Der Projektor mit den vielen Gesichtern…

 

Schon in unserem ersten ausführlichen Test kristallisierten sich zwei Hauptdomänen heraus, in denen sich der neue Epson EH-TW9200 gegenüber seinem Vorgänger signifikant verbessert hat. Dies ist zum einen die verbesserte 3D-Darstellung mit verringertem Ghosting, augenfreundlicherer 60Hz-Bildwiederholfrequenz und flüssiger Zwischenbildberechnung für mehr Bewegungsschärfe.

Zum anderen hat sich der Kontrastumfang gesteigert, ohne dabei Einbußen in der Helligkeit einzugehen. Dies macht den Epson EH-TW9200 zu einem der hellsten und kontraststärksten Heimkinobeamer am Markt, was ihm vielseitige Einsatzbereiche im Wohnzimmer ermöglicht.

Um diese vielseitigen Einsatzbereiche des TW9200 möglichst leicht nutzbar zu machen, bietet sein Bildmenü vier Hauptpresets, die namentlich relativ selbsterklärend sind: Dynamik, Wohnzimmer, Kino und Natürlich. In diesem Special wollen wir ausführlich die unterschiedlichen Leistungsdaten dieser Bild-Modi gegenüberstellen und den neuen „Enhanced Light Power Filter“ erläutern, der bei selektierten Händlern exklusiv im Lieferumfang enthalten ist (Händlerliste am Ende dieses Specials)…

1. Natürlich Modus

Moderate Helligkeit, perfekte Farben…
(750 / 550 Lumen, 7500:1 / 40,000:1)

Wir beginnen mit dem Modus, den viele Heimkinofans unter Kalibriergesichtspunkten bevorzugen, zumindest, wenn keine hohe Lichtausbeute notwendig ist. Mit 750 Lumen im hohen Lampenmodus, bzw. 550 Lumen im Eco Modus macht er eine komplette Verdunklung des Raumes zwingend erforderlich und sollte auch nicht für Bildbreiten jenseits der 2,6m eingesetzt werden. Der Grund für den rund 70%igen Lichtverlust gegenüber der Werksangabe ist der Cinema-Filter, der in diesem Modus automatisch in den Lichtweg geschoben wird.


Epson Cinema Filter

Dieser Filter eliminiert störende gelbe Spektralanteile, die den Farbraum beeinträchtigen, leider aber auch gleichzeitig für die höchste Lichtausbeute sorgen. Der Cinema-Filter ist dabei auf besonders reine Grundfarben getrimmt, die nur für den „Kino“-Modus genutzt werden, in dem „Natürlich“-Modus ab Werk via Color-Management aber auf die HD / sRGB Norm „herunter“ adaptiert wurden.



Der deutlich erweiterte Farbraum per Cinema-Filter (oben) wird
Ab Werk per Software auf die Videonorm reduziert (unten)

Durch diese Werkskalibrierung geht die besondere Farbenpracht verloren, der Lichtverlust bleibt aber. Dafür punktet der Natürlich-Modus aber mit einer absoluten Farbneutralität und hervorragender Kalibrierung, sowie außergewöhnlich gutem Schwarzwert und Kontrastverhältnis: Ca. 7500:1 nativer Kontrast bzw. 40,000:1 Dynamikbereich bei aktivierter Blende sorgen für eine ungemein plastische Bildwiedergabe, die nur wenige Konkurrenten dieser Preisklasse erreichen.

Auch ohne aufwändige Nachkalibrierung ist dieser Modus allen Nutzern zu empfehlen, die einen größeren Schwerpunkt auf Farbneutralität und absolutem Schwarzwert legen, als auf Leuchtkraft.


2. Wohnzimmer Modus:

Hell, aber kontrastärmer und weniger farbgenau…
(1550 / 1150 Lumen, 4500:1 / 20,000:1)

Die Bezeichnung „Wohnzimmer“ suggeriert dem Nutzer, dass es sich hierbei um den idealen Modus für den Einsatz im Wohnzimmer handelt. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass nahezu alle TW9200 in Wohnzimmern zum Einsatz kommen, ist eine weitere Differenzierung notwendig, denn dieser Modus ist keinesfalls für alle Anwendungen und Präferenzen geeignet.

Der wichtigste Aspekt dieses Modus ist die Tatsache, dass bei ihm der Cinema-Filter nicht zum Einsatz kommt, sondern automatisch aus dem Lichtweg gefahren wird. Dadurch wird das komplette Lampenspektrum genutzt und ein großer Lichtverlust wie im Natürlich-Modus vermieden.

