Cine4Home meldet sich mit dem ultimativen Ratgeber aus der Sommerpause zurück…

Wer hätte das gedacht: Nach Jahren der reinen Beamer-Duelle rücken schließlich die Leinwände immer mehr in den Fokus von Heimkinofans. Grund dafür ist die neue Generation der kontraststeigernden Leinwände, die endlich bezahlbare Regionen erreicht haben. Sie ermöglichen eine plastische Projektion auch unter den schädlichen Streulichteinflüssen nicht optimierter Wohnzimmer.

Das macht viel aus, denn einer der wichtigsten Aspekte für eine gute Bildqualität ist  (neben Farben und Schärfe) der Kontrast: Nur wenn Schwarzwert und maximale Helligkeit jeweils hoch und gut aufeinander abgestimmt sind, ergibt sich ein plastisches Bild auf der Leinwand, vor allem in Zeiten von HDR mit erhöhter Maximalhelligkeit bei selektierten „HighLights“. Doch die hellen Wände von Wohnräumen reflektierten Streulicht oder Fremdlicht durch eine nicht komplette Abdunklung, hellen das Schwarz auf und sorgen für ein „ausgewaschenes“ Bild.

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Die Elite Screen Cinegrey sorgte für einen Preisrutsch
bei Kontrastleinwänden. Doch mittlerweile wächst die Konkurrenz.

Nicht so mit der neuen Generation von Kontrastleinwänden: Sie kombinieren eine dunklere Graufärbung mit einer Lichtbündelung (Gain) und sorgen so dafür, dass der Schwarzwert verbessert und störendes, seitlich einfallendes Streulicht aus dem Bild gefiltert wird. Auch in komplett abgedunkelten Räumen bieten sie eine so sichtbar verbesserte Bildplastizität gegenüber herkömmlichen mattweißen Leinwänden. Der obligatorische schwarze Raum zum Erreichen der maximalen Plastizität ist somit nicht mehr zwingend notwendig, auch wenn er nach wie vor qualitativ überlegen ist.

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Der streulichtoptimierte Kinoraum mit schwarzen Wänden bleibt die Referenz,
doch Kontrastleinwände kommen verblüffend nahe

Bei immer mehr Großbildfans erfreuen sich daher solche kontraststeigernde Leinwände einer wachsenden Beliebtheit, zumal die Preise endlich sinken: Neben der HighEnd Varianten Stewart Firehawk und Draper React 3.0 sorgte vor allem die Elite Cinegrey 5D für den bezahlbaren massentauglichen Durchbruch. Dazu gesellen sich immer mehr Fabrikate wie Deluxx oder VNX. Und wie immer gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft und sorgt für sinkende Preise bei steigender Qualität!

Doch keineswegs liefern alle Kontrast-Leinwände dieselbe Bildqualität, wie bei Beamern gibt es neben qualitativen Unterschieden auch unterschiedliche Gewichtungen in der Abstimmung: Manche Modelle setzen den Schwerpunkt auf einen besseren Schwarzwert, andere auf eine erhöhte Lichtausbeute, wieder andere auf die maximale Kontrastausbeute. Damit verbunden sind unvermeidbare Nebenwirkungen in Blickwinkel, Ausleuchtung usw… Tatsächlich sind kaum zwei Modelle identisch, jeder Variante hat einen eigenen „Fingerabdruck“ in Sachen Bildqualität. Und damit nicht genug: Da die Leinwand mit dem Projektor eine Einheit bildet, harmonieren verschiedene Leinwände mit verschiedenen Beamern unterschiedlich gut.

In diesem Test-Special geht es uns daher nicht um das Küren eines einzelnen Gewinners, denn den gibt es so nicht. Vielmehr geben wir einen Überblick über die unterschiedliche Eigenschaften und den sich daraus ergebenden Empfehlungen für unterschiedliche Nutzungsprofile und Projektoren. Um die Komplexität dabei verständlicher zu machen, erläutern wir die technische Funktionsweise vorab und die unterschiedlichen Abstimmungen, bevor wir in die Einzelanalysen der aktuellen Herstellerfabrikate übergehen. Abschließend folgt eine übersichtliche Tabelle mit allen wesentlichen Informationen. Ein Kapitel widmen wir auch den notwendigen Voraussetzungen für einen möglichst objektiven Direktvergleich beim Händler…

Viel Lesestoff liegt als vor uns… los geht’s!

Kapitel 1:
Die Funktionsweise einer Kontrastleinwand

Wir haben es in der Einleitung bereits angesprochen: Befindet sich in einem Raum generell Licht, sei es durch eine Lampe, durch Sonneneinstrahlung oder durch Streulicht (durch weiße Raumwände), wird dieses ebenfalls von der Leinwand reflektiert und hellt sie über die gesamte Projektionsfläche auf. Die Abbildung schwarzer Partien im Bild wird somit unmöglich und damit auch eine kontrastreiche Projektion. Ergo: Eine herkömmliche Leinwand kann nur so schwarz sein, wie der Raum um sie herum, weil sie selbst weiß ist!

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Schwarzwert und Bildtiefe leiden unter Streulicht (Linke Bildhälfte)

Umgekehrt kann man in einem hellen Raum nur dann Schwarz erzeugen, wenn man das Licht absorbiert. Im Falle einer Leinwand hieße dies, ihr Tuch einfach schwarz einzufärben.

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Eine dunkle Leinwand verbessert den Schwarzwert,

absorbiert aber auch das Beamer-Bild in hellen Bereichen

Doch leider reflektiert ein schwarzes Tuch auch das zu projizierende Bild des Beamers nicht, sondern absorbiert dieses ebenfalls, das Bild wird zu dunkel, zumindest bei Projektoren mit weniger als 4000 Lumen. Eine Heimkino-Projektion ist somit auch nicht einfach möglich.

Wie es scheint, ist eine kontraststarke Projektion in einem nicht komplett abgedunkelten Raum damit unmöglich, was die Alltagstauglichkeit von Projektoren im Vergleich zu (selbstleuchtenden TVs) erheblich einschränkt bzw. unmöglich macht. Jahrelang litt die Großbildprojektion genau unter diesem Manko.

Zum Glück aber sind Ingenieure erfinderisch und haben Verfahren entwickelt, die Problematik der Tageslichtprojektion deutlich zu verringern. Das Stichwort ist hier „Gain“: Eine Gain-Leinwand reflektiert das einfallende Licht nicht gleichmäßig zurück in alle Richtung, sondern bündelt es in Richtung Zuschauer, rechtwinklig zur Leinwandfläche.

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Hoher Gain:

Lichtbündelung Richtung Zuschauer (0° = direkte Aufsicht)


Das Projektorenlicht wird gegenüber dem meisten Raumlicht aufgehellt, „verstärkt“, der Gainfaktor gibt dabei das Vielfache an. Ein Gain von „3“ z.B. bedeutet, dass das Projektorenbild rechtwinklig vor der Leinwand dreimal heller wird, als bei einer herkömmlichen mattweißen Leinwand. Grob formuliert: Aus einem 1000 Lumen Beamer wird ein 3000 Lumen Beamer.

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High Gain Leinwände hellen das Bild signifikant auf
und erhöhen so die Lichtausbeute des Beamers

Doch selbstverständlich muss der Lichtgewinn an anderer Stelle eingespart werden, der erforderliche Kompromiss liegt daher in dem möglichen Sichtwinkel, sprich dem Bereich, in dem der Zuschauer das Bild noch in annehmbarer Qualität wahrnehmen kann.

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Im Vergleich zu einer herkömmlichen Leinwand (oben) absorbiert eine Gainleinwand Fremdlicht…

 

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…dafür wird aber der Sichtwinkel eingeschränkt.


Zwar erhellt der Gain einer Leinwand das Bild im Zentrum des Betrachtungswinkels erheblich und hilft so dem Projektor, sich gegen Fremdlicht durchzusetzen, doch erzeugt auch sie kein Schwarz und zeigt eine weiße Grundfärbung.

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Reine High-Gain-Tücher verbessern den Schwarzwert nicht,
im Gegenteil!

Ein besserer Schwarzwert in dunklen Filmszenen ist somit auch nicht möglich, das Kontrastproblem bleibt. Mehr noch: Auch der Schwarzwert wird durch den Gain vervielfacht, leidet also absolut gesehen weiterhin (wenn auch nicht von Streulicht beeinflusst).

 

Die Richtige Mischung aus Lichtabsorption und Gain machts!

Wir halten fest: Mattweiße Leinwände sind grundsätzlich nicht tageslichttauglich und Gain-Leinwände verleihen dem Beamer in hellen Bildern zwar mehr Strahlkraft, doch das Schwarzwertproblem verbleibt. Möchte man letzteres lösen, verbleibt nur die zusätzliche Dunkelfärbung des Tuches.

Den Durchbruch in der kontrastreichen Restlicht-Projektion liefert schließlich die Mischung aus dunkler Grundfärbung des Tuches und gleichzeitigem Gain: Ersteres absorbiert Licht und „erzeugt“ so Schwarz in dunklen Szenen, letzteres gleicht den Lichtverlust durch Lichtbündelung wieder aus.

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Die Grundhelligkeit eines Kontrasttuches ist Grau
Hell wird es nur bei direkter Bestrahlung durch den Beamer

So einfach diese Theorie auch klingen mag, umso schwieriger ist sie in der technischen Umsetzung. Denn ist die Grundfärbung des Tuches zu dunkel, muss man den Gainfaktor wesentlich erhöhen, was den Sichtwinkel weiter einschränkt und für störenden Nebeneffekte wie ungleichmäßige Ausleuchtung (Hotspot) sorgt. Ist umgekehrt die Grundfärbung nicht dunkel genug, gewinnen dunkle Filmszenen nicht an Schwarz.

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Sichtwinkel bei starkem Gain

Nicht nur der Sichtwinkel,  auch die Ausleuchtung ist zu erwähnen, die durch einen zu hohen Gainfaktor beeinträchtigt werden kann. Dies äußert sich in einer merklichen Aufhellung in der Mitte, „Hotspot“ genannt.

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Potenzielle Hotspot-Effekte von Gain-Leinwänden
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Zu den Rändern hin fällt die Helligkeit evtl. merklich ab, was zu einer ungleichmäßigen Ausleuchtung führt. Zudem haben Gainleinwände nicht selten den Hang zu einem „Glitzern“, was durch die Glaspartikel in der Beschichtung hervorgerufen wird. Gerade in vergangenen Generationen haben viele diesen „Speckle“ Effekt kritisiert.

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Glitzereffekte in hellen Partien sind ein bekannter
Nebenffekt von Kontrast-Leinwänden

Den gewünschten Schwerpunkten entsprechend zahlreich sind die Möglichkeiten der Gewichtung zwischen Gesamtgain, Lichtbündelung, Sichtwinkelstabilität und Grautönung. Betrachten wir den moderatesten Ansatz von leichter Grautönung des Tuches (80% Weiß) in Kombination mit leichter Lichtbündelung (Gainfaktor 1.2): Dies mündet in einem Gesamtgain von knapp 1, wie der einer mattweißen Leinwand. Der Vorteile liegen hier in einer leichten Steulichtminderung bei gleich hellem Bild und ohne sichtbare Nebeneffekte bzw. Einschränkungen im Sichtfeld.

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Leichte Grautönung mit leichter Gain-Bündelung
Gesamtgain ist 1

Doch selbstverständlich kann so eine „Mischung“, bei der der Schwerpunkt auf eine homogene Projektion gelegt wurde, die Defizite eines hellen, nicht optimierten Raumes nicht stark ausgleichen und keine Wunder bewirken. Sie ist daher nur für weitgehend abgedunkelte Wohnzimmer zu empfehlen.

Alternativ betrachten wir einen „aggressiveren“ Ansatz, die Kombination aus einer deutlich graueren Tönung (50%) mit einer relativ starken Bündelung  (Gain 2), um trotz der Grundtönung für eine angemessene Bildhelligkeit zu sorgen. Der Gesamtgain (Grautönung + Gain der Beschichtung) liegt hier ebenfalls bei 1, genau wie im ersten Beispiel.

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Dunklere Grautönung mit stärkerer Gain-Bündelung
Gesamtgain beträgt ebenfalls 1

Die resultierende Kontrasterhöhung und Schwarzwertverbesserung durch Streulichtfilterung ist hier aber viel höher, die Plastizität im Wohnzimmer steigt. Dazu proportional sinkt aber der Blick- und Projektionswinkel und Nebeneffekte (Hotspot / Glitzern) werden sichtbarer.

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Dies sind nur zwei von unzähligen Abstimmungen, die in der Theorie möglich sind und alleine anhand der Gain-Angabe der Hersteller auf dem Papier gar nicht zu unterscheiden wären.

Wie aussagekräftig ist die Gain-Angabe alleine?

Obige technische Erläuterungen zeigen bereits auf: Der Gainfaktor einer Leinwand ist ein nicht unwichtiger Aspekt bei der Charakterisierung einer Kontrast-Leinwand.  Er ist auch einer der wenigen technischen Angaben, die die Hersteller veröffentlichen.  Es ist daher nicht verwunderlich, dass die meisten Diskussionen im Netz und Testvideos sich hauptsächlich mit dem Thema Gain befassen. Wirklich zielführend ist dies allerdings nicht, wie unsere Beispiele oben beweisen: Beide haben einen Gain von 1, aber eine komplett unterschiedliche Bildcharakteristik durch die unterschiedliche Grundtönung und Licht-Bündelung. Da der vom Hersteller angegebene Gesamtgain bei Kontrast-Leinwänden gleich zwei Faktoren beinhaltet (graue Grundtönung + Helligkeitsausgleich durch Bündelung), ist er nicht so einfach zur qualitativen Betrachtung heranziehbar, wie bei herkömmlichen matten Leinwänden oder Gainleinwänden ohne Grautönung.

Zudem gibt der Gainwert bei Kontrastleinwänden stets den maximalen Wert an, der erreicht werden kann.  Dies bedeutet bei einer Kontrastleinwand eine senkrechte Projektion in Bildmitte bei ebensolcher Betrachtung.

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Der maximale Gain wird nur erreicht,
wenn Beamer und Betrachter rechtwinklig
zur Bildmitte positioniert sind (unmöglich)

Es ist leicht einzusehen, dass diese idealen Bedingungen in der Praxis kaum realisiert werden können. Höchstens bei sehr großen Projektions- / Sichtabständen werden die Winkel steil genug, um sich dem rechten Winkel anzunähern.

Je schräger die Winkel der Projektion und Betrachtung, desto geringer der Gain, denn die Streulichtfilterung der Leinwand sorgt für Lichtabsorption bei schrägem Lichtauffall. Aus diesem Umstand ergeben sich auch Mindestabstände für Zuschauer und Projektor, die 1,5 fache Bildbreite sollte nicht unterschritten werden, da sonst Nebeneffekte wie Hotspot zu auffällig werden.

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Unter realistischen Proektions- / Betrachtungswinkeln
ist der Gain geringer

Wo liegt nun der wahre, sprich praxistaugliche Gain einer Kontrastleinwand? Da er winkelabhängig und tuchabhängig ist, müsste man ihn individuell für jede Installation neu ermitteln. Als Faustregel kann man aber annehmen, dass der Gain im guten Sichtbereich rund 10% bis 15% unter dem maximalen Gain liegt.

Neben dem maximalen Gain ist bei einer Kontrastleinwand auch noch der „Half-Gain“ aufschlussreich: Angegeben wird der Betrachtungswinkel, ab dem die Leinwand nur noch die Hälfte ihrer maximalen Lichtausbeute erreicht (bei einer 1,0 Gain also z.B. 0,5). Er bewegt sich zwischen 30° und 60° (je nach Lichtbündelung der Leinwand) und beschreibt den sinnvollen Sichtbereich der Leinwand. Je größer die Gradzahl, desto mehr Leute können nebeneinander in den Genuss des guten Bildes kommen. Je größer der Halfgain-Winkel, desto geringer ist auch die Gefahr der Hotspot-Bildung.

Soweit die wichtigen technischen Faktoren, die im direkten Zusammenhang stehen und die Bildqualität signifikant beeinflussen. Im zweiten Kapitel gehen wir nun genauer ins Detail und charakterisieren die derzeitig erhältlichen Variationen von Kontrasttüchern:

Kapitel 2:
Die gängigen Abstimmungen von Kontrastleinwanden

Bei unserer Test-Reihe haben sich vier Gruppen von Tüchern abgezeichnet, die wir in diesem Kapitel in ihren individuellen Stärken und Schwächen charakterisieren:

Low Gain Tücher (Gesamtgain deutlich unter Eins)

So genannte Low Gain Tücher bieten einen Gesamtgain von deutlich weniger als 1, dunkeln das Bild also gegenüber der nativen Beamer-Helligkeit ab. An der Gainzahl kann man dabei direkt ablesen, wie stark das Licht des Beamers reduziert wird. Am einfachsten ist die Gainangabe als Prozentangabe gegenüber der Projektorenhelligkeit zu verstehen: Eine Leinwand mit 0,6 reflektiert 60% des Beamerlichtes, aus einem 1000Lumen Beamer wird dabei ein 600Lumen Beamer. Dabei ist zudem zu beachten, dass es sich hierbei um den theoretischen Maximalwert handelt, unter normalen Heimkinobedingungen kann man je nach Projektions- / Sichtwinkeln noch einmal 10% abziehen (in diesem Beispiel 540 Lumen netto).

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Low Gain (links) reduziert die Bildhelligkeit signifikant

Das klingt zunächst einmal negativ, denn die Leinwand macht das Bild ja schließlich dunkler und die Helligkeit von Beamern wird als eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale gehandelt. Doch wie immer gibt es zwei Seiten einer Medaille: Denn eine Lichtreduktion von z.B. 50% verbessert auch „untenrum“ den Schwarzwert um mindestens 50%. Mehr noch: Da die Leinwand weniger Licht in den Raum reflektiert, kommt auch weniger Streulicht zurück und durch die Streulichtfilterung zurück.

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Diese Faktoren multiplizieren sich, so dass der Schwarzwert je nach Bildkonstellation (helle Anteile zu dunklen Anteilen) um bis zu 85% verbessert wird. Außerdem zeigen diese Tücher meist ein geringeres Glitzern, weil dieser Effekt mit abnehmender Helligkeit unauffälliger wird.  Insgesamt profitieren helle Projektoren mit mäßigem Schwarzwert besonders von dieser Abstimmung.

High Gain Tücher (Gesamtgain merklich größer als Eins)

Kontrastleinwände mit einem Gesamtgain von mehr als Eins hellen das Beamerbild auf. In Prozent ausgedrückt erhöht z.B. eine 1,5 Gain Leinwand die Beamer Helligkeit um 50% auf insgesamt 150%. Helle Bildinhalte profitieren davon deutlich, das Bild wird strahlender und setzt sich selbstredend auch deutlich besser gegen Fremdlicht im Raum durch. In Kombination mit der typischen Kontrastverbesserung der Tücher wird die Bildplastizität dramatisch gesteigert.

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Bei günstigen Bildkonstellationen erhöht eine High-Gain-Kontrastleinwand
die Maximalhelligkeit und verbessert gleichzeitig den Schwarzwert durch Streulichtfilterung

Doch wie schon oben erläutert, beeinflusst der Gesamtgain nicht nur die hellen Bildinhalte, sondern auch den Schwarzwert eines Projektors. Der absolute Schwarzwert (Vollbild Schwarz) wird durch den Gain in unserem Beispiel ebenfalls um 50% aufgehellt. In Mischszenen wird diese Aufhellung aber durch die kontraststeigernde Wirkung wieder kompensiert. Je dunkler und kontrastärmer eine Filmszene aber ausfällt, desto aufgehellter ist der Schwarzwert.

