Black is  beautiful!
Aber: Schwarz ist nicht gleich Schwarz!

Nach der Flut galt es, den Cine4Home Testraum, der auch als offene Redaktion für gemeinsame Tests und Workshops genutzt wird, zügig aber auch möglichst hochwertig wieder aufzubauen. Profis wissen: Hauptfeind Nr.1 vom guten Beamer-Bild ist Streulicht. Gerade ein Testraum, der ungefiltert die Qualität des Beamers wiedergeben soll, muss daher möglichst Streulicht-optimiert sein, mit anderen Worten: Er muss möglichst jegliches Licht absorbieren.

Full_Contrast
Streulicht im Raum vermindert den Inbildkontrast
und lässt das Bild ausgewaschen aussehen
Low_Contrast

Jeder weiß: Schwarz schluckt Licht. Je schwärzer, desto mehr Licht wird absorbiert, desto dunkler wird es. Aber nicht nur die Farbe, sondern auch die Oberflächenbeschaffenheit hat einen wesentlichen Einfluss auf die Reflektion. Eine schwarze, glänzende Klavierlackoberfläche reflektiert zb. sehr viel Licht direkt (wie ein Spiegel), während schwarzer Filz viel Licht absorbiert. Aber auch schwarzer Filz ist noch lange nicht das dunkelste Schwarz, das sich realisieren lässt.

Ziel des perfekten Heimkinoraumes ist die komplette Absorption von Licht, denn jede Form von Reflektion strahlt zurück auf die Leinwand und vermindert dort den Inbildkontrast signifikant. Nur der perfekt „Licht-tote“ Raum erlaubt dem Beamer die absolute Dynamikausnutzung. Auf der Suche nach dem perfekten Schwarz haben viele Heimkinofans in ganz Deutschland viele Stoffe verglichen. Ein Foto, das fast schon ein wenig Kultstatus erreicht hat, ist das Vergleichsfotos von Manfred Kratzer, weil es sehr anschaulich über die verschiedenen Absorptionsgrade von Stoffen Aufschluss gibt.

Stoffe

Manch einer wird sich nun fragen, wieso der dunkelste Stoff nach einem fiktiven Metall aus amerikanischen Comicstrips benannt ist („Adamantium“). Hierhinter versteckt sich ein deutscher Spezialist in Sachen schwarzen Stoffen speziell für das Heimkino. Auch unsere Wahl fiel damals auf das „Adamantium Audio Dark Acoustic“. Nun stellt sich vielleicht manchen wieder die Frage, wieso ein optisch optimierender Stoff mit Audio und Akustik beworben wird. Der Grund ist einfach: Richtige Kinoräume sollten nicht nur optisch tot sein, sondern auch akustisch wenig Reflektionen / Echos erzeugen. Aus diesem Grund werden vor allem die  Bereiche der akustischen Erstreflexionen mit schallschluckenden Schaumstoffen wie z.B. Basotect gedämmt.

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Diese nicht gerade schönen Quader wiederum müssen hinter dem Deko-Stoff, der auf Rahmen gespannt wird, versteckt werden. Das wiederum bedingt, dass der Stoff den Ton komplett hindurch lässt und nicht wie ein Schild vor der Absorptionsschicht reflektiert. In diesem Zusammenhang spricht man von „akustisch transparentem“ Stoff. Adamantium Acoustic erfüllt eben genau diese Anforderungen.

Wir haben damals beim Aufbau unseres Testraumes auch diverse Stoffe verglichen und uns für Adamantium Dark Acoustic entschieden, weil es optimale Ergebnisse zum fairen Preis vom deutschen Vertrieb bot. Alle Seitenwände und die Decke wurden verkleidet und der Raum wies in der Tat kaum noch Streulicht auf.

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Der Cine4Home Testraum nach dem Wiederaufbau

Dann überraschte uns die Flut und unser Testraum wurde leider komplett unter Wasser gesetzt. Verblüfft waren wir, dass der Adamantium Stoff nach dem Abtrocknen keinerlei Schaden aufwies, aus hygienischen Gründen haben wir ihn aber dennoch entsorgt und den Testraum neu aufgebaut. Dank der guten Erfahrungen haben wir denselben Stoff wieder verwendet und den Raum, der ab sofort auch als offene Redaktion dient, komplett erneuert.

