Macht die neue Autokalibrierung den Service vieler Fachhändler überflüssig?

 

Bei gehobenen Heimkino-Projektoren tritt neben der technischen Leistungsfähigkeit auch immer mehr die Einstellungsgenauigkeit in den Fokus der Heimkinofans, denn: Nur ein Projektor, der optimal auf die Norm eingestellt ist, kann die Bildkomposition genau so auf der heimischen Leinwand abbilden, wie es die Macher des Filmes beabsichtigt haben (gewissenhaftes Mastering der Bluray / DVD vorausgesetzt).

Das Thema Farbgenauigkeit wird von den Herstellern immer ernster genommen: Heimkinoprojektoren bieten immer bessere Werkspresets und immer mehr Justage-Möglichkeiten für eine nachträgliche Kalibrierung. So ist es bei vielen Projektoren, von Einstiegsklasse bis HighEnd, mittlerweile möglich, Farbtemperatur, Farbraum und Gamma genau zu kalibrieren, der möglichen Perfektion sind kaum noch Grenzen gesetzt.

Doch das Thema Kalibrierung stellt den Nutzer gleich vor mehrere Probleme: Man benötigt teure Software, präzise (und ebenfalls teure) Messsensoren und vor allem viel technisches Wissen und praktische Erfahrung mit Projektoren, um nachträglich einen Heimkinobeamer zu optimieren. Schon kleine Fehler in der Vorgehensweise oder unpräzise Sensoren sorgen schnell dafür, dass man schlechtere Ergebnisse als die Werkseinstellung erhält, das Bild also „verschlimmbessert“.

Viele Anwender setzen daher auf die Kalibrierung durch den Fachhändler. Als einer der wenigen Hersteller führt JVC in regelmäßigen Abständen exklusive Händler-Schulungen durch, um einen hohen und gleichen Qualitätsstandard der Fachhändler gegenüber den Kunden zu gewährleisten. Eine komplette Liste aller JVC geschulten Kalibrierexperten finden Sie im Anhang dieses Artikels.



Achten sie auf das Siegel!

Aber selbst mit einer hochwertigen Händler-Kalibrierung beim Kauf bleibt die Ungewissheit, ob die Kalibrierung ein „Beamer-Leben“ hält. Obwohl Projektoren sich farblich bei weitem nicht so stark verändern, wie viele Laien annehmen (eine pauschale 100-500Std Regel ist z.B. kompletter Unfug), so sind Veränderungen im Lampenspektrum nach langer und intensiver Nutzung zwar nicht zwingend, aber möglich. Was ist also zu tun, wenn man „für immer“ eine möglichst gute Kalibrierung des Beamer anstrebt, aber nicht selbst viel Geld und Zeit in diese Thematik investieren, oder regelmäßig Besuch von seinem Fachhändler bekommen will?

Die Lösung ist die Auto-Kalibrierung, die mittlerweile in den Top-Modellen von Sony (VPL-VW500) und JVC (DLA X500/700/900) zu finden ist. Die Hersteller bewerben, dass sich ihre Geräte ohne großes Zutun von „alleine“ auf Knopfdruck kontrollieren und gegebenenfalls nachkalibrieren. Die Idee ist nicht neu, schon vor sieben Jahren hatte Marantz bei dem Modell „VP12S3“ eine Autokalibrierung implementiert.



Marantz VP12S3 – Pionier der Autokalibrierung

Dem Projektor lag ein Sensor bei, den man direkt aufs Objektiv stecken musste. Leider hielt das System in der Praxis nicht, was der Hersteller versprach, denn die Ergebnisse der Autokalibrierung waren alles andere als präzise.



DataColor Spyder Sensor

JVCs neues Autokalibriersystem der Modelle X500 / X700 / X900 basiert ebenfalls auf einem externen Messsensor, der allerdings nicht dem Gerät beiliegt, sondern hinzugekauft werden muss. Es handelt sich dabei um das „Spyder“ Modell aus dem Hause DataColor, das man in Internet-Shops für ca. €130,- erwerben kann, eine vertretbare Summe, falls das JVC System tatsächlich so gut funktioniert, dass es eine fachmännisch durchgeführte Kalibrierung ersetzt. Ob dies der Fall ist, klären wir in diesem Special…

1. Der Testkandidat

Die JVC-Projektoren neuester Generation zeichnen sich durch besonders gute Werkseinstellungen aus (auch ganz ohne nachträgliche Kalibrierung), wenn man nur die richtigen Presets aktiviert. Aus diesem Grunde wäre es wenig zielführend, einen neuen, gut eingestellten X5/7/900 für unseren Test heranzuziehen.