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Erzeugt die Bildkonstellation kein Streulicht im Raum, wird der Schwarzwert durch
den hohen Gain aufgehellt

Aus diesem Grund profitieren Projektoren mit gutem Inbildkontrast und gutem Schwarzwert besonders von dieser Art von Leinwand, ebenso Beamer mit begrenzten Lichtleistungen.

High Contrast Tücher

High Contrast Tücher erkennt man nicht an ihrem Gainwert, denn für ihren Schwerpunkt gibt es keine einfache Katalogangabe: Die höchstmögliche Kontraststeigerung. Erreicht wird diese durch eine besonders dunkler Grundtönung des Tuches nahe an Schwarz in Kombination mit einer besonders starken Gainbeschichtung. Im Ergebnis zeigt sich zwar nur ein geringer Lichtgewinn (oder gar keiner), dafür wird der Inbildkontrast dramatisch gesteigert. Solche Tuchvarianten erzeugen in normalen Wohnräumen nahezu dieselbe Bildplastizität wie in optimierten Räumen.

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Extreme Kontraststeigerung ohne Helligkeitsverlust

Dies klingt alles zunächst geradezu ideal, doch wird diese Wirkung mit den typischen Nebeneffekten bezahlt: Extreme Kontrasttücher zeigen ein besonders auffälliges Glitzern und schränken den Betrachtungswinkel am meisten ein.

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Helligkeitsabfall zu den Rändern und eine körnige Glitzerstruktur
sind der Preis, der für Helligkeit und extremen Kontrast bezahlt wird (unten)
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Je nach Sensibilität gegenüber solchen Nebenwirkungen wird der Bildeindruck zu sehr gestört, der Betrachter empfindet das Bild als weniger natürlich. Grundsätzlich ist dieser Tuchtyp aber für nahezu jeden Beamertyp geeignet: Je höher der Inbildkontast eines Projektors ausfällt, desto stärker profitiert er von dieser Variante.

Neutral Gain Tücher (Gain um Eins)

Die letzte Kategorie setzt wiederum einen anderen Akzent: Statt der besonderen Betonung eines einzelnen Bildaspektes (Schwarzwert, Helligkeit, Inbildkontrast), versucht die dritte Variante, das Bild des Projektors möglichst „unangetastet“ zu lassen und ausschließlich den Inbildkontrast zu rekonstruieren. Mit einem Gain um 1 erhöht sie die Bildhelligkeit nicht und verbessert den Schwarzwert ausschließlich durch Streulichtfilterung.

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Neutral Gain Kontrasttuch: Die Bildhelligkeit des Beamers ändert sich nicht, alleine der Inbildkontrast wird deutlich verbessert.

Umgekehrt „leidet“ auch kein anderer Aspekt, es gibt kein starkes „Tauschgeschäft“ à la Helligkeit gegen Schwarzwert. Der Vorteil liegt in einem natürlichen Bildlook mit wenig Nebenwirkungen und gutem Sichtwinkel.  Neutral Gain Kontrastleinwände sind für alle Beamertypen geeignet, vor allem für solche, die von Haus aus eine gute Abstimmung aus Helligkeit und Schwarzwert mitbringen.

 

Kapitel 3:
Die Leinwand alleine macht es nicht!

Gerade haben wir die unterschiedlichen Charakteristika verschiedener Tuchvarianten mit ihren individuellen Stärken und Schwächen kennen gelernt. Doch welche ist nun am besten für das Heimkino geeignet? Wie so oft ist die Antwort auf diese Frage komplex, denn: Eine Leinwand erzeugt kein Bild, sie reflektiert es nur. Dementsprechend abhängig ist das Ergebnis vom eingesetzten Projektor und der Harmonie zwischen ihm und Leinwand. Mit anderen Worten: Für eine optimale Bildperformance sollte die Leinwand auf den Beamer abgestimmt sein. Daraus lässt sich zudem ableiten: Die einzige beste Leinwand gibt es nicht. Setzen wir den Bezug zu den obigen Tuchtypen:

Ein Low-Gain-Tuch, das die Gesamthelligkeit des Beamers reduziert, wird man im Normalfall nicht mit einem Projektor kombinieren, der von sich aus ebenfalls nicht hell ist, zu groß wäre der Lichtverlust.

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Low Gain Tuch mit lichtschwachem Beamer:
Helle Bildinhalte verlieren ihre Glaubwürdigkeit

Bei hellen Beamern hingegen mit nativem mäßigen Schwarzwert, z.B. DLP oder LCD-Mittelklassemodellen, kann diese Lichtminderung die Bildkomoposition des Beamers verbessern: Licht, von dem der Beamer genug hat, wird gegen Kontrast und besseren Schwarzwert eingetauscht.

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Helle Beamer mit eher mäßigem Schwarzwert profitieren hingegen sichtbar
vom Low Gain Tuch

Bei nicht so lichtstarken Beamern oder Modellen mit ohnehin schon sehr gutem Schwarzwert funktioniert dieses Konzept nicht. Je heller ein Projektor und je schlechter sein Schwarzwert, desto eher ist eine Low-Gain-Leinwand sinnvoll.

Umgekehrt sieht es bei High-Gain-Tüchern aus: Wenn ein Projektor von sich aus schon sehr lichtstark ist, muss man ihn nicht unbedingt mit der Leinwand noch weiter aufhellen. Vielmehr kann so ein Tuch helfen, einem Beamer, der helligkeitstechnisch „etwas schwach auf der Brust“ ist, auf die Sprünge zu helfen.

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Ist der Beamer etwas schwach auf der Brust (z.B. für Sportübertragungen),
kann eine High Gain Leinwand notwendige Lichtreserven mobilisieren

Auch der persönliche Geschmack spielt natürlich eine Rolle, ab wann ein Bild als „hell genug“ einzustufen ist. Je besser der Schwarzwert und Inbildkontrast eines Projektors, desto weniger störend wird sich zudem der High-Gain in dunklen Szenen bemerkbar machen. Und je dunkler ein Projektor, desto mehr profitiert er von einer High-Gain-Leinwand.

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Je besser der Schwarzwert eine Beamers, desto weniger
störend aufhellend wirkt der hohe Gain

Am einfachsten sind Neutral Gain Leinwände in der Anwendung: Da sie das Beamer-Bild in der Helligkeit weitgehend unangetastet lassen, bleibt nahezu jeder  Projektortyp kompatibel. Das native Bild des Projektors bleibt in seinen Stärken, aber auch Schwächen unangetastet. Allerdings können durch diesen Ansatz auch keine Defizite ausgeglichen werden, daher gilt: Je besser die native Leistung des Projektors, desto besser kommt er mit dem neutralen Ansatz dieser Leinwand zurecht.

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Bei Neutral Gain Leinwänden zeigt der Beamer, was er wirklich kann.
Defizite werden keine ausgeglichen, alleine das Streulicht des Raumes gefiltert

In jedem Fall bleibt natürlich der Kontrastgewinn durch die Streulichtfilterung. Einfacher formuliert: Die neutrale Leinwand simuliert einfach einen schwarzen Kinoraum mit mattweißer Leinwand und lässt so die Beamer-Performance für sich selbst sprechen. Vor allem für Käufer von HighEnd Modellen ist diese Variante besonders sinnvoll, erstrecht, wenn der Projektor in den nächsten Jahren hin und wieder ersetzt werden soll.

Streng genommen sind aber nicht nur Beamer und Leinwand die einzigen Faktoren, die bei der Auswahl zu berücksichtigen sind, auch die Anwendung und die heimische Infrastruktur spielen eine große Rolle:

Fremdlicht legt sich wie ein Schleier über das Bild und verringert die Bildplastizität und Farbenpracht. Je mehr Fremdlicht im Raum, desto schädlicher für das Bild.

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Fremdlicht lässt das Bild dunkel und flau aussehen

Doch nicht jeder möchte für das Großbild absolut abdunkeln und je nach Raumbegebenheit ist eine komplette Abdunklung auch nicht möglich. Gegen Fremdlicht im Raum helfen vor allem zwei Dinge: Erhöhung der Bildhelligkeit und Streulichtfilterung.

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Hoher Gain mit Streulichtfilterung sorgt für die besten Ergebnisse
in hellen Räumen

Dementsprechend sind High-Gain-Leinwände das beste Mittel bei Projektionen mit Restlicht, vor allem, wenn das Großbild auch als TV-Ersatz dienen soll. Sie erhöhen die Bildhelligkeit und verbessern gleichzeitig den Inbildkontrast. Wichtig ist, dass das Beamerbild nicht dunkler erscheint als die Umgebung, die vom Auge als Helligkeitsreferenz genommen wird.

Auch die Bildgröße hat einen entscheidenden Einfluss auf die Bilddarstellung. Schon ein 50% breiteres Bild benötigt mehr als die doppelte Lichtleistung des Beamers, um einen Helligkeitsverlust zu vermeiden.  Je größer die Projektionsfläche, des mehr Helligkeit wird notwendig.

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Schon ein 50% breiteres Bild zeigt nur noch die halbe Lichtleistung

Die meisten Heimkinogeräte bieten ausreichende Reserven für bis zu 3m Bildbreite.  Bei kleinen Bildbreiten (<2m) muss man hingegen nicht so sehr auf die Lichtreserven achten, da mehr als genügend Reserven zur Verfügung stehen.  Je kleiner das Bild, desto tiefer kann man den Gain einer Leinwand wählen.

Nächster entscheidender Faktor ist der Einsatzzweck eines Großbildes: Dient der Projektor ausschließlich als Filmmaschine, für abendliche Spielfilme, oder soll er auch tagsüber als TV verwendbar sein? Oder soll er auch hin und wieder zwecks Zocken mit einer Spielekonsole verbunden werden?

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Bei Sport und Spiel ist der Schwarzwert nebensächlich,
es kommt mehr auf die Helligkeit an

Während erstere Anwendung (Spielfilme abends) den Schwerpunkt mehr auf Kontrast legt, ist für die beiden anderen Anwendungen wiederum die Lichtausbeute entscheidend.

Bei Spielfilmen und Serien ist mittlerweile auch der zu zeigende Bildstandard entscheidend: Für herkömmliches HD / SDR reichen normale Lichtleistungen, das relativ neue 4K / HDR hingegen legt große Ansprüche an Kontrast und Maximalhelligkeit.

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Für HDR benötigt das Bild
große Helligkeitsreserven

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Verschenkt man zuviel Lichtleistung, werden glaubwürdige HDR-Higlight ein Ding der Unmöglichkeit. Eine Helligkeit von 25 bis 30 FootLambert (rund 100cd/m²) sollten beim Beamerbild schon als Reserve für HDR verbleiben, damit die Gesamtdarstellung nicht zu dunkel wird. Für gängige Bildbreiten bedeutet das eine Mindeslichtleistung von über 1000 Lumen. Für SDR reicht rund die Hälfte.

Für die Wahl der richtigen Leinwand muss man also folgende Faktoren vorher genau planen:

– Welcher Beamer kommt zum Einsatz?
– Welche Bildgröße muss ausgeleuchtet werden?
– Welche Anwendungen plane ich für den Beamer?
– Projiziere ich auch unter Restlichtbedingungen?
– Kommt HDR Material zum Einsatz?

Erst in Abhängigkeit zu diesen Rahmenbedingungen wird die Leinwandwahl möglich. Dafür muss man im zweiten Schritt allerdings die Charakteristika der einzelnen Fabrikate kennen. Für dieses große Leinwandspecial haben wir daher alle derzeit relevanten Modelle untersucht und fassen im Folgenden ihre Eigenschaften zusammen. Doch vorher zeigen wir, was wir wie messtechnisch untersuchen:


Kapitel4:
Unsere Messreihen

Hersteller machen nur wenige Angaben bezüglich ihrer Leinwände, meist beschränken sie sich alleine auf den Gesamtgain, in manchen Fällen in Kombination im Verhältnis zum Blickwinkel. Leider sind diese Angaben (wie bei Beamern) stets mit Vorsicht zu genießen. Von gewissenhafter Ehrlichkeit bis hin zu absoluten Phantasiewerten stößt man auf alles, so dass man sich auf die Herstellerangaben nicht verlassen kann. Aus diesem Grund messen wir stets selbst nach und zeigen so nebenbei auf, wie seriös die Hersteller mit ihren technischen Daten agieren.

Gain

Wie bereits erläutert ist der Gain keinesfalls das alleinige Qualitätsmerkmal eines Projektors, aber als  Maßstab für die zu erwartende Bildhelligkeit dennoch wichtig. Referenz ist hier die perfekte mattweiße Oberfläche, die das Beamerbild gleichmäßig in alle Richtungen streut, ohne es aufzuhellen oder abzudunkeln. Im ersten Schritt ermitteln wir mittels Messgerät die reflektierte Helligkeit einer Gain 1 Referenz.  Anschließend wird bei gleicher Bildgröße die reflektierte Helligkeit des Testkandidaten ermittelt. Ist sie höher, als die Referenz, liegt der Gain über 1, ist die Helligkeit niedriger, liegt der Gain unter 1.

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Im Verhältnis zu einer objektiven Gain 1 Referenz wird der reale Gain
des jeweiligen Kontrast-Tuches vermessen.

Wir erinnern uns: Der Gain von Kontrastleinwänden ist variabel und winkelabhängig, die Herstellerangabe entspricht dem maximal möglichen Wert, bei rechtwinkliger Messung aus Objektivposition. Dieses Verfahren wenden wir für eine vergleichbare Ausgangsbasis ebenfalls an.

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Wir ermitteln den maximalen Gain (oben)
und den praxistauglichen Gain
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Im zweiten Schritt ermitteln wir den realistischen Gain bei typischer Projektoren-Installation (Beamer auf Höher der Ober- oder Unterkante des Leinwandbildes).


Blickwinkelstabilität

Wie im ersten Kapitel bereits erläutert, gilt: Je größer der Gainfaktor einer Leinwand ausfällt, desto schmaler ist der Bereich, in dem sie die erhöhte Lichtausbeute auch liefern kann. Entscheidend dafür ist allerdings nicht der relative Gainfaktor der Leinwand, sondern der Gain des Coatings, ohne Berücksichtigung der Graufärbung. Je weiter man sich von der Bildmitte als Betrachter entfernt, desto dunkler erscheint das Bild. Die Übergänge sind hier (je nach Gradzahl) fließend und können messtechnisch ebenfalls erfasst werden.

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Zu diesem Zweck positioniert man den Messsensor zunächst im „Brennpunkt“ der Leinwand zur Referenzmessung und versetzt ihn dann „Messung für Messung“ um einige Grad nach Außen, stets zur Leinwand gerichtet.

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Die gemessene Helligkeit wird dann in Bezug zur Referenzmessung gesetzt und so kann man in einem Diagramm den Helligkeitsabfall im Verhältnis zum Sichtwinkel grafisch abbilden.

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Ein wichtiger Punkt ist dabei der „Half Gain“: Er umschreibt den Winkel, bei dem die Leinwand nur noch die Hälfte ihrer Maximalhelligkeit bietet.

Kontrast_Leinwand_ALR_Screen_43Je breiter der Winkel bis zum Half-Gain, desto homogener die Ausleuchtung einer Leinwand. Je schmaler der Winkel bis zum Half-Gain, desto stärker der Helligkeitsabfall  bei schräger Aufsicht, desto geringer die Blickwinkelstabilität, desto weniger Zuschauer kommen gleichzeitig in den optimalen Bildgenuss. Aber: Je höher der Abfall, desto besser ist auch die Streulichtfilterung und damit die Kontraststeigerung!

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Starker vs schwacher Hotspot

Ebenfalls abhängig von den Ergebnissen sind Hotspotverhalten und einzuhaltende Projektions- / Sichtabstände, um diese zu vermeiden.

Farbneutralität

Bei einer herkömmlichen, mattweißen Leinwand ist es leicht einzusehen: Ihre weiße Oberfläche reflektiert das Licht und absorbiert es nicht, so dass eine Farbverfälschung des Beamer-Bildes unwahrscheinlich ist. Anders sieht es bei Gain-Leinwänden aus: Durch die lichtbündelnden Partikel in der Beschichtung kann die Farbneutralität beeinträchtigt werden, besonders bei schräger Aufsicht. Daher ist es besonders schwierig, eine komplett farbneutrale Gainleinwand zu konstruieren.

Unsere Messreihe in Sachen Farbstabilität läuft nach ähnlichem Schema wie bei der Helligkeitsvermessung: Im ersten Schritt richten wir das Spektroradiometer direkt im Lichtweg in Richtung Projektor und messen so die native Farbgebung ohne Einfluss jeglicher Leinwand. Diese kalibrieren wir zudem auf die Videonorm.

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Im nächsten Schritt richten wir den Sensor senkrecht zum Leinwandtuch und beziehen es so in die Messung mit ein. Jegliche Farbaweichungen zum nativen Beamer-Spektrum werden im Graphen sofort deutlich.

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Eine Leinwand kann nur dann für eine optimale Lichtausbeute sorgen, wenn sie alle Farbanteile gleichmäßig reflektiert. Je besser ihr das gelingt, desto farbneutraler verhält sie sich. Im Idealfall ist die Reflektion so farbneutral, dass keinerlei Nachkalibrierung notwendig wird.


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Unser RGB Diagramm zeigt den Reflektionsgrad der drei Grundfarben
Im Optimalfall werden alle drei zu 100% reflektiert

Die Farbabweichung messen wir als leicht verständliches RGB-Diagramm. Je näher die drei Grundfarben Rot; Grün und Blau an  der 100% Linie liegen, desto neutraler verhält sich die Leinwand.

Streulichtfilterung bei konstanter Lichtquelle

In der letzten Messreihe untersuchen wir die Streulichtfilterung, für die die Kontrastleinwände schließlich gemacht werden und daher besonders wichtig ist. Dafür erzeugen wir mit streuender Lichtquelle für ein gleichmäßiges Raumlicht und vergleichen den Reflektionsanteil des jeweiligen Kontrasttuches mit der mattweißen Referenz.

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Aus dem Ergebnis lässt sich die mögliche Kontraststeigerung ableiten, bei der allerdings noch der reale Gain zu berücksichtigen ist.


Glitzern

Nach der Messreihe folgt der Sichttest, bei dem wir vor allem auf die typischen Nebenwirkungen achten, allem voran das Glitzern, das durch die lichtbündelnden Glaspartikel im Tuch hervorgerufen wird.

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Glitzereffekte tauchen vor allem in hellen und homogenen Flächen auf, die wir für alle Probanten gleichermaßen projizieren.

Hotspot

Mit dem subjektiv wahrnehmbaren Hotspot-Verhalten verifizieren wir im Praxistest unsere messtechnisch ermittelte Blickwinkelstabilität. In der Regel sollte der Sichttest die Messergebnisse bestätigen.

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Basierend auf diesen Messergebnissen und dem folgenden Sichttest charakterisieren wir jeden Testkandidaten und ordnen ihn einer Leinwandkategorie zu. Damit wiederum können Empfehlungen für Anwendung und Beamermodelle gemacht werden. Es geht nicht darum, einen einzelnen Sieger zu küren, denn, wie bereits erläutert, hängt das Ergebnis von anderen Komponenten der Projektionskette ab. Los geht es!

 

Kapitel5:
Testergebnisse und Praxiserfahrungen

Wir beginnen mit dem Testvergleich, bei dem wir alle für die Bildqualität relevanten Aspekte berücksichtigen. Dazu gehört auch die Tuchqualität, Planlage und Streifenbildung, denn jede Ungenauigkeit hier wirkt sich unmittelbar auf die Ausleuchtung aus. Weniger Berücksichtigung finden Design und Installation, diese Aspekte bleiben den Einzeltests vorbehalten.