Mit einer Helligkeit von rund 1550 Lumen bzw. 1150 Lumen im Eco Modus wird aber auch bei ihm nicht die Werksangabe von 2400 Lumen erreicht, was vor allem auf die Korrektur der Farbtemperatur zurückzuführen ist:


Werks-eingestellte Farbtemperatur des Wohnzimmer-Modus

Ein leichter Blauüberschuss lässt das Bild etwas zu kühl erscheinen, was den TV-Sehgewohnheiten vieler Laien entgegenkommt. Wer Perfektion wünscht, kann diesen Modus auch auf die richtige D65-Farbtemperatur kalibrieren. Aber auch ohne Korrektur ist dieser Modus für das „TV-Schauen“ zwischendurch sehr gut geeignet.


Nativer Wohnzimmer-Farbraum ohne Cinema-Filter

Auch in Sachen Grundfarben birgt das Ausschwenken des Cinema-Filters Nebeneffekte mit sich: Zwar ist der eigentlich Farbraum auch in den hellen Bild-Modi gut in Richtung HDTV (Rec709) abgestimmt (siehe Messung oben), doch vor allem die Grundfarbe Grün ist etwas ins Gelbe verschoben, so dass in grünen Bildinhalten immer ein leichter „Gelbschleier“ verbleibt. Hier wird auch erkennbar, warum der Natürlich-Modus (vgl. oben) den internen Cinema-Farbfilter benötigt, um einen normkonformen HDTV-Farbraum zu erreichen.

Schade ist aber vor allem, dass die in dieser neuen Geräte-Generation gewonnenen Kontrastreserven im Wohnzimmer-Modus wieder verschenkt werden: Lediglich 4500:1 natives Kontrastverhältnis verbleiben und werden maximal auf 20,000:1 durch die langsam und nicht unhörbar arbeitende adaptive Blende gesteigert. Diese Ergebnisse liegen tatsächlich unter denen des Vorgängers EH-TW9100 in seiner LightPower-Edition.

Mit diesen Leistungsdaten ist der „Wohnzimmer“ Modus für Anwendungen geeignet, bei denen eine sehr gute Lichtausbeute vor Kontraststärke und Farbgenauigkeit gehen. Vor allem der Schwarzwert leidet gegenüber dem „Natürlich“ oder „Kino“-Modus, so dass der Einsatz für Spielfilme weniger zu empfehlen ist. Vielmehr wäre bei diesem Modus der Name „TV“-Modus treffender, denn für die gelegentliche Show oder Sportübertragung unter Restlichtbedingungen ist dieser Modus sehr gut nutzbar.

3. Kino Modus

Kräftige Farben für buntes Kinofeeling…
(750 / 550 Lumen, 7500:1 / 40,000:1)

Wie im „Natürlich“-Modus kommt im „Kino“-Modus der interne Cinema-Farbfilter zum Einsatz, für diesen Modus wurde er ja auch ursprünglich entworfen. Wie bereits erläutert, filtert er einen besonders großen Farbraum aus dem Lampenspektrum:


Erweiterter Farbraum des Cinema-Modus

Durch diesen großen Farbraum erscheinen vor allem kräftige Farben besonders intensiv und brillieren als besonders „rein“. Dieser Farbraum kommt dem Kino-Original besonders nahe, dem dieser Modus auch seinen Namen „Kino“ zu verdanken hat. Doch leider hat ein so erweiterter Farbraum auch seine Nebenwirkungen: Da die Videonorm nicht auf den Kino-Farbraum geeicht ist und der TW9200 über keine intelligente Echtzeit-Farbkorrektur verfügt, werden alle(!) Farbtöne des Bildes zu kräftig dargestellt. Vor allem Gesichtsfarben und Naturtöne verlieren so ihre Natürlichkeit und Glaubwürdigkeit.

Durch Nutzung des internen Farbfilters zeigt der Kino-Modus identische Eckdaten, wie der Natürlich-Modus: 750 Lumen bzw 550 Lumen im Eco Modus, sowie 7500:1 bzw. 40,000:1 Kontrastumfang.


Der Kino Modus ist für den Einsatz im komplett abgedunkelten Heimkino zu empfehlen, bei dem es auf eine besonders hohe Farbenpracht und weniger auf Natürlichkeit ankommt. Mit anderen Worten: Dieser Modus ist für Animations-Filme prädestiniert. Auch in Sachen Schwarzwert und Kontrast führt er zu Spitzenergebnissen.

 


4. Dynamik Modus

Der Modus der Spitzen-Messwerte bei niedriger Farbtreue
(2400 Lumen / 1800 Lumen 8300:1 / 54,000:1)

„Entweder oder?“ Hoher Kontrast mit reduzierter Lichtausbeute, oder hohe Lichtausbeute mit reduziertem Kontrast. Bisher schien noch keiner der vielen Bildmodi das Beste aus beiden Welten zu kombinieren. In Hinblick auf diese zwei Leistungsdaten ist zumindest der „Dynamik“-Modus frei von Kompromissen:

Mit einer maximalen Lichtausbeute von über 2400 Lumen (1800 Lumen im Eco-Modus) und einem nativen Kontrastverhältnis von über 8000:1 macht dieser Modus seinem Namen alle Ehre und reizt den EH-TW9200 bis an seine Grenzen aus.

