Die „Saure Gurken Zeit“ in Sachen Beamer scheint im Jahre 2021 endlich vorbei zu sein, denn nach und nach kommen neue Heimkino-Modelle auf den Markt und auch gravierende technische Innovationen erreichen unsere Test-Redaktion wieder: Nach einem RGB-LaserTV (Samsung) und einem Dual Laser Frontprojektor (LG) meldet sich nun BenQ zurück mit einem 4LED Projektor, der speziell auf die Bedürfnisse von Gamern zugeschnitten ist: Kurzer Projektionsabstand, niedriger Inputlag, hohe Bewegungsschärfe, hohe Lichtausbeute, gute Farben, etc..

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In diesem ersten Special beschäftigen wir uns mit dem innovativen Aufbau des Lichtweges. Gleich vier LEDs sollen hier für eine Lichtleistung von 3000 Lumen sorgen bei voller Einhaltung der sRGB Norm, die nach wie vor für die meisten Videospiele der Stand der Dinge ist.  Heimkinofans wissen, dass bislang bei Beamern für daheim nur 3 LEDs zum Einsatz kamen und die Lichtausbeute meist sehr beschränkt war, es gibt kaum ein Gerät, das die 1000 Lumen Grenze wirklich übertrifft.

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Einen großen Sprung bei LED Projektoren brachte die Verwendung von blauen LEDs mit grünem Phosphorelement, anstelle einer grünen LED. Diese Hybrid-LEDs sorgen für eine höhere Lichtausbeute, erreichen aber kein so intensives Grün mehr. Dies ist ein Kompromiss, den man eingehen kann, solange man BT709 bzw. sRGB weiterhin einhält.

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Durch den Wechsel auf Phosphor wird der Farbraum in Grün kleiner,
hält aber noch die volle sRGB Norm ein.

Mit dem X1300i wollte BenQ noch einen Schritt weiter gehen: Zusätzlich zu der roten LED; der blauen LED und der grünen Hybrid-LED, hat man nun eine vierte, ebenfalls blaue „Pump“-LED hinzugefügt. Ihre Aufgabe ist es aber nicht, den blauen Lichtkanal zu stärken (Blau träg kaum zur wahrgenommenen Bildhelligkeit bei), sonder das grüne Phosphorelement von der anderen Seite zusätzlich zu „befeuern“.

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Anscheinend hat der Phosphor genug Reserven für eine höhere Lichtausbeute, die von einer einzigen blauen LED nicht ausgereizt werden kann. Das nun doppelt beleuchtete Phosphor Element strahlt 40% mehr grünes Licht aus, unter Berücksichtigung der Farbkalibrierung bleibt immerhin noch eine stolze Lichtsteigerung von rund 20%.

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Doch wie wird diese 4LED Technologie in Wirklichkeit umgesetzt? Um dies zu dokumentieren, haben wir den neuen BenQ X1300i einfach nach gewohnter Cine4home-Manier „seziert“.

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Zunächst fällt die außergewöhnliche Höhe des Chassis auf, der X1300i ist rund doppelt so hoch, wie andere DLP-Projektoren seiner Klasse, dies lässt auf ein aufwändigeres Innenleben schließen.

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Nach Abnehmen des Deckels kommt ein zweiter Deckel zum Vorschein, der eine Kammer für den BenQ „Smart Stick“ beinhaltet. Er ist vergleichbar mit einem FireTV Stick mit dem Vorteil, dass er direkt in das BenQ Betriebssystem integriert ist und so mit der Beamerfernbedienung gesteuert werden kann. Doch das ist nicht Thema dieses Specials, weshalb wir auch den zweiten Deckel entfernen.

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Hier erhalten wir nun einen ersten Ausblick auf das Innenleben des X1300i, das aber noch überwiegend von der Signalplatine und Schutzblechen verdeckt wird. Interessant ist der Lichttrichter, der einfach an das eigentliche Projektionsobjektiv angeflanscht wurde.

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Das Beamergehäuse ist wie ein Fertighaus in einzelne Wände zerlegbar, so lässt sich die Front im 70er Jahre Retro-Design einfach abnehmen.

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Hinter der Front erhalten wir dann auch schon einen besseren Ausblick auf die Innereien, die sich vornehmlich durch Heatpipes und Kühlrippen auszeichnen. Damit ist auch die hohe Bauhöhe geklärt: Im oberen Teil befindet sich der eigentliche Lichtweg, ins „Erdgeschoss“ wurde eine Kombination aus passiver (Kühlkörper) und aktiver (Lüfter) Kühlung gebaut, die den Projektor trotz seiner hohen Lichtleistung auf angenehmen Niveau hält.

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Hier haben LEDs den großen Vorteil, dass sie wie Prozessoren gekühlt werden können und sie nicht direkt mit Luft umblasen werden müssen, wie UHP-Lampen.

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Wir entfernen die Signalplatine, die keine großen Überraschungen parat hält: Hier verrichtet ein herkömmlicher DDP4422 seine Arbeit als DLP Controller.

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Unterstützt wird er von einem HDMI2.0b Receiver, der zu allen relevanten Standards kompatibel ist. Insgesamt wurde die Signalaufbereitung auf einem minimalen Level gehalten, um den Input Lag möglichst gering zuhalten, der beim X1300i mit lediglich 8,3ms so gering ausfällt, wie bei kaum einem anderen Beamer am Markt. Auch ambitionierte Zocker werden so nicht mehr ausgebremst, wie bei vielen anderen Projektoren am Markt.