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Die Testkandidaten umfassen alle Fabrikate, die derzeit erfolgreich den Kontrast-Leinwand Markt erobern: Draper React, Elite Screens CineGrey 5D, Kauber Peak Contrast S, Stewart Firehawk und Phantom HALR, Deluxx DarkVision und VNX Black Horizon.

Draper React

Wir beginnen mit der „React“ Reihe von Draper, dem Pionier unter den Kontrastleinwänden. Tatsächlich hat der amerikanische Hersteller Draper, der hier unter dem Label „Euroscreens“ vertrieben wird, mit der React den Markt in Deutschland erst eröffnet. Bereits vor Jahren kamen erste Heimkinofans in den Genuss des raumunabhängigen kontraststarken Tuches. Aufgrund der hohen Preise, wurde der Massenmarkt allerdings nicht erreicht. Noch heute gehört das React Tuch zu den teureren Varianten jenseits der €2000.- Marke. Erhältlich ist nur noch die hellere 3.0 Variante, der Vollständigkeit halber setzen wir sie aber in Bezug zu ihrer Ur-Version.

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Helligkeit bei Raumlicht

Im Bild oben sehen wir einen Direktvergleich des 2.1er Tuches (rechts), des 3.0er Tuches (oben Links) und einer mattweißen 1.0 Gain Leinwandreferenz (unten links). Auf den ersten Blick wird deutlich, dass das Ursprungstuch 2.1 deutlich dunkler ausfällt, als das Nachfolgertuch.

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Helligkeit bei Projektionslicht

Beide erscheinen auch bei der direkten Aufprojektion deutlich dunkler, als die mattweiße 1.0 Gain-Referenz. Dies ist umso verwunderlicher, wo doch beide Tücher stets mit einem Gain von 1.0 beworben wurden, also laut Hersteller alle drei Tücher gleich hell sein sollen. Hier erkennt man auf den ersten Blick, wie wenig den Herstellerangaben zu trauen ist. Dementsprechend haben wir selbst nach der im letzten Kapitel erläuterten Methode den Gain ermittelt: Bei direkter Projektion und Messung (Projektor in Bildmitte und Sensor gleichsam „im“ Objektiv) erreicht das 2,1er Tuch einen Gain von 0.6, während das 3.0er Tuch 0,8 erzielt. Damit verfehlen beide Leinwände das Gain 1 Ziel deutlich.

Unter praxisnahen  Projektionsbedingungen (Deckenmontage für den Beamer, Augenhöhe sitzend auf Sessel) müssen wir noch einmal rund 20% Lichtausbeute abziehen, es verbleiben 0.48 Gain (React2.1) bzw. 0.7 Gain (React 3.0). Damit lässt sich die alte Tuchvariante als Low-Gain-Variante einstufen, die den Schwerpunkt deutlich auf die Kontrast- und Schwarzwertverbesserung liegt. Zwar liegt der Gesamtgain der 3.0er ebenfalls unter 1, doch ihre hellere Abstimmung erzeugt eine neutralere Wiedergabe, ohne so signifikante Veränderung der Lichtverhältnisse zu provozieren.

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In Sachen Farbtreue gibt es bei beiden Tüchern keinen Grund zur Kritik: Die Farbneutralität des weißen Tuches wird von den React-Varianten ohne große Verschiebungen in der Farbmischung erhalten, mit kleinen Nachkorrekturen in der Farbtemperatur ist eine akkurate Farbreproduktion gewährleistet. Aber auch ohne Nachkorrektur zeigt sich lediglich ein kleiner Blaustich, der von den Augen unbemerkt bleibt. Damit lassen sich die React-Tücher als „farbneutral“ einstufen. Auch in den Grundfarben zeigen sich keine signifikanten Abweichungen gegenüber der nativen Beamer-Leistung, hier stehen die grauen Draper-Tücher dem mattweißen in nichts nach.

Für eine Kontrastleinwand unerlässlich ist eine möglichst perfekte Planlage, denn schon leichte Wellen sorgen wegen der Winkelabhängigkeit des Tuches für eine ungleichmäßige Ausleuchtung.

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Aufgrund eines großzügig dimensionierten Rollkastens mit großer Welle, sind Streifenabdrücke im Tuch kaum ausgeprägt. Durch den größeren Durchmesser wird der Druck bei aufgewickeltem Tuch gleichmäßiger verteilt. In der Vergangenheit hatte React zwar Probleme mit einer gleichmäßigen Beschichtung des Tuches, was zur Wolkenbildung im Bild geführt hatte, doch diese Probleme scheinen mittlerweile gelöst. Auch die Planlage ist Dank des Tension-Systems vorbildlich. Alles in allem wird die Euroscreen hier ihrer gehobenen Preisklasse gerecht.

Zurück zur geplanten Kontrastverbesserung der Tücher. Projiziert man ein reines Schwarz, so entsteht so gut wie kein Streulicht im Raum und die Leinwände können den Vorteil der Streulichtfilterung nicht ausspielen. Was bleibt, ist die Schwarzwertverbesserung durch den niedrigeren Gain.

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Der 0.5 Gain des alten React-Tuches verdunkelt den Schwarzwert um 50% und sorgt damit für das dunkelste Schwarz. Das Schwarz des 3.0 Tuches liegt hingegen wenig überraschend zwischen den beiden anderen.  Diese Ergebnisse werden ausschließlich durch den Gesamtgain der Leinwände bestimmt und sind daher nur begrenzt praxisrelevant.

Die wichtige Streulichtfilterung kommt hinzu, wenn man das klassische Schachbrett-Testbild zuspielt, das eine maximale Streulichtstörung in nicht optimierten Räumen provoziert.

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Hier wird die Abstimmung zwischen Schwarz- und Weißpegel am deutlichsten aufgezeigt: Das mattweiße Tuch bietet auch hier die höchste Lichtausbeute, dafür sind die dunklen Felder aber ebenfalls aufgehellt und erscheinen mehr grau als schwarz (unten links). Der Inbildkontrast sinkt von 300:1 (Beamer nativ) auf 40:1, ein Großteil der Bilddynamik geht verloren.   Deutlich schwärzer sind die Felder mit dem React 2.1 Tuch (rechts), doch die weißen Felder erscheinen ebenfalls merklich dunkler, durch den geringen Gain von 0.5. Aus einem 1500 Lumen Beamer wird so ein 750 Lumen Beamer. Der Inbildkontrast steigert sich aber auf 180:1, was eine wesentlich bessere Dynamik abbildet, als das mattweiße Tuch. Die besten Ergebnisse liefert hier das React 3.0 Tuch (oben links), denn die hellen Felder erscheinen strahlend genug, um wie weiß zu wirken, während der Schwarzwert der dunklen Felder deutlich besser ist, als bei der mattweißen Leinwand. Mit 170:1 liegt der Inbildkontrast nahezu gleichauf mit dem alten Reacttuch, dementsprechend gleich erscheint die Bildtiefe.

Unsere Messungen und ersten Sichtungen mit speziellen Testbildern haben gezeigt, dass die React Tücher das machen, was sie sollen: Sie filtern Streulicht aus dem Raum und verbessern so den Schwarzwert gegenüber einer mattweißen Leinwand, je nach Bildkonstellation. Ebenfalls wurde deutlich, dass die Gewichtung zwischen Schwarzwertverbesserung und Lichtausbeute bei der React 3.0 anders ausfällt, als bei der React 2.1: Während die 2.1er den Schwerpunkt deutlich auf ein möglichst dunkles Schwarz legt, erscheint die 3.0er zwar „grauer“ aber dafür auch heller.

Blickwinkel

Durch die Lichtbündelung des Tuches (um die Graufärbung teilweise zu kompensieren) wird der mögliche Betrachtungswinkel der Leinwand verkleinert (vgl. Kapitel 1). Je schräger man auf die Leinwand schaut, desto dunkler erscheint sie, weil sie das Bild nicht seitlich reflektiert.

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Der Hersteller Draper beziffert den nutzbaren Sichtbereich mit 76° (React 3.0) bzw. 72° (React 2.1). Wir haben erneut nachgemessen: Der „Half Gain“, also die halbe Leinwandhelligkeit, wird bei beiden Leinwänden bei ca. 39° erreicht. Damit wird die Werksangabe bestätigt, ja sogar leicht übertroffen. Der Sichtwinkel gibt gemessen von der optimalen, rechtwinkligen Betrachtung (unter der auch die Fotos entstanden sind) einen Spielraum von 35° bis 40° in beide Richtungen. Drei Personen können somit bequem in den Genuss eines guten Bildes kommen, wer weiter außen sitzt muss gravierende Defizite in der Helligkeit in Kauf nehmen. Zum Vergleich: Ein mattweißes Tuch reflektiert das Bild gleichmäßig in alle Richtungen und erreicht so den vollen Betrachtungswinkel von 180° (90° in beide Richtungen).

Ausleuchtung / Hotspot

Auch unter optimalen Sitzbedingungen sieht man lediglich die Bildmitte rechtwinklig, die Bildseiten hingegen schräg. Dadurch ergibt sich ein leichter Helligkeitsabfall zu allen vier Rändern, die hellere Bildmitte wird „Hotspot“ genannt.

Kontrast_Leinwand_ALR_Screen_58Je schräger der Betrachtungswinkel, desto weniger Licht erreicht unser Auge

Dadurch ergibt sich eine ungleichmäßige Ausleuchtung, besonders bei geringen Betrachtungsabständen.

Alle Leinwände mit Lichtbündelung zeigen ein solches Hotspotverhalten, so auch die beiden React-Versionen. Allerdings hat die Gesamtinstallation einen direkten Einfluss auf den Hotspot, so dass er je nach Raumbegebenheiten „gesteuert“ werden kann: Je größer der Betrachtungsabstand, desto geringer fällt der Hotspot aus, desto gleichmäßiger die Ausleuchtung. Der Grund ist einfach: Je weiter man von der Leinwand weg sitzt, desto steiler sind die Betrachtungswinkel zu den Rändern hin. Zu nahe sollte man also nicht rücken bzw. eine zu große Leinwandbreite wählen. Das gleiche gilt für den Projektor, je weiter er von der Leinwand platziert wird, desto weniger Hotspot ist bemerkbar. Einen Mindestabstand von 1.5 fache Bildbreite sollte man wenn möglich einhalten, um den Hotspot nicht zu sehr zu betonen.

Beide React-Tücher zeigen ein unvermeidbares Hotspotverhalten, das Auge nimmt einen Helligkeitsabfall zu den Rändern wahr, während das weiße Tuch gleichmäßiger ausgeleuchtet ist. Vor allem bei homogenen Flächen über die gesamte Bildbreite wird dieses Manko deutlich. In Spielfilmen bleibt dies meist unbemerkt (helle Western ausgenommen), bei Sportübertragungen kann das Phänomen durch die stetige Bewegungen, die sich „unter dem Hotspot“ hinweg bewegen, aber betont werden. Beide Tücher erreichen in dieser Hinsicht eine mittlere Qualitätststufe.

Glitzereffekt

Von vielen Großbildfans ebenfalls bemängelt wird ein leichtes Glitzern von Gain-Leinwänden, hervorgerufen durch die kleinen lichtbündelnden Partikel, die in das Tuch eingearbeitet sind.

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Makroaufnahme des Gain-Tuches

In dieser Hinsicht zeigen sich beide React Tücher (vor allem 3.0) sehr vorbildlich. Starkes Glitzern oder Spiegeln ist im Rahmen der Sichtwinkel kaum zu erkennen, nur bei Kameraschwenks über unifarbene Flächen kann eine leichte Struktur ausgemacht werden. Frei von Glitzern sind sie technisch bedingt nicht, aber im Testfeld gehören sie zu den besseren.

 

Stewart Firehawk G4

Der nächste Testkandidat ist ebenfalls ein wahrer Klassiker der Kontrastleinwände: Die Stewart Firehawk. Die Firehawk Reihe gibt es seit vielen Jahren und befindet sich  mittlerweile in der vierten Generation („G4“).

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Die Stewart Firehawk zeigt eine deutliche grauere Tönung (ca. 50%) als andere Gainleinwände und soll so mehr Streulicht des Raumes absorbieren und so wiederum für einen besseren Schwarzwert sorgen. Gleichzeitig verfügt sie über eine relativ starke Gainbeschichtung (2,2), um trotz der Grundtönung für eine angemessene Bildhelligkeit zu sorgen. Der Gesamtgain (Grautönung + Gain der Beschichtung) liegt laut Hersteller bei „1,1“, also rund 10% heller, als eine herkömmliche mattweiße Leinwand.  Mit dieser Grundcharakteristik ist sie als „High Contrast“ Variante einzustufen, mit der Gefahr von störenden Nebenwirkungen, wie Hotspot und starkes Glitzern. (vgl. Kapitel 2).

Doch Stewart verspricht in der neuen G4 Generation, alle Nebenwirkungen im Griff zu haben und so den hohen Kontrast ohne allzu störende Nebenwirkungen realisieren zu können:

– Verbesserter Sichtwinkel (50% Abfall bei 35°)
– Klassenbeste, gleichmäßige Helligkeitsverteilung / – Wenig Hotspot
– Komplett undurchlässiges Tuchmaterial
– Nahezu vollständige Beseitigung des Glitzer-Effektes
– Hohe Farbneutralität auch bei seitlicher Aufsicht
– 4K Kompatibilität ohne Interferenzen

 

Erzielt wurden diese Verbesserungen laut Hersteller durch eine wesentlich feinere Beschichtung, die in einem sehr aufwändigen Sprühverfahren „kopfüber“ auf die Leinwand aufgebracht wird. Der erste Eindruck der Tuchoberfläche ist sehr gut: Die Struktur der Beschichtung ist fein und frei von Flecken oder Streifen. Dies gilt übrigens auch für die elektrische Rollo-Variante, die wegen der Wickelrolle wesentlich schwieriger technisch zu realisieren ist. Letzter wurde im Durchmesser ebenfalls extra dick gestaltet, um so den Druck vom empfindlichen PVC-Tuch zu nehmen.

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Der Hersteller gibt den Gainfaktor des Firehawk-Tuches mit „1,1“ an. Dies bedeutet, dass zumindest im Zentrum (rechtwinklig zur Bildmitte) die Helligkeit 110% im Vergleich zu einer mattweißen Leinwand beträgt.

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Wir messen nach: Im Ergebnis erreicht die Stewart Leinwand in unseren Testreihen einen Gesamtgain von 1-07, sprich, sie erzielt im Zentrum 107% Lichtausbeute. Dieses Ergebnis liegt verblüffend nahe an den offiziellen technischen Daten und unter Berücksichtigung der unvermeidbaren Messtoleranzen kann man hier von einer akkuraten Herstellerangabe reden. Tatsächlich ist Stewart einer der ganz wenigen Hersteller am Markt, dessen Angaben man nahezu unbesehen vertrauen kann, Kompliment für diese Ehrlichkeit! Unter praxisnahen Konditionen (Beamer Oberkante Leinwand) verbleibt ein Gain von 1.03, damit ist die Firehawk vorbildlich neutral in ihrer Lichtausbeute.

Wie stabil verbleibt dieser vorbildliche Gain in Abhängigkeit von der Sitzposition? Stewart gibt den Half Gain mit 35° an, wir haben bei unseren Messreihen 33° ermittelt. Auch hier ist die Herstellerangabe als absolut ehrlich anzusehen, wie auch der komplette Messgraph:

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Gain-Abfall im Verhältnis zum Sichtwinkel

Ingesamt ergibt sich Sichtwinkelbereich von rund 70°, nur knapp hinter dem der Draper-React-Tücher. Zweifelsohne liegt damit die beste Sitzposition im Zentrum der Leinwand, doch der Helligkeitsabfall ist moderat genug, dass auch zwei oder drei Personen in den Genuss eines strahlenden Bildes kommen. Und nicht vergessen: Je weiter die Projektions- / Betrachterposition, desto mehr Betrachter sind ohne Einbußen möglich denn: Je weiter der Sichtabstand, desto „spitzer“ der Winkel. Ein Sichtabstand von 2,2 x Bildbreite sollte idealerweise nicht unterschritten werden, denn frei von Hotspot ist die Firehawk zweifelsohne nicht. Auffällig wird dies bei horizontalen Kameraschwenks in hellen Szenen (z.B. Anfangsszene Oblivion).

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In der Mitte etwas aufgehellt

Das zeigt auch das Testbild: Wie von einer Leinwand mit hohem nativen Gain zu erwarten, erscheint das Weiß in der Mitte gegenüber den Randbereichen aufgehellt. Diese Aufhellung „wandert mit“, wenn man sich seitlich von der optischen Mittelachse der Leinwand bewegt. Dieser Hotspot Effekt lässt sich technisch nicht vermeiden, liegt aber auf einem Niveau, dass im normalen Filmbetrieb nicht stark auffällt und über dem Niveau der Draper React Modelle. Für optimale Ergebnisse sollte man den Beamer weitest möglich platzieren (je weiter, desto geringer der Hotspot).

Ebenfalls unauffällig ist bei diesem Vollweiß der „Glitzereffekt“: Wenn man genau hinsieht, kann man ganz kleine Kristalle wahrnehmen. Wir gehen nahe an die Leinwand für eine Makroaufnahme der Oberflächenstruktur.

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Oberflächenstruktur aus den Nähe

Wie im Bild zu sehen, ist die Struktur bei der G4-Generation sehr gleichmäßig und wenig rau. Die Partikel sind selbst im Vergleich zu 4K Pixeln klein, so dass die vom Hersteller „4K+“ Kompatibilität zweifelsohne gewährleistet wird.

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Besonders auffällig wurde der Glitzereffekt vergangener Firehawk-Generationen aber erst bei Bewegtbildern, vor allem bei horizontalen oder vertikalen Kameraschwenks, denn hier bleibt die Leinwandtstruktur statisch und stört den Bewegungsablauf. Daher haben wir entsprechende Filmszenen zugespielt. Tatsächlich können wir mit entsprechender Aufmerksamkeit noch den Wasserzeichenähnlichen Effekt wahrnehmen, allerdings nur, wenn man danach sucht und die bewegten Flächen entsprechend homogen sind. Bei bewegten Strukturen kann man allerdings von keiner signifikanten Störung sprechen. Diesbezüglich empfindliche Naturen sollten aber vorher einen eigenen Sehtest durchführen.

Soweit zu den potenziellen Nebeneffekten, sowohl in der Ausleuchtung als auch im Glitzereffekt sind leichte Defizite wahrnehmbar, aber in einem tolerablen Rahmen. Hier hat sich das Firehawk Tuch tatsächlich merklich weiterentwickelt.

In der Preisklasse einer Stewart-Firehawk sollte eine nahezu perfekte Farbtreue selbstverständlich sein und hier wurden wir bei unseren Messungen auch nicht enttäuscht: Die Farbabsorptionen sind so gering, dass eine Neukalibrierung nicht notwendig wird.

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Nur geringe Grün- / Blauabsorption durch das Firehawk-Tuch

Im nächsten Schritt wandern wir wieder mit dem Sensor nach Außen und überprüfen die winkelabhängigen Farbveränderungen. Hier wurden wir tatsächlich überrascht: Selbst bei einem Betrachtungswinkel von 45° ist keine nennenswerte Farbverfälschung zu verzeichnen. Damit ist die Firehawk in Sachen Farben absolut blickwinkelstabil.

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Das native Beamerspektrum bleibt erhalten

Alles in allem bestätigen unsere Messreihen die Herstellerdaten nahezu punktgenau. Mit anderen Worten: Die Leinwand verhält sich optisch genau so, wie der Hersteller verspricht, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jetzt gilt es noch diese Ergebnisse in Bezug zur tatsächlichen Bildqualität zu setzen.