Erreicht werden diese Spitzenwerte durch das ungefilterte Lampenspektrum, das auch in seinem Weißabgleich kaum Korrekturen erfährt: Nativer Farbraum bei nativer Farbtemperatur. Doch leider entspricht das native UHP-Lampenlicht nicht der 6500K / D65 Videonorm für den Weißabgleich:


Der 2400 Lumen Dynamik-Modus ist leider stark grünstichig

Aufgrund der falschen Farbtemperatur schleicht sich im Dynamik-Modus ein starker Grünstich ins Bild, die Natürlichkeit ist nicht gegeben. Auch messtechnisch lässt sich dieser Grünüberschuss quantifizieren: Rund 30% beträgt der Grünüberschuss im Verhältnis zu den anderen Grundfarben, vor allem Blau. Der TW9200 bietet zwar ein komplettes RGB-Einstellmenü, doch dessen Spielraum reicht nicht(!) aus, um die Farbtemperatur zu kalibrieren, der Dynamikmodus ist somit nicht kalibrierbar.


Aufgrund seiner sehr hohen Lichtausbeute ist der Dynamik-Modus für alle Anwendungen geeignet, bei dem alle Lichtreserven des Beamers mobilisiert werden müssen, z.B. für Projektionen in nicht abgedunkelten Räumen oder bei besonders großen Bilddiagonalen. Besondere Ansprüche an die Farbgenauigkeit dürfen aber nicht gestellt werden.

 


5. „Enhanced Light Power Filter“

Verleiht dem Dynamikmodus die richtige Farbe…
(1700 Lumen / 1300 Lumen, 8000:1 / 50,000:1)

An allen vier untersuchten Modi zeigt sich das Grundprinzip des Epson EH-TW9200: Für ein besonders farbgenaues und kontraststarkes Bild mit optimiertem Schwarzwert wird der interne Cinema-Filter eingesetzt (Kino + Natürlich Mod), für eine hohe Lichtausbeute wird auf ihn verzichtet, was aber Kontrast, Schwarzwert und Farbgenauigkeit kostet (Wohnzimmer + Dynamik Modi). „Dazwischen“ gibt es nichts, denn der interne Lichtweg bietet nur diese zwei Optionen.

Was man bräuchte, um die Farben und Kontrast zu optimieren, ohne so viel Licht zu verlieren, wie beim internen Cinema-Filter, wäre ein „Medium“-Filter, der einen nicht so großen Farbraum wie der Cinema-Filter herausfiltert, dafür aber mehr Lichtreserven zur Verfügung stellt. Diesen Filter gibt es bei Epson Modellen seit Generationen und er nennt sich „Light Power Filter“, für die 9200er Generation wurde er speziell überarbeitet.


Der Light Power Filter wurde in seinen
optischen Eigenschaften für den 9200er überarbeitet


Da der Filter wegen der Staubschutzblende nicht direkt aufs Objektiv gesteckt wird, sondern auf den Chassis-Ring, der die Optik umgibt, weist er einen Durchmesser von über 12cm auf, das ist größer als eine CD! Dementsprechend aufwändig ist die Fassung in Aluminium. Angenehmer Nebeneffekt: Der Filter fungiert als zusätzlicher Staubschutz, so dass das Objektiv auch im Betrieb vor den lästigen Körnern verschont bleibt.

Der leicht rötlich gefärbte Filter wird aufgesteckt und korrigiert so auf optischer Ebene den Grünstich des Dynamik-Modus. Das Prinzip ist das gleiche, wie bei dem internen Cinema-Filter, nur deutlich moderater. Denn als Ziel hat der LPE-Filter keinen erweiterten Kino-Farbraum, sondern lediglich die HDTV-Norm bei der dazugehörigen Farbtemperatur von D65 / 6500K. Daher ist er nicht so kräftig gefärbt und provoziert einen nicht so hohen Lichtverlust. Erst durch diese optische Korrektur wird es möglich, den Dynamik-Modus auf die Videonorm abzustimmen, dazu liegt der LPE-Edition ein Zettel mit passenden Einstell-Werten bei. Alternativ kann die LPE-Edition auch vom Fachhändler kalibriert werden.


