Endlich bezahlbare Laser-Konkurrenz
zu Sony und Epson?
Unsere ersten Einschätzungen…
Qualitativ gehören JVC D-ILA Heimkino-Projektoren zweifelsohne zu den besten am Markt. Vor allem den nativen Kontrast & Schwarzwert haben sie durch stetige Referenzleistungen zu ihrem Markenzeichen gemacht. Nach einigen Rückschlägen bei Einführung ihrer nativen 4K Beamer in der ersten N-Serie, hat sich auch die NZ Serie im HighEnd Segment qualitativ etabliert.
Im zweiten Anlauf wurde die N-Serie
richtig gut!
Allerdings hatte das Lineup in den letzten Jahren eine Lücke bekommen: Einen bezahlbaren Eintiegsbeamer gab es nur in Form des (sehr guten) NP5, der aber als reiner Lampenbeamer (mit hohen Ersatzteilkosten) gegenüber der starken Laser-Konkurrenz von Epson und Sony kaum eine Chance hatte. Doch nun hat JVC zwei neue Modelle angekündigt, die NZ500 und NZ700, die wieder Schwung in den Heimkinomarkt bringen könnten.
Aus gegebenem Anlass zeigen wir die wichtigsten Neuerungen auf und geben unsere Einschätzung, was die Geräte unter Realbedingungen zu leisten vermögen. Lohnt es sich, auf die neuen NZ-Modelle zu warten und was bietet der NZ700 (€8999.-) für seinen stolzen Aufpreis mehr, als der NZ500 (€5999.-)? Sicherlich,die Katalogdaten unterscheiden sich, aber was zeigt die Praxis?
1. Neues Chassis
Auch wenn es viele vielleicht überraschen mag: Das neue kompakte Chassis ist die wichtigste und beste Neuigkeit bei den neuen Modellen! Denn ungeachtet ihrer Leistung, das klobige „Panzer“-Chassis der alten N-Serie war und ist bis heute für viele das K.O. Kriterium. Die schlechten Proportionen ließen sich auch in weißer Farbe nicht ansehnlich in einem modern eleganten Wohnzimmer integrieren.
Imposant, aber nicht wohnraumtauglich
Dadurch haben sich JVC Beamer fast ausschließlich nur in dunkle Kinoräume verkauft, der „Normal-Anwender“ blieb auf der Strecke. Das ändert sich nun mit dem neuen, viel kompakteren Chassis der NZ500/700, das gerade einmal 450 x 180 x 479 (mm) misst.
Die Geräte sind nicht nur kleiner, sondern zeigen auch stimmigere Proportionen und sind so wesentlich eleganter. Sie lassen sich endlich auch in normalen Wohnzimmern integrieren. Um das zu erreichen, musste viel Aufwand betrieben werden. Sowohl die LightEngine als auch die Elektronik wurden kompakter und effektiver gestaltet, um Platz zu sparen. Die einzige Frage, die bleibt: Wie laut sind die kleinen neuen NZ? Denn selbst die viel größeren Brüder NZ800 und NZ900 sind alles andere als Leisewunder.
2. Neues Objektiv
Mit dem neuen Chassis geht auch ein neues Objektiv einher, das überraschenderweise größer ist, als beim viel teureren NZ800. Nach wie vor eine der Schwächen der NZ800er Serie ist der Inbild-Kontrast, vor allem in überwiegend hellen Bildern (ANSI-Kontrast seriös gemessen ca. 280:1). Hier gibt es viel Potenzial nach oben, denn die Inbildkontrast hängt vor allem von Objektiv und Lichtweg ab. Auffällig ist allerdings, dass JVC bei den kleinen Modellen seinen obligatorischen „All Glass“-Vermerk nicht angebracht hat. Entweder wurde dies vergessen (unwahrscheinlich), oder das neue Objektiv ist ein Hybrid aus Glas und Kunststoff. Doch auch das muss keine schlechte Nachricht sein, denn Kunststoff Linsen müssen keinen Performance-Verlust bedeuten.