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Nach Entfernen aller Trägerbleche ernten wir den ersten vollen Ausblick auf die LightEngine, die sich in drei Teile gliedert:

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Teil 1) stellt die eigentliche DLP Kammer da, die man in ihrem rückwärtigen Kühlkörper erkennt, der direkt an den DMD geflanscht ist und ihn so passiv kühlt. Teil 2) ist eine Verbindungsbrücke, die über Spiegel und Lichtleiter zum Teil 3) überführt, der eigentlichen Lichtkammer, die auch im Hauptfokus unserer Untersuchungen steht. Sie erkennt man auch schon von außen an den angeflanschten LED-Kühlkörpern mit abgehenden Heatpipes.

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Wenig überraschend sind es vier an der Zahl, so dass sich BenQs Angabe des „4 LED“ Beamers an dieser Stelle unserer Sektion bereits bestätigt.

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Wir entfernen das obere Staubschutzblech und gelangen schließlich ans Ziel, der farberzeugenden Lichtkammer, die eingangs schematisch dargestellt wurde.

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Tatsächlich ist ihr Aufbau dem Funktions-Schema ähnlich, wenn auch die Konstellation ein wenig verändert wurde.

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An erster Stelle steht die rote LED, deren Licht direkt senkrecht ohne Umwege in den Lichtkanal hineinstrahlt. Der dichroitische Spiegel lässt dafür rotes Licht ungehindert passieren. An zweiter Stelle steht die blaue LED, deren Licht über zwei Spiegel „zick zack“ hinaus geführt wird.

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Schließlich kommen wir zur dritten Station, hier befindet sich die Hybrid Einheit aus blauer LED und grünem Phosphor. Sie strahlt durch den vorgeschalteten dichroitischen Spiegel hindurch, da dieser nur blaues Licht reflektiert und gelbes bzw. grünes Licht passieren lässt. An der vierten Position befindet sich endlich die „Pump“ LED, die blaues Licht emittiert, das durch besagten Spiegel zunächst um 90° direkt senkrecht auf das Phosphor Element geleitet wird, dort in grünes Licht umgewandelt wird und schließlich direkt senkrecht zurückgeworfen wird, wo es gemeinsam mit dem „anderen“ grünen Licht den ersten Spiegel passiert und durch den zweiten aus der Lichtkammer geleitet wird.

Da bei Single Chip DLP Projektoren wie dem X1300i die Farberzeugung stets sequentiell erfolgt, werden die Stationen (Rote LED, Blaue LED, Grüne + Pump LED) wie eine Ampel mit hoher Frequenz durchgeschaltet, ein Farbrad wie bei herkömmlichen UHP-Lampen-Beamern entfellt und damit auch der mechanische Verschleiß.

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Werden zwei der drei LEDs gleichzeitig angeschaltet,
können Sekundärfarben erzeugt werden
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Theoretisch ist auch die Simulation eines beliebigen Brilliant-Color-Farbrades möglich, indem zwei LED Quellen gleichzeitig angeschaltet werden. Ob diese Möglichkeit im Falle des X1300i genutzt wird, haben wir noch nicht untersucht.

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Alle drei (bzw. vier) LEDs erzeugen gemeinsam weißes Licht

Der Aufbau ist insgesamt sehr gut und einfach gegliedert, was eine effektive Konstruktion ausmacht. Auch der weitere Aufbau ist auf den zweiten Blick weniger konventionell, als man zunächst vermuten mochte: Nachdem das Licht die Kammer verlasen hat, wird es im „Lichttunnel“ über einen Spiegel zunächst nach unten geleitet.

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Runter und Rauf:
Der weitere Lichtverlauf der Light Engine.

Auf dieser unteren Ebene gelangt es schließlich im 45° Aufwärts-Winkel in die bilderzeugende Projektionskammer, wo es von einem klassischen TIR-Prisma (Total Internal Reflection) senkrecht auf den DMD-Chip geleitet wird und von dort aus das „fertige Bild“ in das Projektionsobjektiv geleitet wird.

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Unsere Sektion hat gezeigt, dass der 4LED Aufbau des BenQ X1300i sich technisch sehr aufwändig gestaltet, was in dieser Preisklasse (€1300.-) umso überraschender erscheint. Doch der technische Aufwand macht sich durch viele Vorteile bezahlt:

– Lange Lebensdauer von mehreren Zehntausend Stunden, um lange Zockersessions muss man sich da keine Gedanken machen.

– Hohe Lichtausbeute bei moderatem Stromverbrauch

– Kein vorzeitiger Lampenausfall

– Geringere Lautstärke

– Farblich präzisere Darstellung

– Kein mechanisches Fabrad

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Zweifelsohne machen diese Vorteile die 4LED nicht nur eine Alternative zu herkömmlichen UHP Lampen, sondern auch zu Laserprojektoren, die in dieser Preisklasse nach wie vor Farbräder einsetzen und nicht in Farbtreue bei hoher Lichtausbeute mithalten können.

Wir sind gespannt, was BenQ in zukünftigen Generationen die LED-Technologie weiter entwickelt, der Start ist jedenfalls technisch gelungen.