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Jedes Jahr versuchen Hersteller, ihre neuen Produkte bis zur offiziellen Vorstellung auf der Funkausstellung geheim zu halten. Und jedes Jahr gibt es ungeduldige Insider, die ihr Wissen einfach nicht für sich behalten können, Leaks mit technischen Daten sind die Folge. Im Falle der neuen Sony Projektoren waren es diesmal Händler aus Italien und Deutschland, die auf Sonys Verschwiegenheitswünsche einfach nicht warten wollten. Umso besser, denn so können wir schon jetzt die Informationen und zu erwartenden Leistungen in diesem Special einordnen. Hier sind sie also, die neuen Sony 4K Beamer:

Alles richtig gemacht: Sony VPL-VW760, der Beamer des Jahres!!!

Wir beginnen mit dem neuen Ultra-High End Projektor, der auf die Bezeichnung „VW760“ hört. Hier hat Sony offensichtlich alles richtig gemacht, sprich auf die Wünsche der Heimkinofans gehört:

VW760

Vorbei die Zeiten von Lichtverlust, Lampenflackern und vorzeitigen Ausfällen: Mit Laserlichtquelle muss man sich endlich keine Sorgen mehr um abnehmende Helligkeit machen, was vor allem zu Zeiten des lichthungrigen HDR Standards eine gute Nachricht ist. 2000 Lumen stellt der Projektor zur Verfügung, was für Bildbreiten bis 3,5m mehr als genug ist. Gleichzeitig ersetzt eine adaptive Lasersteuerung die dynamische Iris und schaltet sch bei Schwarzblenden sogar komplett aus, weswegen Sony den Kontrast mit „endlos“ beziffert. Mit erweiterten Farbräumen wird auch dem UHD Premium Standard Rechnung getragen. Und: „Motionflow, SonysVariante der Zwischenbildberechnung, ist beim VW760 auch zu 4K Signalen kompatibel!

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Mit dem VW760 scheint Sony in der Tat alles richtig gemacht zu haben: Gute Lichtausbeute, langlebige Lichtquelle, FI für 4K. Der VW760 hat vieles geerbt von seinem großen Bruder und „Über-Beamer“ VW5000. Netto sind bis zu 1600 Lumen kalibriert bei einem Kontrast zwischen 10,000:1 und 20,000:1 zu erwarten (je nach Zoom), dynamisch bewegt sich das Gerät real um die 100,000:1. Erweiterte Farbräume sorgen dabei auch für gute DCI Performance, ohne dass man auf Licht verzichten muss. In Anbetracht dieser Leistungsdaten ist der Preis von €15,000.- als fair einzustufen.

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JVC DLA Z1 Bleibt chancenlos zurück

Der Sony VPL-VW760 ist der direkte Angriff auf den JVC DLA-Z1: Tatsächlich schlägt Sonys neuer den ebenfalls japanischen Konkurrenten in allen Belangen: Er ist leiser, kalibriert heller (in Bezug zum Farbraum), bietet mehr nativen Kontrast, hat eine bessere Zwischenbildberechnung, eine bessere dynamische Steuerung, einen höheren Ansi-Kontrast, eine höhere Bewegungsschärfe und weniger Lichtverlust durch den Zoom. Dies alles zum halben Preis (€15,000.- vs. rund €30,000.-).  Das sind schlechte Nachrichten für JVC, deren Modell Z1 seit Markteinführung eh schon von zahlreichen technischen Problemen gebeutelt war. Unsere Prognose: Der Sony VW760 ist in der Preisklasse bis €40,000.- konkurrenzlos, besser wird es erst ab dem VW5000, der allerdings das Vierfache kostet.

Der neue Sony VPL-VW260 ist der alte Sony VW320 (mehr oder weniger)

Wer die technischen Daten des VW260 studiert, erliegt dem Phänomen des Deja-Vus: 1500 Lumen brutto, keine dynamische Blende und keine Kontrastangabe, kein Lens-Memory, keine Zwischenbildberechnung für 4K Material. Alles ist nahezu identisch zu den technischen Daten des VW320, inklusive Gewicht und Abmessungen. Lediglich die 60Hz / HDR Unterstützung wurde nachgebessert, die maximale Datenrate beträgt allerdings nur 13,5Gbps, vollwertige 18Gbps HDMI-Chips bleiben dem VW760 vorbehalten. Man könnte meinen, man hat lediglich die Bezeichnung geändert.

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Fotos gibt es noch nicht, jedoch:
Die identischen Maße und Gewicht lassen auf ein nahezu identisches Chassis schließen

Auch der Preis war ein nahtloser Übergang: Kostet der Sony VW320 mittlerweile nur noch rund €4700,-, wird der VW260 direkt mit einer Preisempfehlung von €4999.- in den Markt eingeführt. Dies entspricht immerhin einem Preisverfall von €2000.-, natives 4K wird langsam bezahlbar.