3. Aufstellung
Das neue Objektiv liefert auch eine sehr gute Aufstellungsflexibilität: Mit einem Projektionsverhältnis von 1.24 bis 2.04 (16:9) passen sie sich hiesigen Raumgrößen sehr gut an. Der vertikale Lensshift beträgt 70% in beide Richtungen, der horizontale 28%. Der sich ergebende Spielraum ist groß genug für die meisten Raumhöhen.
Im Gegensatz zum Sony XW5000 ist das Objektiv bei JVC weiterhin voll motorisiert inklusive Lensshift, gute Nachricht für Eigner einer Cinemascope-Leinwand!
4. Bildqualität
Kommen wir nun zur Bildqualität, was ist von den beiden neuen Boliden hier zu erwarten? Jetzt wird es spannend…
Lichtleistung
Wir beginnen mit der Helligkeit und hier zeigt sich auch der erste Unterschied: Der NZ500 erreicht eine Helligkeit von 2000 Lumen brutto, der große Bruder NZ700 sogar 2300 Lumen. Für moderne HighEnd Projektoren sind das solide, aber keine Referenzwerte. Kalibriert verbleiben ca. 1500 Lumen (NZ500) und 1700 Lumen (NZ700), der Unterschied schrumpft also auf 200 Lumen, was optisch für das menschliche Auge keinen großen Unterschied macht.
Kontrast
Der Kontrast des NZ500 wird mit 40,000:1 angegeben, was auf eine identische Kontrastleistung zum Vorgänger NP5 schließen lässt und in dieser Preisklasse absolute Refrerenz darstellt. Mehr noch: Interessanterweise zeigten viele von uns getestete NP5 bei geöffneter, interner Blende einen höheren oder gleichen nativen Kontrast, wie die großen Brüder NZ8 und NZ9. Grund ist nach wie vor eine signifikante Serienstreuung und die Tatsache, dass die nativen Kontrastangaben sich stets auf Nutzung der statischen Iris-Blende beziehen, die Kontrast gegen Licht und ANSI/Inbild-Kontrast eintauschen. Generell ist das kein guter Tausch, so dass man die Blende offen halten sollte. Demenstprechend ist hier auch kein großer nativer Kontrastunterschied zum NZ700 zu erwarten, obwohl JVC diesen dort mit 80,000:1 beziffert (aber eben nicht bei offener Blende).
Anmerkung: JVC vermerkt, dass nur der NZ700 die dritte D-ILA Generation einsetzt, die eine verbesserte Lichthomogenität und Durchzeichnung erlauben soll. Nach unseren Untersuchungen (NZ800) konnten wir aber keine signifikanten Unterschiede ausmachen. Auch das Phänomen der „hellen Ecken“ in Schwarz besteht weiterhin.
Farben
Weiter geht es mit den Farben: Wie der NP5 bietet auch der NZ500 keinen DCI-P3 Filter und deckt den DCI-P3 Farbraum zu etwa 86% ab. Dank des guten Tonemapping fällt diese Einschränkung in normalen Filmbildern nicht gravierend auf. Der NZ700 bietet (wie alle großen Modelle), einen zuschaltbaren DCI-P3 Filter, der Grundfarben „reiner“ filtert und so eine 100%ige DCI P3 Abdeckung gewährleistet. Leider wird dieser Farbgewinn aber mit 25% Lichtverlust erkauft, so dass kalibriert nur 1200 bis 1300 Lumen verbleiben. Kein guter Tausch, erstrecht nicht bei HDR-Inhalten.
Schärfe
JVC NZ Geräte bieten Dank ihrer hochwertigen Objektive und guten Signalverarbeitung stets eine hervorragende Schärfe, das wird sich prinzipiell auch bei den neuen NZ Modellen nicht ändern. Interessant bleibt aber die Frage, wie groß die Serienstreuung bei den neuen einfacheren Objektiven sein wird. Wir werden entsprechende Serienanalysen durchführen.