Abhilfe schaffte der Beamer-Fundus von Peter Hess (JVC Händlerbetreuung): Dort befand sich noch ein ausrangiertes Vorserienmodell (X700), das zwar auf dem aktuellen Stand der Hard- und Firmware war, aber in den Werkseinstellungen erhebliche Mängel aufwies, mit anderen Worten: Ein ausgesprochener Härtefall, den man selbst per Hand kaum perfekt korrigieren könnte. Sollte es der JVC- Autokalibrierung bei ihm gelingen, normgerechte Ergebnisse zu erzielen, dann wäre dies nicht nur ein Beweis ihrer Funktionalität, sondern würde auch neue Aspekte der Optimierung von schwierigen Fällen eröffnen.

2. Die Vormessung

Zur genauen Dokumentation des Ausgangszustands haben wir beim dem X700 einen kompletten Factory-Reset durchgeführt, die richtigen Norm-Presets im Bildmenü aktiviert und ohne weitere Optimierung den Werkszustand vermessen:



Werkseinstellung Farbraum

In der Messung oben können wir den werksseitigen Farbraum ablesen, der der Norm bereits nahe kommt. Nahezu perfekt verhält sich die Grundfarbe Grün, Rot erscheint etwas übersättigt und Richtung Gelb verschoben, Blau hingegen ist ein wenig zu blass.

Den Umfang der Abweichungen kann man im DeltaE Diagramm genauer spezifizieren: Alle Grundfarben liegen in einem guten Toleranzbereich, allerdings ist nur Grün als perfekt anzusehen. Auch die Sekundärfarben Zyan und Gelb sind nahezu perfekt, lediglich Magenta tendiert in Richtung Rot, was auf die Abstimmung der Farbtemperatur zurück zuführen ist:



Werkseinstellung Farbtemperatur

Mit gut ist die Werksabstimmung der Farbtemperatur zu bewerten: In unteren und mittleren Helligkeiten wird die Videonorm-Farbtemperatur von 6500K (D65) hervorragend eingehalten, nur in hellen Bereichen schleicht sich ein leichter Rotstich ins Bild.

Das DeltaE-Diagramm zeigt, wie gering die Abweichungen tatsächlich sind. Selbst die leicht zu warme Darstellung in hellen Bildern ist kaum wahrnehmbar, da noch im Toleranzbereich unserer Augen.

Wo liegen denn nun die angekündigten, dramatischen Abweichungen in der Werkseinstellung, bisher sieht doch alles wie gewohnt hervorragend aus? Die Antwort kommt mit der Überprüfung des Werksgammas (Normal / 2.2 – Preset):



Werkseinstellung Gamma

Die Messreihe attestiert dem X700 ein viel zu flaches Gamma (durchschnittlich 2,0) mit folgenden Auswirkungen: In dunkleren Bereichen zeigt sich ein adäquate (aber nicht hervorragende) Durchzeichnung, alle anderen Helligkeitsstufen werden zu hell abgebildet, was zu einem ausgewaschenen Bildlook führt, der den Charakter einer Überbelichtung aufweist.

(Hobby-) Kalibrierer wissen, dass ein so ungleichmäßiges Gamma nur schwer zu korrigieren ist: Wählt man einfach ein höheres Preset (2.3, / 2.4 / 2.5), so leidet die Durchzeichnung zu sehr. Selbst mit Hilfe eines detaillierten (und funktionierenden) Gamma-Equalizers würde es einen gehörigen Aufwand erfordern, diese Werkseinstellung „gerade zu biegen“, nur: Die neue JVC X-Serie bietet gar keinen Gamma-Eqalizer mehr, sondern nur Schieberegler für die Durchzeichnung in dunklen oder hellen Bereichen. Für die Korrektur eines guten Werkspresets reichen diese, für die Neukalibrierung einer so ungleichmäßigen Gammaverteilung, wie die Messung oben zeigt, aber nicht.

Wenn die Autokalibrierung ihren „Dienst nach Vorschrift“ richtig vollbringt, dann korrigiert sie das Gamma auf einen homogenen 2.2-Anstieg und glättet die minimalen Abweichungen in Farbraum und –temperatur, oder belässt sie in ihren sehr guten Werkstoleranzen.

3. Autokalibrierung: Aufbau / Prozedur

Ein Messsensor wir der Spyder 4 benötigt eine ruhige Positionierung, was ein Stativ obligatorisch macht. Wer als Hobby-Fotograf bereits eines sein Eigen nennt, kann dieses problemlos verwenden, denn die Schraubgewinde des Sensors sind kompatibel.