Filter-Kalibrierter LPE-Modus

Gleichzeitig verbessert der Filter den nativen Schwarzwert gegenüber dem Wohnzimmermodus. Es wird kein Kontrastumfang „verschenkt“ (wie beim Wohnzimmermodus), sondern lediglich verlagert in Richtung Schwarzwert.

Ein Kritikpunkt gegenüber den letzten Generationen des Light Power Filters war ein gewisser Verlust im Inbildkontrast, der zwar nicht in normalen Wohnzimmern von Bedeutung ist, aber in optimierten Kinoräumen sich bemerkbar machte. Da der EH-TW9200 über einen deutlich erhöhten Kontrastumfang verfügt und das Thema Plastizität noch mehr zum Tragen kommt, wurde der Filter in seinen optischen Eigenschaften ebenfalls überarbeitet: Er ist neu vergütet und beeinträchtigt weder die Helligkeit noch(!) den Inbild-Kontrast. Somit ist die volle Ausreizung des Beamers möglich.:

Mit dem neuen kontrastoptimierten „Enhanced Light Power Filter“ erreicht der EH-TW9200 LPE Leistungsdaten auf Referenzlevel: 1600 Lumen (1300 Lumen Eco) werden hier kombiniert mit durchschnittlich 8000:1 nativem Kontrast (der auf Wunsch durch die adaptive Blende auf realistische 50,000:1 gesteigert werden kann). Vornehmlich Schwarzwert und Inbildkontrast bei Szenen mit gleichzeitig hellen und dunklen Bildelementen werden mit dem Filter merklich gesteigert.

Auch für die 3D-Projektion kann der Enhanced LPE Filter eingesetzt werden, dafür muss das Preset „3D-Dynamik“ aktiviert werden. Ein lästiges Aufstecken / Abnehmen des Filters entfällt somit.

Der neue kontrastgesteigerte Enhanced Light Power Filter ist übrigens auch zu vergangenen LPE-Editions (EH-TW9000/9100) kompatibel. Wer hier „upgraden“ möchte, kann diesen daher auch einzeln bei teilnehmenden Händlern erstehen.

Fazit

Mit seinen zahlreichen Bildmodi beweist der Epson EH-TW9200 auf ein Neues, wieso er als hochwertiger Wohnzimmer-Allrounder nach wie vor eine Spitzenposition einnimmt. Es gibt gleichsam kein Einsatzgebiet, dass nicht mit einem der Presets abgedeckt werden kann:

– Der „Cinema“ Modus setzt seinen Schwerpunkt auf kräftige Farben bei gleichzeitig sehr gutem Schwarzwert und hoher Bildplastizität. Er ist für farbintensive Filme geeignet oder schlicht für jedermann, der es gerne bunt mag. Erreicht wird die Farbenpracht mit dem internen Cinema-Filter, der merklichen Einfluss auf die Maximalhelligkeit hat. Daher ist dieser Modus nur für abgedunkelte Kinoräume besonders empfehlenswert.

– Der „Natürlich“ Modus benötigt ebenfalls den internen Cinema-Filter, so dass auch er mit hohem Schwarzwert und Kontrast glänzt, aber nur limitierte Lichtreserven zur Verfügung stellt. Auch bei ihm ist ein abgedunkelter Raum Pflicht. Im Gegensatz zum Cinema-Modus bietet er aber eine hervorragende Farbneutralität und Kalibrierbarkeit auf die Videonorm. In dieser Preisklasse erreicht Epson mittlerweile Referenz.

– Der „Wohnzimmer“ Modus ist weniger für Spielfilme in abgedunkelten Räumen, sondern eher für Fernsehsendungen im nicht komplett abgedunkelten Wohnzimmer geeignet. Er zeigt gute (wenn auch nicht perfekte) Farben und bietet ohne Cinema Filter eine hohe Lichtausbeute. In Sachen Kontrast und Schwarzwert ist er aber gegenüber allen anderen Modi merklich beeinträchtigt.

– Der „Dynamik“-Modus bringt den Epson EH-TW9200 an seine Leistungsgrenzen, denn er nutzt den Kontrastumfang und die Lichtleistung vollständig aus. Dies geht aber auf Kosten der Farbdarstellung, die einen UHP-Lampen typischen Grünstich aufweist. Mit dem zusätzlichen „Enhanced Light Power Filter“ kann dieser Grünstich allerdings korrigiert werden, ohne dabei Einbußen im Schwarzwert und Kontrast einzugehen (wie beim Wohnzimmermodus). Er ist daher für alle Anwendungen geeignet, bei denen eine gute Farbdarstellung mit hoher Bildhelligkeit und maximiertem Kontrast kombiniert werden soll (auch für 3D).

Wer die Wahl hat, hat die Qual, doch gerade diese vielen Gesichter machen den Erfolg der Epson Heimkinobeamer aus: Es ist für jeden etwas dabei!