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Im direkten Vergleich zum mattweißen Tuch
wird der Schwarzwert erhöhende Effekt der Firehawk deutlich

Zur Veranschaulichung projizieren wir ein dunkles Testbild und fügen ein mattweißes Leinwandmuster ins Bild ein: Zwar erreicht auch die Firehawk kein komplett dunkles Schwarz, doch ist dieses signifikant dunkler als das des Musters, bei man bestenfalls von „Hellgrau“ reden kann. Um den Sichttest noch praxisnäher zu gestalten, projizieren wir im nächsten Schritt ein Real-Bild mit hellen und dunklen Bildinhalten und verwenden zum Vergleich ein noch größeres Weißmuster. Hier wir deutlich, dass der Stewart Firehawk tatsächlich ein signifikanter Kontrastgewinn im Bild gelingt.

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Links: Mattweiß
Rechts: Firehawk

Der schwarze Nachthimmel erscheint deutlich dunkler, doch die hellen Bildpartien werden nicht „gedimmt“, sondern erscheinen genauso strahlend, wie bei dem weißen Tuch. Die Leinwand filtert tatsächlich störendes Streulicht aus dem Bild, verbessert den Schwarzwert durch ihre Grundtönung und erhält den Helligkeitspegel durch ihren Gainfaktor.

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Links: Mattweiß
Rechts: Firehawk

Bleibt ein Test der Durchzeichnung, für den wir ein helles Bild mit viel Licht, aber auch Schatten wählen. Hier wird in unserem „Splitscreen“-Vergleich der Unterschied besonders deutlich. Die dunklen Partien werden durch die Firehawk merklich dunkler, gleichzeitig sind die hellen Partien aber sogar noch leuchtkräftiger, als mit der mattweißen Leinwand. Im Effekt werden Kontraste dabei besser herausgearbeitet und die Durchzeichnung in dunklen Partien wesentlich prägnanter: Die Blätterstruktur der Hecke ist wesentlich besser zu erkennen und wirkt realistisch, während sie auf der Linken Seite ausgewaschen und detailarm erscheint.

Kontrast_Leinwand_ALR_Screen_72
Links: Mattweiß
Rechts: Firehawk

Abschließend verdunkeln wir den Raum und machen den Test unter optimierten Bedingungen. Hier kann die Stewart Firehawk ihre Stärken besonders beeindruckend ausspielen. Mit dem Streulicht im Testraum wird sie „locker fertig“ und verbessert den Schwarzwert des Projektors merklich.

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Gleichzeitig ist das Bild strahlend hell, was vor allem der Farbgebung zugute kommt, denn je heller und kontrastreicher ein Bild ist, desto stärker wirkt sich das auf unser Farbempfinden aus. Aber: Auch die Nebeneffekte der Ausleuchtung und der Partikelstruktur wird im abgedunkelten Raum etwas augenscheinlicher. Dennoch waren wir von der Steigerung der Bildplastizität trotz nicht optimierten Raumes beeindruckt.

Messtechnisch wird der Schwarzwert je nach Bildinhalt auf weniger als ein Drittel gesenkt, das Streulicht also um über 70% gefiltert. Der Inbildkontrast klettert so in nicht optimierten Räumen auf bis zu 200:1 (von 300:1), was einem wirklich hervorragendem Wert entspricht und die Konkurrenz hinter sich lässt.

Alles in allem handelt es ich bei der Stewart Firehawk G4 um eine High Contrast Variante, bei der es tatsächlich gelungen ist, die Nebenwirkungen auf einem guten Maß zu halten. Wenn man auf sie nicht allzu allergisch reagiert, erreicht man mit der Firehawk G4 eine Kontrastwirkung, die der eines optimierten Raumes sehr nahe kommt. In der Gesamtleistung erreicht Stewart hier zweifelsohne Referenzstatus.

Stewart Phantom HALR

Die Firehawk ist tatsächlich nicht die einzige Kontrastleinwand im Programm vom Stewart, im letzten Jahr haben die Amrikaner ein angeblich noch besseres Top-Modell eingeführt, die „Phantom HALR“.

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Mit ihr geht Stewart noch ein Stück weiter: Neben der klassischen Gainbeschichtung (wie Firehawk) soll eine spezielle Rückprojektionsbeschichtung (wie Aeroview) für eine weitere Streulichtfilterung und noch höhere Kontraststeigerung sorgen, ohne die Nebenwirkungen zu verstärken.

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Sage und schreibe 82% des Streulichtes soll so von der Leinwand so absorbiert werden, was einer Projektion im komplett schwarzen Raum schon sehr nahe käme. Mit einem Gain von genau 1 soll sie sich zudem helligkeitstechnisch sehr neutral verhalten.   Wir haben dies nachgemessen und können erneut Stewarts Korrektheit in den technischen Angaben loben: Mit einem Gain von 0,98 ist die Phantom zweifelsohne eine neutrale Kontrastleinwand, die die Beamercharakteristik nicht verfremdet. Unter praxistauglichen Bedingungen verbleibt ein Gain von 0.92, was in einer guten Toleranz liegt.

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Mit einem Half Gain Winkel von 30° in jede Richtung ergibt sich für den Zuschauer ein Blickwinkel von 60°, was merklich weniger ist, als bei der Firehawk, aber auch vielen anderen Fabrikaten. Ganz ohne weitere Nebenwirkungen gelingt die weitere Kontraststeigerung der Phantom anscheinend doch nicht.

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Der winkelabhängige Lichtverlust wird schnell im Vergleich
zur Gain1 Referenz deutlich
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Mehr als zwei oder drei Zuschauer können aus moderaten Abständen also nicht in den Genuss der optimalen Bildqualität gelangen, zudem sollte ein Mindestprojektionsabstand von 2-facher Bildbreite eingehalten werden.

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In Sachen Farbtreue zeigt die Phantom HALR einen leichten Hang zum kühlen, absorbiert also einen gewissen Rotanteil. Mit einer Anpassung der Farbtemperatur kann die farbliche Perfektion aber schnell wieder hergestellt werden.

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Das Streulicht wird tatsächlich auf rund
20% abgesenkt

Zurück zur Kontrastoptimierung: Die Streulichtoptimierung gibt Stewart mit 82% an, wobei eine einzige Wertangabe selten ausreichend ist. Denn so gut eine Leinwand auch diagonal einfallendes Licht absorbiert, zumindest aus einer Richtung darf sie Lichteinstrahlung nicht ignorieren: Aus Projektorenrichtung! Eine volle Streulichtoptimierung ist also nicht möglich. Umso verblüffender ist unsere Streulicht Messung: Auch wir messen eine Reduktion auf rund 22%, so dass sich in unserem nicht optimierten Testraum Inbildkontrast auf das Vier- bis Fünffache steigert (je nach Bildkonstellation), bis zu 220:1 konnten wir messtechnisch ermitteln. Hier erreicht sie zweifelsohne Referenzstatus. Ein Geheimnis der Phantom in dieser Hinsicht ist ihre gleichmäßige Streulichtabsorption in alle Richtungen: Sowohl horizontal (von den Seitenwänden) als auch vertikal (von Decke und Boden) wird Streulicht gefiltert und so gleichmäßig aus dem Bild entfernt.

Der Sichttest belegt in der Tat noch eine weitere Steigerung gegenüber der Firehawk, die sich allerdings ausschließlich im absoluten Schwarzwert äußert. Gerade Mischszenen mit hohem Schwarzanteil profitieren, in hellen Szenen sehen wir eher die Firehawk G4 im Vorteil, da sie weniger glitzert. Bei der Phantom wiederum hat uns die geringe Hotspot-Bildung gefallen (entsprechender Beamer Abstand vorausgesetzt), die auch bei bewegten Bildern für einen homogenen Eindruck sorgt. Alles in allem vereint die Phantom die Charakterisika der High Contrast und Neutral Gain Varianten auf einem hervorragendem Referenz-Niveau.

Elite Screens Cinegrey 5D

Von dem teuersten HighEnd Modell kommen wir zum günstigen Einstieg: Die Elite Cinegrey 5D ist ebenfalls ein Klassiker in der Heimkino-Szene, denn durch faire Preise hat sie das Thema Kontrastleinwände erst für viele erschwinglich gemacht. Seit ihrer Einführung gehört sie zweifelsohne zu den best verkauften Kontrast-Leinwänden am Markt.

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In Sachen Gesamtgain fällt  die CineGrey 5D deutlich aus dem Rahmen, denn der Hersteller gibt ihn mit sage und schreibe 1.5 an. Dies würde bedeuten, dass die native Beamerhelligkeit um 50% gesteigert wird. Damit wäre diese Leinwand klar als High-Gain Variante einzustufen. Doch wie nicht selten war der Hersteller hier etwas zu optimistisch: Nachgemessen erreicht unser Testexemplar einen Gain von ca. 1.3, also rund 15% unter der Werksangabe. Der Grund für den Unterschied kann sein, dass der maximale Wert nur in einem Spielraum von 2° erreicht werden kann, was in der Praxis gleichsam unmöglich ist.

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Bei direkter Aufsicht sieht man den Helligkeitsgewinn der CineGrey
gegenüber der Gain 1 Referenz (Pfeil)

Dennoch ist der Netto-Gain ein sehr hoher Wert und deutlich über den anderen Testkandidaten, so dass die 5D als einzige als High Gain Leinwand einzustufen ist. Auch unter realen Bedingungen verbleiben ca. 1.18 Gain, damit erhöht die Cinegrey 5D die Lichtleistung des Beamers durchschnittlich um rund 18%.

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In Sachen Farbtreue gibt sich auch die CineGrey keine Blöße: Sie verfremdet weder die Farbtemperatur noch die Grundfarben und macht so eine Individualkalibrierung unnötig.  Das iSF Zertifikat trägt sie zu Recht.

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Durch ihren günstigeren Preis kann sie in Sachen Verarbeitung nicht ganz mit den bisherigen Testkandidaten mithalten. Durch ihre einfachere Aufrollmechanik können sich bei längerer Nichtnutzung leichte Streifen in das Tuch drücken, die erst nach langem Aushängen wieder abnehmen.

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Wir kommen zu Blickwinkel und Kontrast: Legen wir einen realistischen Maximalgain von 1.2 zu Grunde, so liegt der HalfGain bei knapp unter 45% in jeder Richtung. Damit ergibt sich ein nutzbarer Blickwinkelbereich von 90°, immerhin halb so viel wie bei einer herkömmlichen mattweißen Leinwand.

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Der volle Gain wird nur in einem ganz schmalen Band erreicht,
doch der Blickwinkel ist vorbildlich groß und auch aus schräger Aufsicht ist die
Cinegrey 5D deutlich heller, als die anderen Testkandidaten

Unsere Messungen decken sich weitgehend mit dem Werksgraphen (abgesehen vom Maximalgain), so dass die CineGrey bis hierhin den weitesten Sichtwinkel der Testkandidaten bietet. Trotzdem steigert sie den Kontrast in unserem Testraum auf rund 400% (170:1), so dass sie in der Streulichtfilterung den direkten Konkurrenten nicht nachsteht.

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Bei schräger Sicht aus dem HalfGain-Winkel erscheint die Cinegrey immernoch
hell, wenn ihr Gain von hier auch unter 1 liegt

Das gelingt ihr, indem sie das Streulicht vertikal (also von Decke und Boden) stärker filtert, als horizontal. Dieser Ansatz ist sehr durchdacht, denn tatsächlich kommt das meiste störende Streulicht von der Decke in unmittelbarer Leinwandnähe.

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Horizontal fällt der Hotspot gering aus

Die messtechnische Blickwinkelstabilität bestätigt sich in unserem Sehtest: Auch homogene Bildinhalte sind weitgehend frei von störenden Aufhellungen in der Bildmitte, die Projektion wirkt angenehm homogen, mit geringerem horizontalen Helligkeitsabfall.

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Hohe Helligkeit, gute Kontrastfilterung, breiter Sichtwinkel, bis hierhin klingt alles gut. Doch auch die CineGrey 5D kann die Physik nicht aushebeln: Die hohe Lichtausbeute wird durch ein sichtbares Glitzern erkauft. In unserem Sehtest liegt es auf durchaus gutem Niveau, aber hierfür empfindliche Augen können es als störend empfinden. Daher sollte man sich diesbezüglich einen eigenen Eindruck verschaffen.

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Durch die hohe Helligkeit kann sich das Bild gut gegen Fremdlicht durchsetze

Im Sehtest kann sich die CineGrey 5D in der Helligkeit sichtbar von den meisten anderen Testkandidaten absetzen. Vor allem bei Sport, TV-Übertragungen und Videospielen legt die Variante von EliteScreens die größte Flexibilität an den Tag, denn mit ihr kann sich das Bild am besten gegen Fremdlicht durchsetzen.

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Die 18% Lichtsteigerung macht sie es zudem möglich, bei HDR-Material im Eco-Modus des Beamers zu nutzen. Die Kombination aus hohem Inbildkontrast und hellen Highlights kommt HDR Inhalten insgesamt zu Gute.

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Möchte man die Cinegrey 5d aber für Spielfilme unter voller Abdunklung des Fremdlichtes nutzen, sollte der Beamer keinen zu schlechten Schwarzwert aufweisen, denn abgesehen von der Streulichtfilterung wird der native Schwarzwert des Beamers um 18% aufgehellt, was allerdings nur in Szenen ohne Streulicht ins Gewicht fällt (vgl Know How Teil).

 

Kauber Peak Contrast S

Beim nächsten Kandidaten handelt es sich um das erste Fabrikat aus Europa: Die Kauber Peak Contrast wird in Polen gefertigt und soll laut Importeur den gehobenen Ansprüche genügen, indem sie eine sehr gute Planlage bietet und unter keinen Unregelmäßigkeiten in der Tuchoberfläche leiden soll.

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Der offizielle Gesamtgain der Peak Contrast S beträgt 1.0, mit wenig Glitzern und gutem Sichtwinkel ordnet sie sich in die Kategorie „Neutral Gain“ ein. In unseren eigenen Messreihen erreicht sie einen Gain von 0.8 unter praxisnahen Beamerinstallationen 0,75.  Dieser reale Wert liegt zwar 25% unter der Werksangabe, doch ist die Helligkeit für eine natürliche Wiedergabe dennoch gegeben, weshalb wir sie nicht als Low-Gain-Variante einstufen.

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Die Farbneutralität ist mit gut zu bewerten, Rot und Blau werden ein wenig mehr absorbiert als notwendig, was man aber mit einer leichten Nachkalibrierung schnell korrigieren kann. Eine Grundfarbverfälschung findet nicht statt, ins Color Management muss man daher nicht eingreifen.

Kontrast_Leinwand_ALR_Screen_95

Der Rollkasten ist attraktiv modern gestaltet und wirkt gut verarbeitet. Ausdrücklich beworben wird die Peak Contrast mit einer überdurchschnittlichen Tuchqualität, die weniger anfällig gegen Fertigungsproblemen und Streifen sein soll. Umso überraschter waren wir, als wir letztere dennoch entdeckten, absolut gefeit ist das Produkt davor offensichtlich doch nicht. Dazu muss man aber auch sagen, dass der Importeur etwaige Reklamationen zuverlässig bearbeitet.

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Wie auch bei den anderen Testkandidaten haben wir den Half-Gain-Winkel ermittelt, um Rückschlüsse auf die Streulichtabsorptionseigenschaften und den möglichen Sichtwinkel treffen zu können. Er liegt mit 40° im guten Mittelfeld dieses Testfeldes und erlaubt drei bis vier Betrachtern eine gute Bildqualität. Der Mindestabstand von 1,5facher Bildbreite sollte aber unbedingt eingehalten werden. Die Kontraststeigerung in unserem Testraum beträgt gut 300% (160:1 im Schachbrett), so dass eine sehr gute Plastizität erreicht wird.

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Gute Ergebnisse erreicht die Peak Contrast S auch beim Glitzereffekt: Er ist zwar vorhanden, aber subtil genug, um von normalen Betrachtungsabständen kaum wahrgenommen zu werden. Hier liegt die Peak Contrast S auf ähnlichem Niveau wie die React 3.0.

Deluxx Dark Vision

Wir kommen neben der Elite Screens Cinegrey 5D zum zweiten „Preisbrecher“: Durch ihren günstigen Preis erweckt die Deluxx Dark Vision derzeit viel Aufmerksamkeit im günstigen Einstiegssegment. Doch eine Kopie der Elite ist sie keinesfalls, im Gegenteil: Statt als „High Gain“ wie die Cinegrey 5D wird die Dark Vision bereits vom Hersteller als „Low Gain“ Leinwand vermarktet und mit einem Gain <1 beworben (0,9). Bei Ihr wurde der Schwerpunkt also nicht auf Erhöhung der Maximalhelligkeit, sondern auf Verbesserung des Schwarzwertes gelegt.

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Der Wert wurde bei der Deluxx nicht nur auf einen günstigen Preis gelegt, sondern auch auf eine einfache Installation. Zu diesem Zweck wird der Rollkasten mit einer herkömmlichen Kaltgerätbuchse versehen, so dass der Anwender einfach ein entsprechendes Kaltgerätkabel in benötigter Länge verwendet kann und nicht selbst Kabel konfigurieren muss. Die nach unten geführte Buchse und Kabel sind dabei aber aus ästhetischer Sicht ein Schönheitsfehler, da dauerhaft deutlich im Sichtfeld des Zuschauers.

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Die Kaltgerätbuchse ist etwas unglücklich platziert.
Milderung schafft ein extra beigelegter, weiß gewinkelter Stecker

Ein erster kritischer „Kennerblick“ lässt uns im oberen Bilddrittel leichte horizontale Streifen entdecken, die bei Hochkontrastleinwänden leider typisch sind. Grund dafür ist das extrem dünne und zugleich weiche PVC-Tuch, dass sich selbst minimale Druckbelastungen der Aufnahmewelle wie ein Speicher „merkt“ und selbst im abgerollten Zustand unter der Zuglast der Gewichtstange minimal gewölbt bleibt. Laut Hersteller soll die Serie hier verbessert werden.

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Wie bei den anderen Fabrikaten gilt auch hier: Bringt man ein wenig Geduld mit und lässt die Leinwand über einen längeren Zeitraum offen hängen, so zieht sie sich auch wieder glatt und die Schatten werden geringer und / oder verschwinden ganz. Grundsätzlich sollte man diese Leinwandvarianten regelmäßig nutzen, um derartigen „Lagerspuren“ vorzubeugen.  Von diesem Merkmal abgesehen, hängt das Tuch bei unserer Testleinwand vorbildlich gerade und zeigt keine störenden Hängewellen auf, wie es oft bei günstigen Varianten der Fall ist. Das Tuch ist plan und von der Seitenaufsicht fast nicht zu erkennen, denn das Tensionsystem hält auch die schwarze Maskierung „auf Linie“. Die Beschichtung ist sowohl im Sichtbereich als auch im schwarzen Rand gleichmäßig aufgetragen und beugt so störender Wolkenbildung vor, unter der andere Fabrikate schon in der  Vergangenheit leiden mussten.

 

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Wir beginnen wieder mit der Überprüfung der „Farbechtheit“ des Tuches, denn je neutraler sich ein Kontrasttuch verhält, desto besser ist ihre Farbreproduktion.  Unser Messdiagramm bescheinigt der Leinwand eine gute Farbneutralität, die Farbabweichung liegt unter 8% und bleibt somit für das Auge gering, was bedeutet, dass eine Projektor nicht unbedingt auf die Deluxx ALR kalibriert werden muss.

Wie bereits erläutert: Eine Kontrastleinwand ohne Hotspot und / oder eingeschränkten Sichtwinkel gibt es nicht, denn das Absorbieren schräger Projektionswinkel ist ja gerade das Funktionsprinzip von Ambient Light Rejecting Screens.

