Heute Mal kein Beamer-Test, sondern ein kleiner Bastelbericht zum Thema Heimkino-Deko…

Wer kennt sie nicht, die vielleicht beindruckendsten Kinos überhaupt: Die IMAX Theater, die mit ihrer schieren Größe die Zuschauer in den Bann ziehen. Früher nur mit Kurzfilmen, heute sind ganze Spielfilme in Imax produziert, wie z.B. Christopher Nolans Oppenheimer.

Kino

So eine riesige Leinwand benötigt unglaubliche Lichtmengen, entweder per Laser oder durch eine gigantische Xenon-Lampe aus dem Hause Ushio: Die UXW-15KD

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Xenon Lampe der Superlative

50cm lang, 5kg schwer, fingerdicke Anode und Kathode, die gleichzeitig mit 30l/min wassergekühlt werden müssen, damit sie nicht schmelzen. 15,000 Watt Leistung, 45kV Zündspannung, Dauerstrom 400 Ampere!

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Dies alles erzeugt eine Lichtleistung von unglaublichen 600,000 Lumen, man würde die Lampe selbst im Weltraum noch auf der Erde leuchten sehen! Gut €9000.- Euros kostet sie neu und hat dabei nur eine Lebensdauer von rund 1000 Stunden, dann ist sie „verbraucht“.

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Glücklicherweise wurden aber die verbrauchten Lampen nicht alle entsorgt, sondern gelangten nach Ablassen des Xenon-Gases auch in die Hände von Kinofans. Durch den Tipp eines Freundes gelangt vor wenigen Wochen auch eine in meine Hände:

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Auch stillgelegt ist die Mutter aller Kinolampen ein imposanter und beeindruckender Anblick, man kann sich richtig vorstellen, wie sie so stark gestrahlt hat, dass ohne Kühlung alles um sie schmelzen würde. Wegen Explosionsgefahr wurde sie nur im Acryl-Käfig transportiert, ohne Xenon-Befüllung eigentlich nicht mehr notwendig, aber dennoch toll.

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Kein Xenon-Druck mehr drin, nur noch Luft!

Lampe also spontan erstanden, doch was damit tun? Natürlich, als Deko-Objekt im Heimkino ist sie schon toll, aber wirklich standfest ist sie so nicht und eine Lampe ohne Funktion stört mich als Projektorentester schon per sé.  Also muss Ihr neues Leben bzw. Licht eingehaucht werden. Im ersten Versuch wurde auf der Rückseite außen ein LED Streifen auf das Glas geklebt und mit Anode / Kathode verbunden.

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Das Ergebnis war von vorne gesehen schon recht spektakulär, aber: Zu hell und nur bei Aufsicht schön, die Lampe sollte aber frei stehen und auch seitlich gut aussehen. Dieser Ansatz entsprach noch nicht dem persönlichen Qualitätsanspruch. Perfekt wäre es erst, wenn die Lampe aus dem Inneren leuchtet, so wie früher, als sie noch mit Xenon gefüllt war. Das Ablass-Loch im Glas hat aber nur einen Durchmesser von 3mm, nicht gerade viel Spielraum zum Basteln.

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Den Durchbruch schafften die bekannten LED-Filamente, wie sie heutzutage in Kerzen-Glühlampe verbaut werden. Sie sind schmal (ca. 2mm) und in verschiedenen Längen und Stärken erhältlich. Da der Anschluss originalgetreu über die offenliegenden Stahlanode / Kathode erfolgen soll, kam eine Hochspannung nicht in Frage, nach etwas Suchen fiel die Wahl auf ein ca. 2cm langes 6V Filament.

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Dieses Filament wurde an einen stabilen Draht gelötet und dieser so gebogen, dass man die LEDs wie bei einem Buddelschiff in den Lampenkörper einführen und so positioniere konnte, dass die Enden des Filaments jeweils die Anode und Kathode der Lampe berührten. Die schwierigste Aufgabe war es, dies alles dauerhaft zu fixieren, was aber mit viel Geduld und Fluchen schließlich mit Epoxys-Express-Kitt gelang.

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Das Schöne an dieser etwas aufwendigen Prozedur: Das kurze LED-Filament sieht unter Strom aus, wie ein Lichtbogen, wozu auch die kühle 6000K Farbtemperatur beiträgt (wie Xenon).

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Unter Strom wird die Lampe an ihren Orignal-Anschlüssen per Krokodilklemmen gesetzt, durch die Niederspannung kein Problem. Bleibt noch der Standfuß: Eine 1cm starke Edelstahlronde (15cm) mit Filzboden bietet absolute Kippsicherheit.

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Der Transportkäfig lässt die Lampe leuchtend noch imposanter aussehen. So ziert sie nun die Hotdog / und Getränketheke des Beamer-Testraumes und liefert ein dezentes Licht, ohne zu sehr zu strahlen.

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Nur noch rund 2Watt bei 3.8V,
aber noch ebenso imposant!

Wer Lust an dem Bastelprojekt bekommen hat: Einfach Auschau halten nach ausrangierten Xenon Lampen (hier Ushio UXW-15KD) auf den einschlägigen Kleinanzeigen-Portalen. Aber unbedingt darauf achten: Noch gefüllte Xenon-Lampen kann der Laie nich selbst „leeren“, es besteht Explosionsgefahr! Nur bereits entleerte Xenon-Lampen sind ungefährlich und für die Modifikation tauglich, daher unbedingt den Verkäufer vorher danach fragen, wenn in der Anzeige nicht vermerkt! 

21-10-2023
Ekki Schmitt