Seit rund 20 Jahren ist der Erfolg der digitalen Großbildproduktion ungebrochen, immer mehr gewinnen Freude an der Faszination des Kinos daheim. Ein Grund dafür ist zweifelsohne die jedes Jahr immer besser werdende Qualität, aber auch die sinkenden Preise. Musste man vor einigen Jahren noch mindestens €1500.- für einen „brauchbaren“ Heimkinobeamer ausgeben, so liegt diese Preisgrenze jetzt bereits unter €1000.-. Der Grund: Die günstigen Einstiegsgeräte erben sukzessive  mit etwas zeitlicher Verzögerung die Features und Qualitäten der großen, teureren Modelle. Mit anderen Worten: Heutige €1000.- Beamer entsprechen bildqualitativ ungefähr dem Standard von teuren Heimkinobeamern vor einigen Jahren. Und da diese schon ein richtig gutes Bild erzeugten, liegen viele Einstiegsbeamer inzwischen ebenfalls in der Liga (auch wenn sie die gehobenen Modelle wieder mit neuen Techniken und Standards deutlich absetzen können).

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Nun gibt es aber auch eine noch günstigere Einstiegsklasse, zu der der BenQ TH575 gehört: Er ist mit einem Preis zwischen €600.- bis €700.- sogar günstiger, als die meisten MarkenTVs. Wieviel Bild kann man für diesen Preis heutzutage von einem Heimkinoprojektor erwarten? Macht Heimkino damit wirklich Spaß, oder wäre man mit einem kleineren, aber qualitativ besseren Bild am Ende besser bedient? Das sind spannende Fragen, die wir in diesem Test-Special beantworten werden.

Chassis und Technik

Im Grundaufbau und den eigentlichen Projektionstechniken hat sich in den letzten Jahren wenig getan, alle Digitalprojektoren nutzen entweder DLP Spiegelchips oder LCDs zur Bilderzeugung.

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Der sehr kompakte BenQ TH575 gehört zur ersten Gattung, er ist ein klassischer Single-Chip- DLP- Projektor, bei dem ein DMD (Digital Mirror Device) mit einer Auflösung von 1920×1080 zum Einsatz kommt, genauso, wie bei den meisten 4K tauglichen DLP Projektoren. Weggelassen wurde das „Pixelshift“, das die Auflösung durch Pixelschieben erhöht. Dementsprechend handelt es sich beim TH575 um einen FullHD Projektor, was ihm im 4K-Zeitalter einen gewissen Marketing-Nachteil einbringt. Allerdings gehört die FullHD Auflösung nach lange nicht zum alten Eisen: Sowohl beim linearen TV als auch beim Streaming ist FullHD nach wie vor der vorherrschende Standard, der derzeit die beste Balance aus Bandbreite, Störunanfälligkeit und Bildruhe bietet.

Abgesehen von der Auflösung klingen die Herstellerangaben zum TH575 wie die vieler anderer Heimbeamer, auch höherer Preisklassen: 3800 Lumen, HDTV (Rec709) Farbraumabdeckung, geringer Inputlag von 16ms, weshalb er auch als Gaming-Beamer vermarktet wird. Viele wissen, Werksangaben sind mit Vorsicht zu genießen, weshalb wir alle diese Angaben selbstredend im Bildteil noch überprüfen, sie lassen aber immerhin selbst bei nur tendenzieller Einhaltung auf eine recht solide Bildperformance schließen.

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Das einfach gehaltene Projektionsobjektiv bietet
nur einen kleinen Zoombereich

Die Aufstellung bewirbt der Hersteller mit einem 1,1-fachen Zoom als „flexibel“, was wir in der Praxis so nicht bestätigen können. Mit einem Zoomverhältnis von 1,49 bis 1,65:1 erzeugt der BenQ TH575 aus kurzen Projektionsabständen große Bilder, gibt aber nur wenig Spielraum der Größenanpassung. Die daheim gängige Bildbreite von 2,2m projiziert er aus durchschnittlich 3,4m Abstand, was ihm so auch eine Nutzung in kleineren Räumen erlaubt.  Allerdings wird er mit diesem Zoomverhältnis idR stets vor dem Betrachter zu positionieren sein, was bei einer Tischausfstellung nützlich ist, bei dauerhafter Deckenmontage aber eher hinderlich ist, weil der Projektor so nicht elegant am Raumende platziert werden kann, sondern in der Deckenmitte meist mit der Raumlampe in Konflikt gerät.