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Der realistische Gain der DarkVision liegt bei ca 0,5

Die maximale Lichtausbeute wird bei direkter, rechtwinkliger Aufsicht in Bildmitte erreicht, im Diagramm oben als „Peak“ zu erkennen. Verlässt man diesen „Sweetspot“ seitlich, so fällt die Helligkeit ab. Der „Half Gain“, also der Winkel, bei dem noch 50% Resthelligkeit (Gesamtgain 0,25) verbleiben, liegt bei unseren Messungen bei ca. 40° Schrägaufsicht.  Hierbei handelt es sich um einen für ALR-Screens typischen Wert. Ein Viertel der Helligkeit verbleibt bei ca. 70°, also sehr schräger Aufsicht auf das Tuch.

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Helligkeitsvergleich zur 1.0 Gain Referenz
Bei Schrägsicht (Restgain ca. 0,3)

In der Praxis, dem visuell subjektiven Eindruck, sorgen obige Messergebnisse für eine gleichmäßige Ausleuchtung, wenn man entsprechende Sichtabstände und Winkel einhält. Wir empfehlen einen Mindestabstand von 1,7-facher Bildbreite. Der Lichtabfall zu den Rändern fällt dann gering genug aus, um im normalen Filmbild vom Auge unbemerkt zu bleiben.

Deluxx beziffert den Gain der ALR mit „0.9“, den niedrigsten Wert aller Hersteller. Umso überraschender, dass das reale Ergebnis mit „0.52“ bei direkter Aufsicht noch deutlich darunter liegt. Es handelt sich bei der DarkVision tatsächlich um einen sehr ausgeprägten Low Gain Screen, ähnlich der Draper React 2.1.

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Auch aus dem idealen Blickwinkel wird die Bildhelligkeit
vermindert, wenig überraschend für ein Low Gain Tuch

Auf den ersten Blick erscheint ein Gain von 0,5 als nachteilig (weil dunkler), doch bei Projektoren gibt es neben der Lichtausbeute auch immer eine „Kehrseite“, der Schwarzwert. Letzterer ist bei Digitalprojektoren niemals perfekt schwarz, sondern immer nur dunkelgrau. Gerade Einstiegsbeamer haben in ihrem absoluten Schwarzwert sichtbare Defizite, wodurch dunkle Szenen immer mit einem leichten „Nebelschleier“ versehen sind. Der „Nachteil“ des Lichtverlusts von 50% in hellen Szenen, den das Deluxx ALR Tuch erzeugt, macht sich in dunklen Szenen wiederum als Verbesserung des Schwarzwertes um 50% bezahlt. Bei der Deluxx ALR handelt es sich zweifelsohne um eine „doppelt“ schwarzwertoptimierte Leinwand,

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Die Deluxx DarkVision erzeugt den besten Schwarzwert
im Testfeld

Je sichtbarer der Schwarzwert eines Beamers, desto mehr profitiert er von der Deluxx DarkVision. Je besser hingegen der native Schwarzwert eines Beamers, desto weniger ist der Tausch „Schwarzwert gegen Helligkeit“ sinnvoll. Denn tatsächlich bedeutet ein Gain von 0,5 aber auch ein 50% weniger helles Bild. Die Rechnung ist dabei einfach: Aus einem 1200 Lumen Beamer wird ein 600 Lumen Beamer. Dies  mindert die  Einsatzmöglichkeiten unter Restlichtbedingungen nicht unerheblich. Für Tageslichtprojektionen (z.b. Sport als TV Ersatz) ist die Deluxx ALR somit weniger geeignet. Auch für Highlights bei HDR bleiben nur wenig Lichtreserven übrig, zumindest bei Bildbreitem jenseits der 2m. HDR bleibt damit durchaus ansprechend, aber ein wichtiger Teil, das „Strahlen“ von Highlights, geht verloren, der Look nähert sich herkömmlichem SDR an.

Zur weiteren Analyse ermitteln wir die Verbesserung des Schwarzwertes bei gleicher Raumausleuchtung: Der DarkVision Screen verbessert den Schwarzwert auf 30% und verdreifacht somit den Kontrast. Dies ist die minimale Steigerung des Kontrastes, stellt aber noch nicht das bestmögliche Ergebnis dar. Denn das ALR Tuch reflektiert nicht nur 50% weniger Streulicht des Raumes, sondern sendet durch die Bündelung auf den Zuschauer auch weniger Streulicht in den Raum aus. Wichtig für den absoluten Schwarzwert ist die Kombination aus Gain und Streulichtminderung: Durch den Gain von 0,5 werden zusätzlich 50% weniger Streulicht in den Raum ausgesendet, die „zurückkommen“ können. Diese 50% Verminderung werden durch die Spezialbeschichtung weiter verringert.

Als Ergebnis dieser Zahlenspielereien bleibt eine Verbesserung des Schwarzwertes auf ein Zehntel der Helligkeit gegenüber einer herkömmlichen Leinwand. Die „doppelte“ Wirkungsweise des Deluxx ALR Tuches trägt den Namen „schwarzwertoptimiert“ zu Recht. Der Kontrast wird um mehr als 400% auf 190:1 in unserem Testfeld gesteigert. Dunkle Filmszenen profitieren von der Verbesserung des Schwarzwertes, der einen erheblichen Teil des „Grauschleiers“ verliert. Mitteklasseprojektoren erhalten so einen ansehnlichen Schwarzwert. Ein besserer Schwarzwert ist in herkömmlichen Wohnräumen kaum möglich. Ein weiterer Vorteil des geringeren Gains ist es, dass der Anteil lichtsteigernder Glaspartikel in der Beschichtung verringert werden konnte, wodurch das Glitzern merklich vermindert wird. Bei unseren Sichttests konnten wir auch in Kameraschwenks kaum störendes Glitzern ausmachen.

VNX Black Horizon

Der letzte Testkandidat dieses Mega-Specials ist ebenfalls brandneu und erst seit wenigen Wochen auf dem Markt. Die VNX Black Horizon wird komplett in Europa gefertigt und ist wie alle anderen Fabrikate sowohl als Rahmenversion als auch als elektrische Tension-Variante erhältlich.

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Die elektrische Tension-Variante hat dabei eine Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal: Sie ist „Edge Free“, verfügt also über keine schwarze Einfassung, wie alle anderen Modelle. Edge Free gibt es bei rahmenbasierenden Kontrastleinwänden schon länger, hier findet das Konzept erstmals Einzug bei einer Elektrischen Rollo-Variante.  In einem der nächsten Kapitel werden wir noch genauer auf diese Eigenschaft eingehen.

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Auch der Seilzug wurde farblich auf das Tuch abgestimmt.

Beim Aufbau fällt der große Rollkasten auf, ähnlich wie bei Stewart und Draper. Wie wir schon erläutert haben, kommt dies der Vermeidung von Druckstreifen zu Gute, denn der Druck wird gleichmäßiger verteilt.

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Der Rollkasten ist alles andere als unauffällig

Das Ergebnis bestätigt die günstige Prognose: Tatsächlich zeigt die VNX Black Horizon Edge Free Tension keinerlei Streifenbildung und keinerlei Wellenbildung. Auch bei extremer Schrägsicht hängt das relativ schwere Tuch absolut plan. Damit liegt die Black Horizon insgesamt auf dem Referenzniveau der Stewart, swoet wir das nach der Sichtung von vier Exemplaren beurteilen können.

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Soweit die Installation, wir kommen zu den Messergebnissen: Der Hersteller betont, dass das verwendete Leinwandtuch bewusst neutral gehalten wurde, um die Bildcharakteristik des Projektors nicht zu verfremden. Der angegebene Gesamtgain von 1.0 passt zu dieser Einstufung als „Neutral Gain“ Variante. Wir haben nachgemessen und erreichen unter optimalen Winkeln einen Gain von 0.94, nahe an der Werksangabe.

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Unsere Gain1 Referenz ist im optimalen Winkel unsichtbar, da sie genau so hell
reflektiert, wie das Black Horizon Tuch (oben). Aus schräger Aufsicht sieht man den Unterschied der Tücher dann deutlich:

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Unter praxistauglichen Bedingungen (Beamer außerhalb der Achse) verbleibt ein Gesamtgain von 0.86, so dass sie zusammen mit der Stewart Phantom tatsächlich am nächsten an einer neutralen Lichtausbeute liegt.

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Farbtreue nahezu perfekt

Auch bei der Farbreproduktion wird sie dem Neutralitäts-Anspruch gerecht, mit einer Farbweichung <2% zeigt sie die geringsten Abweichungen, wobei aber alle Testkandidaten hervorragende Ergebnisse abgeliefert haben. Eine Neukalibrierung ist zweifelsohne nicht notwendig.

Keine Herstellerangaben liegen uns bezüglich der Blickwinkelstabilität vor, was in Anbetracht unserer eigenen Untersuchungen kein Problem darstellt. Der Half Gain (0.43) wird demnach bei einem Winkel von 45° erreicht, was den höchsten Wert in unserem Test ausmacht. Der „Zuschauerraum“ umspannt damit einen Spielraum von immerhin 90°. Mit dem guten Ergebnis kann der gängige Projektionsmindestabstand von 1.5 facher Bildbreite auch leicht unterschritten werden, was bei kleineren Räumen von Vorteil sein kann.

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Wie bei der CineGrey 5D filtert die Black Horizon steile vertikale Winkel stärker, ihre Streulichtabsorption ist somit vertikal stärker ausgeprägt, als horizontal. Dies führt zu einem sehr geringen Hotspotverhalten, das auch bei Sportübertragungen nicht stört. Die Kontraststeigerung liegt in unserem Testraum bei ca. 400% gegenüber einer herkömmlichen mattweißen Leinwand, womit sie sich gegenüber den Stewart-Modellen geschlagen geben muss.

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Keiner der Testkandidaten ist frei von Glitzern, auch die Black Horizon nicht. Allerdings ist auch ihr Glitzern sehr moderat und war bei unserem Sichttest aus normalen Sichtabständen nicht störend.

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Kritiker werden die optischen Eigenschaften der VNX Black Horizon als wenig spektakulär einstufen, denn tatsächlich tritt sie in den Hintergrund zurück und verändert die nativen Beamer-Parameter nicht. Zudem ist sie auch nicht auf eine extreme Filterung zu Lasten des Sichtwinkels und / oder des Glitzerns ausgelegt. Doch genau diese Fokussieren auf das Rekonstruieren des Kontrastes bei sonst neutralem Verhalten kommt dem HighEnd Gedanken sehr entgegen und macht die Leinwand zu nahezu allen Beamern kompatibel, ein wichtiger Aspekt, falls der vorhandene Beamer einmal ersetzt werden soll. Man muss sich beim Neukauf keine Gedanken machen, wie sehr der neue Beamer „harmoniert“ sondern kann ganz alleine nach Bildqualität entscheiden.

 

Zwischenbemerkung

So klar obige Messergebnisse und Sichtergebnisse jede einzelne Leinwand auch charakterisieren, wie sich der ergebende Bildlook aller Kandidaten im Direktvergleich unterscheidet, ist an dieser Stelle vom Laien immer noch schwer abzuschätzen. Daher wollen wir mit weiteren Know How Kapiteln die Ergebnisse im Verhältnis zueinander stellen und praktische Tipps für den „Selbstversuch“, sprich dem Vergleich beim Fachhändler, in diesem Mega-Special geben. Erst im Fazit geben wir eine abschließende Einordnung eines jeden Testkandidaten mit praktischen Nutzungs-Empfehlungen.

Weiter geht es….

 

Kapitel 6:
Praktischer Vergleich verschiedener Gainstufen

Auch wenn wir oben den Gain aller Tücher individuell messtechnisch korrekt bestimmt haben: Häufiger Diskussionsbedarf besteht unter Großbildfreunden dennoch oft, wie sehr sich der Gesamt-Gain auf die Bildqualität auswirkt und welcher Wert derzeit den „Sweetspot“ ausmacht. Bei Leinwänden ist dies überraschend, denn bisher bestand unter Experten die fast einhellige Meinung, dass ein Gain 1 wegen seiner Neutralität die erste Wahl darstellt.

Doch bei Beamern wird die Diskussion schon seit Jahren geführt, wie hell ein Heimkinoprojektor sein muss, um eine glaubwürdige Reproduktion des realen Seheindrucks zu erreichen. Besonders mir dem neuen Standard „High Dynamic Range“ (HDR) rückt das Thema Helligkeit besonders in den Vordergrund, weil hier reale Lichtverhältnisse erzeugt werden sollen, was in Anbetracht der Sonnenhelligkeit ein sehr schweres Unterfangen darstellt.

Im ersten Kapitel haben wir bereits erläutert, dass die Reduktion der Leinwandeigenschaften allein auf den Gainwert zu kurz greift, denn er ist kein übergreifendes Qualitätsmerkmal. Dennoch hat er erheblichen Einfluss auf die Bilddarstellung und kann mit manchen Beamern, besser harmonieren, als mit anderen. Dies gilt insbesondere für Kontrastleinwände, bei denen andere Faktoren (Kontraststeigerung, Blickwinkel usw.) mit ins Spiel kommen. Um den Zusammenhang zwischen theoretischen Messwerten und dem daraus resultierenden Heimkinobild auf der Leinwand verständlicher zu machen, vergleichen wir in folgendem die „Low Gain“ Variante von Kontrasttüchern, mit „Neutral Gain“ und „High Gain“, sowohl unter kontrollierten Lichtbedingungen (Abdunklung), als auch Restlichtbedingungen (TV tagsüber). Als Helligkeitsreferenz nehmen wir einen derzeit für Heimkino typischen 1200 Lumen Projektor.

Die wohl gängigste Anwendung stellt die Projektion im heimischen Wohnzimmer dar, das sich zwar durch Vorhänge oder Jalousien komplett abdunkeln lässt, aber durch seinen hellen Grundcharakter (weiße Wände), viel Streulicht erzeugt.

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Ein herkömmliches Wohzimmerkino verfügt gleichsam nicht nur über eine Leinwand, sondern derer gleich sechs: Vier Wände, Decke und Boden. Sie alle reflektieren das Licht hin und her und strahlen so in die dunklen Bereiche des Bildes und beeinträchtigen damit den Inbild-Kontrast. Gezielt dieses Streulicht soll ein Contrast-Screen nun wieder herausfiltern, der Kontrastgewinn hängt also von der Menge an Streulicht im Raum und der Effektivität der Filterung ab.

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Unsere erste Testszene zeigt ein überwiegend dunkles Bild, das aber auch gleichzeitig eine helle, zusammenhängende Fläche aufweist. Von dieser hellen Fläche gelangt Licht in den Raum, das durch die Wände in die dunklen Bereiche zurück reflektiert wird.

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Am stärksten Betroffen von diesem „Licht-Ping-Pong“ ist das mattweiße Tuch (unten links). Hier erscheinen die dunklen Partien wie mit einem Grauschleier überzogen, die Bildtiefe leidet. Wesentlich besser zeigt sich da der Schwarzwert des Low Gain (0,5) Tuches  (rechts) doch die Durchzeichnung leidet merklich an der Lichtreduktion des Beamers von 1200 Lumen auf 600 Lumen. So sind die dunklen Strukturen der Rückenlehnen fast nicht mehr zu erkennen. Das beste Ergebnis liefert das Neutral Gain (0,8 bis 0,9) Tuch (oben links), das immerhin 1000 Lumen des Beamers erhält: Die Schattenbereiche bleiben konturstark, die Helligkeit wird nicht zu sehr reduziert und bleibt glaubwürdig (z.B. Dachhimmel). Im Falle einer Low-Gain-Leinwand sollte also das Gamma zugunsten der Durchzeichnung angepasst werden.

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Noch besser wird der Unterschied bei zusammenhängend dunklen Flächen deutlich, in diesem Falle der Rücken von Batman: Mit der mattweißen Leinwand deutlich ergraut, mit dem Low Gain Tuch pechschwarz und mit dem Neutral Gain Tuch etwas heller, aber immernoch glaubwürdig dunkel.

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Nicht selten sind aber auch überwiegend dunkle Bilder mit über der gesamten Fläche gleichmäßig verteilten, kleinen hellen Elementen, so wie bei diesen Hochhäusern bei Nacht. Hier verliert das mattweiße Tuch deutlich gegenüber den beiden Kontrast-Varianten, die nahezu denselben Kontrastendruck vermitteln. Sie gewinnen hier deutlich und merkwürdigerweise ist der Gain-Unterschied hier kaum zu bemerken.

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Doch wer nun meint, dass ein neutraler Gain keine Vorteile bietet, der irrt. Die weiße Leinwand zeigt ihre Stärken in hellen Szenen, denn sie erhält die Beamerhelligkeit von 1200 Lumen zu 100%, wie diese Bilder zeigen. Im obigen Beispiel vermittelt sie das „strahlende“ Sonnenlicht am glaubwürdigsten. Doch auch das 0,8er Tuch (1000 Lumen) bleibt angemessen hell und reproduziert das Tageslicht ansprechend. Klarer Verlierer ist bei diesem Bildmaterial das Low Gain Tuch (600 Lumen), denn zuviel Licht geht verloren, als ob es stark bewölkt wäre.

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Ähnliche Ergebnisse auch in dieser Szene: 1.0  Gain Leinwand und 0,9 Gain Kontrast-Tuch produzieren eine ansprechende Helligkeit, das 0,5 Gain Tuch sorgt für „Abendstimmung“. Ebenfalls gut zu sehen: Die reduzierte Helligkeit wirkt sich auf die Wahrnehmung der Farben aus. Das blaue Wasser verliert deutlich an Intensität.

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Der Helligkeitsvorteil bleibt auch in mittelhellen Szenen wie der folgenden erhalten. Statt strahlender Sonne haben wir es mit hellen Häuserfassaden zu tun.

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Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die kleinen dunklen Bildelemente auch mit der mattweißen Leinwand nicht aufgehellt erscheinen. Fenster und Balkon zeigen eine glaubwürdige Dunkelheit mit sehr guter Durchzeichnung.

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Bei eher dunklen Szenen mit wenig Streulicht nähern sich alle drei Tücher an und es ist kaum ein Unterschied zu erkennen. Hier gibt es keinen Gewinner oder Verlierer. Der subjektive Helligkeitsunterschied, der durch den Gain hervorgerufen wird, ist also nicht immer derselbe!

Betrachten wir jetzt noch zusätzlich die HighGain Variante mit einem realen Gesamtgain von 1.2: Ihre Aufgabe ist es, die Bildhelligkeit des Projektors zu erhöhen, damit es in hellen Szenen strahlender wirkt und so eine eventuelle Schwäche des Beamers ausgleicht. Immerhin 20% macht die Lichtsteigerung aus, unser 1300 Lumen Referenzbeamer kratzt  damit an der 1500 Lumen Marke.

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Der HighGain (links) erhöht die Lichtleistung des Beamers

Allerdings wird auch der Schwarzwert um 20% aufgehellt, leidet also absolut unter dem höheren Gesamtgain.

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Aber auch schwarz wird betroffen. Allerdings nur, wenn die Streulichtfilterung
nicht entgegen wirken kann

Diese Aufhellung tritt allerdings nur in Kraft, wenn im Raum kein Streulicht entsteht (wie bei obigem Vollschwarz-Testbild). Haben wir es hingegen mit Mischszenen und Streulicht im Raum zu tun, greift die kontraststeigernde Wirkung des Tuches, die wiederum den Schwarzwert verbessert. Und tatsächlich verdunkelt die Streulichtfilterung je nach Bildinhalt den Schwarzwert mehr, als der Gesamtgain in aufhellt. In der Summe haben wir es trotz der hohen Lichtausbeute mit einem gegenüber mattweißen Leinwänden um bis zu 200% verbessertem Schwarzwert zu tun. Im direkten Vergleich zeigen Low Gain und Neutral Gain aber ihr dunkleres Schwarz.