Dabei haben wir erfahren, dass auch bei schwarzen Stoffen die Technik nicht still steht und Adamantium Audio sein Angebot auf gleich fünf schwarze Stoffe erweitert hat und hat uns zu jeder Variante ein ausreichend großes Muster zukommen lassen.

Wie bei fast allem hat jeder dieser Stoffe seine individuellen Vor- und Nachteile, die wir in diesem Vergleichstest untersuchen wollen. Dabei beschränken wir uns allerdings weitgehend auf die optischen Eigenschaften.

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Die verschiedenen 1m x 1m Tuchvarianten,
aufgebahrt in unserem 
Kino-Vorraum

Auf den ersten Blick meint man, zu erkennen, dass das „dunkelste“ Tuch ganz links ist und dieser Eindruck täuscht nicht, aber es sind weitere Aspekte zu berücksichtigen, die wir im Folgenden vergleichen: Wie stark absorbieren die verschiedenen Varianten das Licht, welcher Inbildkontrast wird mit ihnen möglich usw.. usw…auf geht es zum großen Tuchvergleich!

1. Test-Kriterien

1.1 Absorption / Bezugswert / Referenz

Um einen objektiven Test-Vergleich der Licht-Absorption überhaupt zu ermöglichen, brauchen wir einen Bezugswert, mit dem wie die Absorptionswirkung vergleichen können. Sinnvoll erscheint uns hier als Bezug der „Worst Case“, also ein Raum mit hellen Wänden ohne jegliche Streulichtoptimierung.

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Helle Wände sind schön, aber Gift
für das Heimkino

In so einem Raum wirken jede Wand sowie Decke und Boden wiederum wie eine Leinwand. Das Licht breitet sich im ganzen Raum wie ein „Grundrauschen“ aus und gelangt auch teilweise wieder zurück auf die Leinwand, wo es dunkle Partien aufhellt und den Inbildkontrast damit reduziert. Unsere Referenz „Wohnzimmer mit hellen Wänden“ setzen wir einem Absorptionsgrad  von „0“ bzw. „0%“.  Im Vergleich hierzu wäre die perfekte Absorption eine von „1“ bzw. „100%“.

1.2 Messmethode

Um den Absorptionswert aber überhaupt in Bezug zu unserem Bezugswert „Wohnzimmer“ setzen zu können, müssen wir ein einheitliches Messverfahren verwenden, dass die Wirklichkeit besonders sinnvoll abbildet. Da es bei der Optimierung um eine Inbild-Kontrastverbesserung geht, werten wir die finalen Ergebnisse als maximal mögliche Kontrastmessung. Als Klassiker für die Inbildkontrastmessung bietet sich das allseits bekannte ANSI-Schachbrett an, bei dem 50% der Bildfläche aus weißen, die anderen 50% aus schwarzen Feldern bestehen.

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Viele Kritiker bemängeln das ANSI-Kontrastbild als wenig praxistauglich, weil viele Bildinhalte (vor allem Spielfilme) einen so „harten“ Kontrast mit soviel hellen Bildteilen gar nicht aufweisen. Allerdings ist dies auch gar nicht die Aufgabe eines Testbildes. Das ANSI-Kontrastbild ist vielmehr als eines der „schwierigsten“ Inbild-Testbilder zu werten, die im Projektionsbetrieb vorkommen können und auch immer wieder vorkommen (sowohl in Spielfilmen, vermehrt aber bei TV-Übertragungen und Videospielen). Dem „Schwierigkeitsgrad“ entsprechend sind hier die maximal möglichen Messwerte entsprechend niedriger: Gute Heimkino-Beamer erreichen 500:1, nur sehr wenige Geräte über 800:1. Anders formuliert: Der ANSI Kontrast provoziert mit den niedrigsten Inbildkontrast („Worst Case“). Hat man ihn raumtechnisch unter Kontrolle, dann hat man in allen anderen Szenen ebenfalls den höchstmöglichen Kontrast. Für unseren Zweck ist der ANSI Kontrast auch deshalb erste Wahl, weil er maximales, geichmäßiges Streulicht erzeugt, das wir für unsere Absorptionsmessungen benötigen. Aus diesen Gründen vergleichen wir unsere Messergebnisse mit dem ANSI-Schachbrett, basierend auf dem üblichen Verfahren: Alle schwarzen Felder werden einzeln gemessen und anschließend das Mittel gebildet, dasselbe bei den weißen Feldern. Der resultierende Faktor zwischen Schwarz und Weiß beziffert unser Kontrastverhältnis.