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Zoom & Fokus werden für die Preisklasse typisch
manuell am Objektiv justiert

Hier wurde offensichtlich am Zoomobjektiv gespart und der Projektor eher als „Gelegenheits“-Beamer ohne dauerhafte Installation konzipiert, was für einen Gaming-Beamer vertretbar ist, unter Heimkinogesichtspunkten aber schade. Möchte man den TH575 dauerhaft im Raum installieren, sollte man vorab gut planen. Lobenswerter weise steht hierfür ein vielseitiges Abstands-Berechnungs-Tool alias „Beamer Kalkulator“ auf der Herstellerseite zur Verfügung, das die Raumplanung anschaulich erleichtert.

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Der hilfreiche Abstandsrechner kann auf der
Hersteller-Webseite abgerufen werden

Bei den Anschlüssen gibt es nicht viel auszusetzen: Zwei HDMI Eingänge sind mehr als ausreichend zum Anschlus von Gaming und Video, eine USB 2.0 Buchse kann zudem externe Streamin-Sticks mit Strom versorgen, so dass keine weiteren Adapter notwendig werden.

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Die Anschlussseite ist zweckmäßig und vollständig
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Sogar eine RS232 Schnittstelle ist mit an Bord, mit der der TH575 extern gesteuert werden kann, was aber in der Praxis eher nicht vorkommen wird. Mit eingebauten Lautsprechern erstezt der TH575 auch bei Bedarf eine externe Anlage, doch von der Tonqualität darf nman nicht zuviel erwarten. Über Klinke kanne r aber auch mit externen Anlagen / Lautsprechern verbunden werden.

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Alles in allem wirken Technik, Ausstattung und Verarbeitung solide und in Anbetracht der Preisklasse mehr als angemessen. Entscheidend ist aber, was „vorne rauskommt“, was wir im Folgenden untersuchen…

Bedienung / Einrichtung

Hat man den Projektor angeschaltet und  in Betrieb genommen, ist die Installation noch lange nicht abgeschlossen. Nun gilt es, ihn mittels der Fernbedienung und Menüs in seiner Bilddarstellung richtig zu konfigurieren.

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Die beiliegende Fernbedienung ist kompakt, funktionell und zuverlässig in der Übertragung. Glücklicherweise hat man auf das „Scheckkartenformat“ verzichtet, dass einem sonst in dieser Preisklasse oft begegnet.

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In der Grundkonfiguration meldet sich der TH575 mit einem einfachen „Basis-Menü“, das die einstellbaren Funktionen auf das absolut notwendige Minimum reduziert. Das ist anfängerfreundlich, schränkt aber die Möglichkeiten etwas stark ein. Wir empfehlen das Umschalten auf die komplette Menüstruktur, mit allen Optionen.

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Hier überrascht der Projektore mit einem vollwertigen Konfigurationsmenü, bei dem alle Bildaspekte präzise beeinflusst werden können. Ob Helligkeit, Schärfe, Kontrast oder Farben, selbst Profis können sich hier austoben.

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Eine aufwändige Kalibrierung wird in dieser Preisklasse selten bemüht, weshalb die Werks-Presets in den Vordergrund rücken. Hier gibt es eine Auswahl, die selbsterklärend benannt sind und in der Anleitung auch gut erklärt werden. Zusätzlich gibt es zwei „User“-Modi, in denen sich der Anwender nach Belieben austoben kann.

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Alles in allem bietet der kleine TH575 nahezu dieselben Optimierungsmöglichkeiten, wie Geräte weitaus höherer Preisklassen.

Bildqualität

Nun widmen wir uns endlich der Frage: Wieviel Bildqualität liefert ein Markenbeamer zu einem Kaufpreis von wenigen Hundert Euros wirklich? Hier die schonungslos Warheit, geordnet nach wichtigsten Bildaspekten.