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High Gain / Neutral Gain / Low Gain

Gewaltig wird der Unterschied zwischen Low Gain und High Gain mit hellen Bildinhalten, eventuell noch unter Fremdlichtbedingungen. Er ist so groß, dass selbst eine Videokamera ihn problemlos einfangen kann.

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HighGain (1,2 / 1440 Lumen) vs. Low Gain (0,5 / 600 Lumen )

Hier sieht man den Unterschied zwischen 1440 Lumen und 600 Lumen, was dem Faktor 2,4 entspricht. Während die eine Hälfte die Taghelligkeit glaubwürdig abbildet, erscheint die andere Hälfte wie bewölkt oder eine Abendaufnahme. Was passiert mit den Kontrasttüchern, wenn man nicht abdunkelt?

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Trotz der sehr hellen Szene kann das mattweiße Tuch den Vorteil der Lichtausbeute nicht nutzen, denn das Fremdlicht legt sich wie ein Schleier über das Bild und „wäscht“ es aus. Am plastischten wirkt das Bildergebnis des Neutral Gain Tuches.

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Je dunkler die Szene, je größer der Schwarzanteil, desto besser kann das Low Gain Tuch die Vorteile seiner Dunkelheit ausspielen. Die Gefahr, dass dunkle Details „versumpfen“ bleibt allerdings weiterhin bestehen, hier ist eine genaue Gamma-Kalibrierung erforderlich.

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Der Vorteil kehrt sich in den Nachteil bei hellen Bildern in hellen Umgebungen. Hier nimmt das Auge das Raumlicht als Referenz du vergleicht unbewusst die Helligkeit der Leinwand. Die Bildhelligkeit sollte also immer die Wandhelligkeit erreichen, wenn man unter Fremdlicht schauen möchte. High Gain Leinwände sind hier deutlich im Vorteil

 

Kapitel 7:
Schwarz und Weiß sind relativ

Der Praxisvergleich hat verschiedene Aspekte zu Tage getragen, von denen einige wenig überraschend waren: Dass ein 0.5 Gain Tuch den Schwarzwert verbessert, gleichzeitig aber auch deutlich Helligkeit kostet, ist nahezu selbsterklärend, verhält es sich doch ähnlich wie ein Graufilter. Überraschend ist es hingegen, dass in dunklen Mischszenen (Stadt bei Nacht), die Helligkeitsunterschiede bei weitem nicht so auffallen, wie bei Tageszenen oder Sportübertragungen. Sogar die Raumbegebenheiten und eventuelles Fremdlicht haben einen Einfluss darauf, wie hell uns bestimmte Bilder erscheinen.

Unsere Augen reagieren also auf Bildhelligkeiten unterschiedlich, je nachdem, in welcher Konstellation sie auftauchen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Unsere Augeniris regelt den Lichtstrom unsere Auges, sorgt damit wie die Blende einer Kamera stets für die optimale Belichtung. Dadurch wirkt die doppelte Helligkeit nicht immer doppelt so hell, unsere Wahrnehmung ist logarithmisch. „Last but not least“ erfolgt die finale Bildbearbeitung in unserem Gehirn, das eine Korrektur auf Basis von Erfahrungswerten durchführt, eine nachträgliche Bildverbesserung sozusagen.

Für Schwarzwert und Helligkeit bedeutet dies: Auch wenn sie objektiv unterschiedlich sind, können sie für das Auge nahezu gleich erscheinen, aber auch umgekehrt. Beeindruckend deutlich wird die Helligkeits-Interpretation anhand von Referenzen durch eine klassische optische Täuschung:

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Feld A des Schachbrettes sieht für unser Auge deutlich dunkler aus, als Feld B. Subjektiv würden wir A also den klar besseren Schwarzwert bescheinigen, als Feld B. Selbst wenn wir wissen, dass beide Felder genau dieselbe Helligkeit haben, weigert sich unser Gehirn, dies zu akzeptieren. Erst durch den Beweis werden wir überzeugt.

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Erst wenn man die beiden Felder in ihrer Farbe verbindet, erkennen wir widerwillig unseren Irrtum. Doch woher kommt die Täuschung?

Unser Gehirn nimmt in dem Bild vor allem Kontrast zwischen dunklen und hellen Feldern wahr. Neben zwei hellen Feldern wird der Kontrast verstärkt. Im Schattenbereich des Zylinders sind die Felder zwar alle erkennbar dunkler, doch der Unterschied zwischen den Referenzen (hell vs dunkel) bleibt erhalten. Feld A liegt aber wiederum nicht im Schattenbereich, sondern stellt ein dunkles Feld gegenüber den Nachbarfeldern und dem Hintergrund dar. Bei Feld B handelt es sich hingegen um ein weißes Feld, das für unser Hirn heller sein „muss“, als ein dunkles Feld. Das Phänomen hat auch nichts mit der Dreidimensionalität der Darstellung zu tun, wie die 2D Variante oben beweist.

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Unser Auge wertet hell und dunkel also nach Referenzen in unmittelbarer Nähe. Schwarz kann „relativ“ sehr dunkel wirken, auch wenn es objektiv hell ist, und umgekehrt. In unserem Heimkino sieht es ähnlich aus: Je heller die Umgebung, desto eher nehmen wir etwas schwarz war.

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Betrachten wir das obige, klassische Testbild des ANSI Schachbrettkontrastes: Bei einem Beamer mit gutem ANSI Kontrast (>300:1) sehen die schwarzen Felder für unser Auge richtig satt und dunkel aus, wir haben nichts zu bemängeln. Doch tatsächlich ist der hier gezeigte Schwarzwert eher „schlecht“, denn mit 300:1 ist er bei einem HighEnd Beamer wie z.B. dem Sony VW270 rund fünfizigmal(!!) höher als der native Schwarzert des Beamers in dunkler Filmszene.

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Wie aufgehellt die schwarzen Felder tatsächlich sind, erkennen wir erst, wenn die die weißen Referenz-Felder durch schwarze ersetzen. Nun hat unser Auge eine andere Schwarz-Referenz und stuft die eben noch als schwarz interpretierten Felder nun als grau ein.

Dieses Phänomen ist auch bei Projektoren deutlich zu erkennen: Nehmen wir als Beispiel den klassischen DLP Mittelklassprojektor, wie derzeit z.B. den Optoma UHD51. Solche Modelle bieten mittlerweile eine hervorragende Schärfe, tolle Farben, eine sehr gute Helligkeit und einen hohen Inbildkontrast, alleine im absoluten Schwarzwert haben sie sichtbare Defizite. Installiert man so einen Projektor im optimierten Heimkinoraum mit schwarzen Wänden und projiziert auf eine mattweiße Leinwand, so wird dieses Defizit sehr deutlich in dunklen Szenen.

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Der nicht optimale Schwarzwert des Beamers wird
im schwarz optimierten Raum deutlich.

Der Grund dafür ist aber nicht alleine der mäßige Schwarzwert des Projektors, sondern auch die Tatsache, dass die schwarze Raumoptimierung dem Auge die Referenz für das perfekte Schwarz gibt. Im Vergleich dazu erkennt es schnell, wie viel heller der Schwarzwert des Beamers ist. Besonders bei zusammenhängenden Schwarzflächen wie den Letterboxbalken von Cinemascopefilmen wird dies deutlich, weil sie als permanente Schwarzwertreferenz eingeblendet werden und so das Auge sie dauerhaft mit dem perfekten Schwarz rund um die Leinwand vergleichen kann.

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Die Letterboxbalken wirken je nach Beamer immer grau

Um subjektiv Linderung zu schaffen, ist es daher üblich, die Maskierung variabel zu gestalten und auch die 21:9 Balken bei entsprechenden Filmen schwarz abzudecken. Die zusammenhängende dunkelgraue Fläche wird so durch die Schwarzwertreferenz ersetzt. Der Schwarzwert innerhalb des Bildes wird dadurch zwar immernoch „milchig“, aber durch den sich ständig wechselnden Bildinhalt kommt dies seltener zum tragen.

Setzt man denselben Mittelklasse DLP Projektor in einem herkömmlichen Wohnzimmer in Verbindung mit einer Kontrastleinwand ein, so ist sein nativer Schwarzwert nicht besser, als im optimierten Heimkinoraum. Nicht mehr vorhanden ist allerdings die perfekte Schwarzwertreferenz für das Auge, denn die hellen Wände und Decken erscheinen durch das Streulicht viel heller, als das native Schwarz des Projektors. Im Verhältnis wird es als viel dunkler interpretiert (wie beim ANSI Testbild) und der Mittelklassebeamer wirkt auf einmal plastischer, als seine technischen Eigenschaften vermuten lassen.

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Ohne direkte Schwarzreferenz erscheinen
die grauen Balken dunkler / schwarz

Dieser Effekt funtioniert allerdings nur bis zu einer bestimmten Durchschnittshelligkeit, denn in ganz dunklen Szenen mit viel Schwarzanteil und schwachen Kontrasten entsteht im Wohnraum wenig Streulicht, so dass die hellen Wände keine helfende Referenz mehr bieten.  Hier hilft dann wiederum eine Low Gain Leinwand, die den Schwarzwert des Projektors objektiv (also absolut) verbessert und so den störenden Grauschleier lindert.

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Die schwarze Maskierung einer Leinwand kann den
grauen Schwarzwert eines Beamers betonen

Im Falle von 21:9 Filmen kann zudem die schwarze Maskierung kontraproduktiv wirken, da sie auf Streulicht nicht reagiert und dem Auge wie im optimierten Raum permanent die optimale Schwarzwertreferenz direkt am Bild „einblendet“. In direkter Nachbarschaft erkennt so da Auges anhand dieser Referenz, wie viel besser da Schwarz im Bild noch sein könnte. Dies bringt uns zum Thema der schwarzen Maskierung:

Heimkinoinstallationen wachsen aus der Enthusiasten-Nische immer weiter heraus und durch die breitere Akzeptanz rücken neben Bildqualität auch Designfragen in den Vordergrund. Da ist es keine Überraschung, dass die an der Wand eleganter wirkenden „Edge Free“ Varianten sich einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Ohne Trauerrand passen sie sich optisch eleganter dem Wohnraumambiente an.

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Edge Free Screen

Unter eingefleischten Heimkinofans wird die fehlende Maskierung kontrovers diskutiert, denn bei mattweißen Leinwänden gelten sie zurecht als obligatorisch, um das Bild „einzurahmen“. Durch die dunkle Grundfärbung und die Streulichtfilterung kommt der schwarzen Einfassung bei Kontrastleinwänden eine geringere Bedeutung zu, als bei mattweißen Leinwänden.  Je dunkler ihre Grundfärbung und je besser ihre Streulichtfilterung, desto dunkler erscheinen sie vor den hellen Wohnzimmerwänden und stellen so ihre eigene Maskierung dar, die sich variabel dem Bildformat anpasst.

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Durch die Streulichtfilterung und die hellen Wände als Referenz
erscheint die Tuchfarbe nahe an Schwarz

Der unbeleuchtete Teil der Leinwand wird zur neuen Schwarzwertreferenz vor hellem Hintergrund (Wohnzimmerwand) und der Unterschied zum nativen Projektorschwarz wirkt geringer. Gerade bei 21:9 Leinwänden hilft das Fehlen der Absolut-Schwarz Referenz und das Bild wirkt homogener. Sind Schwarzmaskierungen also obsolet geworden bei Kontrastleinwänden? Nein, denn obiger Effekt ist natürlich auch vom nativen Schwarzwert des Projektors abhängig. Ist dieser zu schlecht, kann ihn auch die Leinwand nicht mehr subjektiv retten. Und schließlich ist es auch noch eine Geschmacksfrage:  So mancher konservativer Heimkinofan hat sich so an die schwarze Einfassung gewöhnt, dass er auf sie partout nicht verzichten möchte, mit dem rahmenlosen Bild assoziiert er eher den TV. Dagegen hilft es allerdings, das Bild etwas kleiner zu Zoomen uns so einen Rahmen auf der Edge Free Leinwand „künstlich“ zu erzeugen, voilà: Das schwarze Rahmenfeeling ist zurück!

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Je heller die Umgebung, desto heller muss auch das Bild wirken,
um nicht zu dunkel zu wirken.

Was im dunklen gilt, gilt auch im hellen: Nicht nur der Schwarzwert des Bildes unterliegt einer ständigen Interpretation des Auges, auch zur Einstufung der Bildhelligkeit sucht sich das Auge eine ständige Referenz. Und hier verhält es sich genau umgekehrt, als beim Schwarzwert: Je dunkler der Raum um das Bild herum, desto weniger Helligkeit braucht unser Auge, um hell zu empfinden.

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Je dunkler Wände und Raum,
desto weniger Licht braucht der Projektor

Dazu ein Praxis-Beispiel aus eigener Erfahrung: Erfahrene Heimkinofans wissen, dass es sich beim Epson LS10000(10500) um einen kontraststarken Projekor mit hervorragendem Schwarzwert handelt, der aber „obenrum“, sprich in der Maximalhelligkeit, etwas schwächelt (<1000 Lumen). Gerade bei größeren Bildbreiten hat er für viele Geschmäcker nicht genug „Punch“, um überzeugend hell zu wirken, erstrecht nicht bei HDR / UHD Zuspielung. Dementsprechend gering waren die Abverkaufszahlen und derzeit sieht es so aus, als ob die Serie von Epson leider nicht fortgesetzt wird.  Verkleidet man den Kinoraum aber mit einem  extrem lichtschluckenden Stoff (Triple Black Velvet), so schaut man im wahrsten Sinne des Wortes ins „Nichts“: Dem Auge fehlt jegliche Helligkeitsreferenz und schon schwache Lichtquellen wirken übermäßig hell. Davon profitiert auch die Beamerhelligkeit: Selbst im mittlerem Helligkeitsmodus wirkt der Epson LS10000 glaubwürdig hell und plastisch. (Viele Grüße an dieser Stelle an Anna Landes und Florian Auté! )

Doch kontraststeigernde Leinwände kommen gerade nicht in schwarzoptimierten Räumen zum Einsatz, sondern in nicht optimierten Räumen mit hellen Wänden. Diese vom Streulicht beleuchteten Wände wiederum dienen dem Auge als Helligkeitsreferenz: Je heller die Wand hinter der Leinwand, Decke und Boden, desto heller muss das Bild der Leinwand erscheinen, um glaubwürdig strahlend zu erscheinen. Vor allem bei Restlichprojektionen in nicht ganz abgedunkelten Räumen sollte die Projektion mindestens die Helligkeit der Umgebung erreichen. Um böse Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Beleuchtungsstärke der Wände mit einem Luxmeter zu ermitteln und damit die erforderliche Beamerhelligkeit zu berechnen.

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Mit einem Luxmeter misst man schnell Raumhelligkeiten

Dazu ein Beispiel: Unser Luxmeter zeigt am gewünschten Leinwandort eine Helligkeit von 300 Lux an. Diesen Wert sollten wir mit dem Beamer mindestens erreichen, besser überschreiten. Gehen wir auf von einem Durchnittsprojektor mit 1200 Lumen aus, begrenzt dies die Leinwandgröße auf 2,6 m Breite. Für mehr Spielraum benötigen wir eine „High Gain“ Variante, mit der Cingrey5D z.B. könnten wir die Bildbreite auf bis zu 2,9m  steigern. „Low Gain“ Leinwände sind in diesem Fall nicht zu empfehlen, da sie die Bildhelligkeit unter das Umgebungslicht drücken (600  Lumen).

Wie gerade gezeigt, nimmt die Umgebung einen nicht unerheblichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Schwarzwert, Helligkeit und Kontrast. Dennoch gibt es absolute Werte, die man möglichst nicht unterschreiten sollte, um eine glaubwürdige Darstellung zu erlauben. Eine gängige Empfehlung der Industrie setzt das untere Limit bei 16fl. Für die im Heimkino gängige Bildbreite von 2,6m wäre demnach eine Lichtleistung von 500 Lumen notwendig. Ein moderner Heimkinoprojektor bietet mit 1000 bis 1200 Lux mehr als genügend Lichtreserven. Selbst mit einer starken Low Gain Leinwand (0,5 Gain) wird genügend Licht mobilisiert und der Schwarzwert dementsprechend verbessert. In Kombination mit dem Eco Modus (-25% Helligkeit) und Lampenalterung (-10% bis -30%) kann es aber schon „eng“ werden. Hier empfehle sich Beamer mit mehr Lichtreserven, um den Lichtverlust auszugleichen.

Spezialfall UHD Premium / HDR

Eine weitere Sonderstellung nimmt der neue UHD Premium / HDR Standard ein. Durch die „High Dynamic Range“ soll die Kontrastdarstellung deutlich realitätsnäher werden, als bei herkömmlichem SDR. Erreicht wird dies durch eine Erhöhung des Kontrastumfanges und der maximalen Beleuchtung auf 1000nits bis 4000nits. Rein technisch gesehen sind Projektoren konstruktionsbedingt nicht zu so einer Lichtleistung in der Lage, was sie in Anbetracht der Bildgrößer auch nicht müssen. Damit genügend Reserven für eine glaubwürdige Abbildung von HighLights zur Verfügung stehen, sollte der Beamer im Maximalweiß wenigstens an die 100nits erreichen.  Das entspräche bei der gängigen Leinwandbreite einer Lichtleistung von ca. 1000 Lumen projektorenseitig.

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Richtig justier kännen Projektoren mit 100cd/m² HDR Inhalte bis
ca. 1000nits abbilden, ohne dunkel zu erscheinen.

Ist eine glaubwürdige HDR-Bilddarstellung tatsächlich nur mit vierstelliger Lumenleistung möglich? Nein, mit geschickter Gammaanpassung kann man auch mit weniger Licht eine ansprechende Bilddarstellung erreichen, allerdings werden deutliche Kompromisse in der Abbildung von Highlights notwendig: Entweder werden diese komplett verschluckt oder die Durchzeichnung vermindert. In jedem Fall erscheinen Highlight nicht so hell, wie von den Machern beabsichtigt und verlieren so ihre HDR Wirkung. Übrig bleibt eine gute SDR-Qualität, die von der sorgfältigeren Abstimmung der UHD-Blurays profitiert.  Von HDR im eigentlichen Sinn kann aber keine Rede sein, wenn nicht genügend Lichtleistung für Highlights zur Verfügung steht. Des wiederum spricht für die High-Gain Varianten, die die Lichtreserven der Beamer nach oben korrigieren. Dies wiederum funktioniert aber nur in einer Kombination mit einem besonders kontraststarken Projektor, denn der Schwarzwert darf unter dem High Gain nicht zu sehr leiden.

Tricks zur Schwarzwertverbesserung (Lampen)

Kontrastleinwände filtern das Streulicht des Raumes und verbessern so in Mischszenen den Schwarzwert und Inbildkontrast. Das Ergebnis ist in jedem Fall beeindruckend, doch geht noch mehr? Mit folgenden zwei Methoden können Sie die Bildtiefe weiter steigern:

1) Direktes Streulicht vermeiden
Kontrastoptimierte Tücher filtern vor allem schräg einfallendes Streulicht. Je schräger der Einfall, umso größer der Absorptionsgrad. Aus einer Richtung können und dürfen sie aber möglichst kein Licht absorbieren: Aus Richtung des Projektors! Dies macht die der Leinwand gegenüberliegenden Wand zum größten Störfaktor im Wohnraum.

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Die der Leinwand gegenüberliegende Wand sorgt auch bei Kontrastleinwänden
für störendes Streulicht, denn aus der Richtung des Beamers
filtert diese das Streulicht nicht

Möchte man den Einfluss der Rückwand vermindern, so sollte man das Streulicht von ihr minimieren, entweder durch einen dunklen Anstrich, der die Wohnlichkeit durchaus nicht stören muss, oder durch ein lichtabsorbierendes Bild, oder durch abgetöntes Mobiliar.