1.3 Verarbeitungseigenschaften

Abschließend betrachten wir noch die Verarbeitungseigenschaften in Bezug zum Kinobau: Wie leicht lässt sich ein Stoff auf Rahmen spannen, wie dehnfähig ist er, wie stabil ist er und hat er den Hang zum Durchhängen bei Deckenmontage oder größeren Flächen?

 

2. Referenz Messungen als Ausgangsbasis

2.1 Inbild-Kontrast im weißen Bezugsraum

Soweit die Theorie, wir kommen zu ersten Messungen. Wir wählen einen besonders kontrastreichen Heimkinbeamer mit einem nativen ANSI-Kontrast von 500:1, der nur in einem idealen Raum erreicht werden kann.

Auf unserer 2,5m² großen Leinwand erzeugt unser 2500 Lumen heller Beamer eine Beleuchtungsstärke von 1000 Lux. In den schwarzen Feldern erzeugt der Projektor 2 Lux, woraus sich der ANSI Kontrast von 1000 / 2 = 500:1 ergibt

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Der maximal mögliche Kontrast unseres Beamers
im „perfekten“ Raum

Wir stellen diesen nun in einen Raum mit weißen Wänden, aber voller Abdunklung, so dass kein Fremdlicht die Messung stören kann, und ermitteln den ANSI / Schachbrett Kontrast. Das Ergebnis ist ernüchternd: Gerade einmal 34:1 verbleibt von den 500:1 des Beamers, das entspricht einem Verlust  von 93%!  Für weitere Analysen benötigen wir die Menge an Streulicht, die tatsächlich durch den Raum erzeugt wird, sie kann mit einfachster Mathematik hergeleitet werden:

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Im Zimmer mit weißen Wänden bleibt nur
sehr wenig Kontrast übrig

In unserem weißen Raum messen wir in den weißen Feldern 1028 Lux, in den dunklen Feldern rund 30 Lux. Abzüglich des Beamer-Offsets wird unser Bild also von Streulicht mit einer Beleuchtungsstärke von 28 Lux „vernebelt“. Dieses Streulicht gilt es zu minimieren.


Exkurs: Einfluss des Beamers auf den Inbildkontrast?

Für unser Special eigentlich unerheblich, aber an dieser Stelle dennoch interessant, ist der Einfluss des Projektors auf den möglichen Inbildkontrast im nicht optimierten Raum. Betrachten wir dazu an dieser Stelle zwei Alternativen: Ein Projektor mit 1000:1 ANSI Kontrast und einen mit 250:1 ANSI Kontrast. Wie beeinflussen sie den möglichen Inbildkontrast?

Je höher der native Inbildkontrast eines Beamers, desto weniger Streulicht erzeugt er selbst. Was aber unverändert bleibt ist der Streulichtanteil des Raumes. Von unserem 1000:1 Projektor verbleiben so im weißen Wohnzimmer 35:1, ein nahezu unveränderter Wert. Bei einem Projektor mit 250:1 nativem ANSI Kontrast verbleiben im selben Raum 31:1.

Man sieht schnell: Der ANSI Kontrast des Beamers wird im Wohnzimmer nahezu unerheblich, da der Streulichtanteil prozentual alles überlagert. Ein Projektor mit besonders hohem Inbildkontrast ist also in einem nicht optimierten Raum „Perlen vor die Säue“. Nur in einem optimierten Raum kann ein kontraststarker Heimkinoprojektor sein volles Potenzial ausschöpfen. An einer Raumoptimierung kommt der ambitionierte Großbildfan nicht vorbei!