Helligkeit

Die Werksangabe von 3800 Lumen ist derart hoch, dass Projektorenexperten direkt ahnen, dass sie sich unter realen Praxisbedingungen nicht betätigen wird. Wir haben nachgemessen:

Die höchste Lichtausbeute erreicht der TH575 im „HighBright“ Modus, der im Bildmenü aktiviert werden kann. Messtechnisch durchbricht der kleine Projektor hier tatsächlich die 3000 Lumen Marke, allerdings nicht ohne Nebenwirkungen: Die Farbdarstellung is nahezu durchweg grünbläulich, es ist kaum noch Rot im Bild. Aller Farben sind blass und die Farbtemperatur weit von der Norm entfernt. Der Modus ist weder für Gaming, noch für Filme geeignet. Aktiviert man den nächsten Modus, so sieht die Sache schon anders aus: Die Farbwiedergabe ist natürlich, einzelne Farben kräftig aber nicht übertrieben, alles wirkt sehr stimmig. Allerdings ist auch die Lichtausbeute geringer: Rund die Hälfte geht zu Gunsten der Natürlichkeit verloren, es verblieben rund 1400 Lumen. Das klingt im Verhältnis zur Werksangabe gering, ist aber für einen Heimkinobeamer aber immernoch ein gutes Ergebnis. Bei kompletter Abdunklung reicht dies für Bildbreiten bis 3m, unter Restlichtbedingungen bis 2,5m. Nicht möglich ist allerdings eine GamingSession bei vollem Tageslicht, aber davon ist bei Projektionen eh grundsätzlich abzuraten, weil hier kein angemessener Kontrast erreicht werden kann.

Farbdarstellung

Im letzten Abschnitt haben wir schon aufgezeigt, dass Lichtausbeute und Farbtreue bei Beamer im direkten Zusammenhang stehen. Eine hohe Farbtreue wird durch die Einhaltung der Videonormen in Farbtemperatur und Grundfarben (Farbraum) erreicht. Beides erfüllt der TH575 in guten Toleranzen.

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Die SDR-Grundfarben werden
in Grün verfehlt

Kritikwürdig ist die Schwäche in der Grundfarbe Grün, die leicht in Richtung Gelb verschoben ist. Dies ist eine altbekannte Maßnahme, dem Beamer etwas mehr Helligkeit zu entlocken. In der Praxis fallen Natürtöne wie z.B. Wiesen immer leicht zu gelblich aus, was dem ungeübten Auge aber nicht auffällt. Der kleine Kompromiss ist zu verschmerzen, doch die „Full Rec709“ Angabe des Herstellers stimmte nicht ganz.

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Farbtemperatur / Weißabgleich ist ab Werk gut, kann bei Bedarf aber im Bildmenü noch nachoptimiert werden.

In der Summe ist der BenQ TH575 zu einer überzeugenden und in dieser Preisklasse überdurchschnittlichen Farbreproduktion in der Lage, nicht nur für Videospiele, sondern auch Realaufnahmen (Film, Serien etc.).

Kontrast

Nahezu alle Projektoren günstiger Preisklassen haben in Sachen Kontrast starke Defizite: Ihr nativer Kontrast liegt meist unter 1000:1, woraus ein mäßiger Schwarzwert resultiert, der dunkle Szenen mit einem Grauschleier überzieht. Hier haben wir vorab beim TH575 wenig erwartet und wurden bei unseren Messungen eines Besseres belehrt: Der native Kontrastumfang, ohne jegliche Hilfsmittel beträgt tatsächlich knapp 2000:1 und liegt damit höher, als bei vielen anderen DLP-Projektoren auch höherer Preisklassen. Aktiviert man zusätzlich die „Dynamic Eco“ Funktion, so wird die Lampenhelligkeit der Filmszene in gewissen Rahmen angepasst, was den Dynamikumfang noch einmal auf rund 4000:1 steigert, ohne störendes Bildpumpen zu provozieren. Dies sind alles solide Ergebnisse, die man in dieser Preisklasse sonst nicht geboten bekommt.

Im Bild zeigt der TH757 eine gute Balance aus Dynamikumfang und Helligkeit. Der Schwarzwert ist dabei in dunkleren Szenen dunkelgenug, um die Bildtiefe nicht zu sehr zu beeinträchtigen, lediglich in sehr dunklen und kontrastschwachen Szenen verbleibt der typische Grauschleier.

Schärfe

Als letzter Hauptaspekt der Bildqualität bleiben Detailauflösung und Schärfe sowohl statisch, als auch in Bewegungen. Gerade für einen Projektor, der auch für Gaming genutzt werden soll, sind dies wichtige Aspekte.