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Setzt man die gegenüberliegende Wand dunkel ab,
nimmt der Inbildkontrast signifikant zu

Schaltet man diese störende Streulichtquelle aus, so verbessert sich der Imbildkontrast signifikant und kann beinahe messtechnisch den Inbildkontrast eines optimierten Raumes erreichen (>300:1).

2) Subjektiven Schwarzwert verbessern
Wem der native Schwarzwert des Projektors nicht gut genug ist, der kann das Auge durch einen neuen Referenz-Level täuschen: Platziert man neben der Leinwand zwei dezente Lichtquellen (Steh- oder Wandleuchten), so interpretiert sie unser Gehirn als den gültigen Helligkeitsmaßstab und passt die Augeniris und die Wahrnehmung drauf an. Der Referenz-Level für Schwarz steigt und der Schwarzlevel im Bild wird sichtbar besser.

Lampen_Kontrast
Die Lichtquellen verschieben den subjektiv guten Schwarzwert,
das Bild wirkt kontrastreicher

Allerdings funktioniert dieser Trick nur bei ausreichender Lichtleistung des Beamers (wie oben erläutert darf das Bild nicht dunkler sein, als die Helligkeiten, die es umgibt) und Filmpuristen werden beklagen, dass das Kino-Feeling wegen der Lampen vermindert wird, das Ergebnis eher „TV-Feeling“ vermittelt. Letzteres bleibt eine Geschmacksfrage, wenn man in Sachen Kinofeeling flexibel ist, kann man die Bildqualität aber mit einfachen Mitteln aufwerten.

 

Kapitel 6:
Die wirklich objektive Vorführung? Tipps, wie Sie richtig vergleichen!

Ein sehr beliebtes Argument vieler Fachhändler ist es, dass der eigene Eindruck das einzig Entscheidende sei. Tatsächlich ist es sehr empfehlenswert, sich ein eigenes Bild von den unterschiedlichen Eigenschaften von Kontrastleinwänden zu machen. Vor allem die Nebeneffekte wie Blickwinkel und Glitzern unterliegen einem subjektiv stark unterschiedlichen Empfinden und in der Live-Vorführung kann man sehr gut ein Gefühl dafür entwickeln, wie stark man persönlich auf die unvermeidbaren Nebeneffekte von Kontrast-Leinwänden reagiert. Das gleiche gilt für die Balance zwischen Helligkeit und Schwarzwert.

Soweit, so richtig, doch meist unerwähnt bleibt die Frage, wie objektiv „ehrlich“ eine Vergleichsvorführung in der Praxis durchgeführt wird. Tatsächlich hat man als Vorführer jede Menge kleine „Stellschrauben“, eine Vorführung in die gewünschte Richtung zu lenken: Möchte man z.B. eine Leinwand gut aussehen lassen, die ihre Stärken im Schwarzwert und Sichtwinkel hat, diese aber mit erheblichem Lichtverlust erkauft, dann wird der Vorführer vermehrt dunkle Mischszenen auswählen, bei denen der Helligkeitsunterschied für das Auge weitgehend unbemerkt bleibt. Ein Direktvergleich von hellen Szenen, mit homogenen Flächen wird dagegen vermieden. Oder der „unbeliebte“ Testkandidat wird vertikal aufgestellt, was seine Bildcharakteristik stark zum Nachteil verändern kann (wie oben erläutert filtern manche Leinwandmodelle vertikal und horizontal unterschiedlich). Oder einer der Testkandidaten wird leicht angewinkelt aufgestellt und erscheint so dunkler, als bei einer richtigen Installation (wie oben erläutert reichen bei manchen Modell schon kleine Veränderungen im Beleuchtungswinkel, um die Lichtleistung zu verringern). Oder es wird bewusst ein Beamer ausgewählt, der das „Lieblingsfrabrikat“ besonders gut aussehen lässt: Im Falle eine Low Gain Leinwand ein besonders lichtstarker Beamer, im Falle von High Contrast ein besonders lichtschwacher Beamer, usw.  Oder, oder oder…

Da dem Laien oft die technische Erfahrung fehlt, bemerkt er gar nicht, wie er vom langjährigen Heimkino-Profi bewusst in die eine oder andere Richtung gelenkt wird. Und auch daheim fällt ihm die falsche Beratung oft lange Zeit nicht auf, da er dort keine objektiven Vergleichsmöglichkeiten mehr hat. Um das zu verhindern, geben wir in diesem Kapitel Tipps, wie man einen möglichst objektiven Vergleich realisiert und die persönlich beste Leinwand ermittelt.


Seriöser Tuchvergleich nur im echten SplitScreen!

Die Leinwandhersteller machen es richtig: Viele Produzenten beliefern ihre Fachhändler mit speziellen „Splitscreen“-Leinwänden, bei denen eine Hälfte aus dem jeweiligen Kontrasttuch besteht, während die andere Hälfte ein normales mattweißes Gain1.0 Tuch zeigt.

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Einige Hersteller fertigen für den objektiven Vergleich extra
Split Screen Demo Leinwände

So eine Leinwand erlaubt tatsächlich einen objektiven Vergleich, weil die Projektions- und Sichtwinkel absolut identisch sind. Doch leider gibt es diese Demo-Leinwände nicht mit verschiedenen Kontrasttüchern nebeneinander, immer „nur“ in Vergleich zu mattweiß. Als Orientierung, wie ein objektiver Tuchvergleich durchgeführt werden kann, dienen sie trotzdem.

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Der klassische Shootout:
Wirkt auf den ersten Blick sinnvoll, führt aber nicht zu einem objektiven Vergleich.

Ebenfalls keinen Sinn ergibt zum Beispiel ein Shootout / Vergleich mit verschiedenen autarken Kontrastleinwänden nebeneinander, weil die Projektion sehr winkelabhängig ist: Steht man im Optimalbereich des einen Tuches und blickt rüber zu dem anderen, so zeigt dieses nur einen Bruchteil seiner Leistungsfähigkeit. Geht man zu anderen Leinwand herüber, verändert sich wiederum die erste Leinwand und aus dem Gedächtnis ist kein guter Vergleich möglich. Stellt man sich wiederum in die Mitte zwischen beide Leinwände, zeigen beide nicht ihre optimale Performance. So ein Vergleich ist nicht fair, auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, denn idR.  gewinnt die Leinwand, die aus schrägen Positionen weniger Lichtverlust hat. Das wiederum kann aber auch bedeuten, dass die Streulichtfilterung geringer ist, usw.. Langer Rede kurzer Sinn: Die Betrachtungswinkel müssen zeitgleich bei beiden Tüchern identisch optimal sein, wie bei einer Splitscreen Leinwand.

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Kein aussagekräftiger Vergleich:
Vertikal falsch und angewinkelt „zusammen gewürfelte“ Leinwände
verfälschen Kontrast und Helligkeit der Tücher

Es ist auch wenig sinnvoll, irgendwelche Leinwände kreuz und quer aneinander zu würfeln, denn dabei werden weder die vorgesehenen Projektionsrichtungen eingehalten, noch stimmen die Projektionswinkel überein (schon wenige Grad Abweichung sorgen für signifikante Verfremdungen). Demenstprechend irreführend sind die Ergebnisse.

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Wenn Leinwände dicht genug aneinander montiert werden.
ist ein seriöser Vergleich möglich

Für einen direkten Vergleich müssen die Testtücher absolut(!) parallel und möglichst noch in einer einzigen Ebene positioniert sein. Im Idealfall wird eines der Tücher auf das andere aufgelegt, wobei auch die Ausrichtung genau stimmen sollte. Minimal kann man einen Splitscreen mit zwei Rollo-Varianten erzeugen, wobei man aber ebenfalls auf einen minimalen Abstand von wenigen Zentimetern achten sollte. Alles andere verfälscht das Ergebnis!

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Ein Vergleich mit Tuchmustern ist legitim,
solange das Handmuster richtig ausgerichtet wird (nicht angewinkelt, nicht verdreht)
Hier: Low 0,5 Gain gegen Neutral 0,9 Gain

Sehr beliebt ist es auch, ein Muster ins Bild einer anderen Leinwand zu halten. Für einen Helligkeitsvergleich zwischen Tüchern ist diese Methode in der Tat gut geeignet, solange man Ausrichtung und Winkel einhält. Für einen kompletten Kontrastendruck sind die Tuchmuster allerdings zu klein.

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So gut wie kein sichtbarer Unterschied zwischen einem 1000 Lumen Bild und einem 600 Lumen Bild? Dann ist etwas faul im Staate Dänemark…

Auf jeden Fall „stutzig“ sollte man werden, wenn man trotz verschiedener Gainwerte keine Helligkeitsunterschiede wahrnimmt, denn dies kann nur auf Fehler oder Manipulation in den Vorführungsbedingungen zurückzuführen sein. Merke: 600 Lumen erscheinen niemals so hell, wie 1000 Lumen.


Von Material nicht irreführen lassen!

Je nach Bildmaterial zeigen Leinwände (und Beamer) eine ganz andere Bildcharakteristik. Schwarzwertoptimierten Leinwänden kommen Bildinhalte mit hohem Schwarzanteil zu Gute, hellen Leinwände Tageslichtszenen, TV-Sendungen oder Live-Übertragungen. Mit extra ausgesuchtem Material kann man eine Leinwand besonders gut aussehen lassen oder umgekehrt.

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Für die Demonstration von Kontrastgewinnen durchaus geeignet,
aber keinesfalls aussagekräftig für einen Helligkeitsvergleich

Für einen objektiven Helligkeitsvergleich sollte man unbedingt darauf achten, dass das Demomaterial homogene (zusammenhängende) helle Flächen aufweist und nicht „zerklüftet erscheint“. Ein klassisch gut geeignetes Material ist z.B eine Fußballübertragung, denn im grünen Rasen werden Helligkeitsunterschiede sehr schnell deutlich, sowohl im Splitscreen als auch bei der „Tuch auf Tuch“ Vorführung mit kleineren Mustern. Auch Testbilder (Weißfelder oder Graustufen) sind geeignet.

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Die Helligket sollte man mit hellen, homogenen Bildern vergleichen

Für einen Kontrastvergleich eignen sich Mischszenen mit hellen und dunklen Partien gleichzeitig im Bild. Wichtig ist, dass sie Streulicht erzeugen, das von der Leinwand gefiltert werden muss. Auch ein Test mit indirekter Fremdlichtquelle kann durchaus sinnvoll sein.

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Die Kontraststeigerung von Leinwänden kann man mit Gegenlichtaufnahmen
sehr gut testen, weil hier starke Kontraste im Bild sind und viel Streulicht im Raum entsteht

Am aussagekräftigsten wird für Sie der Vergleich, wenn das Demomaterial genau ihren Anwendungen entspricht: Beabsichtigen Sie, mit dem Projektor auch gelegentlich TV zu schauen, dann sollten sie auch entsprechendes Material vor dem Kauf sichten. Das gleiche gilt für Spielfilme, Videospiele usw. Eine High-Gain Leinwand bringt zum Beispiel keine große Verbesserung, wenn man sie ausschließlich für sehr dunkle Spielfilme nutzen will, umgekehrt ist eine Low Gain Variante eher ungeeignet für den TV-Nachmittag unter Restlichtbedingungen. Nur wenn man alle geplanten Anwendungen mit der Leinwand probe gesichtet hat, findet man die optimale Variante!

Testen Sie nur mit vergleichbarem Beamer!

Wie schon erläutert bildet die Leinwand mit dem Projektor eine Einheit und dementsprechend kann dieser einen irreführenden Einfluss auf den Vergleich nehmen. Helle Beamer harmonieren besonders mit dunkel getönten Leinwänden, Beamer mit besonders hohem ANSI Kontrast können einen höheren Kontrastgewinn suggerieren, als bei Ihnen daheim, usw.

 

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Ein besonders heller und kontrastreicher Beamer kann Kontrastleinwände
besser erscheinen lassen, als sie normalerweise sind

Bei der Vorführung kann eine Leinwand z.B. angenehm hell wirken, doch mit dem Beamer daheim ist es auf einmal zu dunkel. Oder der Schwarzwert erschien in der Vorführung toll (weil ein besonders kontraststarker Beamer zum Einsatz kam) und daheim enttäuscht der Schwarzwert.

Vergleichen Sie daher grundsätzlich die Leinwände nur in Kombination mit Ihrem Beamermodell (ideal) oder einem Beamer gleicher Technik und gleicher Grundeigenschaften (Helligkeit / Kontrast). Nur dann erkennen Sie, wie eine Leinwand mit Ihrem Beamer daheim harmoniert. Bei einer ehrlicher Vorführung wird dies kein Problem sein.

Bildgröße und Raumbegebenheiten müssen ähnlich sein!

Wie aufgezeigt hat der Raum einen erheblichen Einfluss auf die Streulichtfilterung von Kontrast-Leinwänden. Durch eine geschickte und unauffällige „Raumoptimierung“ im Vorführstudio kann eine Leinwand im Vergleich ein viel besseres Bild abgeben, als im heimischen Wohnzimmer.

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Demo-Projektionen in abgeschlossenen Räumen ohne Fenster
sind wenig sinnvoll

Achten Sie daher darauf, dass der Vergleich auch unter ernstzunehmenden Wohnzimmerbedingungen durchgeführt wird. Ein Verkaufsraum wird nicht die gleichen Streulichteigenschaften haben, wie Ihr Wohnzimmer. Testen Sie auch unter den gleichen Lichtbedingungen, die sie daheim nutzen: Abdunklung mit weißen Wänden, Kunstlicht im Raum, Tageslicht im Raum – jeweils in Kombination mit der entsprechenden Anwendung (Spielfilme, Sport, Videospiele). Ist der Vorführraum darauf nicht vorbereitet, ist der Vergleich wenig sinnvoll. Die besten Fachhändler bieten daher inzwischen Vorführräume, die authentisch wie ein Wohnzimmer geschnitten und ausgestattet sind.

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Eine repräsentative Demo ist bei Kontrastleinwänden nur
unter Wohnraumbedingungen möglich

Achten Sie auch darauf, dass die Beamer-Installation mit einer Wohnrauminstallation vergleichbar ist (Beamer hoch unter der Decke positioniert), denn die Projektionswinkel sind entscheidend für das Bildergebnis!

 

Bildhelligkeit egal? Mitnichten!

Manchmal wird in die Richtung argumentiert, dass die objektive (gemessene) Bildhelligkeit nicht entscheidend sei, denn das Bild auf der Leinwand sei ja schließlich subjektiv hell genug. Abgesehen davon, dass sich dieser subjektive Eindruck je nach Beamer, Raum und Bildmaterial schnell umkehren kann, ist die Empfehlung, auf technische Fakten zu verzichten, grob fahrlässig. Nicht umsonst ist die Bildhelligkeit gerade in den vergangenen Generationen von TVs, Projektoren und Bildstandards (HDR) in den Vordergrund gerückt, denn von ihr hängt der Realismus eine Bildreproduktion maßgeblich ab.

Blicken wir ein paar Jahre zurück: Lange Zeit standen Schwarzwert und Kontrast im Vordergrund der Qualtätsbeurteilung von Beamern. Nicht ohne Grund, denn der Schwarzwert der älteren Semester unter der Digitalbeamern war alles andere als befriedigend: Sobald eine Filmszene dunkel wurde (was viele Filmszenen betrifft), legte sich ein störender Grauschleier auf das Bild und beeinträchtigte die Dynamik. Von Generation zu Generation wurde von Beamerherstellern und Tunern an der Optimierung des Schwarzwertes und des Kontrastes gearbeitet, bis schließlich so gute Ergebnisse erreicht wurden, dass auch dunkle Filmszenen ansehnlich wurden und das Kino-Original in den Schatten stellten. Wenig diskutiert wurde dabei die maximale Helligkeit, tatsächlich belief sich die kalibrierte Lichtleistung der meisten Modelle nur zwischen 300 und 400 Lumen, im Eco-Modus auch darunter. Das Bild war für viele Geschmäcker „hell genug“, was in optimierte Räumen und Spielfilmmaterial auch subjektiv so empfunden werden kann. Als TV Ersatz oder zum Zocken verwendeten nur wenige ihre Beamer.

Dann kam der 3D-Boom und mit ihm mussten die Beamer deutlich heller werden: Die aktiven 3D Brillen, die bei Beamern Verwendung finden, „schlucken“ technisch bedingt über 80% Lichtleistung. Selbst bei einem 1000 Lumen Projektor verbleiben so hinter der Brille lediglich 150 bis 200 Lumen. Der Lichtverlust ist immens, wie jeder sofort wahrnimmt, der die Brille aufsetzt oder abnimmt. Auch hier gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Doch viele waren nicht bereit zu Gunsten der 3D Helligkeit starke Einbußen in der Helligkeit einzugehen: Passive 3D Systeme mobilisieren wesentlich mehr Licht und es wird schnell ersichtlich, wie sehr sich die Extra Lichtleistung lohnt. Die 3D Welle ist inzwischen wieder verebbt, aber die Beamer sind hell geblieben. Top-Modelle haben zusätzlich einen hervorragenden Schwarzwert, so dass eine Kontrastoptimierung auf Kosten der Helligkeit nicht mehr notwendig ist.

Gain_Vergleich

Mittlerweile ist die kalibrierte Helligkeit eines jeden Heimkinobeamers fester Qualitätsbestandteil, der zurecht von den Fachhändlern bei Vorführungen verglichen wird. Spätestens seit HDR wird deutlich, dass nicht alleine der Schwarzwert und Inbildkontrast für einen realistischen Bildeindruck entscheidend ist, sondern auch eine glaubwürdige Helligkeit von Highlights.

Kapitel 7:
Finaler Überblick

Zum Abschluss dieses großen Leinwandspecials geben wir eine finale Übersicht unserer Testreihen und eine Einordnung gemäß ihrer Leistungsdaten. Welche Leinwand ist für welche Anwendungen besonders empfehlenswert?

Dieser differenzierte Vergleich hat gezeigt, dass alle von uns getesteten, streulichtfilternden Leinwände ihrer Aufgabe durchaus gerecht werden, Schwarzwert und Inbild-Kontrast unter normalen Wohnzimmerbedingungen signifikant zu verbessern. Mit ihrer grauen Grundfärbung verdunkeln sie den Schwarzwert (und Fremdlicht), während sie durch die Lichtbündelung einen Teil des Lichtverlustes wieder ausgleichen. Gleichzeitig wird schräg einfallendes Streulicht absorbiert und kann so das Bild nicht auswaschen. Aber: Die Physik lässt sich nicht aushebeln und die perfekte Qualität bei einer Großbildprojektion erhält man grundsätzlich nur in komplett abgedunkelten und möglichst schwarz ausgekleideten Räumen. Nicht umsonst sind nahezu alle Qualitätskinos dieser Welt genau so beschaffen.

Entscheidend für ein optimales Ergebnis ist die richtige Balance aus Schwarzwert und Lichtausbeute. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Tüchern. Während zwei Testkandidaten den Schwerpunkt deutlich auf die Schwarzwertoptimierung legen, wurde bei anderen eine ausgewogene Balance mit mehr Leuchtkraft angestrebt. Eine wiederum setzt auf den Lichtgewinn. Dadurch ergeben sich individuelle Eigenschaften und Unterschiede, die wir im folgenden einordnen:

Stewart Firehawk G4 – Neutral Gain par excellence!

Wie eingangs erläutert, ist der Zweck dieses aufwändigen Specials nicht das Küren eines einzelnen Siegers, sondern eine möglichst detaillierte Hilfestellung bei der Wahl der richtigen Variante für die heimische Heimkinoinfrastruktur und persönlichen Sehgewohnheiten. Dennoch hat uns dieses Tuch von Stewart besonders gut gefallen, weil es eine hervorragende Kontraststeigerung mit einer ausgewogenen Balance und wenig störenden Nebeneffekt kombiniert, wie kein zweites Tuch im Testfeld.