2.2 Direkte Absorptionsmessungen der Tuchmuster

Wenn Zeit und Aufwand keine Rolle spielen würden, dann würden wir einen Testraum vollständig (d.h. alle Wände, Decke und Boden) der Reihe nach mit allen Stoffen auskleiden und den ANSI Kontrast neu messen. Da uns diese Ressourcen leider nicht zur Verfügung stehen, suchen wir ein effektiveres Verfahren und betrachten vorab die Ausgangs-Situation, wo entsteht das meiste Streulicht?

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Wie im Diagramm zu erkennen, streut unsere Leinwand das Licht gleichmäßig in alle Richtungen, auch in extrem flachen Winkeln zu den Seiten, nach oben und unten. Von dort gelangt es sehr schnell an die Wände, Decke und Boden, die im Bereich der „Erstreflektion“ die größte Problemzone darstellen, ähnlich wie im Audiobereich.

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Der Teil des Lichtes, der dabei in den Raum reflektiert wird, ist dabei nominell viel weniger wichtig, als der Teil, der direkt zurück zur Leinwand geworfen wird (die Wände strahlen ebenfalls gleichmäßig in alle Richtung). Folgendes Foto belegt dieses anschaulich:

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In einem schwarz optimierten Raum stellen wir eine weiße Wand unmittelbar rechts neben dem Testbild auf. Das Licht, das von der weißen Wand direkt auf die Leinwand zurück geworfen wird, reicht aus, um den Schachbrett Kontrast auf unter 40:1 zu senken, man sieht die Aufhellungen in den dunklen Feldern. Das restliche Streulicht wird in unserem schwarzen Raum absorbiert. In einem optimierten Raum ist das Streulicht bereits ab der zweiten Reflektion quasi „eliminiert“ (z.B. 0,05 x 0,05 = 0,0025 = 0,25% Reflektion).

Als Maßstab für „keine Absorption“ setzen wir daher den weißen Wohnraum als Referenz, genauer  die weiße Leinwand, eine in alle Richtungen gleichmäßig reflektierende Fläche mit dem Gain von ca. eins. Wir projizieren mit unserer Referenzlichtquelle und messen die Reflektion von ca. 1m² Fläche. Da das Weiß gleichmäßig reflektiert, spielt die Ausrichtung des Tuches keine Rolle.

Zurück zu unserer Ausgangsrechnung: Von den 1000 Lux unseres Beamers kommen 28 Lux als Streulicht zurück, dies entspricht einem Anteil von 2,8%. Je weiter wird diesen Anteil drücken können, desto höher unser möglicher ANSI-Kontrast.

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Nun kommen wir wieder zu unserem weißen Raum als Bezugspunkt, genauer zu der weißen Tapete: In unserem Messaufbau messen wir die Menge Licht, die von unserem Muster direkt wieder zurück geworfen wird, also das Licht, das von der Tapete zurück kommt (Leinwand -> Tapete -> Leinwand). Das Ergebnis setzen wir, wie im vorigen Kapitel erläutert, mit einer Absorption von 0% gleich.

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Alle anderen Messungen anderer Muster werden nach dem gleichen Versuchsaufbau ermittelt und in Bezug zu dieser Referenz gesetzt. Je geringer der Messwert, desto höher die Absorption. Erzielt ein Tuch z.b. eine Reflektion von nur 10% gegenüber dem weißen Tuch, so beträgt seine Absorption 90%. Doch damit noch nicht genug:  Aufgrund der sich ändernden Winkelstabilität messen wir vier Richtungen: Gegen den Strich, mit dem Strich und seitlich. Diese drei Werte werden final gemittelt und so ergibt sich die Gesamtabsorption.


3. Test- und Messergebnisse

 Nach diesen ganzen Vorarbeiten und Vorüberlegungen kommen wir endlich zu „handfesten“ Messergebnissen. Dabei haben wir uns nicht nur auf die Adamantium-Testmuster konzentriert, sondern auch herkömmliche und verbreitete Optimierungen wie schwarze Farbe, schwarzes Holz, Teppich und Molton, teilweise mit überraschenden Ergebnissen.