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Der VW260 ist der klassische Fall einer minimalen Produktpflege, die mit einer ordentlichen Preisreduktion einhergeht. Dies ist eine sehr gute Nachricht für alle preisbewussten 4K-Fans, denn auch ohne große Weiterentwicklung sind die nativen Sony 4K Projektoren in vielen Bereichen ihrer Zeit voraus und bieten eine gute Performance: Mit bis zu 1250 Lumen kalibriert bei 13,000:1 bis 18,000:1 Kontrast ist HDR bei nicht allzu großen Leinwandbreiten problemlos möglich, die native Schärfe ist über jeden Verdacht erhaben. Leider hat Sony aber auch in diesem Jahr keine 4K-taugliche Zwischenbildberechnung integriert, so dass der Projetor diese Schärfe bei Bewegungen nicht halten kann. In Anbetracht von Zeiten, in denen jeder günstige 4K Fernseher ein solche Zwischenbildbrechnung integriert hat und vor allem die 4K DLP Konkurrenz mit leistungsfähigen 4K-FIs für atemberaubende 4K Bewegungsschärfe sorgt, wird dies trotz des fairen Preises viele schärfeorientierte Kunden vom Kauf abhalten. Denn bei 4K geht es nicht nur im Schärfe in Standbildern, sondern auch in Bewegungen. Auch der direkte Konkurrent zum Sony VW260, der JVC DLA-X5500 (X5900) verfügt über eine solche 4K-Zwischenbildberechnung und bietet für viele Augen daher das bessere Gesamtkonzept.

 

Sony VPL-VW360, der neue VW550? Leider nicht ganz…

Auf den ersten Blick sieht der neue VW 360 wie der natürliche Nachfolger des VW550 aus: Mit Dynamischer Iris und Lens Memory, dies alles zu einem Preis von rund €7000,- also ein Preisnachlass von €3000.- in nur 12 Monaten!?!

Wie immer, wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch so. Denn beim zweiten Blick in die technischen Daten erkennt man, dass der VW360 leider „gedrosselt“ wurde. Seine Lichtleistung wurde mittels schwächerer Lampe (225W) gekappt auf 1500 Lumen (1250 kalibriert), sein dynamsicher Kontrast auf 200,000:1 beschränkt. Es handelt sich beim VW360 als um einen ausgebremsten VW550, leider ebenfalls ohne 4K-Zwischenbldberechnung.

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Der Sony VW 360 sitzt unserer Einschätzung nach zwischen den Stühlen: Gegenüber dem VW260 bietet er vor allem eine dynamische Iris und damit mehr dynamischen Kontrast, nicht aber mehr Licht, was für eine bessere HDR Performance sehr wichtig wäre. Ein Aufpreis von €2000.- wirkt in dieser Hinsicht „happig“. Umgekehrt fährt er gegenüber dem VW550 mit künstlich angezogener Handbremse, denn seine Unterschiede zum VW550 scheinen überwiegend durch Software hervorgerufen zu sein, ein Unterschied im Preis der Lampe ist ebenfalls nicht zu argumentieren. Ob Kunden dies für einen Preis von €7000.- akzeptieren, bleibt offen, schon der VW320 tat sich hierzulande sehr schwer im Markt, was schließlich in einem günstigen Abverkauf mündete.

 

Der alte VW550 ist der neue VW550

Hier zeigt sich schließlich, wieso Sony dem VW 360 nicht die komplette Performance spendieren wollte: Ein Unterschied zum VW550 sollte weiterhin gegeben sein, denn der VW550 bleibt weiterhin im Programm, zum neuen alten UVP von €9999.-.

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Der Sony VW550 ist und bleibt einer der besten Heimkinoprojektoren am Markt. Das Fehlen einer 4K-Zwischenbildberechnung ist in dieser Preisklasse allerdings nicht mehr zeitgemäß und ein Aufpreis von €3000.- bei nahezu identischer Hardware zum VW360 ist im Jahre 2017 schwer zu argumentieren.

 

Und die Sony HW45 und HW65?

Kein anderes Chassis überstand so viele Generationen im Heimkinobereich, wie die Sony HW Serie. Leider wird dies auch so bleiben, in diesem Bereich gibt es keinerlei Weiterentwicklungen.

 

Unser Fazit

Mit dem diesjährigen LineUp geht Sony einen Schritt in die richtige Richtung, denn natives 4K wird im Projektorensegment endlich günstiger, vor allem der VW260 bewegt sich endlich in einem preislichen Rahmen, der für viele Heimkinoenthusiasten erschwinglich erscheint. Technisch setzt Sony hier die gesamte Konkurrenz unter Druck, die natives 4K selbst zu einem Vielfachen dieses Preises nicht anbieten kann. Sony verteidigt damit seine technische Marktführerschaft.

Dennoch hätten wir uns etwas mehr Mut gewünscht, denn leider sind alle Geräte unter €10,000.- weiterhin mit Kompromissen behaftet. Keines der Modelle bietet eine 4K-Zwischenbildberechnung, die inzwischen überall in Preisklassen um €1000.- (TVs) und €3000.- bei Beamern (DLP Optoma UHD65) zu finden ist und in Sachen Bewegungsschärfe die Sony 4K Modelle deutlich schlägt. Auch die teilweise künstlich herbei geführten Perfomance-Unterschiede, um der Modelle in drei Preisklassen zu differenzieren, erscheint eher kontraproduktiv, denn niemand gibt gerne viele Tausend Euros für ein Gerät aus, das vorsätzlich nicht an seinem Leistungslimit läuft, oder bezahlt umgekehrt viele Tausend Euros Aufpreis für „Software“.

Dass Sony aber wie kein anderer Hersteller am Markt weiß, was einen perfekten Beamer ausmacht, beweist beeindruckend der neue VW 760: Wer die €15,000 für ihn übrig hat, erhält einen zukunftssicheren und in jeder Beziehung hervorragenden UHD Premium Projektor, der keinen Konkurrenten hat!

Unterm Strich bleibt eine wirklich tolle, aber auch preisintensive Innovation und eine Preisreduktion im 4K-Einstiegsbereich. Wir beginnen umgehend mit unseren Testreihen und werden die „Hard Facts“ schon in Bälde veröffentlichen, ein spannender Herbst kündigt sich an…