Da ein Projektor ein stark vergrößertes Bild auf eine Leinwand projiziert, ist die optische Schärfe des Objektives sehr wichtig. Naturgemäß kommen bei günstigen Einstiegsprojektoren keine teuren Linsen zum Einsatz, was Schärfe kosten kann. Beim TH575 können wir aber Entwarnung geben, seine optische Schärfe ist gut bis in die Randbereiche, es keine unscharfen Ecken.

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Die signaltechnische Detailauflösung wird durch die HDTV Auflösung von 1920×1080 Bildpunkten bestimmt. Der TH575 ist zu eine pixelgenauen Abbildung entsprechender Signale in der Lage, was der Detailschärfe zu Gute kommt und gerade bei Gaming-Quellen zur Abbildung von Kleinstdetails und Schriften wichtig ist. Die Auflösung des TH575 ist grundsätzlich mit Gut zu bewerten. Setzt sich das Bild in Bewegung, geht aber naturgemäß Schärfe verloren, Konturen verwischen. Der TH575 zeigt gewisse Nachzieheffekte, die im Vergleich zu modernen TVs oder Monitoren deutlich stärker ausfällt. Anspruchsvolle Gamer werden sich hieran bei schnellen Spielbewegungen wie First Person Shooter stören. Für die meisten Inhalte ist die Bewegungsschärfe aber hoch genug, für Filme und Serien sowieso. Schärfeverbesserender Zwischenbildberechnungen gibt es keine, sind in dieser Preisklasse aber nicht zu erwarten.

Bildqualität in der Praxis

In unseren Einzeltests hat der BenQ TH575 bisher solide Ergebnisse gezeigt, die wir in dieser niedrigen Preisklasse so teilweise nicht erwartet hätten. Dies zeigt sich auch in unserem Praxistest: Das Bild auf der Leinwand zeigt eine sehr gute Balance aus Helligkeit, Dynamikumfang, Farbtreue und Schärfe. Besonders erfreulich ist der natürliche Look ohne Überschärfungen oder Pixelstruktur und die natürliche Farbgebung, die bei einem reinen Gaming-Beamer gar nicht so wichtig wäre, wie bei einem Heimkinobeamer. Diese Eigenschaft erweitert die Einsatzmöglichen ungemein, denn der TH575 gefällt so nicht nur mit Spiele, sondern kann auch problemlos als Filmprojektor eingesetzt werden. In jedem Fall sollte man aber auf kontrollierte Restlichbedingungen achten (Abdunklung), denn trotz solider Leistung kann sich das Bild nicht gegen Tageslicht druchsetzen.

Fazit

Der BenQ TH575 beweist unsere in der Einleitung erläuterte Theorie: Auch wenn sehr günstige Einstiegsprojektoren in ihrem technischen Stand meist gegenüber den hohen Preisklassen hinterhinken, so wird der technische Fortschritt auch zu ihnen mit zeitlicher Verzögerung „durchgereicht“.

Das dabei mögliche Bild ist dabei inzwischen auf einem Niveau angekommen, das objektiv mit „gut“ bewertet werden kann. Die Helligkeit ist hoch genug, um auch bei größeren Bildbreiten eine realistische Strahlkraft zu gewährleisten, die Farbgebung natürlich und der Dynamikumfang lässt auch die Projektion schwierigerer Inhalte zu. Aktuell teurere Modelle bieten noch mehr Auflösung (4K), mehr Dynamikumfang (HDR) und noch mehr Farben (DCI P3 Kinofarbraum), doch dies alles sind derzeit eher noch Zusatzstandards, die sich noch nicht in der breiten Masse durchgesetzt haben.

Doch es gibt auch Bereiche, in denen man dem BenQTH575 seine günstige Preisklasse auch anmerkt: In der Aufstellung ist er gegenüber seinen großen Brüdern deutlich eingschränkt und kann deshalb nicht s flexibel aufgestellt werden. Hier sollte man vorher genau messen, ob die Projektionsabstände zum Raum daheim passen.

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Alles in allem ist der BenQ TH575 ein auf das Notwendigste reduzierte Heimkinobeamer, der allen denen viel Freude bereitet, die eine solide Bildqualität in Groß zu einem unschlagbar günstigen Preis anstreben und dabei auf „das Neuset von Neustem“ verzichten können. Noch nie war Großbild so günstig, wir hoffen, dass so viele neue Freunde für das Thema Großbild begeistert werden können.