3.1 Schwarz gestrichene Wand

Die einfachste Methode, einen Raum dunkel zu bekommen, besteht aus Streichen der Wände mit schwarzer Farbe. Viele Praxistests haben aber auch schon ergeben, dass hiermit keine absolute Absorption erreicht wird. Wir messen nach: Gegenüber unserer weißen Wand erreichen wir eine Reflektions-Reduktion von 92%, ein überraschend hoher Wert.

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Optisch eher dunkelgrau,
schwarz gestrichene Wände absorbieren dennoch viel Licht

Dieses Ergebnis klingt eigentlich so gut, dass wir fast schon am Ziel sein könnten? Setzen wir das Ergebnis doch einfach Mal in unser Referenz-Szenario ein: Reduzieren wir das Streulicht des weißen Raumes (28Lux) um 92%, so verleiben 2,3 Lux Streulicht. Addiert zu den Projektorwerten ergibt dies einen möglichen ANSI-Kontrast von 1002,3 / 4,3 = 233:1.

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Schwarze Wände

Mit schwarzer Farbe erreichen wir also bereites eine deutliche Steigerung in Sachen Inbild Kontrast, aber es werden dennoch nur 50% des Beamerkontrastes (500:1) ausgeschöpft.


3.2 Bühnen-Molton

Schon per Auge sieht man, dass schwarzer Bühnenmolton dunkler ist, als eine schwarz gestrichene Wand.

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Unsere Sensoren sehen das genauso: Gegenüber der weißen Wand erreicht der Molton eine Lichtabsorption von 96%! Ein hervorragender Wert und eine deutlich Steigerung.

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Molton

Wir rechnen wieder nach: Mit dem Molton reduzieren wir das Streulicht von 28Lux auf 1,12 Lux. Zusammen mit dem Beamerlicht erreichen wir ein Kontrastverhältnis von 1001,12 / 3,12 = 320:1. Wir konnten also den Inbildkontrast weiter steigern, sind aber vom Maximum immernoch ein Stück entfernt.

3.3 Schwarz beschichtetes Holz

Hin und wieder kommt auch schwarz beschichtetes Melamin-Holz zum Einsatz, wie man es in Baumärkten günstig bekommen kann.

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Zwar ist es schwarz, aber unter HighEndern dennoch verpönt, weil die glatte Oberfläche zu Spiegelungen neigt. Wir haben wieder nachgemessen und erhalten in unserem Testaufbau einen Absorptionsgrad von 97,5%, mehr als bei Molton, mehr als die mattschwarze gestrichene Wand! Ist schwarz beschichtetes Holz vielleicht besser als sein Ruf? Nur bedingt: Tatsächlich reflektiert es deutlich weniger Licht zurück auf die Leinwand, nach dem Prinzip „Einfallswinkel = Ausfallswinkel“ leitet es das Licht von der Leinwand weg in Richtung Raum, verhält sich hier also besser.

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Doch die Frage ist, was anschließend passiert: Ein Teil des Lichtes wird in Richtung Zuschauer geleitet und stört so den Bildeindruck, störende Spiegeleffekte sind die Folge. Der Rest verteilt sich über Böden, Möbel, Decke und Rückwand. Sind sie dunkel und matt, kommt tatsächlich wenig zurück auf die Leinwand und ein ANSI Kontrast von über 300:1 ist möglich. In Anbetracht der störenden Spiegelung ist beschichtetes Holz aber dennoch nicht erste Wahl.


3.4 Teppich

Schwarzer Teppich scheint ein guter Anwärter auf Streulichtabsorption zu sein: Dunkle Farbe, raue Oberfläche und tiefe Fasern, in die das Licht „gefangen“ genommen  werden kann.

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Unsere Messung bestätigt diese Annahme, 97% absorbiert schwarzer Teppich gegenüber einer weißen Wand.

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Schwarzer Florteppich

Ein ANSI-Kontrast von 350:1 ist damit möglich, ab dieser Marke wird schwarz auch für das Auge sichtbar dunkler.

