Und weiter geht es mit unseren LaserTV- Steckbriefen: Diesmal beschäftigen wir uns mit dem neuen „Hisense“ 100L5F, mit dem der Hersteller eine wirkliche Konkurrenz zu herkömmlichen Fernsehern anstrebt.
Hisense ist längst kein Unbekannter mehr, in den letzten Jahren gelang es dem chinesischen „Newcomer“, sich schnell mit günstigen aber leistungsfähigen Fernsehern zu etablieren. Mittlerweile ist Hisense auch im höherpreisigen Sortiment vertreten und kündigt eigene Technologien an. Doch auch im alternativen LaserTV Markt ist Hisense seit Jahren vertreten und schickt mit dem 100L5F seinen neusten Vertreter ins Rennen, mit dem man sich das Label „TV“ schließlich in allen Belangen verdienen will.
Nicht selten wird von Interessenten (zu Recht) bemängelt, dass ein echter TV nicht nur ein Bild darstellen soll, sondern auch über entsprechende Empfänger verfügen sollte. Die Anforderungen sind dabei recht hoch: Während über viele Jahrzehnte ein herkömmlicher Antenneneingang ausreichte, sollte ein moderner TV inzwischen Fernsehprogramme per Satellit (DVB-S), Kabel (DVB-C) oder Antenne (DVB-T) empfangen können.
Digitaler TV-Empfang per Satellit oder Kabel ist
für den L5F dank Triple-Tuner kein Problem
Neben dem Samsung LSP9T (siehe Steckbrief Nr.1) ist der Hisense 100L5F der einzige UST-Beamer, der über einen entsprechend echten Triple Tuner für Satellit, Kabel und DVB-T verfügt.
Neben diversen Eingängen befindet sich auch
ein CI-Slot (rechts)
Hisense geht aber noch einen Schritt weiter, und hat den Tuner noch um ein Common Interface (CI) Slot ergänzt, der z.B. auch die Nutzung von verschlüsselten Inhalten wie HD+ möglich macht. Somit ist man mit dem 100L5F erstmals wirklich unabhängig von jeglichen externen Zuspielern.
Aber auch das reicht für einen echten „TV“ mittlerweile nicht mehr: In Zeiten der Digitalisierung gibt es zunehmend „Sender“, die ihre Serien und Spielfilme ausschließlich über das Internet vertreiben, für den Empfang sind entsprechende computerbasierte „Apps“ erforderlich.
Aus diesem Grund verfügen moderne TVs über ein „smartes Betriebssystem“ mit entsprechenden Streaming-Angeboten. Auch dies hat Hisense nicht vergessen und portierte sein „Vidaa“ Bteriebssystem von den Fernsehmodellen auf den 100L5F.
Das Bedienkonzept ist übersichtlich intuitiv zu steuern und vermittelt das perfekte TV-Erlebnis. Alle relevanten Streaming-Apps sind mit an Bord, was ebenfalls keine Selbstverständlichkeit ist.
Besonders praktisch sind die direkten Tasten-Shortcuts auf der Fernbedienung für die am meisten verbreiteten Streaming Apps, das spart im Alltag viel Zeit. Da es sich beim 100L5F um ein 4K/HDR taugliches Gerät handelt, sollten sie auch entsprechende Standards automatisch aktivieren. All dies funktionierte bei unseren Stichproben einwandfrei.
Die notwendige Auflösung wird vom Hisense LaserTV nicht nativ erreicht, sondern durch einen optischen Pixelshift, der aus den 1920×1080 Pixeln des DLP-Chips 3840×2160 macht. Das Ergebnis auf der Leinwand liegt wegen der Überlappungen nicht auf demselben Niveau wie bei nativen 4K Projektionen, reizt den UHD Standard aber dennoch angemessen aus, um sich in der Auflösung deutlich von FullHD abzusetzen. Im Falle des Hisense 100L5F wird die Detailschärfe durch eine gute optische Abbildung bis in die Randbereiche unterstützt. Dies erlaubt auch kurze Sichtabstände, ohne dass das Bild pixelig digitalisiert wirkt.
Doch bevor wir uns weiter mit der Bildqualität beschäftigen, bleiben die Aufstellungseigenschaften zu untersuchen. Für einen LaserTV gilt: Bei geringerem Wandabstand kann das Lowboard schmaler ausfallen und weniger Platz wird im Wohnzimmer benötigt, das System lässt sich im Wohnzimmer leichter integrieren.
