (z.B. „The Meg“) weniger Farbreduktionen, als ein VW5000 und insbesondere einem VW760/790, die teilweise stark hierunter leiden. Aber auch hier können wir keine abschließende Wertung abgeben, denn das Banding unterliegt bei SXRD Projektoren erheblich der Serienstreuung. Banding wird (leider) weiter ein Kritikpunkt bei Sonys LCOS Variante bleiben.

Laser Speckle

Sonys neue Laser-Lightengine bietet zahlreiche Vorteile, wie oben dokumentiert. Doch wie so oft werden Vorteile oft auch mit Nebenwirkungen erkauft. In diesem Fall werden sie vor allem Kennern von Profi-Beamern schon begegnet sein: Das homogene Wellenspektrum von Laserlicht bildet besonders leicht Interferenzen, die sich vor allem in homogenen Flächen als eine Art „Funkeln“ äußern, in Englisch „Laser Speckle“. Es entsteht auf der Oberfläche, aber auch im menschlichen Auge selbst, so dass dieser Effekt nicht komplett eliminiert werden kann. Auch der Sony GTZ380 zeigt in den beiden Grundfarben, die direkt durch Laser emittiert werden (Blau und Rot) besagtes „Speckle“ unabhängig vom Screenmaterial (Gain und Mattweiß 1.0): Während Blau als Grundfarbe dunkel und „weich“ genug erscheint, um aus der Entfernung kein sichtbares Funkeln (Anteil nur rund 650 Lumen)  aus normalen Sichtabständen zu provozieren, ist es bei roten Flächen durchaus sichtbar, wenn man hierfür empfindlich ist. Dies gilt, obwohl Sony das rote Spektrum „gemischt“ hat, wie oben dokumentiert.

Sony_GTZ380_Speckle

Da Grün weiterhin über Phosphor erzeugt wird, ist es frei von Laser-Speckle und hilft auch, es in den meisten Mischfarben zu eliminieren (außer bei Magenta-Tönen, die kein Grün beinhalten).

Lautstärke

Es ist leicht einzusehen: Ein „10000 Lumen-Lichtmonster“ wie den GTZ380 in der Belüftung komplett leise zu halten, ist ein Ding der Unmöglichkeit, zu viel Energie wird hier umgewälzt. Wie schon beim VW5000 kommt eine Hybridkühlung aus Flüssigkeit und Luftzirkulation zum Einsatz, die dern GTZ380 bei voller Laserleistung zwar „erträglich“ macht, aber keinesfalls leise. Ruhige Filmszenen werden zweifelsohne gestört, wenn sich der Projektor im selben Raum befindet. Wen das stört, kann nur die Laserleistung um 20% drosseln, oder den Beamer in den Nachbarraum verbannen, wie im echten Kino. Dennoch gehört der GTZ380 zu den leisesten seiner Lichtklasse, so dass wir dieses Ergebnis wertungsfrei aufnehmen.

Fazit

Auch wenn das GTZ380 Vorseriengerät gerade in der Signalverarbeitung und Schärfeanpassung noch nicht sein endgültiges Gesicht zeigt, derzeit noch viele Bugs aufweist und die meisten neuen Funktionen (neues HDR Dimming, 120Hz Input etc.) noch nicht abrufbar sind, kommen wir zu einem ersteb Ergebnis: Selten vermag eine neue Projektoren Generation langjährige Produktester zu beeindrucken, wie der neue Sony GTZ380: Helle Projektoren haben wir in 15 Jahren hunderte gesehen, kontraststarke LCOS-Projektoren ebenfalls. Und auch in den Genuss von vollem DCI Umfang kommt man immer öfter. Aber eine Kombination von alledem gleichzeitig, auf einer 6m breiten Leinwand im Kinoformat, gespeist ausschließlich mit „Consumer“ Elektronik, das gab es bis dato noch nicht.

Sony_GTZ380_2

Der GTZ380 ist ein überlebensgroßer Beamer für das überlebensgroße Heimkino, zum überlebensgroßen Preis. Dies bedeutet aber auch im Umkehrschluss: Selbst wenn man es sich leisten kann, so muss man als Heimkinoraum mindestens eine Bildbreite von 4m, eher aber 5m bis 6m anstreben, denn alles darunter „unterfordert“ diesen Leistungsgiganten und führt zu einer nicht ausgewogenen Bilddarstellung mit zu hellem Schwarzwert. Aber dafür gibt es ja weiterhin den VW5000, der nun sogar „günstiger“ ist.

Kritiker werden aber zurecht feststellen: Mittlerweile befindet sich der GTZ380 in einer so hohen Preisklasse, in der auch DLP Projektoren führender Kinohersteller wie Christie, Digital Projection oder Barco Geräte mit atemberaubende Leistungen und in gewissen Bildaspekten auch Vorteile gegenüber dem Sony zeigen und somit Alternativen anbieten. Der GTZ380 ist also keinesfalls konkurrenzlos und muss sich erst in der finalen Serie behaupten. Viele der „Versprechungen“ zur neuen Serie funktionierten bei diesem Vorseriengerät noch nicht, so dass vor allem in Bezug zur HDR Dynamik weiter Fragen offen bleiben.

Es ist überraschend, dass Sony sich in den letzten Jahren immer weiter von der Einstiegsklasse (HW-Serie) verabschiedet und über „bezahlbare“ HighendKlassen (VW Serie) hin zur UltraHighend Klasse bewegt, aber eines muss man objektiv feststellen: Sie bieten für die  stolzen Preise einen Gegenwert in Form von teilweise unangefochtener Referenz-Leistung in der Bildqualität, dessen Faszination sich niemand entziehen kann.

Wir empfehlen daher jedem Enthusiasten jede Gelegenheit, die sich bieten sollte, einen GTZ380 in angemessener Umgebung live in Aktion zu sehen, zu nutzen, denn es wird garantiert einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dies gilt auch, wenn man ihn sich nicht leisten kann, denn: Bisher war es immer nur eine Frage von wenigen Jahren, bis die Leistung von „unbezahlbaren“ HighEnd Projektoren von ihren günstigeren Brüdern übernommen wurde. Der GTZ380 ist somit ein Ausblick auf die Heimkino-Zukunft, die zeigt: Auf der Jagd nach der perfekten Heimkinoprojektion ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.

GTZ380_Chassis2

9800 Lumen
Optisch abgestimmte DCI-P3 Farbkoordinaten
Kompakte Maße, effektive Kühlung
Hohe Bewegungsschärfe
Wenig Verluste durch Kalibrierung (9000Lumen netto)
In Anbetracht der Lichtleistung sehr hoher nativer Kontrast
120Hz Unterstützung (wegen Vorserie nicht getestet)

Banding / Farbreduktionen weiterhin vorhanden (Serienstreuung)
Keine komplette Abschaltung des dynamischen Dimming möglich (evtl. nur Vorserie)
Dimming arbeitet nur in sehr dunklen Bereichen (evtl. nur Vorserie)
Laser Speckle in Rot
Keine Lichtpegelanpassung per Iris möglich
Schwarzwert bei Bildbreiten <4m
Mäßige optische Konvergenz (wie VW5000)
Preis