3.5 Adamantium Dark Acoustic

Unsere Ergebnisse bis hierhin bestätigen messtechnisch, was vielen erfahrenen Großbildfans bereits bekannt ist. Schwarze Farbe bzw. Molton verbessern die Streulichtsituation, sorgen aber nicht für absolute Perfektion. Etwas „schwärzeres“ muss her und hier kommen schließlich die speziellen Heimkinostoffe ins Spiel. Adamantium Black ist diesbezüglich hierzulande Marktführer.

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Das „Adamantium Dark Acoustic“ ist das Tuch, mit dem wir die meisten Erfahrungen haben. Es ist von sich aus sehr schwarz und bietet selbsterklärend auch ohne aufwändige Messung eine hohe Streulichtfilterung und Kontraststeigerung.

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Ohne weitere Referenz wirkt das Tuch perfekt Schwarz

Bei der Winkelbetrachtung zeigt sich, dass es aus drei Richtungen relativ gleich dunkel erscheint, aus einer Richtung aber leichte Aufhellungen. Wir vermuten, dass dieses Phänomen der Tatsache geschuldet ist, dass der Stoff direkt nach Produktion aufgerollt wird und so die Fasern dauerhaft in eine Richtung gedrückt werden, was auch durch Bürsten nicht komplett rückgängig zu machen ist.

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Das Tuch weist Wickelrollenstreifen auf, 
die aber nur bei schrägen Lichteinfall sichtbar werden

Das Phänomen klingt störender, als es in Wirklichkeit ist, wenn man eine Grundregel beachtet: Bei allen Seitenpanelen an der Wand sollte der Stoff stets in gleicher Richtung gespannt werden, am besten von unten nach oben mit der „hellen“ Seite Richtung Decke oder Zuschauer. So ergibt sich ein absolut gleichmäßiger Look und von der Leinwandrichtung her sind alle Wände maximal schwarz. Auch bei der Decke ist dieses Prinzip zu wiederholen, hierbei ist die Richtung egal, hauptsache alle zeigen  in dieselbe. Verdreht man eines der Panels, so wird es aus einem Blickwinkel etwas dunkler erscheinen, aus der anderen etwas heller, als seine Nachbarn. Geschickt angeordnet wäre dadurch ein durchaus interssanter Effekt möglich.

Soweit die reine Ästhetik, doch wie sieht es nun mit der messtechnischen Absorption aus? Wir messen aus der dunkelsten Richtung und es ergibt sich gegenüber der Weißreferenz ein hervorragender Wert von 99%. Selbst die helle Seite zeigt kaum eine Differenz, so dass wir in der Summe eine Absorption von 98,9% erreichen.

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Adamantium Dark Acoustic

Dies bedeutet, dass unser Streulicht auf 0,33Lux reduzieren können, damit wird ein ANSI Kontrast von 430:1. Dies ist ein hervorragender Wert, der sehr nahe an die Möglichkeiten der Beamer heran kommt.

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Bleibt die Verarbeitung: Als einziger Stoff im Feld hat der Acoustic Dark eine filzartige Rückseite, die ihm eine gute Festigkeit bietet und eine Faltenbildung komplett verhindert. Gleichzeitig ist er dennoch etwas elastisch und lässt sich gut auf Rahmen spannen.

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Auch größere Deckenpanele gelingen so ohne störendes Durchhängen. Allerdings ist der Stoff gleichzeitig etwas spröde und kann schnell reißen, wenn man zu punktuell Kraft auswirkt. Es können auch Bedenken kommen, dass der Stoff aufgrund des Backings zu viel Schall reflektiert, was sich aber als unbegründet herausgestellt hat. Im Gegenteil, in unserem Testraum harmoniert der Stoff ausgesprochen gut mit den Basotect Schallabsorbern dahinter.


3.6 Adamantium Dark Acoustic 2.0

Die Variante „2.0“ ist ebenfalls schon länger am Markt und ergänzt das Dark Acoustic vor allem in der Verarbeitung. Es hat sich mittlerweile zu einer der beliebtesten Varianten überhaupt entwickelt.