Der Messensor im Lichtweg

Ebenfalls zwingend erforderlich ist auch ein Windows-PC, auf dem die Autokalibrier-Software installiert wird. Der PC wird per HDMI mit dem Projektor als Bildgenerator verbunden, die Kommunikation erfolgt über Netzwerk.

Nach Start der JVC Autokalibriersoftware wird deutlich, dass sie direkt im Lichtweg misst, was in Anbetracht der Sensorgenauigkeit des Spyder auch angebracht ist. Eine reflektive Messung von der Leinwand würde das Fehlerpotenzial gerade bei unerfahrenen Anwendern deutlich erhöhen und stände nicht im Verhältnis zum praktischen Gewinn, denn: Nur sehr minderwertige Leinwände verändern die Farbeinstellungen signifikant und wer im Besitz einer solchen Leinwand ist, wäre besser beraten, das Geld in den Neukauf einer besseren Leinwand zu investieren, als in einen Messsensor & Software.



Die Autokalibrier-Software im Einsatz

Auch bei der Direktmessung werden die möglichen Bedienfehler minimiert, indem die Software einen festen Abstandsspielraum zum Projektor vorgibt. Sehr praktisch ist, dass das Programm automatisch den richtigen Abstand ermittelt. Man muss also nur den Sensor entlang der Projektionsachse verschieben, bis die Software „grünes Licht“ gibt.

Nach erfolgreicher Aufstellung des Sensors wählt man den zu korrigierenden Bereich (Farben, Gamma oder beides) und die gewünschte Genauigkeit aus (je höher die Genauigkeit, desto länger die Messzeiten). Für unseren Test wählen wir natürlich „das volle Programm“, sprich eine Autojustage der Farben und des Gammas bei maximaler Genauigkeit.

Ebenfalls vorab sucht man sich das Preset aus, das man kalibrieren will, sowie den Lampenmodus und den Öffnungsgrad der Iris. Dies ergibt durchaus Sinn, da diese Parameter u.U. auch Einfluss auf die Ergebnisse haben können.

Dann geht es auch schon los: Zunächst ermittelt die Software den aktuellen „Ist Zustand“ per Sensor. Alle erforderlichen Testbilder werden automatisch vom PC zugespielt, so dass der Anwender sich bequem zurücklegen und beobachten kann. Probleme durch den PC als Signalgenerator ergeben sich nicht, denn digitale Zuspieler wie z.B. Bluray Player unterliegen keinerlei Serienstreuung.

Alle aktuellen Messergebnisse werden übersichtlich im Kommunikations-Fenster aufgelistet. Technisch versierte Nutzer können hier die Abweichungen direkt ablesen.

Nach wenigen Minuten hat die Software die aktuelle Darstellungscharakteristik des Projektors ermittelt und „berechnet“ nun interne Einstellwerte, um etwaige Abweichungen zu korrigieren. Anschließend werden die Daten in den Projektor überspielt und in einem abschließenden Report grafisch aufbereitet dargestellt:



Farbraum laut Autokalibrier-Report

Anhand der Kalibriergrafik lassen sich erste Ergebnisse ablesen: Die Software verspricht vor allem in der Koordinatenliste eine sehr gute Abstimmung aller Primär- und Sekundärfarben auf die Norm, diese entspräche einer hervorragenden Kalibrierung des Farbraumes, wenn sie sich in unserem Nachtest so bestätigen würde.



Farbtemperatur laut Autokalibrier-Report

Die Farbtemperatur über alle Helligkeiten wird in Form von Messkreisen entlang der Schwarzkörper-Linie des CIE-Diagramms visualisiert. Zielpunkt ist die „D65“ Markierung. Bei genauem Hinsehen wird hier deutlich, dass die kalibrierte Farbtemperatur leicht in Richtung gelb verschoben ist, also etwas zu warm (Blaumangel). Auch die nominell angegebene Farbtemperatur bei Vollweiß liegt mit 6253K rund 250K zu niedrig. Mit anderen Worten: Die Software scheint diese Abweichungen als tolerabel anzusehen und sieht hier keinen weiteren Handlungsbedarf.



Gamma laut Autokalibrier-Report

Vielversprechend sind die Ergebnisse zu unserem spezifischen Sorgenthema des Vorseriengerätes: Die Software zeigt an, das Gamma ohne große Abweichungen auf die 2.2-Videonorm geeicht zu haben.