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Sie gewährleistet eine gute Bildplastizität, indem sie den Schwarzwert verbessert und störendes Streulicht filtert. Gleichzeitig erhält sie komplett(!) die Helligkeit des Projektors. Sie ist weder nur auf Schwarzwert oder nur auf Leuchtkraft ausgelegt, sondern ihren Konstrukteuren ist eine Gewichtung gelungen, die sowohl dunkle als auch helle Szenen (und alle Mischszenen dazwischen) eine gute Plastizität verleiht, ohne dass Defizite zu sehr ins Auge fallen. Das gleiche gilt für die zwangsläufigen Nebenerscheinungen wie Hotspot oder Glitzern. Beides ist zwar vorhanden, aber in guten und unauffälligen Toleranzen. Der Blickwinkel ist je nach Abstand dabei für zwei bis vier Personen ebenfalls geeignet, so dass man nicht nur alleine in den Genuss des guten Bildes kommt. Die Vorteile überwiegen hier deutlich gegenüber den Nachteilen.

Trotz dieser hervorragenden Gewichtung kann aber auch die Stewart Firehawk keine Wunder bewirken, will heißen: Der Anwender muss weiterhin darauf achten, dass kein strahlender Sonnenschein direkt einfällt oder helles Halogenlicht den Raum ausstrahlt. Doch die Möglichkeiten der Tages- und Wohnzimmernutzung werden signifikant gesteigert.

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Alles in allem ist uns bis heute keine andere so ausgewogen streulichtoptimierte Leinwand begegnet, wie die Stewart Firehawk. Man merkt ihr in allen Details an, dass sie von Ingenieuren konstruiert wurde, die jahrzehntelange Erfahrung in der professionellen Kinoprojektion gesammelt haben und genau wissen, welche Bildeigenschaften wie zu gewichten sind, damit sich insgesamt ein harmonischer Bildeinruck für den Betrachter ergibt, selbst unter widrigen Raumbegebenheiten. Das Gleiche gilt für ihre mechanische Konstruktion, die durch ihre Einfachheit im Aufbau bei gleichzeitig tadelloser Qualität keine Wünsche offen lässt.

Durch ihr absolut neutrales Verhalten ohne jeglichen Lichtverlust ist die Stewart Phantom genauso universell für alle Beamer einsetzbar, wie eine mattweiße Leinwand. Will heißen: Alleine die Projektorqualität entscheidet über die Bildqualität!

  • Empfohlene Beamer: Kontraststarke Modelle der Mittel und Oberklasse
  • Empfohlener Raum: Jedes Wohnzimmer mit einem möglichen Projektionsabatanf von 2facher Bildbreite
  • Empfohlene Lichtverhältnisse: Komplette Abdunklung oder moderates Fremdlicht
  • Empfohlene Anwendung: Spielfilme, TV, Sport, Games

Stewart Phantom HALR – Neutral Gain & maximaler Kontrast

Viele der gerade aufgelisteten Eigenschaften der Stewart Firehawk lassen sich auch auf die Phantom HALR übertragen, die in ihrem technischen Aufbau noch komplexer ist. Wie vom Hersteller versprochen erreicht sie einen noch höheren Kontrast über einen noch besseren Schwarzwert.

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Dennoch sehen wir einen leichten Vorteil bei der Firehawk aufgrund ihrer neutraleren Helligkeit und ihres größeren Sichtwinkels. Wenn man als Anwender den bestmöglichen Schwarzwert sucht und bereit ist, ein wenig Beamerhelligkeit dafür zu opfern, ist die Phantom HALR die erste Wahl. Keine andere Leinwand im Testfeld rekonstruiert den Beamerkontrast so gut wie sie. Genau wie die Firehawk G4 ist sie für jeden Beamer, Anwendung und Raum geeignet, weil sie neutral den Kontrast rekonstruiert und die sonstige Bildqualität dem Beamer alleine überlässt.

  • Empfohlene Beamer: Kontraststarke Modelle der Mittel und Oberklasse
  • Empfohlener Raum: Jedes Wohnzimmer mit einem möglichen Projektionsabstand von 2-facher Bildbreite
  • Empfohlene Lichtverhältnisse: Komplette Abdunklung oder moderates Fremdlicht
  • Empfohlene Anwendung: Spielfilme, TV, Sport, Games

 

React 2.1 -> 3.0 –  Weiterentwicklung zu Gunsten der Helligkeit

Die Draper React punktet vor allem durch wenig Glitzern und eine sehr gute Kontraststeigerung. Damit ist sie für alle diejenigen empfehlenswert, die sehr empfindlich auf Nebenwirkungen von Kontrastleinwänden reagieren. In der Lichtausbeute liegt sie mit 70% im Mittelfeld und kann damit weder als Low-, High-, oder Neutral- Gain eingestuft werden. Der Lichtverlust ist aber gering genug, um mit aktuellen Beamergenerationen die üblichen Bildbreiten bis 3m auszuleuchten. Beim TV-Ersatz für Sport, Show und Spiele kann es allerdings knapp werden, erstrecht unter Restlichtbedingungen (nicht komplett abgedunkelter Raum). Bei der Aufstellung empfehlen wir einen Mindestabstand 1,7-facher, besser von 2-facher Bildbreite, denn die React hat einen Hang zur horizontalen Hotspotbildung mit sichtbarem Helligkeitsabfall zu den Rändern.

Alles in allem ist die React für Anwendungsprofile geeignet, bei denen die abendliche Spielfilmprojektion im komplett abgedunkelten Wohnraum im Vordergrund steht. Die Beamerhelligkeit sollte bei Bildbreiten bis 3m über 1200 Lumen liegen. Für HDR Inhalte muss der Beamer zwingend im hohen Modus betrieben werden. Heller Beamer vorausgesetzt, ist sie auch für TV- oder Spielprojektionen geeignet, wenn das Fremdlicht nicht stark ist.

Die Weiterentwicklung zur React 2.1: Im abgedunkelten Wohnzimmerkino, vermittelt das React 3.0 Tuch die ausgewogenere Mischung aus Schwarzwert, Helligkeit und Kontrast. Dunkle Szenen mit viel Schwarz wirken nicht flau oder ausgewaschen, helle Bildszenen glaubwürdig strahlend. Umgekehrt erzeugt das React 2.1 Tuch zwar stets einen hervorragenden Schwarzwert, doch die Durchzeichnung leidet und Tageslichtszenen verlieren merklich an Strahlkraft. Mit besonders lichtstarken Beamern lässt sich das allerdings ausgleichen. Projiziert man hingegen mit einem kontrastoptimiertem Heimkinobeamer, so ergibt sich auch mit der React 3.0 ein sehr guter Schwarzwert, der kaum Wünsche offen lässt. Subtile Schattendetails werden nicht zu sehr abgedunkelt, so dass auch ohne Nachkorrektur eine gute Durchzeichnung verbleibt. Gleichzeitig ist der Lichtverlust von 30% in hellen Bildern  noch niedrig genug, dass man als Beamer keine „Lichtkanone“ benötigt, sondern die gängigen 800 bis 1200 Lumen moderner Heimkinobeamer ausreichen. Für die „alte“ React 2.1 sollte man hingegen hellere Beamer (>1200 Lumen) einsetzen, denn die Gefahr eines zu dunklen Bildes ist je nach Lampenalterung und Bildbreite hoch. Zwar ist ihr Schwarzwert noch etwas besser als bei der React 3.0, doch machen sich ohne Korrektur Durchzeichnungsprobleme bemerkbar. Sollte der Beamer aber von sich aus einen eher mäßigen Schwarzwert mit sich bringen (LCD / DLP Einstiegsgeräte) so kann die Leinwand dieses Defizit besser ausgleichen, als die React 3.0. In Räumen mit Fremdlicht (Kunstlicht oder Fenster) gelingt der React 3.0 keine so deutliche Kontrastverbesserung wie der React 2.1, welche für diesen Einsatz erste Wahl bleibt. Dabei muss man beachten, dass die Gesamthelligkeit aber über dem Niveau des Fremdlichtes (300 Lux) bleibt, es empfehlen sich Projektoren mit mehr als 1800 Lumen kalibriert.

Die unvermeidlichen Nebeneffekte wie Blickwinkelverringerung, Hotspot und Glitzern liegen allesamt auf einem vorbildlichen Niveau, das nur empfindliche Naturen erheblich stören wird.

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Die Draper React gibt es als Rahmenleinwand (wie getestet) oder elektrisch herausfahrbar mit „Tension“ Tuchspannsystem

Alles in allem bewerten wir diese neue Iterationsstufe der React-Reihe als Verbesserung: In ihrer Kontrastverstärkenden Wirkung ist sie zwar nicht effektiver als der Vorgänger 2.1, doch wurde eine ausgeglichenere Gewichtung zwischen Schwarzwert und Lichtausbeute gewählt, die vor allem besser mit den Kontrast- und Lichtleistungen gehobener Heimkinobeamer harmoniert.  Die React 3.0 ist für Anwendungsprofile geeignet, bei denen die abendliche Spielfilmprojektion im komplett abgedunkelten Wohnraum im Vordergrund steht.

  • Empfohlene Beamer: Kontraststarke und helle Modelle der Mittel und Oberklasse
  • Empfohlener Raum: Jedes Wohnzimmer mit einem möglichen Projektionsabstand von 2-facher Bildbreite
  • Empfohlene Lichtverhältnisse: Komplette Abdunklung oder sehr moderates Fremdlicht
  • Empfohlene Anwendung: Spielfilme, bedingt TV, Sport, Games

 


Deluxx DarkVision  – Extensive Low Gain Leinwand

Mit einem realen Gain von rund 0,5 ist die Deluxx eindeutig ein Repräsentant der „Low-Gain“ Leinwände: Alle oben ermittelten Eigenschaften machen die Deluxx DarlVision zu einer kontraststeigernden Leinwand für alle Großbildfans, die ein möglichst schwarzwertoptimiertes Bild in Wohnräumen unter kontrollierten Lichtbedingungen anstreben. Mit anderen Worten: Diese Leinwand vermindert störendes Streulicht, das durch helle Wände entsteht und verbessert den Schwarzwert durch einen geringeren Gain.

Kontrast_Leinwand_ALR_Screen_166

Im Ergebnis zeigt sich vielmehr ein gleichmäßig ausgeleuchtetes Bild ohne allzu störende Nebenwirkungen wie HotSpot oder Glitzern, das vor allem in dunklen Mischszenen durch Schwarzwert und Kontrast überzeugt. Durch den nicht unerheblichen Lichtverlust muss aber ein angemessen heller Beamer vorausgesetzt werden, deutlich über 1800 Lumen sollte dieser schon zumindest für HDR Inhalte liefern, um eine überzeugende Helligkeit für Highlights zu liefern.

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Doch wie immer gilt, die „eierlegende Wollmichsau“ gibt es nicht: Durch diesen „Low Gain“ Einsatz ist die Deluxx zwar für den abendlichen Spielfilmgenuss prädestiniert, aber unter TV-Gesichtspunkten deutlich eingeschränkt: Sie ist daher all jenen weniger zu empfehlen, die den Beamer tagsüber ohne komplette Abdunklung als TV-Ersatz nutzen wollen. Hierfür sind ALR-Leinwände mit einem High-Gain Tuch besser geeignet.

Wie unsere Testergebnisse zeigen, ist die Deluxx DarkVision gleichsam eine Reinkarnation der React 2.1. Im subjektiven Direktvergleich liegen die beiden Tücher so nah beieinander, dass man kaum Unterschiede ausmachen kann. In Anbetracht der Tatsache, dass die React 2.1 seit geraumer Zeit nicht mehr produziert wird und die DarkVision ein wesentlich günstigeres Preisschild trägt, ist dies eine gute Nachricht für alle Fans von Low-Gain-Kontrastleinwänden.

  • Empfohlene Beamer: Lichtstarke Projektoren, bei denen eine Verbesserung des Schwarzwertes notwendig ist
  • Empfohlener Raum: Jedes Wohnzimmer mit einem möglichen Projektionsabstand von mindestens 1,6-facher Bildbreite
  • Empfohlene Lichtverhältnisse: Komplette Abdunklung, wenig bis kein Fremdlicht
  • Empfohlene Anwendung: Spielfilme, TV / Sport (ohne Fremdlicht), Games (ohne Fremdlicht)

 

Kauber Peak Contrast S

Die Kauber Peak Contrast ist der typische „Arbeiter“ unter den Probanten: Sie macht was sie soll ohne große Probleme und liefert ein solides Ergebnis ab. Mit einem realistischen Gain von 0,75 und einem Blickwinkel von rund 80° ist sie der React3.0 sehr ähnlich, zu der sie eine sehr gute Alternative darstellt.

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Mit wenig Glitzern und natürlichem Bildlook wird ihr Bild vielen Film-Puristen sehr entgegen kommen, die auf ein ausgewogenes Bilderlebnis Wert legen. Der Lichtverlust von 25% ist moderat, aber etwas zu hoch, um sie als Neutral-Gain einzustufen. Alles in allem verändert aber auch sie die Grundeigenschaften des Beamers nicht markant, wenn man den Lichtverlust durch den Lampenmodus (Normal statt Eco) ausgleicht.

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Mit ihrer schwarzen Einfassung bedient sie auch mehr den Geschmack des „konservativen“ Großbildfan, ohne Vielseitigkeit einzubüßen. Gegenüber den Neutral Gain Varianten muss man Fremdlicht und Beameralterung allerdings mehr im Auge behalten, damit es auf Dauer nicht „zu düster“ wird.

  • Empfohlene Beamer: Kontraststarke Projektoren höherer Helligkeit
  • Empfohlener Raum: Jedes Wohnzimmer mit einem Projektionsabstand von 1,8-facher Bildbreite
  • Empfohlene Lichtverhältnisse: Komplette Abdunklung, moderates Fremdlicht
  • Empfohlene Anwendung: Spielfilme, TV, Sport, Games,

 

Elite Screens Cinegrey 5D

Die Cinegrey 5D nimmt in diesem Testfeld eine Sonderstellung ein: Sie ist die einzige „High Gain“ Variante, die die Bildhelligkeit auch unter normalen Sichtwinkeln signifikant steigert.

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Dies eröffnet gegenüber den anderen Tuchvarianten andere Möglichkeiten, da durch die Erhöhung der Bildhelligkeit von rund 20% auch nicht ganz so helle Beamer sich besser gegen Fremdlicht im Raum durchsetzen können, bzw. ihre Lichtreserven für HDR-Highlights steigern könne.

Bei normalen Mischszenen leidet der Schwarzwert dabei nicht, da die Aufhellung um 20% durch die Streulichtfilterung mehr als kompensiert wird. Auf den ersten Blick ist die Kontraststeigerung damit teilweise auffälliger, als bei den anderen Tuchvarianten. Bei Bildszenen mit großen, zusammenhängenden schwarzen Flächen und geringem Kontrast, bei denen kaum Streulicht im Raum entsteht, sieht man aber die Aufhellung des Schwarzwertes schließlich doch. Denn auch dieser wird durch den hohen Gesamt-Gain messtechnisch um 20% erhöht. Das Glitzern ist bei Ihr wegen der höheren Helligkeit ebenfalls etwas auffälliger, aber noch in einem guten Rahmen. Hier sollte man möglichst vorher selbst probe sehen.

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Durch ihre spezielle Gewichtung ist die Elite Cinegrey 5D die vielseitigste Leinwand von allen, vor allem bei TV, Sport und Spiel ist sie im Vorteil, weil sie die Projektion alltagstauglicher macht. Mit ihrem breiten Sichtwinkel können zudem auch mehrere Personen gleichzeitig schauen, ohne dass der Bildeindruck zu dunkel wird. Wer aber auf einen möglichst tiefen Schwarzwert in dunklen Szenen Wert legt, ist mit Neutral Gain oder Low Gain besser bedient.

  • Empfohlene Beamer: Kontraststarke Projektoren niedriger, mittlerer oder höherer Helligkeit
  • Empfohlener Raum: Jedes Wohnzimmer mit einem Projektionsabstand von 1,6-facher Bildbreite
  • Empfohlene Lichtverhältnisse: Komplette Abdunklung, moderates oder mittelstarkes Fremdlicht
  • Empfohlene Anwendung: TV, Sport, Games, Spielfilme

 

VNX Black Horizon

Designtechnisch ist bei der VNX Black Horizon zwischen der Rahmen- und der elektrischen Tensionvariante mehr zu unterscheiden, als bei den anderen Fabrikaten: Die Rahmenleinwand repräsentiert die klassische Variante mit schwarzer Einfassung, die elektrische Leinwand verfolgt stattdessen einen Design-Ansatz mit Edge-Free Tuch.

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Dieses Design polarisiert (wie alles Neue), doch wirft es den interessanten Aspekt des Schwarzwertes von Kontrastleinwänden in Wohnraumumgebung auf, wie wir in diesem Special erläutert haben. Dabei zeigt sich, dass der EdgeFree-Ansatz keinesfalls nur aus ästhetischen Überlegungen heraus, sondern auch in Hinblick auf die Bildqualität einen objektiven Blick Wert ist, fernab von eingefahrenen Pfaden, die vor allem auf mattweißen Leinwänden beruhen.

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Abgesehen von diesem Unterschied sind die Tucheigenschaften beider Varianten identisch. Mit einem praxisnahen Gain von 0,86 unter realen Bedingungen ist sie als Neutral-Gain einzuordnen, da der Helligkeitsverlust unter 15% liegt. Damit verändert sie die Bildeigenschaften des Projektors nicht, sondern legt den Schwerpunkt ausschließlich auf das Erhalten des nativen Beamerkontrastes. Hier gilt der Grundsatz: Je besser der Projektor in Sachen Dynamikumfang ist, sprich in Helligkeit und Kontrast, desto besser sind die möglichen Bildergebnisse. Umgekehrt ist die Black Horizon aber auch nicht in der Lage, Defizite des Beamers auszugleichen, wie z.B, eine Low Gain Variante den mäßigen Schwarzwert. Damit richtet sich die neue VNX Leinwand, wie die Stewart Modelle, eher an Eigner von Projektoren, die von sich aus schon ein sehr gutes abgestimmtes Bild liefern.

Einsetzbar ist die Black Horizon durch ihre neutralen Eigenschaften universell für Spielfilme, TV, Sport, Spiele in beliebigen Räumen. Direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden.

  • Empfohlene Beamer: Kontraststarke Modelle der Mittel- und Oberklasse
  • Empfohlener Raum: Jedes Wohnzimmer mit einem möglichen Projektionsabatanf von 1,6-facher Bildbreite
  • Empfohlene Lichtverhältnisse: Komplette Abdunklung oder moderates Fremdlicht
  • Empfohlene Anwendung: Spielfilme, TV, Sport, Games

Tabellarische Übersicht

Die Informationen dieses Specials waren zahlreich und vielleicht zu viele, um sie alle auf einmal zu verwerten. Der Übersichtlichkeit halber schließen wir daher mit einer Tabelle, die die wichtigsten Bildfaktoren übersichtlich zusammen fasst.

Tabelle

*In Bezug zu einem 1200 Lumen Beamer
** In Bezug zu 300:1
*** Alle Ergebnisse basierend auf den zur Verfügung stehenden Testexemplaren.

Sie haben noch Fragen zu dem Thema „Kontrastleinwände im Wohnzimmer“? Kein Problem, kontaktieren Sie uns im unteren Kommentarbereich, im Cine4Home Forum oder in der Cone4Home VIP Lounge…

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