Auch wenn sie mit ein paar Monate Verspätungen kam, die neue JVC N-Serie hat in der Heimkinoszene viel Aufmerksamkeit erweckt: Endlich gibt es einen Wettbewerb im nativen 4K Bereich, bei dem jeder Hersteller die Stärken seiner Modelle betont und an den Schwächen arbeitet.
Mit der nativen 4K Aufösung kam auch ein neues Chassis. Dies ist immer ein sehr großer Schritt für einen Hersteller, da die Entwicklung eines neuen Chassis sehr kostenintensiv ist und daher mehrere Produktgenerationen überdauert, bevor es durch ein neues ersetzt wird. JVCs Vorgängerchassis (X-Serie) hat z.B. sieben(!) Generationen überdauert, bis es jetzt von der N-Serie abgelöst wird. Dementsprechend zukunftssicher und modular muss ein gutes Chassis aufgebaut sein. Ob dies bei der brandneuen N-Serie der Fall ist, haben wir auf unsere Weise überprüft: Durch eine totale Sektion, bei der so manche Überraschung zum Vorschein kam… viel Spaß…
Nach Abnehmen des Deckels zeigt sich ein komplett metallgeschirmtes Metallgehäuse, quasi ein Gehäuse im Gehäuse. Das sorgt nicht nur für eine gute Abschirmung, sondern auch für eine Stabilisierung des sehr großen Gehäuses.
Nach Öffnen des Deckels ergibt sich ein erster Blick auf das Anschlussboard (1), die Steuerelektronik für die Lens-Motoren (2). Die zwei Randlüfter (3) sind für die Kühlung der Signalverarbeitung und D-ILA Steuerchips zuständig. Die entsprechende Elektronik kommt unter dem großen Schutzblech zu Tage:
Im Bild oben sehen wir die drei mächtigen Flachbandkabel zu den nativen 4K-DILA-Panels, sowie zwei Hauptprozessoren, die zusätzlich durch passive Aluminiumkörper gekühlt werden. Wir haben auch diese entfernt, um die Prozessortypen zu „enttarnen“:
Beim Hauptrozessor handelt es sich um einen „Altera Arria 10“, ein programmierbarer FPGA (Field Programmable Gate Array), kein ASIC. Der Grund liegt wahrscheinlich in einer höheren Flexibilität für Updates und der recht überschaubaren Stückzahl der HighEnd Beamer.
Der zweite ASIC gibt seine Geheimnisse nicht so leicht preis: Seine Typenbezeichnungen sind nicht öffentlich archiviert.
Weiter geht es unter der Signalelektronik, hier komm schließlich der Lichtweg und sein Belüftungssystem zum Vorschein: In Y-Struktur wird die Kühlluft für die D-ILA Panels durch einen Luftilter auf der Rückseite angesaugt und ohne weiter Umwege auf die passiven Kühlkörperrückseiten der D-ILA Panels geleitet.
Der Lichtweg verfügt über einen eigenen
(gefilterten) Luftkanal
Ein erster Blick auf das eigentliche Herz des Projektors ergibt sich nach Demontage der Luftwege: Die Drei D-ILA Panels sind an ein Glasprisma gekoppelt, das die drei Einzelbilder zu eine Farbbild zusammenführt.
Die Panels selbst sind horizontal positioniert, was inkl. Belüftung zur hohen Bauhöhe des Lichtweges und damit des ganzen Chassis beiträgt.
Die Kühlkörper sind direkt mit den
LCOS-Panels verbunden
Ihre Konvergenzausrichtung ist an vier Stellen per Klebstoff fixiert. Wie langzeit- und temperaturstabil sich diese erweisen, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.
Ebenfalls frei wird der Blick auf den Anfang des Lichtweges: Hinter einem Metallgitter befindet sich die erste Kammer, die im Falle des N7 und NX9 die adaptive Streulichtblende beinhaltet, die in verschiedenen Stufen gesteuert werden kann.
Beim Einstiegsmodell ist diese Streulichtblende nicht regelbar. Im Falle des N5 wurde sie durch einen statischen „Dummy“ ersetzt.
Streulichtblende des N5, beim N7 und NX9
ist sie motorisiert steuerbar.