Abschließend kann der Anwender letztmalig entscheiden, ob er die erfolgte Kalibrierung verwerfen oder dauerhaft im Beamer abspeichern möchte. Wir entschieden uns für das Abspeichern, was noch einmal wenige Minuten in Anspruch nahm. Übrigens: Die Software erstellt parallel ein Backup der Einstellung auf der Festplatte des Rechners.

4. Die Nachprüfung

Zunächst schauen wir uns in den Bildmenüs des X700 um und stellen fest: Keine der vorgenommenen Einstellungen sind in den Einstellparametern ersichtlich, obwohl rein visuell der Unterschied auf der Leinwand erkennbar ist. Dies bedeutet, dass alle Kalibrierwerte intern im Projektor abgespeichert werden und der ursprüngliche Werkszustand so nicht einfach wieder hergestellt werden kann. Auch durch einen Factory Reset konnten wir den Vorher-Zustand nicht rekonstruieren. Dementsprechend muss man hoffen, dass die Kalibrierung auch geglückt ist und der Projektor nicht „verkurbelt“ wurde.

Nun wird es Zeit, selbst nachzumessen und die Einstellungen der Autokalibrierung zu überprüfen. Für eine direkte Vergleichbarkeit messen wir zunächst mit demselben Sensor nach, der bei der Kalibrierung zum Einsatz kam (Spyder):


(Spyder-Messung)

Im Farbraum fällt auf, dass Rot und Blau sehr nahe bei ihren Sollwerten liegen und so den HD/sRGB Farbraum sehr genau aufspannen. Ebenfalls ersichtlich ist aber auch die leichte Gelbverschiebung der Farbtemperatur, durch die Zyan etwas in Richtung Grün und Magenta etwas in Richtung Rot verschoben wurde.



Autokalibrierte Farbtemperatur
(Spyder-Messung)

Die detaillierte Analyse der Farbtemperatur über alle Helligkeiten bestätigt, was wir direkt nach der Autokalibrierung schon erkennen konnten: Die Kalibrierung bewirkte einen leichten Blaumangel, die Farbdarstellung ist damit etwas zu warm.


DeltaE-Analyse der Farbtemperatur

Die DeltaE Analyse zeigt, dass die Abweichungen in der Farbtemperatur gerade noch im Toleranzbereich liegen, doch die absolute Perfektion ist nicht gegeben. „Per Hand“ ließe sich hier eine höhere Genauigkeit erzielen.

Toleranzen des Sensors

Einen Aspekt haben wir bei dieser Nachanalyse noch nicht berücksichtigt: Bei dem zur Autokalibrierung verwendeten Spyder handelt es sich um einen kostengünstigen Tristimulus-Sensor, dem die letzte Messgenauigkeit fehlt. Für wirklich objektive Ergebnisse messen wir daher mit einem höherwertigen Spektroradiometer nach:


(Referenz-Messung)

Diese Messergebnisse sind direkt mit unserer Vorher-Messung vergleichbar: Es zeigt sich, dass Rot und Blau leicht besser abgestimmt sind, als vor der Kalibrierung, die Farbtemperatur auf der anderen Seite aber weniger präzise.


(Referenz-Messung)

Der Blaumangel ist tatsächlich so groß, dass er auch mit bloßem Auge wahrgenommen werden kann. Hier addieren sich die Einmess-Toleranzen der Autokalibrierung und die Messungenauigkeit des Spyder-Sensors ungünstig.


Sichtbare Abweichungen nach der Autokalibrierung
(Referenz-Messung)

Die originale (bessere) Werksabstimmung kann nicht rekonstruiert werden, da das 6500K-Preset in allen Bildmodi durch die Autokalibrierung überschrieben wurde, mehr noch: Alle(!) Farbtemperatur-Preset wurden durch die Autokalibrierung verändert. Eine verblüffende Genauigkeit erreicht daher das 7000K Preset.


7000K Preset nach Autokalibrierung
(Referenz-Messung)

Über alle Helligkeitsstufen hinweg ist die Farbtemperatur nun nahezu perfekt auf die Videonorm abgestimmt, besser würde man es auch manuell nicht kalibrieren. Ob dieser „7000K-Workaround“ grundsätzlich funktioniert, können wir aber an dieser Stelle nicht beantworten.

Bis zu dieser Stelle sind durch die Autokalibrierung noch keine signifikanten Verbesserungen zur Werkseinstellung zu verzeichnen, es verbleibt aber auch das Problemfeld des Testkandidaten: Die ungleichmäßige und zu flache Gammaverteilung. Wie hat die Autokalibrierung sie verbessern können?


