Update 12.09.2024
Wir haben weitere Erkundigungen eingeholt und offensichtlich haben die neuen Modelle NZ500 und NZ700 in der Tat keine Zwischenbildberechnung integriert. 24p wird, wie bei LCOS nicht unüblich, mit 4:4 Pulldown in 96Hz angezeigt. Das führt zwar zu einer sehr hochwertigen, scharfen und in der Bewegung originalgetreuen 24Hz-Wiedergabe, verhindert aber nicht das typische „Kino-Zittern“ in schnelleren Action-Sequenzen, Schwenks und Kamerafahrten. Der Grund ist ganz einfach: 24p bleibt 24p, egal in welcher Frequenz man die Bilder wiederholt und 24 Bilder pro Sekunde reichen nicht aus, um dem menschlichen Auge immer eine schnelle, flüssige Bewegung zu vermitteln. Weichere Bewegungsabläufe werden nur durch das Berechnen der fehlenden Bildinformationen (Zwischenbilder) erzeugt.
Die Funktion „Clear Motion Drive“ aktiviert nicht, wie sonst bei JVC üblich, eine solche Zwischenbildberechnung, sondern lediglich eine „Black Frame Insertion“. Diese hat den Zweck, die Bildpanels (D-ILA) vor jedem neuen Bild komplett zu löschen und so die Übergangsschärfe zwischen Bildern weiter zu erhöhen. Das System ist nicht neu (bei vielen Fernsehern noch zu finden) und hat sich im Heimkino aufgrund des Lichtverlustes nicht durchgesetzt. Auch diese Funktion sorgt nicht für flüssigere Bewegungsabläufe.
Filmpuristen, die eh Kinofilme in originaler 24Hz-Frequenz bevorzugen, werden sich an der fehlenden Zwischenbildberechnung nicht stören, ein Großteil der Großbildfans, die einen Beamer im Wohnzimmer einsetzen, allerdings schon: Denn Zwischenbildberechnungen verbessern nicht nur die Bewegungsabläufe von Spielfilmen, sondern sorgen gerade bei Fernsehübertragungen durch Interpolation von neuen Bildern (50Hz -> 100Hz / 60Hz ->120Hz) für eine deutlich höhere Bewegungsschärfe, vor allem bei Sport, Fußball, Formel1, Basketball etc., denn alle schnellen Sportarten zeigen mit 100/120Hz Zwischenbildberechnung eine deutlich höhere Bewegungsschärfe.
Beispiele für effektive Systeme sind Epson LS11/12000 (sehr gut), Sony XW5000/7000 (sehr gut), aber auch JVC NP5 (sehr gut). Da der NP5 in der selben Preisklasse wie ein NZ500 liegt, hat JVC bereits beeindruckend bewiesen, dass sie die technischen Mittel haben, ein effektives, scharfes bewegtes Bild zu erzeugen. Denn gerade reaktionsschnelle Panels wie LCOS profitieren besonders von hohen Bildfrequenzen mit angepasster Zwischenbildberechnung, weil ihre Umschaltzeiten kürzer sind, als bei langsameren Technologien.
JVC spricht mit seiner hervorragenden D-ILA Technologie seit bald 20 Jahren vor allem besonders anspruchsvolle Großbild-HighEnder an und betont immer (zu Recht), dass ein natives 4K-Bild in der Detailschärfe einem Pixelshift-Bild überlegen ist. Für den Qualitätsvorteil von nativem 4K sind viele Käufer bereit, einen hohen Aufpreis zu zahlen. Doch Projektoren werden selten als Dia-Projektoren für Fotografien genutzt, sondern sie projizieren bewegte Bilder (Filme, Serien, Sport etc.) und daher ist die Bewegungsschärfe(!) nicht minder wichtig als die Auflösung und hier zeichnet sich ein potentieller Nachteil der neuen NZ-Modelle ab, die so dem Anspruch und der Preisklasse nicht gerecht werden. Projektoren mit Zwischenbildberechnung sind im Heimkinobereich auch in Einstiegs-Preisklassen ab €900.- nahezu der Standard. Es ist nicht zu vermitteln, dass HighEnder und JVC Fans für den sechs- bis neunfachen Preis auf eine höhere Bewegungsschärfe in allen Bereichen (Film, Serie, Sport, TV) verzichten sollen.