An dieser Stelle wird auch Tuningpotenzial für den N5 deutlich: Würde man die Streulichtblende durch eine mit etwas größerer Öffnung ersetzen, so könnte mehr Licht mobilisiert werden. Umgekehrt würde eine kleinere Blende für weniger Streulicht sorgen und so den nativen Kontrast des N5 auf das Niveau eines N7 steigern können. Zu vergleichen bleibt die Form der statischen N5 Blende im Vergleich zur variablen des N7, denn hier könnte die Ursache des schlechteren Inbildkontrastes des N7 gegenüber dem N5 begründet liegen. Der Verdacht liegt nahe, dass die N5 Blende weniger rotes Streulicht erzeugt.
Apropos N7: In der Kammer wird auch der DCI Filter positioniert, der für einen höheren Lichtverlust sorgt, als noch bei der X-Serie.
Wir demontieren die Anschlussplatine, um die HDMI-Treiber freizulegen: Zum Einsatz kommt ein Lattice Sil9777, mit HDMI2.0 / MHL 3.0 bei 18Gbps. Benachbart findet sich ein Renesas R7S721001 Prozessor zur Grafikverarbeitung.
Weiter geht es mit dem Lichtweg: Auf der Vorderseite demontieren wir das Objektiv mit integrierter Iris-Blende.
Dahinter wird die Lensshift Mechanik sichtbar, die sehr solide komplett aus Metall konstruiert wurde. Hier sind die Ingeniere keine Kompromisse eingegangen, Kompliment.
Nun war es soweit: Nach Lösen weitere Schrauben war es schließlich möglich, den kompletten Lichtweg als Ganzes(!) wie ein Motor aus dem Beamer zu heben.
Es ist überraschend, wie kompakt der Lichtweg im Falle der N-Serie ausgefallen ist, tatsächlich umfasst er nur wenig Kubikzentimeter und ist wesentlich kleiner, als bei den meisten anderen 3Chip Projektoren.
Auf kleinstem Raum befinden sich alle dichroitischen Spiegel zur Grundfarberzeugung, Panels, Prismen und Linsen. Die Wiregrid-Polarisationsfilter liegen in dieser Generation nicht frei, sondern sind in Glaswürfel gefasst (Polarisation Beam Splitter). Das kann der Langlebigkeit zugute kommen, erzeugt aber mehr Streulicht.
Überrascht waren wir ebenfalls von einem potenziellen zweiten Lichteintritt, der hinter einem Blechdeckel zum Vorschein kam. Anscheinend ist die Lightengine auch für eine duale Lichtquelle (Laser / LED) ausgelegt, was im Falle der N-Serie (noch) nicht genutzt wird.
Ohne Lichtweg verbleibt ein leeres Gehäuse, indem sich nur noch die Netzteile befinden, jeweils in den Randbereichen verbaut. Sie werden durch eigene Luftwege gekühlt.
Motorsteuerung (oben) und
Hauptnetzteil (unten)
Das war es, der JVC ist in seine Einzelteile zerlegt, es folgte der Zusammenbau, bei dem wir tatsächlich keine (von über 100) Schrauben übrig vergessen haben
Fazit:
Nachdem wir uns, wie oben dokumentiert, ausführlich mit dem technischen Aufbau der JVC N-Serie beschäftigt haben, können wir ihr bescheinigen: Selten war ein Projektor so übersichtlich und vor allem so modular aufgebaut, wie die neue N-Serie. Alle Sektionen sind klar voneinander getrennt und großzügig dimensioniert, was den Service, aber auch die Entwicklung neuer Komponenten für zukünftige Generationen signifikant erleichtert. Von der Signalelektronik bis zur Lightengine, das Gehäuse bietet genügend Flexibilität, um die nächsten Generationen abzudecken. Alleine die horizontale Ausrichtung der Panels ist kritikwürdig, sorgt sie doch für die immense Bauhöhe des Chassis, wodurch das optische Erscheinungsbild und vor allem die Wohnraumkompatibilität sichtbar beeinträchtigt werden, viele empfinden die N-Serie im Wahrsten Sinne des Wortes als „monströs“.
Doch eines ist klar: Die JVC N-Serie ist im technischen Aufbau und der Qualität der verwendeten Bauteile über jeden Verdacht erhaben. Wir kennen kein anderes so solide und klar aufgebautes Chasss im Heimkinobereich! Und selten war es so einfach und hat so viel Spaß gemacht, einen Projektor zu zerlegen (und wieder zusammenzubauen), wie die neue N-Serie… ein Chassis mit viel Zukunftspotenzial, das hoffentlich bald die Kinderkrankheiten ablegen kann (mehr dazu in der bald folgenden, exklusiven und unabhängigen Serienstreuungs-Analyse).
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Test: JVC DLA N5 / N7 / NX9 Tear Down | Cine4home.de