Der 100L5F projiziert ein Bild mit 100 Zoll Diagonale (2,54m) aus einem Abstand von rund 19cm zur Hinterkante des Gerätes. Hinzu kommt die Chassis-Tiefe von rund 35cm, so ergibt sich eine Gesamttiefe von rund 54cm. Platziert man den Laser TV z.B auf einem 50cm breiten LowBoard, so muss dieses 4cm von der Wand abgerückt werden, wenn die Front vorne gemeinsam mit dem Lowboard abschließen soll. Mit dieser Tiefe liegt der Hisense 100L5F im Mittelfeld unter den LaserTVs, Topmodelle wie der LG Vivo oder der Samsung LSP9T benötigen noch kürzere Abstände, ein Optoma UH65LV hingegen mehr Platz. Generell ist der Hisense 100L5F zu jedem normalen Lowboard kompatibel, wenn man es ggfls. ein paar Zentimeter von der Wand abrückt.
Gemoetriekorrektur des L5F.
Vorbildlich ist auch die Geometriekorrektur, die durch die „8 Corner Correction“ schnell von der Hand geht. An acht Stellen (siehe Markierungen) kann der Anwender den Bildbereich mit Hilfe des Steuerkreuzes der Fernbedienung „geraderücken“. Alternativ kann auch das Handy benutzt werden, bei dem der Beamer selbständig aus einem Foto die Korrekturen errechnet („Auto Geometric Correction“), in der Praxis funktionierte dieses innovative Verfahren aber noch nicht zuverlässig.
Wenig verständlich ist es, dass Hisense den 100L5F ohne Fokusregler ausliefert und ihn als reinen 100 Zoll LaserTV vermarktet. Einer der Gründe liegt darin, dass der dazugehörige Tageslichtscreen in entsprechender Größe bisher im Lieferumfang enthalten war. Doch gerade die variable Bildgröße macht einen der Vorteile eines LaserTVs aus. Was ist also, wenn der Nutzer auf eine größere Bildgröße umsteigen will? Ohne Fokusregler hat er keine Möglichkeiten anzupassen.
Um hier Abhilfe zu schaffen, haben wir daher wieder einmal zum Schraubenzieher gegriffen und uns auch die Suche gemacht, denn eines ist sicher: In der Fabrik muss die Schärfe eines jeden Gerätes individuell justiert werden und dementsprechend muss eine entsprechende Justage-Möglichkeit auch bei der Lightengine vorhanden sein.
Das Innenleben des Hisense 100L5F
Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Demontiert man den Deckel, so kommt der Lichtweg zum Vorschein, ein Schärfe-Justage-Ring ist aber nicht erkennbar. Dieser wurde unter einem Aluminium-Aufkleber regelrecht versteckt. Löst man diesen vorsichtig mit einem Skalpell, kommt schließlich ein klassischer Fokus-Regler zum Vorschein (markiert auf die aktuelle Justage).
Mit dem Schärferegler wird der Hisense
vom „100L5F“ zum „90L5F“, „120L5F“ oder gar zum „130L5F“!
Mit ein wenig Aufwand ist es also möglich, die Schärfe auf andere Bildgrößen zu justieren. Da man dafür aber das Gerät öffnen muss, sollte man sich vor der Installation für eine Bildgröße entscheiden. Auf keinen Fall sollten technische Laien hier eingreifen, ein Garantieverlust könnte die Folge sein!
Steht der 100L5F einmal, kommt es auf die Bildqualität an, im Falle eines LaserTVs liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Helligkeit, um sich bestmöglich gegen Umgebungslicht durchsetzen zu können. Hisense bewirbt den 100L5F mit einer Lichtleistung von 2700 Lumen, doch die Herstellerangaben beziehen sich selten auf ein kalibriertes Bild. Erfreulicherweise geht durch die Kalibrierung nicht viel Licht verloren, es verbleiben rund 2500 Lumen, womit sich der Hisense im oberen Mittelfeld ansiedelt. In Kombination mit dem zugehörigen „Ceiling Light Reduction“ Screen kann er damit auch in nicht abgedunkelten Räumen ein ansprechend strahlendes Bild erzeugen.
Farbraum in Bezug zur HDTV Norm (BT709)
Wichtig ist, dass neben der korrekten Farbtemperatur auch der Farbraum eingehalten wird. Nicht selten zeigen besonders helle Geräte diesbezüglich Defizite in der Farbsättigung. Nicht so der L5F der die 2500 Lumen mit vollem SDR/ BT709 Farbraum kombinieren kann. Dementsprechend präzise ist seine Farbwiedergabe von HDTV Inhalten, die derzeit den weitaus größten Teil des Programmangebotes ausmacht.
Nativer Farbraum in Bezug zur BT2020 Norm,
genauer dem DCI P3 Farbraum
Neue Videonormen, die meist mit UHD / HDR einhergehen, nutzen auch einen größeren Farbraum, der den originalen Digital-Kinofarbraum DCI P3 abdeckt. Für Projektionssysteme ist es schwierig, diese Anforderung zu erfüllen, weil jede Farbfilterung Lichtverlust bewirkt und gerade bei einem LaserTV Licht kostbar ist. Hisense hat in Sachen Farbraum einen guten Kompromiss gefunden, sein maximaler Farbraum ist leicht erweitert, ohne dass ein zusätzlicher Farbfilter in den Lichtweg geschoben wird, so können kräftige Farben mit voller Lichtausbeute kombiniert werden.