Mit dieser Kritik wollen wir den Hersteller keineswegs „ärgern“ oder „anprangern“, im Gegenteil: Wie in unserem ersten Know-How Special zum NZ500 / NZ700 detailliert erläutert, halten wir die neuen Modelle dank ihres kompakten und optisch ansprechenden Chassis für einen Durchbruch, der es JVC ermöglichen kann, endlich wieder den Einzug in die Wohnzimmerkinos zu erhalten, wie zuvor mit den sehr erfolgreichen X-Modellen oder davor den HD-Modellen. Wir sind große Bewunderer der Marke JVC und hoffen, dass HighEnd im Wohnzimmer auch Dank JVC wieder populärer wird. Für einen solchen Erfolg reicht aber nicht nur ein kompaktes Chassis, es müssen auch die Bild-Features auf die Bedürfnisse von Wohnzimmerkinos angepasst sein und eine Zwischenbildberechnung gehört aus oben erläuterten Gründen zu dem Grundrepertoire, das jeder Wohnzimmerbeamer im Jahr 2024 haben muss. Mit Zwischenbildberechnung wird der Erfolg eines NZ500/700 viel höher sein, als ohne, da sind wir uns zusammen mit führenden Heimkinohändlern und vielen Großbildfans einig. Mit der Integration würde JVC im eigenen Interesse handeln.
Daher wiederholen wir unseren Appell an JVC: Wenn die Hardware es erlaubt, bitte aktivieren Sie eine echte Zwischenbildberechnung (Frame Interpolation / MEMC) in der Signalverarbeitung. Bis zur Markteinführung ist noch Zeit und wir von Cine4home sind gerne bereit, das Projekt zu unterstützen und jedwede Verbesserung / neue Erkenntnis ausführlich zu dokumentieren!
Anscheinend bisher kein echtes MEMC geplant…
JVC hat mit der Ankündigung seiner neuen kompakten und bezahlbaren Modelle NZ500 und NZ700 viel Begeisterung ausgelöst. Endlich kann man D-ILA Beamer auch im heimischen Wohnzimmerkino installieren, so wie die Modelle von Epson, Sony und Co, bei gleichzeitig gewohnt hohem D-ILA Schwarzwert und Kontrast.
JVC NZ500 und NZ700 haben das Zeug
zu echten Erfolgsbeamern in Wohnzimmern!
Natürlicherweise ist ein Hersteller aber auch stets darum bemüht, Ausstattungs- und Performance- Unterschiede zu den deutlich teureren Beamern zu wahren. So wurden beim NZ500/700 der HDMI2.1 Port mit 4K/120Hz und 3D wegrationalisiert. Auch der Lensshift ist kleiner und die Lichtleistung nicht so üppig, wie bei den Topmodellen. Dies sind für die meisten „verschmerzbare“ Einschnitte, über die man sich nicht beschweren muss.
Nun haben aber findige Großbildfans alle technischen Daten, Prospekte und Tabellen sehr genau studiert und sind auf Widersprüche bei der Zwischenbildberechnung gestoßen:
Funktionsweise der Zwischenbildberechnung
Eine Zwischenbildberechnung (Frame Interpolation, MEMC), die bei JVC „Clear Motion Drive“ heißt, sorgt für flüssigere und schärfere Bewegungen, indem durch Interpolation fehlende Zwischenbilder berechnet werden. Seit über einem Jahrzehnt ist eine leistungsfähige Zwischenbildberechnung zu einem Qualitätsmerkmal hochwertiger Projektoren und Fernseher geworden, weil sie die Bildqualität sichtbar aufwertet und gerade bei 24Hz-Spielfilmen Bewungsabläufen das störende Ruckeln nimmt.