Nahezu perfektes Gamma nach Autoalibrierung
(Referenz-Messung)

Unser Messdiagramm beweist: Das Gamma ist nicht nur deutlich besser als vorher, sondern trifft die Videonorm sogar vorbildlich genau. So ein Ergebnis wäre mit den im Bildmenü vorhandenen Einstellparametern nicht möglich gewesen. Hier hat sich die Autokalibriersoftware direkt bezahlt gemacht und den Projektor sprichwörtlich „repariert“. Im laufenden Filmbild überzeugt die gute Durchzeichnung und erhöhte Bildplastizität.

5. Fazit

Als „Plug & Play“ Lösung kann man die Autokalibrierung der aktuellen X-Serie nicht einstufen. Nicht nur muss der erforderliche Sensor separat erstanden werden, man benötigt auch noch ein Stativ, einen PC mit HDMI-Ausgang sowie eine aufwändige Verkabelung. Alleine durch den komplexen Aufbau erfordert die Autokalibrierung mindestens eine Stunde Zeit und kann nicht „mal eben zwischendurch“ ausgeführt werden. Aber eine Kalibrierung ist auch nicht jeden Tag notwendig, sondern bei normaler Nutzung nur ein- bis zweimal im Jahr, insofern ist der Aufwand mehr als vertretbar.

Wesentlich essentieller ist die Frage, ob die Autokalibrierung zu einer tatsächlichen Bildverbesserung führt. Dies hängt vornehmlich von der Ausgangssituation ab: Ein neuer X500/700, bei dem die richtigen Presets aktiviert wurden, erfährt sicherlich keine nennenswerte Bildverbesserung, die Kalibrierung kann sogar leicht ungenauer ausfallen. Gleiches gilt für eine gewissenhafte manuelle Kalibrierung durch einen qualifizierten Experten. Von daher raten wir von der Autokalibrierung eines Neugerätes zunächst ab. Anders sieht es aber nach mehreren Hundert oder Tausend Betriebsstunden aus: Sollte der Projektor erkennbar vor allem in der Farbdarstellung weggedriftet sein und einen merklichen Farbstich aufweisen, so wird die Autokalibrierung schnell Abhilfe schaffen, ohne dass der Anwender selbst Hand anlegen muss.

Wirklich hervorragend war die Gammajustage in unserem Test. Nicht nur, dass sie mindestens so gut ist, wie ein manuell durchgeführte, in diesem speziellen Fall übertrifft sie sogar das ohne Autokalibrierung Machbare. In dieser Hinsicht ergänzt sie die Einstellparameter und kann in eine professionelle Kalibrierung mit eingebunden werden: Sobald sich das Gamma mit den herkömmlichen Mitteln nicht korrigieren lässt, bemüht man die Autokalibrierung und erzeugt eine neue Werkseinstellung als Basis für weitere Optimierungen (wenn noch notwendig). Dies ist insofern sehr praktisch, als dass das Gamma von der Autokalibrierung gesondert optimiert und die (ungenauere) Farbjustage ausgelassen werden kann.

Alles in allem führt die Autokalibrierung der neuen JVC X-Serie in die richtige Richtung und bietet einen echten Mehrwert, auch wenn sie nach jetzigem Stand der Technik noch nicht als perfekt einzustufen ist. Neben einer einfacheren Integration im System (evtl. ohne extra PC) wäre vor allem die optionale Unterstützung von höherwertigeren Sensoren wünschenswert, um die Messtoleranzen zu verringern und die mögliche Perfektion noch weiter zu erhöhen. Auch ist es in der jetzigen Form zu undurchschaubar, wie der Projektor die Kalibrierung intern abspeichert, welche Presets alle mit beeinflusst werden und wie man evtl. den Ausgangszustand wieder herstellen kann.

Insgesamt ist die Autokalibrier-Funktion des JVC DLA X500/700/900 allen zu empfehlen, die auch nach langer Nutzung eine akkurate Farbdarstellung anstreben, ohne selbst das Thema Kalibrierung zu ihrem Hobby zu machen. JVC beweist, wie viel Potenzial in der Technik steckt und wir sind uns sicher, dass die Autokalibrierung in zukünftigen Generationen zum Standard der gehobenen Projektorenklassen werden wird.

+ Sehr gute Gammajustage
+ Preiswert
+ Innovativ
+ Gewährleistet Langzeitstabilität
+ Gut zu bedienen

– Großzügige Farbtoleranzen
– Aufwändiger Aufbau
– Speicherverfahren der Kalibrierung undurchsichtig
– Nur Spyder-Unterstützung
– Externe Hardware notwendig


14-04-10
EkkiSchmitt