In der Praxis ist das BT2020 (DCI) ColorManagement ab Werk aber etwas „missglückt“, denn Gelbtöne sind ins Grünliche verschoben. In Kombination mit HDR wirkt die Darstellung zudem etwas zu dunkel und „matt“. Mit Korrekturen in der Farbtemperatur und im ColorManagment kann dieser Grünhang aber korrigiert werden.
Die Farbschattierungen bei UHD Premium Titeln mit DCI Farbraum
sind ab Werk ins Grünliche verschoben. Mit Hilfe des Colormanagements lässt sich dies korrigieren. Der adaptive Dynamikmodus bringt zudem Helligkeit und Kontrast.
Sehr überrascht waren wir von der Tatsache, dass der 100L5F auch über einen adaptiven Modus verfügt, der die Pegel bei HDR Zuspielung an den Bildinhalt anpasst. Aktiviert man diesen, gewinnt das HDR Bild auch schlagartig an Helligkeit und Kontrast, leider gibt es aber stellenweise Nebenwirkungen wie Nachhellen („Pumpen“) bei starken Helligkeitswechseln in Schnittszenen.
Keine dynamische Steuerung gibt es in der eigentlichen Beleuchtung, der 100H5F arbeitet alleine mit seinem nativen Kontrast. Letzterer zeigt mit 2000:1 bis 2500:1 (je nach Kalibrierung) allerdings einen für LaserTVs sehr soliden Wert, der eine ansprechende Bilddynamik gewährleistet. Der Schwarzwert eines Full-Backlight TVs oder gar OLEDs wird selbstredend nicht erreicht.
Die Summe der Bildeigenschaften verschafft dem Hisense 100L5F
eine farbintensive, akkurate, helle und kontrastreiche Darstellung
mit guter Schärfe und Detailabbildung
Bleibt die Detaildarstellung: Eine gute Schärfe haben wir der XPR2 Variante schon attestiert. Damit diese auch in Bewegungen erhalten bleibt, verfügt der 100L5F über eine Zwischenbildberechnung, die in unseren Sichttests eine gute Leistung mit nur gelegentlicher Artefaktbildung. Bei schnellen Bewegungen hat das Bild aber den Hang zu Nachzieheffekten. Dafür nimmt der Hisense die 50Hz Hürde und stellt auch deutsches Fernseh-Material ruckelfrei dar, wie es sich für einen guten TV gehört.
Doch zu einem echten TV gehört nicht nur das Bild, sondern auch der Ton. Hier sind LaserTVs modernen FlatTVs sogar überlegen, da sie einen besseren Resonanzraum für die Lautsprecher bieten. Diese befinden sich beim L5F hinter der schwarzen Frontblende, die lobenswerterweise für eine Reinigung auch abgenommen werden kann.
Hisense verspricht üppigen Raumklang, sogar mit Dolby Atmos. Tatsächlich ist das Klangbild des 1005LF voluminös und bricht auch in den Tiefen nicht ein, von einem echten Surround-System ist das Ergebnis aber weit entfernt. Die meisten herkömmlichen TVs lässt der Hisense aber hinter sich, für das alltägliche TV-Schauen reicht die integrierte Soundbar allemal. Für den Anschluss externer Soundsystem kann entweder der Audio Return Channel per HDMI, oder der optische Ausgang (TosLink) genutzt werden, eben auch wie bei einem „echten“ TV.
Alles in allem zeigt sich, dass Hisense der Hersteller mit der meisten LaserTV Erfahrung ist. Der 100H5F, der tatsächlich schon die dritte LaserTV Generation bei Hisense darstellt, schließt effektiv die letzten Lücken, die zu einem echten TV fehlten: Eine übersichtliche und leistungsfähige Smart-Oberfläche, ein Triple-Tuner mit CI-Slot, solide Installationsmerkmale und eine ansprechende Bilddarstellung. Hauptkritikpunkt ist die Fixierung auf eine einzige (100“) Bildgröße, die man nur durch Öffnen des Gerätes verändern kann. Unsere Empfehlung für das nächste Modell: Wenn schon den Schärferegler „verstecken“, dann wenigstens unter eine von außen aufschraubbaren Klappe.
Für alle die den Hisense L5F in Aktion sehen wollen, empfehlen wir folgende Youtube-Videos, in denen wir in Kooperation mit unseren Fachhandelspartner den Hisense live vorstellen:
Video Nr. 1
(in Kooperation mit HEIMKINORAUM)
Video Nr. 2
(in Kooperation mit Beamer24)