Auch bei JVC ist eine gute Zwischenbildberechnung seit vielen Gerätegenerationen fester, obligatorischer Bestandteil der Signalverarbeitung und wurde in jeder Generation bis hin zu den aktuellen NZ800/NZ900 verbessert. Doch beim NZ500 und NZ700 ist die Ausstattunglage unklar, da es in den offiziellen Pressemitteilungen und Prospekten seitens JVC widersprüchliche informationen gibt.:
In einer Übersicht steht
„Clear Motion Drive (Black Frame Insertion)“
In einer anderen Übersicht Prospekt steht
„Basic Clear Motion Drive“
In manchen Produktbeschreibungen ist gar keine Zwischenbildberechnung erwähnt. In mancher Übersicht stand aber auch „Clear Motion Drive, das 4K60P (4:4:4) Signale unterstützt, verbessert bewegte Bilder mehr denn je“, so dass wir davon ausgegangen sind, dass eine leistungsfähige Zwischenbildberechnung vorhanden ist, aber auf weiterführende Features wie „Motion Enhance“ verzichtet wurde. Da JVC Deutschland seinen Modelle erst nächste Woche öffentlich präsentiert, gibt es hierzulande dazu noch kein offizielles Statement seitens des Herstellers.
Daher haben wir an entsprechenden Stellen mit „Insiderwissen“ mal nachgefragt, was es mit dem Clear Motion Drive wirklich auf sich hat und die Antwort hat uns wenig erfreut:
Nach jetzigem Kenntnisstand haben die neuen NZ500/NZ700 tatsächlich keine vollwertige Frame Interpolation (MEMC), sondern einen „LightMode“ nahe der niedrigen 24p-Stufe, der durch Schwarzeinblendungen (vollständige Panellöschung zwischen den Einzelbildern) unterstützt wird. Flimmerfrei möglich soll das durch die schnellere Reaktionszeit der Panels möglich sein.
Auch wenn so eine Funktion zweifelsohne die Bewegungsschärfe von Spielfilmen erhöhen kann und für „Filmpuristen“, die auf den 24p-Kinolook nicht verzichten wollen, eine willkommene Funktion ist: Für viele Großbildfans, die die weichere Darstellung von guten (moderaten) Zwischenbildberechnungen schätzen, wäre das eine herbe Enttäuschung, für die meisten sogar ein „Dealbreaker“.
Nächste Woche wird endlich komplettes Licht ins FI-Dunkel gebracht und definitive Ergebnisse geliefert, denn dann kommen die ersten Vorserien-Geräte nach Deutschland. Wir hoffen immernoch, dass eine echte FI mit an Bord ist oder dass die Hardware prinzipiell dazu in der Lage ist. Diese Annahme ist naheliegend, da mittlerweile fast alle hochwertigen Videoprozessoren über eine MEMC Funktion verfügen.
Wenn die Hardware es wirklich kann, appellieren wir eindringlich an die Entscheidungsträger bei JVC, ein vollwertiges Clear Motion Drive, wie es JVC Beamer seit Generationen in allen Preisklassen bieten, unbedingt freizuschalten! MEMC ist auch bei deutlich günstigeren Heimkinobeamern seit Jahren Mindeststandart, und ein Fehlen wäre in der Preisklasse zwischen €6000.- und €9000.- einfach niemandem vermittelbar. Es wäre wirklich schade, wenn eine so viel versprechende Gerätegeneration mit so viel Wohnzimmerpotenzial so viele potenzielle Käufer ausschließen würde.
Wir verbleiben in Hoffnung auf gute Nachrichten in dieser Sache… (wenn jemand hier weiterführende Informationen hat, bitte gerne beitragen!)
Euer
Cine4Home.Team