HDR Aufbereitung
Ehre wem Ehre gebührt: Als einer der ersten Hersteller hat JVC gezielt die HDR-Darstellung seiner Beamer optimiert und auch stets weiter verbessert. Auch gegenüber dem Kunden war man so fair, signifikante Verbesserungen per Update nachzureichen. Aktueller Stand ist das Frame Adapt HDR Gen2, das mit zum besten am Markt gehört. Diese haben auch der NZ500/700 erhalten, so dass hier beste Ergebnisse zu erwarten sind.
Vivid-Modus
In diversen Workshops haben wir es bereits mit unserem speziellen „CineColor“-Tuning gezeigt: Wenn der Beamer eine entsprechende Signalverarbeitung aufweist (z.B.Sony HW / VW / XW Modelle), dann kann man die SDR Wiedergabe für Spielfilme so optimieren, dass sie näher am Kino-Original liegt, als ein stur nach Norm kalibrierter SDR-Modus. Auch JVC hat dies jetzt erkannt und bietet mit dem Vivid-Modus ein enstprechendes Preset. Wie gut es in der Praxis funktioniert, werden wir untersuchen.
5. Was fehlt?
Klingt alles toll, aber es wurde auch der Rotstift angesetzt: So verabeiten die NZ500/700 mangels vollwertigem HDMI2.1 Anschluss eingehende 4K-Signale nur bis 60Hz (enttäuschend für Gamer).
Nicht nur äußerlich wurden die Anschlüsse
auf das Notwendigste reduziert
Und auch die 3D-Unterstützung wurde komplett gestrichen (enttäuschend für 3D Fans). Wer dies alles will, muss bei JVC deutlich tiefer in die Tasche greifen.
6. Und die Konkurrenz?
Hauptgegner des NZ500 werden zweifelsohne der Epson QB1000 und der Sony XW5000 sein. Hier werden wir in ausführlichen Vergleichsspecials zeigen, wo der NZ500 steht und ob er seinem Mehrpreis (ca. €1400.-) gerecht wird. Dazu mehr, sobald echte Seriengeräte den Markt erreichen.
7. Ja, es gibt Tuningpotenzial!
Seitdem JVC mit der NZ-Serie auf Laser / Phosphor Lichtquelle umgestiegen ist, bieten die Geräte wieder ein vergrößertes Potenzial für unser Farbfiltertuning: 30% mehr Kontrast und Schwarzwert sind ohne Lichtverlust möglich, was den NZ500 auf absolutes Referenzniveau nahe an den perfekten Schwarzwert rücken würde und ihn sogar zur Konkurrenz zum (ungetuneten) NZ800 machen würde.
Aufgrund der geringen Nachfrage nach NZ8(00) und NZ9(00) lohnte sich die aufwändige Produktion der maßgeschneiderten Filter bisher nicht, aber im Falle des NZ500/700 könnte sich das nun ändern.
8. Duell / Fazit
„We have a Winner“ – Unser erster Überblick zeigt: JVC hat mit dem NZ500 vieles richtig gemacht und in Sachen Preis- / Leistung mit einer UVP von €6000.- einen echten Sweetspot gefunden: Ansprechendes Chassis, hohe Aufstellungsflexibilität, hohe Bildqualität.
Beim NZ700 sehen wir den Aufpreis von €3000.- aber bislang nicht: Kaum sichtbar heller, signifikant höherer nativer Kontrast nur unter praxisfernen Bedingungen, DCI Filter mit Kompromissen und ein paar Marketingnamen in den Spezifikationen, das überzeugt nicht genug, um den Geldbeutel so weit mehr zu öffnen.
Der DLA-NZ500 hingegen hat das Zeug, zum HighEnd Beamer Nr.1 für den preisbewussten Heimkinofan zu werden und könnte somit den Status erzielen, der dem DLA-NP5 verwehrt blieb, sowohl im Heimkino als auch im Wohnzimmer! Mehr dazu in diesem Beamer-Herbst…