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Auf den ersten Blick liegt das Dark Acoustic 2.0 sehr nahe bei seinem „Bruder“, visuell ist der Schwärzegrad minimal dunkler. Auch aus der Nähe sieht man keinen Unterschied im Flor, beide fühlen sich identisch an. Deutlich wird der Unterschied erst auf der Rückseite: Statt dem filzartigen Rücken kommt bei der „2.0“ Variante eine weicher, schwarz glänzender Stoff als Trägermaterial zum Einsatz.

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Wie der Dark Acoustic Stoff hat auch die 2.0 Variante drei dunkle Seiten und eine minimal hellere. Etwas störend ist dabei, dass diese Seite etwas „wellig“ wirkt, hier sollte man auf jeden Fall die Ausrichtung bei der Montage so wählen, dass dies nicht auffällt.

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Die Streifenbildung ist bei der 2.0er Version
etwas aufälliger

Messtechnisch gibt es wenige Überraschungen, mit einem Absorptionsgrad von 99% verhält sich das 2.0 Tuch nahezu identisch zum herkömmlichen, hier wird der Schachbrett Kontrast auf bis zu 440:1 ausgereizt.

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Adamantium Dark Acoustic 2.0

In der Verarbeitung profitiert der 2.0er Stoff von seiner höheren Stabilität, weshalb er gerade für Vorhänge die bessere Wahl darstellt. Auf Rahmen lässt er sich ebenso spannen, wie die Ur-Variante.

3.7 Adamantium Dark Reference

Nun kommen wir zum ersten der beiden neuen Premium Varianten. Adamantium Audio verspricht ein noch tieferes Schwarz und noch bessere Qualität. Tatsächlich sieht man im direkten Vergleich, dass das Tuch noch schwärzer ist, als die beiden Vorgänger / günstigere Varianten. Auch von der Haptik / Flor ist es noch samtiger und weicher.

In der Winkelstabilität verhält sich dieses Tuch allerdings deutlich empfindlicher: Zwei Seiten sind tiefschwarz, eine schwarz und eine Seite schimmert grau bis sogar hellgrau. Allerdings wirkt dieses Schimmern nicht wie Druckstellen wie bei den anderen Tüchern, sondern wie ein gewollter Effekt. Designtechnisch kann das dem Heimkino durchaus einen edlen Chrakter verleihen.

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Die schimmernde Seite des Tuches
verleiht dem Tuch Samtcharakter

In der Messreihe setzt das Dark Reference tatsächlich Maßstäbe bei den Messwerten: Die dunkelste Seite zeigt einen Absorptionsgrad von 99,4% und damit noch einmal eine deutliche Steigerung gegenüber den beiden anderen Tuchvarianten. Die vierte Seite zeigt dafür weniger Absorption, in der Summe bleibt ein Gewinn von 99,3 %. Damit erlaubt es einen Schachbrett-Kontrast von 450:1.

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Adamantium Dark Reference

Um eine höchstmögliche Raumabsorption zu erreichen, sollte die „helle“ Seite des Stoffes so ausgerichtet sein, dass sie auf den Boden mit schwarzem Teppich zeigt. So bleiben die Restreflektionen im wahrsten Sinne des Wortes im Boden und gelangen nicht direkt auf die Leinwand. Wichtig ist, dass zur Leinwand ausschließlich die extra schwarzen Seiten zeigen. Wenn man diese Prinzip anwendet, kann das Dark Reference Tuch dem Kino einen edleren und „samtigeren“ Look geben, als die anderen Stoffe und so den Charakter der schwarzen Höhle minimieren, ohne dass Inbildkontrast verloren geht.

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Das Tuch ist insgesamt viel dünner und leichter als die anderen und leicht elastisch, lässt sich somit hervorragend spannen. Zudem ist es akustisch noch transparenter, für alle Theorie-Perfektionisten. Es würde auch einen guten Vorhang abgeben, durch das etwas unkontrollierbare Schimmern sehen wir hier aber das Dark Acoustic 2.0 weiterhin im Vorteil.

3.8 Adamantium Reference Premium

Abschließend kommen wir zum Dark Reference Premium, das optisch und von der Haptik dem Dark Reference sehr gleicht.

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Nur im direkten Vergleich merkt man, dass es sich etwas fülliger anfühlt und für das Auge noch ein wenig schwärzer aussieht. Identisch zum Dark Reference hat es aber auch „Schimmerseiten“, diese fallen aber viel geringer aus, und sind für den Inbildkontrast unkrtisch.

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Die Premium Variante zeigt weniger Schimmern

Interessant ist, wie empfindlich das menschliche Auge Differenzen in Schwarz wahrnehmen kann. Das Reference Premium Tuch erzeugt messtechnisch tatsächlich ein wenig mehr Absorption.

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Adamantium Dark Reference Premium

Der sich ergebende, mögliche Schachbrett-Kontrast beläuft sich somit auf 460:1 und belegt die Spitzenposition.

3.9 Adamantium Audio Invisible

Wir schließen mit dem „am wenigsten schwarzen“ Tuch. Wie der Name schon sagt, liegt hier der Fokus auf absolute akustische Transparenz, wie ein Lautsprecherstoff. Das relativ weitmaschige Tuch lässt einerseits Licht hindurch und kann daher keinen so dichten, lichtschluckenden Flor aufweisen. Aber immerhin: Die Absorption scheint aus allen vier Winkeln identisch.

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Der Absorptionsgrad gegenüber unserer Weißreferenz beträgt 85%, was immerhin noch einen ANSI Kontrast von 150:1 erlauben würde. Allerdings ist nicht anzunehmen, dass dieser Stoff für alle Wände Verwendung findet, sondern lediglich für akustisch besonders sensible Bereiche. Es ist eine sehr gute Ergänzung auch für Lautsprecherfronten oder als Backing für akustisch transparente Leinwände geeignet.


Anmerkung:

Alle hier ermittelten Werte beziehen sich auf einen (mit dem jeweiligen Teststoff) vollständig optimierten Raum inkl. Wände, Decken und Boden. Da diese Stoffe aber für Böden nicht geeignet sind, sollte hier ein schwarzer Teppich mit entsprechend hohem Absorptionsgrad gewählt werden.

4. Fazit

Unser Testspecial hat gleich mehrere interessante Ergebnisse zu Tage gefördert, die wir hier noch einmal zusammenfassen.

– Ein nicht optimierter Kinoraum limitiert den ANSI-Inbildkontrast auf niedrige zweistellige Werte. Auf dieses Limit hat die Qualität des Beamers so gut wie keinen Einfluss, kontraststarke Modelle verlieren über 90% ihres Leistungsvermögens. Für optimale Performance muss der Raum optimiert werden.

– Der Löwenanteil des bildbeeinflussenden Streulichtes wird von den hellen Wänden, Böden und Decke in direkter Nachbarschaft zur Leinwand (Erstreflektion) erzeugt. In einem schwarzen Raum ist sogar allein dieser Bereich ausschlaggebend, weil mit jeder weiteren Reflektion das Streulicht um weitere 90% absorbiert wird.

– Jede Form von Streulichtabsorption hilft viel (Farbe, Molton etc.). Bereits schwarze Farbe erhöhten den Inbildkontrast um bis zu 700%, Molton bis zu 1000%. Aber hochwertige Beamer werden immernoch nicht an ihr Leistungslimit gebracht.

– Ausgewiesene schwarze Absorptionsstoffe erhöhen den Inbildkontrast weiter. Wie von HighEnd gewohnt, wird es aber immer aufwendiger, die letzten „paar Prozent“ Optimierung zu erreichen. Alle hier getesteten Kinostoffe erzielen eine Streulichtoptimierung auf höchstem Niveau. Bei ihrer Installation ist aber darauf zu achten, dass die einzelnen Abschnitte stets gleich ausgerichtet sind und die „helle“ Seite von der Leinwand weg zeigt.

 

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Übrigens: Wenn alle Wände mit schwarzen Stoffen optimiert sind, beeinträchtigen auch die Möbel und einzelne, hellere Akzente den Inbildkontrast nicht messbar, weil ihre Reflektionen ebenfalls absorbiert werden!

Wer neugierig geworden ist, weitere Informationen & Preise gibt es beim Adamantium-Onlineshop in Peine:

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https://www.adamantium-audio.de/

20.11.2022
Ekki Schmitt
Cine4Home